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News des 11. März 2024

Interessant wie irritierend ist, dass sich die IT-Presse bezüglich der jüngsten Wasserstandsmeldungen zu "Blackwell" GB202 & GB203 seitens Leaker 'Kopite7kimi' so nahezu ausschließlich auf den Punkt des großen Speicherinterfaces konzentriert. Jenes ist mit 512 Bit sicherlich ungewöhnlich dick für einen Consumer-Chip, allerdings ist mit dieser Chip-Spezifikation auch nicht gesagt, dass nVidia dieses Speicherinterface auch wirklich bei Gamer-Lösungen ausfährt. Denkbar wäre genauso, dass die Gaming-Lösungen bei einem 384-Bit-Interface bleiben und es das volle Speicherinterfaces des GB202-Chips nur im Profi-Bereich gibt. Dort wird diese Speicherbandbreite eventuell auch nicht benötigt, aber das größere Interface ermöglicht mehr Speicher (64 GB im Clamshell-Mode mit 2GByte-Chips) – und dies ist für die heutige Aufgabenstellungen bei lokal laufenden KIs einfach Gold wert. Neben diesem sicherlich wichtigen Punkt wird allerdings vergessen, dass der Twitterer auch einen gewichtigen Hinweis auf die Anzahl der Recheneinheiten von GB202 & GB203 gegeben hat:

I think GB203 is half of GB202, just like GB102 and GB100. But I don't know if GB202 has a multi chip package.
Quelle:  Kopite7kimi @ Twitter am 11. März 2024
 
I am just thinking that GB203 may only have 6 GPCs.
Quelle:  Kopite7kimi @ Twitter am 6. März 2024

Hierzu muß man nur die jüngsten Aussagen des Twitterers in Verbindung setzen mit früheren Aussagen zur Hardware des GB202-Chips: Schon seinerzeit wurde der GB202-Chip als mit 12 Raster-Engines (GPC) und insgesamt 192 Shader-Clustern ausgerüstet beschrieben – eine Aussage, die bislang nicht zurückgezogen wurde, oft repliziert wird und somit nach wie vor gilt. Erstaunlich, dass die IT-Presse hierbei nicht den einfachen Schluß gezogen hat, dass der GB203-Chip somit folgerichtig mit 6 Raster-Engines und 96 Shader-Clustern antreten dürfte – noch dazu, wo selbige 6 Raster-Engines vom Twitterer erst letzte Woche explizit genannt wurden. Dies wäre eine viel wichtigere Information, weil sich somit der zweitbeste Blackwell-Chip (des Gaming-Segments) bereits offenbart. Natürlich kann dies alles noch fehlbar sein, dies trifft jedoch auf die Information zum Speicherinterface des GB202-Chips genauso zu.

    "Gaming-Blackwell"

  • GB202:  12 GPC, 192 SM, 512-bit Interface
  • GB203:  6 GPC, 96 SM, whrschl. 256-bit Interface
  • Quelle: Kopite7kimi @ Twitter (in verschiedenen Tweets), unsicher ist allein das GB203-Speicherinterface

Genauso zu beobachten war ein weit verbreites Mißverstehen der Differenz zwischen Grafikchip (GB20x) und darauf basierender Grafiklösung (GeForce RTX 50xx). Insbesondere im englischsprachigen Bereich wird hierfür gern der Begriff "GPU" angesetzt, welcher dann allerdings sowohl für Grafikchip als auch Grafikkarte verwendet wird – und damit diese wichtige Differenz verwischt. Eine GPU namens "GeForce RTX 4090" ist aber im eigentlichen kein Grafikchip, sondern für die gleichnamige Grafikkarte wird schlicht eine Variante des AD102-Chips verwendet (im genauen AD102-300). Im englischsprachigen Bereich ist leider zu oft eine Formulierung zu lesen, welche (fälschlicherweise) nahezulegt, dass beispielsweise GeForce RTX 4070, 4070S, 4070Ti, 4070TiS, 4080, 4080S und 4090 alles eigenständige Chips sind – was wie bekannt keineswegs zutrifft. Die Unterscheidung ist speziell beim Auftauchen einer neuen Chip-Generation wichtig, wo es nur um die Grafikchips selber geht und die Produkt-Gestaltung noch weit entfernt ist.

klare Salvage-Variante nahezu Vollausbau 100% Vollausbau
AD102 GeForce RTX 4090, RTX 5000 Ada, RTX 5880 Ada RTX 6000 Ada, L40, L40G, L40 CNX
AD103 GeForce RTX 4070 Ti Super GeForce RTX 4080, GeForce RTX 4090 Laptop, RTX 5000 Ada Laptop GeForce RTX 4080 Super
AD104 GeForce RTX 4070, RTX 3500 Ada Laptop, RTX 4000 Ada, RTX 4000 SFF Ada GeForce RTX 4070 Super, GeForce RTX 4080 Laptop, RTX 4000 Ada Laptop GeForce RTX 4070 Ti, RTX 4500 Ada, L4
AD106 GeForce RTX 4060 Ti GeForce RTX 4070 Laptop, RTX 3000 Ada Laptop
AD107 GeForce RTX 4050 Laptop GeForce RTX 4060, RTX 2000 Ada Laptop, RTX 2000 Max-Q Ada Laptop GeForce RTX 4060 Laptop

So zeigen die derzeit offerierten Daten zu "Gaming-Blackwell" allein die zugrundeliegenden Grafikchips an, aus welchen nVidia später entsprechende Grafikkarten formen wird. Jene können im Vollausbau (oder nahe dessen) dieser Grafikchips antreten, müssen dies aber auch nicht – dies ist nVidias freie Entscheidung. Derzeit lassen sich aus diesen Spezifikationen somit nur maximale Hardware-Daten ablesen, die realen Hardware-Daten zur GeForce RTX 50 Serie dürften sich jedoch oftmals leicht darunter einfinden. Speziell im Fall des GB202-Chips könnte die hierzu erwartete "GeForce RTX 5090" auch deutlich unterhalb der maximalen Spezifikation des Grafikchips herauskommen. Dies hängt zum einen daran, dass nVidia in dieser Generation mangels Wettbewerbs an der Leistungsspitze nicht besonders viel oben drauf legen muß. Zum anderen könnte nVidia die besten Dies aus der GB202-Fertigung für den Profi-Bereich reservieren, wo die Preislagen (auch wegen des KI-Hypes) nochmals höher sind.

ComputerBase & VideoCardz thematisieren die GeForce GTX 1080 Ti, welche als leistungsfähigstes GTX-Modell genau vor sieben Jahren herauskam. Neben dem Namenswechsel zur RTX-Serie ist ein Merkmal der nachfolgenden nVidia-Grafikkarten auch die ständigen Preissteigerungen mit jeder Generation. Sicherlich gab es bei nVidia auch vor der GeForce GTX 1080 Ti schon Titan-Modelle im vierstelligen Preisbereich, aber es wurde immer auch ein Ti-Modell geboten, welches klar unterhalb 1000 Dollar/Euro angesiedelt war. Das letzte dieser vergleichsweise günstigen Enthusiasten-Karten war die GeForce GTX 1080 Ti zum Listenpreis von 699 Dollar, danach ging es mit GeForce RTX 2080 Ti ($1199 für die FE, $999 für Herstellermodelle mit niedrigerem Takt), GeForce RTX 3090 ($1499) und GeForce RTX 4090 ($1599) preislich steil nach oben. Im Zuge dieser Preissteigerungen an der Leistungsspitze erhöhten sich natürlich auch die Preise aller anderen Segmente und somit die Grafikkarten-Preise insgesamt.

Die von Twitter TechEpiphany erhobenen Grafikkarten-Verkaufszahlen der Mindfactory zeigen für die 10. Woche erst einmal noch keinen Absatz-Einbruch, so wie jener (in Maßen) bei den gestern notierten Prozessoren-Verkaufszahlen aufgefallen war. Denkbarerweise ist es für das Sommerloch nach den vielen Grafikkarten-Launches der ersten beiden Jahres-Monate noch zu früh. Auch ansonsten gab es vergleichsweise wenig Bewegung, AMD & nVidia teilen sich mal wieder die Führung: AMD vorn bei den Absätzen, nVidia wegen des deutlich höheren ASP vorn beim Umsatz. Die Top-Liste führt mal wieder die Radeon RX 7800 XT an (340 Stück), allerdings mit untypisch schwachem Abstand zu den Verfolgern und einer erstaunlich hohen Anzahl an Absätzen zur Radeon RX 7900 GRE (215 Stück, Position 5). Auch nVidias neue "SUPER"-Modelle sind gut mit dabei (Positionen 2, 4 & 9), während von deren Vorgänger-Modellen nur noch die GeForce RTX 4070 (Position 6) eine größere Rolle spielt.

Grafikkarten-Verkäufe der Mindfactory in den Jahren 2023/24
Absatz Absatz-Anteile Umsatz Umsatz-Anteile ASPs
44. Woche 2023 3965 Stück 53,0%   46,4%   0,6% 2,55M € 47,5%   52,3%   0,2% 577€   724€   177€
45. Woche 2023 3615 Stück 55,1%   43,8%   1,1% 2,22M € 52,6%   46,9%   0,5% 588€   659€   261€
46. Woche 2023 4200 Stück 62,8%   37,0%   0,2% 2,74M € 56,2%   43,7%   0,1% 584€   770€   112€
47. Woche 2023 8155 Stück 61,6%   37,9%   0,5% 4,97M € 58,3%   41,5%   0,2% 577€   668€   229€
48. Woche 2023 8620 Stück 64,9%   34,9%   0,2% 5,17M € 62,3%   37,6%   0,1% 576€   646€   310€
49. Woche 2023 5470 Stück 60,5%   38,5%   1,0% 3,05M € 57,6%   42,0%   0,4% 530€   608€   223€
50. Woche 2023 5005 Stück 54,0%   45,2%   0,8% 2,85M € 51,6%   48,1%   0,3% 544€   608€   232€
51. Woche 2023 4230 Stück 55,1%   44,2%   0,7% 2,47M € 50,5%   49,2%   0,3% 536€   651€   198€
52. Woche 2023 3505 Stück 60,3%   38,8%   0,9% 1,98M € 60,2%   39,4%   0,4% 564€   574€   296€
1. Woche 2024 4050 Stück 64,0%   34,8%   1,2% 2,20M € 61,9%   37,6%   0,5% 525€   585€   238€
2. Woche 2024 3445 Stück 63,8%   35,0%   1,2% 1,92M € 60,0%   39,6%   0,4% 524€   632€   200€
3. Woche 2024 3365 Stück 57,9%   40,6%   1,5% 1,97M € 51,1%   47,4%   0,5% 528€   686€   181€
4. Woche 2024 3480 Stück 47,7%   51,4%   0,9% 2,25M € 42,7%   57,0%   0,3% 580€   717€   238€
5. Woche 2024 4560 Stück 49,7%   49,7%   0,6% 3,02M € 42,0%   57,8%   0,2% 560€   770€   196€
6. Woche 2024 3590 Stück 51,3%   47,2%   1,5% 2,26M € 44,2%   55,3%   0,5% 543€   736€   202€
7. Woche 2024 3460 Stück 54,9%   43,9%   1,2% 2,22M € 48,1%   51,5%   0,4% 563€   753€   203€
8. Woche 2024 3540 Stück 53,8%   45,6%   0,6% 2,27M € 47,0%   52,8%   0,2% 561€   744€   232€
9. Woche 2024 3375 Stück 51,4%   47,9%   0,7% 2,09M € 45,5%   54,3%   0,2% 547€   701€   211€
10. Woche 2024 3210 Stück 52,0%   47,4%   0,6% 2,09M € 43,8%   56,0%   0,2% 548€   771€   175€
alle Daten basierend auf den Erhebungen von TechEpiphany auf Twitter; Wochenkonvention: Sonntag zu Samstag