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Hardware- und Nachrichten-Links des 6. Mai 2019

AdoredTV haben breit beachtete neue Navi-Spezifikationen vom Stappel gelassen – welche für sich in Anspruch nehmen, auf (ungenannten) "Quellen" zu basieren, allerdings gleichzeitig mit dem klaren Hinweis versehen sind, das sich alles auch noch kurzfristig ändern kann. So richtig als "Leak" sollte man dies dann also nicht ansehen, das ganze fällt eher in die Kategorie "unbelegte Gerüchte". Zumindest wird nichts völlig unrealistisches versprochen, das Navi-10-Spitzenprodukt "Radeon RX 3080 XT" kommt laut diesen Angaben ungefähr auf der Performance-Höhe der GeForce RTX 2070 heraus. Radeon RX 3090 & 3090 XT sind dagegen erst ein Thema des ersten Quartals 2020, weil (angeblich) der Navi-20-Chip auf dieses verschoben wurde – was eine etwas seltsame Darstellung ist, denn jener Navi-20-Chip wurde in anderen Projektionen immer schon erst im Jahr 2020 eingeordnet. Interessanterweise stimmen diese neuen Ausführungen seitens AdoredTV sogar noch weitgehend mit den AdoredTV-Ausführungen von letztem Dezember überein – mit minimalen Spezifikations-Verschiebungen bei den seinerzeit schon erwähnten Modellen sowie primär der Ergänzung neu hinzugekommener Grafikkarten-Modelle.

Chip Technik Performance-Klasse TDP Preis
Radeon RX 3090 XT Navi 20 64 Shader-Cluster (4096 SE) ~Radeon VII +10% 225W 500$
Radeon RX 3090 Navi 20 60 Shader-Cluster (3840 SE) ~Radeon VII 180W 430$
Radeon RX 3080 XT Navi 10 56 Shader-Cluster (3584 SE) ~RTX 2070 190W 330$
Radeon RX 3080 Navi 10 52 Shader-Cluster (3328 SE), 8 GB GDDR6 Vega 64 +10% 175W 280$
Radeon RX 3070 XT Navi 10 48 Shader-Cluster (3072 SE) Vega 64 160W 250$
Radeon RX 3070 Navi 12 40 Shader-Cluster (2560 SE) @ 1.75 GHz, 8 GB GDDR6 Vega 56 130W 200$
Radeon RX 3060 Navi 12 32 Shader-Cluster (2048 SE) @ 1.5 GHz, 4 GB GDDR6 RX 580 75W 140$
Navi-Spezifikationen gemäß der neuerlichen Gerüchte seitens AdoredTV

Wahrscheinlich werden deswegen auch wieder die APUs "Ryzen 3 3300G" und "Ryzen 5 3500G" mit Navi-12-Grafiklösung genannt – wobei es an dieser Stelle dann doch wieder unrealistisch wird. Erstens einmal sind Navi-basierte APUs erst ein Thema der Ryzen 4000G Generation im Jahr 2020 – gerade wo kürzlich erst über Ryzen 3 3200G & Ryzen 5 3400G mit Vega-basierte iGPU berichtet wurde, welche demnächst erscheinen sollen. Und zweitens erscheint es als wenig wahrscheinlich, die große Navi-12-Grafiklösung mit deren 40 Shader-Clustern für APUs zu verwenden, bei welchen nur 15 bzw. 20 Shader-Cluster hiervon freigeschaltet sind. Natürlich läßt sich dieser Punkt auch einfach durch einen extra Chip (sagen wir "Navi 14") mit der passenden Anzahl an Shader-Clustern auflösen – aber für ein Gerücht, welches auf tatsächlich auf vorhandenen Quellen basieren soll, sieht dies doch nicht gänzlich überzeugend aus. Andererseits lohnt das Streiten über diese Angaben nun kaum noch wirklich, da es in den kommenden Wochen sicherlich belastbare Ausführungen zur Navi-Generation geben dürfte.

Der kürzlich an dieser Stelle geäußerten These, AMD könnte mittels "Zen 2+" noch eine CPU-Generation auf dem Weg zu Zen 3 zwischenschieben bzw. seine CPU-Roadmap diesbezüglich abändern, wird durch eine neue AMD CPU-Architektur Roadmap, welche aus AMDs aktueller Investoren-Präsentation (PDF) stammt, ziemlich die Luft rausgelassen. Die neue AMD-Roadmap geht erstmals über Zen 3 hinaus, wenngleich zum nachfolgenden "Zen 4" noch kaum irgendwelche Daten genannt werden, hiermit also nur das offensichtliche (AMD geht nach Zen 3 auf Zen 4) zu Papier gebracht wurde. Da die neue AMD-Roadmap nun aber wiederum Zen 3 mit einer verbesserten 7nm-Fertigung in Verbindung bringt (was entweder auf TSMCs 7FF+ oder deren 6nm-Fertigung hinausläuft), existiert damit jedoch kaum noch der Platz für eine hypothetische "Zen 2+" Zwischen-Generation. Natürlich ist gemäß dieser Roadmap überhaupt nicht klar, wieviel an "neuer" Generation überhaupt in Zen 3 sowie Zen 4 stecken wird – denkbar also, das Zen 3 seitens AMD schon immer als Refresh-Generation in einer etwas besseren Fertigung, dafür aber kaum ohne größere Architektur-Änderungen gedacht war.

Mittels TSMC als Chipfertiger hat AMD nunmehr in jedem Fall Zugriff auf viel mehr verschiedene Fertigungsverfahren, womit sich insbesondere Refresh-Generationen einfacher realisieren lassen – und damit jährlich eine neue Produkt-Generation, was sich industrieweit schlicht als Standard eingebürgert hat. Damit kommt AMD auch nicht so schnell in Zeitnot, wenn irgendeine echte neue Architektur-Stufe mal nicht rechtzeitig fertigwerden sollte – insbesondere dann, wenn man (wie bei der neuen Roadmap) weder irgendwelche Architektur-Verbesserungen noch irgendwelche Termine verspricht. AMD steht mit der Zen-Architektur sicherlich immer noch am Anfang, wird aber dennoch sehen müssen, mit jährlich kleinen Verbesserungen die Kuh so oft wie möglich zu melken – denn die Zeit von großen Fortschritten ist im CPU-Bereich vorbei. Derzeit wachsen CPUs einfach nur noch in die Breite (sprich mehr CPU-Kerne), was aber im Consumer-Segment schon wieder an die Grenzen der Software-Skalierung stößt und daher gewöhnlich nur im Server-Segment eine substantielle Mehrperformance verspricht. Vor völlig neuen, revolutionären Ansätzen braucht man im Consumer-Bereich des CPU-Markts sicherlich nicht von mehr als +10% Performancezuwachs pro Jahr ausgehen.

Die ComputerBase weist auf eine andere Roadmap-Änderung seitens AMD hin: Im "2019 AMD Client Lineup", was so etwas wie einen Consumer-Produktfahrplan darstellt, fehlt neuerdings die Erwähnung der dritten Threadripper-Generation (Ryzen Threadripper 3000 auf Zen-2-Basis). Dies ist um so bemerkenswerter, als das derselbe Produktfahrplan im März jene dritte Threadripper-Generation noch gelistet hatte. Da es sich hierbei wie gesagt wirklich nur um einen Produktfahrplan handelt, ist nicht klar, ob damit dann wirklich eine Roadmap-Änderung verbunden ist – immerhin könnte AMD auch "Threadripper 3000" einfach für zu unbedeutend befunden haben, um jenen auf dieser Roadmap der wichtigsten AMD-Produkte zu notieren. Denkbar wäre allerdings auch, das AMD sich einfach nur über dessen Terminlage unsicher ist, nachdem alles von der Fertigung der Zen-2-Chiplets abhängt und jene bei einem gewissen Gelingen vielleicht nicht so schnell in der benötigten Anzahl hergestellt werden können, um neben Ryzen 3000 und Epyc "Rome" dann auch noch Threadripper 3000 zeitnah in den Markt zu schicken. Eine Absage zukünftiger Threadripper-Produkte oder eine starke Verspätung sind dagegen eher unwahrscheinlich, denn technisch ist das ganze primär aus der sowieso vorhandenen Fertigung der Zen-2-Chiplets ziehbar – und eignet sich immer für gewisse "Halo"-Produkte, stellt somit einen hohen Werbewert für AMD dar.