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Hardware- und Nachrichten-Links des 9./10. Juni 2015

Hardwareluxx haben auf der Computex mit AMDs CEO Lisa Su ein interessantes Gespräch geführt: So konnte man in Erfahrung bringen, daß der Fiji-Chip vor etwa 18 Monaten aus der Taufe gehoben wurde – ein erstaunlich kurzer Zeitraum, welcher aber wohl dadurch begünstigt wird, daß es sich bei der GCN-Architektur um eine bekannte Grafikchip-Architektur (mit einem guten Baukasten-System für die Chipdesigner) sowie bei der benutzten 28nm-Fertigung um eine bekannte und gut laufende Fertigungstechnologie handelt. Die Vorabeiten zu Fiji (Machbarkeitsstudien und Performance-Simulatione sowie Entwicklung der HBM-Integration) müssen trotzdem schon vor diesen 18 Monaten begonnen haben, üblicherweise arbeiten die Chipentwickler im Prozessoren- und Grafikchip regelrecht um Jahre voraus an ihren Produkten. Daran ist auch zu erklären, wieso offensichtliche Fehlentwicklungen wie beispielsweise die Bulldozer-Architektur nicht mehr so einfach zu stoppen sind.

Denn die anschließenden Refreshes sind schon zum Zeitpunkt des initialen Launches längst in der Pipeline – jene noch zu canceln, würde massiv Entwicklungsgelder verschwenden und außerdem den Hersteller für einige Zeit ohne neues Produkt dastehen lassen. Gerade also auch AMDs Umschwenk auf die Zen-Architektur konnte ebenfalls nur Jahre zuvor vorbereitet werden, "schnell" geht da wirklich gar nichts. Die zweite interessante Information jenes Interviews bezieht sich dann direkt auf Zen: Jenes verschlingt derzeit bei AMD den größten Teil der Forschungsausgaben – was zwar indirekt auch bedeutet, daß die Grafikchip-Produkte bei AMD nur "nebensächlich" sind, aber dennoch eine gute Nachricht ist: AMD kann bei Grafikchips selbst bei guten Marktanteilen nie so viel einnehmen, wie für eine große Firma wie AMD wirklich notwendig wäre. Vielmehr muß AMD mit seinem Prozessoren-Geschäft das richtige Geld einnehmen – daß daher alle Konzentration der Zen-Architektur gilt, ist nur folgerichtig.

Neben einem weiteren Radeon Fury Grafikkarten-Bild haben Videocardz ein paar OpenCL-Benchmarks von AMDs Fiji-Chip in der CompuBench-Suite ausgegraben, welche primär erst einmal die 4096 Shader-Einheiten bestätigen – da der Benchmark die 64 Shader-Cluster von Fiji nennt und AMD kaum auf eine andere Anzahl an Shader-Einheiten pro Shader-Cluster (64 Shader-Einheiten pro Shader-Cluster bei GCN) umschwenken dürfte. Die reinen Benchmarks zeigen Fiji auf 1000 MHz Chiptakt (unter OpenCL) grob auf Augenhöhe mit der GeForce GTX Titan X, allerdings auch nur um 30% schneller als eine Radeon R9 290X. Beide Werte widersprechend sich etwas, zumindest bezogen auf die zu erwartende Gaming-Performance – denn da muß Fiji deutlich mehr als +30% zur Radeon R9 290X aufbieten, um an die GeForce GTX Titan X heranzukommen (im genauen +45%). Aber wie gesagt sind OpenCL-Benchmarks denkbar ungeeignet zur echten Performance-Beurteilung eines Grafikchips, gerade wenn es sich um neue Chips mit noch nicht ausoptimierten Treibern handelt.

Die letzte Meldung zu den neuen Radeon R300 Preislagen hatte noch einen gravierenden, durch dummes Copy&Paste enstandenen Fehler: Die Tonga-basierte Radeon R9 380 kommt natürlich nicht mit 4 oder 8 GB Speicher daher, sondern nur mit 2 oder 4 GB Speicher – dies war einfach nur falsch übertragen wurden (die notierten Preise stimmen hingegen). Zudem läuft der Bonaire-Ableger in der Radeon R300 Serie unter "Radeon R7 360" – nicht "Radeon R7 360X", wie ursprünglich ebenfalls fehlerhaft notiert. Wir bitten die beiden Fehler zu entschuldigen, jene wurden in dieser Meldung inzwischen korrigiert. Im verlinkten Original der SweClockers (maschinelle Übersetzung ins Deutsche) war natürlich alles korrekt angegeben.

Ein paar Worte noch zu der kürzlichen Meldung über den Tape-Out des nVidia GP100-Chips der Pascal-Generation: Es ist schon faszinierend, wie sich eine Meldung inhaltlich verändert, wenn sie nur oft genug indirekt weitergegeben wird, anstatt die Quelle (genau) zu lesen. Manche im Web verstiegen sich dabei gar zur Überschrift eines "baldigen Produktionsstarts" des GP100-Chips – nichts läge ferner, als jetzt schon von eventuell bald verfügbaren Pascal-Grafikkarten zu träumen. Auch wurde aus der klar kommunizierten 16nm-Fertigung von TSCM (Chipfertiger TSMC hat nur 16nm, kein 14nm im Angebot) oftmals auch eine 14nm-Fertigung – da hat dann das Unterbewußtsein falsch geklickt angesichts der bei Samsung und Intel verfügbaren 14nm-Technologien. Vor allem aber sei nochmals darauf hingewiesen, daß die Angaben zu den Hardware-Einheiten des GP100-Chips rein spekulativ sind – extra dafür wurden in der Spezifikations-Liste bei jeder einzelnen Teilinformation ein jeweils nur für die einzelne Zeile gültiger "Sicherheits/Wahrheits"-Status der Information gesetzt, welcher auch bei maschinellen Übersetzungen gut rüberkommen dürfte.

Die DigiTimes berichten von dicken Problemen von Hardware-Herstellern und -Händlern, welche den europäischen PC-Absatz im laufenden zweiten Quartal deutlich überschätzt haben und daher nun auf erheblichen Lagerbeständen sitzen – besonders ungünstig, wenn es sich um Komplett-PCs mit vorinstalliertem Windows 8.1 handelt, welches ab dem baldigen Start von Windows 10 (trotz der Upgrade-Möglichkeit) wie "Altware" aussieht. Die Hersteller versuchen nun, diese Lagerbestände mit Rabattaktionen abzubauen – was die Händler allerdings teilweise boykottiern, da jene ebenfalls noch auf größeren Lagerbeständen sitzen und die Händler natürlich erst einmal jene abverkaufen wollen/müssen. Das zugrundeliegende Problem war wohl, daß man aufgrund des kostenlosen Windows-10-Upgrades von einem eher gleichlaufenden PC-Geschäft im zweiten Quartal ausging, die Konsumenten derzeit anscheinend aber trotzdem schon auf Windows 10 warten. Richtig auflösbar ist das Dilemma nicht und je nach Größe der Lagerbestände wird es hier sicherlich noch Ärger (hinter den Kulissen) geben. Dafür dürfen die PC-Käufer das eine oder andere stark rabattierte Schnäppchenangebot in den nächsten Wochen erwarten.