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Hardware- und Nachrichten-Links des 5./6. Juli 2014

An der Grafikchip-Gerüchtefront ist auch dieses Wochenende wiederum nicht all zu viel los gewesen: Bei AMD diskutiert man primär, wie stark der Tonga-Chip wirklich wird bzw. wo sich dieser im aktuellen AMD-Portfolio einordnen läßt. Dabei schwingt das Pendel derzeit eher in die Richtung eines stärker als erwartet ausfallenden Tonga-Chips, der den Hawaii-Chip wohl komplett beerben kann. Wäre es nicht so und Tonga (wie ursprünglich avisiert) nur etwas stärker als der Pitcairn-Chip, könnte schließlich auch eine stark übertaktete Pitcairn-Versionen diesen Job übernehmen und bräuchte AMD nicht einen Grafikchip komplett neu aufzulegen. Bei nVidia geht es dagegen um die Frage, ob unter Umständen ein schneller Umstieg auf die 16nm-Fertigung kommt: Laut Gerüchten soll dem in 28nm gefertigten und zum Jahresende 2014 erwarteten GM204-Chip schon im Frühjahr 2015 eine 16nm-Variante nachfolgen.

Angesichts eines Zeitabstands von nur 4 bis 5 Monaten halten wir dies allerdings für unglaubwürdig, bei so einem geringen Zeitabstand und ohne großen Druck seitens AMD müsste nVidia nicht einen solchen Weg gehen. Zudem wird die 16nm-Fertigung im Frühjahr 2015 noch lange nicht spruchreif für die Massenfertigung eines großen, taktschnellen Grafikchips sein – die Grafikchip-Entwickler haben Glück, wenn zu diesem Zeitpunkt die 20nm-Fertigung für ein solches Vorhaben bereitstehen würde. Was Chipfertiger TSMC bezüglich der 16nm-Fertigung immer wieder an Erfolgsmeldungen heraushaut, ist nicht mit der Realität von marktfertigen Chips zu verwechseln: TSMC muß halt in seiner Außendarstellung vor allem die Chipdesigner beeindrucken, welche sich ihrerseits monate- bis jahrelang vor dem Release wirklich kaufbarer Produkte für einen Fertigungspartner entscheiden. Die Realität wirklich kaufbarer Produkte sieht jedoch so aus, daß gerade einmal ein Produkt aus TSMCs 20nm-Fertigung derzeit wirklich im Markt steht: Ein nur in Kleinstserie gefertigter Mining-ASIC.

Sehr interessant im Zuge der derzeit mal wieder aufflammenden NSA-Diskussion ist ein Artikel des Spiegels über das Verhältnis von bei der NSA erfasster Unschuldiger und Verdächtiger (wobei ein "Verdächtiger" am Ende kein Schuldiger sein muß, es liegen halt nur Verdachtsmomente vor). So waren in einem Datensatz aus den Jahren 2009 bis 2012 teilweise intime Daten von immerhin 90% Bürgern enthalten, welche sich keinerlei Verdachts schuldig gemacht hatten. Jene wurden allerdings genauso überwacht wie ein einfacher Verdächtiger. Dies hängt schlicht damit zusammen, daß sich die NSA herausnimmt, die Freunde und Bekannte von Verdächtigen sowie aber auch wiederum deren Freunde und Bekannte zu überwachen. Der Großteil dieser Personen muß dabei die ursprünglich verdächtige Person noch nicht einmal kennen – und wird trotzdem überwacht.

Bis vor 2014 ging diese General-Ausschnüffelei sogar bis in die dritte Stufe: In einer Beispielrechnung, wenn Jedermann immer 190 Freunde und Bekannte hat, erzeugt ein Verdächtiger demzufolge glatt 5 Millionen überwachte Personen. Ab 2014 will die NSA dies auf zwei Stufen begrenzen, dann erzeugt ein Verdächtiger aber immer noch 31.000 überwachte Personen. Ein wenig unklar ist, wieso die NSA nicht gleich in die andere Richtung gegangen ist und jeden Verdächtigen bis mindestens in die siebte Stufe von Freunden & Bekannten ausforscht. Da wie bekannt im Durchschnitt jeder Mensch jeden anderen Menschen auf dem Planeten über 6,6 andere Personen kennt, würde aber womöglich zu offensichtlich werden, wie Politiker & Geheimdienste jeden Normalbürger sehen – als grundsätzlich "verdächtig".