Nach den ersten PassMark-Benchmarks eines Ryzen 7 1700X Prozessors kommen nun von WCCF Tech weitere solche PassMark-Zahlen. Hierbei kam ein dem Ryzen 7 1800X nahes Testsample zum Einsatz, welches nominell auf 3.6/3.9 GHz spezifiziert war (der 1800X hat 3.6/4.0 GHz). Im Test lief der AMD-Prozessor allerdings gänzlich ohne Turbo – und damit sicherlich auch ohne der automatischen Übertaktungsfunktion XFR. WCCF Tech haben hierzu dann ein paar Vergleichswerte von regulär getakteten Intel-CPUs herausgesucht, bei jenen lief der Turbo-Modus dann augenscheinlich jedoch mit. Insofern ist das ganze ein etwas seltsamer Vergleich, welchen das AMD-Testsamples klar gehandicapt antritt. Man könnte fast sagen, das die gezeigte AMD-Performance auf Taktraten von strikt 3.6 GHz eher denn dem Ryzen 7 1700 Prozessor entspricht, welcher seinerseits Taktraten von 3.3/3.7 GHz aufweist.
Ein anderes Problem dieser neuen PassMark-Ergebnisse besteht in den schwachen Intel-Vergleichswerten, welche WCCF Tech herausgesucht haben – jene liegen durchgehend niedriger gegenüber den letzten PassMark-Resulaten – und gehen vermutlich sogar in die Richtung, die Ergebnisse insgesamt zu verfälschen. Leider hat der PassMark doch eine größere Spielbreite an Ergebnissen und kann man daher am Ende aus deren Benchmark-Datenbank alles herausziehen, was man gern darstellen würde. Wir halten es in jedem Fall für unglaubwürdig, das ein Ryzen-Achtkerner auf rein 3.6 GHz Takt und ohne Turbo/XFR (was wie gesagt dem Ryzen 7 1700 nahekommt, nicht dem seitens WCCF Tech angekündigtem Ryzen 7 1800X) sich um gleich +9,4% von einem Core i7-6900K abzusetzen vermag. Dies kann in einzelnen Benchmarks mit speziellen, der Zen-Architektur besonders liegenden Lasten vorkommen – aber weniger im Rahmen einer Testsuite mit verschiedenden, auch noch möglichst CPU-nahen Einzeltests.
FX-8350 | Core i7-5960X | Core i7-6800K | Core i7-6900K | Ryzen 8C | |
---|---|---|---|---|---|
(Technik) | Bulldozer, 8C, 4.0/4.2 GHz | Haswell-E, 8C +HT, 3.2/3.5 GHz | Broadwell-E, 6C +HT, 3.4/3.6 GHz | Broadwell-E, 8C +HT, 3.2/3.7 GHz | Zen, 8C +SMT, 3.6 GHz, no Turbo, no XFR |
CPU Mark – Integer Math | 21577 | 31182 | 24840 (27587) |
34095 (37168) |
41306 |
CPU Mark – Floating Point Math | 7477 | 13760 | 11058 (11522) |
14748 (16651) |
15256 |
CPU Mark – Compression | 13995 | 24486 | 19488 (20116) |
25347 (29105) |
25505 |
CPU Mark – Encryption | 1777 | 3448 | 2760 (2984) |
3536 (4061) |
4005 |
CPU Mark – Sorting | 8445 | 14216 | 11278 (12462) |
14449 (16787) |
15709 |
CPU Mark – Physics | 629 | 1131 | 935 (1034) |
1149 (1272) |
753 |
CPU Mark – Prime Numbers | 33 | 63 | 47 (53) |
61 (66) |
38 |
CPU Mark – Extended Instructions (SSE) | 35 | 88 | 70 | 91 | 742 |
CPU Mark – CPU Single Threaded | 1496 | 1847 | 1975 (2205) |
2095 (2307) |
1980 |
Index (ohne Physics/Prime/SSE/ST) | 55,2% | 95,4% | 76,1% | 100% | 109,4% |
Index gegenüber früheren Benchmarks | - | - | 72,0% | 100% | 96,2% |
Listenpreis | ~$150 | $999 | $412 | $999 | ~$330 (Ryzen 7 1700) |
Insofern ist die wahrscheinlichste Erklärung dieser Ergebnisse, das die von WCCF Tech ursprünglich notierten Intel-Vergleichswerte schlicht zu niedrig liegen. Wir haben demzufolge in Klammern die früheren PassMark-Resultate der Intel-Prozessoren hinzugefügt und darauf basierend dann auch einen zweiten Index erstellt. Jener zeigt den (sinngemäßen) Ryzen 7 1700 auf einem Performance-Niveau von 96,2% gegenüber dem Core i7-6900K, sprich der Ryzen-Prozessor ist nur um 3,8% langsamer als der Intel-Prozessor. Dies ist ein immer noch hervorragendes Ergebnis, rechnet man die Ryzen-Taktrate von nur 3.6 GHz ein. Sollte sich dieses Ergebnis halten lassen, würde ein echter Ryzen 7 1800X auch ohne XFR-Feature und allein mit dem Effekt seines bis auf 4.0 GHz gehenden Turbo-Modus den Core i7-6900K sicherlich ein- und sogar minimal überholen können. Auch dies ist wieder ein hervorragendes Benchmark-Ergebnis zugunsten von AMD und der Zen-Architektur – wobei zu vermuten wäre, das der PassMark den Ryzen-Prozessoren wohl ziemlich gut liegt und andere Benchmarks möglicherweise dann nicht ganz so gut ausfallen könnten.
Es wäre jedenfalls ein mittleres Wunder, falls AMDs Topmodell Ryzen 7 1800X ohne XFR-Feature sich wirklich in einem breiten Benchmarkfeld an einem Core i7-6900K vorbeimogeln könnte – immerhin ist letzterer Intels aktuell führende Achtkern-CPU. Unter Aktivierung von XFR könnte jenes Wunder dann allerdings tatsächlich sogar noch passieren – aber dies ist nur eine Möglichkeit, denn derzeit ist unklar, welches Potential XFR nun wirklich mit sich bringt. In jedem Fall könnte es sogar richtig knapp für Intel werden – und man sollte bei dieser Frage natürlich immer mit im Hinterkopf behalten, das AMD jenen Benchmark-Sieg gegenüber dem Core i7-6900K gar nicht wirklich benötigt. Denn aufgrund des klar niedrigeren Preispunkts dürfte Ryzen so oder so das bessere Angebot gegenüber Intels Prozessoren (zumindest gegenüber Broadwell-E) sein.