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Hardware- und Nachrichten-Links des 5. Februar 2021

In einer positiven Wendung der Dinge schreibt nVidia den Notebook-Herstellern nunmehr die Offenlegung von Taktraten, TGPs und MaxQ-Features bei GeForce RTX 30 Mobile-Grafiklösungen vor, wie The Verge (via VideoCardz) von nVidia bestätigt bekommen haben. Bisher war eine solche Offenlegung eine reine Empfehlung, aber nVidia hat natürlich mehr Macht und kann – entsprechenden Willen vorausgesetzt – solcherart Angaben auch vorschreiben, wie nunmehr passiert. Den Notebook-Herstellern dürfte hiermit auch kein Zacken aus der Krone fallen, denn die Angaben liegen intern natürlich vor – es geht allein darum, jene auch auf den Produkt-Webseiten zu verewigen. Perfekt ist damit trotzdem noch nichts, denn die nVidia-Regel schreibt augenscheinlich allein die Nennung des maximalmöglichen Power-Limits vor, inklusive also des dynamischen Spielraums – so wie auch der nVidia-Treiber diese Angabe wiedergibt.

We’re requiring OEMs to update their product pages to the Max-Q technology features for each GeForce laptop, as well as clocks and power — which communicates the expected GPU performance in that system.
Quelle:  nVidia gegenüber The Verge am 5. Februar 2021

Allerdings dürfte jener dynamische Spielraum (je nach Modell 0-20 Watt) weit wenig wirkmächtig sein als die Basis-TGP, welche der Grafikkarte dauerhaft zusteht. Derzeit gibt es noch keinerlei belastbare Messungen in diese Richtung hin, aber vor dem Vorliegen selbiger darf zumindest in Frage gestellt werden, ob der dynamische Spielraum überhaupt einen beachtbaren Performance-Gewinn (oberhalb von +5%) ergibt. Da dies aber vermutlich nicht der Fall ist und somit die Effizienz dieser Zusatz-TGP deutlich unterhalb der Basis-TGP liegt, werden zu einer sinnvollen Performance-Beurteilung eigentlich beide Angaben benötigt – Basis-TGP und dynamischer Spielraum. Rein die Angabe der maximal möglichen TGP läßt zu viele Möglichkeiten offen (wurde 0W oder 20W dynamischer Spielraum angesetzt?), damit ist keine solide Performance-Beurteilung aufzustellen. Für selbige werden die offiziellen Taktraten im übrigen kaum benötigt, jene haben in einem sich selbst ständig anhand der gesetzten TGP- und Temperatur-Limits regelndem System keine wirkliche Bedeutung mehr.

Allerdings könnte es durchaus passieren, dass Notebooks mit GeForce RTX 30 Mobile demnächst genauso Mangelware werden wie Desktop-Grafikkarten – denn jene werden derzeit von chinesischen Cryto-Minern entdeckt. Mangels entsprechender Desktop-Grafikkarten und auf Basis der hohen Kurse für Cryptowährungen lohnt augenscheinlich selbst der Kauf eines entsprechenden Notebooks – Twitterer I_Leak_VN zeigt Bilder augenscheinlich mehrerer kleiner Mining-Farm auf Basis jeweils Dutzenden entsprechender Notebooks. VideoCardz verweisen hierzu auf den Videobericht einer Bilibili-Nutzerin, welche die Einfachheit des ganzen selbst für den Normalbürger aufzeigt: Sie hat sich einfach in einen Starbucks gesetzt und innerhalb von 2 Stunden den Gegenwert ihres Kaffees geminert (46 MH/sec ETH auf einer GeForce RTX 3060 Laptop). Diese Rechnung geht wegen Nichtberücksichtigung der Stromkosten natürlich nicht wirklich auf, könnte aber durchaus haufenweise Normalbürger zum Cryptomining verführen. Dem daraus resultierenden Ansturm auf entsprechende Notebooks dürfte kein Lagerbestand wie Nachlieferungsmenge gewachsen sein.

Zum Fall des Testsamples von Intels Server-Prozessoren "Sapphire Rapids" liegt nun auch ein Blick unter die Abdeckung und damit ein Die-Shot vor. Jener zeigt laut HXL @ Twitter vier fast quadratische Prozessoren-Dies, ohne aber irgendeinen HBM-Speicher (möglicherweise direkt in die Prozessoren-Dies eingebettet). Laut Rogame @ Twitter liegt die Chipfläche pro Chiplet bei stolzen 419mm² (die ursprüngliche Angabe von 477mm² war wohl ein Fehler), was für angenommen 15-16 CPU-Kerne ziemlich viel ist. Der komplette 64-Kern-Prozessor belegt damit eine Chipfläche von satten 1675mm², während AMD für Server-Prozessoren der Zen-3-Generation mit voraussichtlich 1064mm² Chipfläche für 64 CPU-Kerne auskommen dürfte. Denkbar, dass Intel hierbei alle mögliche Technik hineingestopft hat, um AMD auf Biegen & Brechen Paroli zu bieten – ehe eine weitere Server-Generation ins Land geht, wo Intel technisch hintenansteht. Allerdings könnte die große Chipfläche auch verhindern, dass Intel noch mehr Chiplets zusammenlegt, sprich auf maximal 64 CPU-Kerne limitiert bleibt. Der eigentliche Sapphire-Rapids-Kontrahent in Form von AMDs Zen 4 wird jedoch in jedem Fall wieder mehr CPU-Kerne mitbringen (vermutlich maximal 96).

Der größere Stolperstein der gestern schon gezeigten Info-Grafik zur Waferverteilung nach Chipentwicklern liegt natürlich in den angeblich 21% an 7nm-Wafern für nVidia über das Jahr 2021 hinweg. Dies liegt drastisch außerhalb dessen, was gemäß bekanntem Wissen abzuschätzen wäre, denn das derzeit einzige 7nm-Produkt von nVidia ist natürlich der GA100-Chip – und der verbraucht trotz seiner beachtlichen Größe sicherlich nicht genauso viele Wafer wie bekannte Entwickler von Smartphone-SoCs für ihre Millionen-Stückzahlen belegen. Auch der Vergleich zu AMD (mit 27% an 7nm-Wafern im jahr 2021) funktioniert nicht, denn AMD stellt unter dieser Fertigung immerhin Zen 2, Zen 3, RDNA1, RDNA2, CDNA1 sowie die Konsolen-SoCs für PS5, XBSS & XBSX her, allein die I/O-Dies für Zen 2/3 kommen weiterhin aus der 12/14nm-Fertigung von GlobalFoundries. Sinn macht die nVidia-Angabe nur dann, wenn hierbei Samsungs 8nm-Fertigung eingeschlossen ist – denn dann würden die Chips für Gaming-Ampere hinzukommen.

Selbst mit einem Ampere-Refresh bei TSMC würde man kaum auf jene 21% kommen können, denn selbiger würde schließlich nur grob ein halbes Jahr hergestellt werden (frühestens Sommer 2021). Allerdings gibt es derzeit nach wie vor keinerlei Hinweise auf einen 7nm-Refresh von Ampere, dies war immer nur eine Vermutung und hatte eigentlich nirgendwann einen realen Hintergrund. Die entsprechenden Leaker verneinen bisher auch, Hinweise hierauf erhalten zu haben – insofern schließt sich diese These zur Erklärung dieser Zahlen von alleine aus. Nach wie vor sind diese Zahlen seitens Counterpoint Research damit unter erhebliche Vorbehalte zu stellen, auch wenn natürlich die optische Aufbereitung wirklich gelungen ist. Die grundsätzliche Auftrennung des Chipfertigungsmarkts in die simple Regel "Smartphone-SoCs auf dem allerneuesten Node, PC-Chip einen Node dahinter" dürfte zudem genauso grundsätzlich gelten und wird hiermit auch gut dargestellt.