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News des 12. Januar 2022

Ein Artikel bei HardOCP widmet sich der Frage der Grafikkarten-Listenpreise – in den USA dem "MSRP" aka "Manufacturer Suggested Retail Price", hierzulande gleichbedeutend mit der unverbindlichen Preisempfehlung (UVP). Interessant ist der Artikel bezüglich der Aussage, dass es inzwischen normal sein soll, dass die Grafikchip-Entwickler den Grafikchip zusammen mit dem passenden Speicher gebundelt verkaufen. Dies war vorher schon als Option bekannt – jedoch nicht derart, dass dies inzwischen der absolute Normalzustand wäre. Zudem kann es sogar passieren, dass im Bundle noch weitere Kleinchips liegen, welche für die Grafikplatine benötigt werden. Auch hier gilt der Punkt, dass AMD & nVidia sowohl bessere Preise bei den Herstellern dieser Kleinchips bekommen, zum anderen über ihre eigene Vorausplanung besser planen können, wieviele von diesen benötigt werden – damit begeben sich die Grafikkarten-Hersteller weniger in ein Rattenrennen darum, wer zuerst an diese Kleinchips kommt.

reines Rechenbeispiel mit Fantasie-Zahlen! Listenpreis Straßenpreis AMD/nVidia AIB & Handel
Grafikkarte A zu einem Normal-Zeitpunkt $1000 $1000 $500 $500
Grafikkarte A mit doppeltem Straßenpreis $1000  (±0)     $2000  (+100%) $500  (±0)     $1500  (+200%)
Grafikkarte A nach interner Preiserhöhung durch AMD/nVidia $1000  (±0)     $2000  (+100%) $600  (+20%) $1400  (+180%)
(gleichwertige) neue Grafikkarte B mit erhöhtem Listenpreis $1600  (+60%) $2000  (+100%) $800  (+60%) $1200  (+140%)
Hinweise: prozentualer Vergleich jeweils gegenüber dem Normalzeitpunkt ... AIB = Grafikkarten-Hersteller

Insofern wird zu Zeiten, wo die Straßenpreise grob den Listenpreisen entsprechen, der Wertanteil von AMD & nVidia am Endverbraucher-Preis durchaus erheblich sein (in vorstehendem Beispiel die Hälfte, aber es könnte auch mehr sein). In Zeiten übertriebener Straßenpreise schrumpft dieser Wertanteil allerdings relativ gesehen, da der interne Abgabepreis sind nicht ändert. Selbst gewisse Preiserhöhungen von +10-20% ändern daran nicht viel, wenn die Straßenpreise nur hoch genug sind. Deswegen lohnt es sich für die Grafikchip-Entwickler, neue Grafikkarten-Modelle herauszubringen: Mit jenen kann man eine gänzlich neue Preissituation schaffen – egal ob man dafür einen Listenpreis offiziell macht oder wie bei der GeForce RTX 3080 12GB nur intern benutzt. In jedem Fall ermöglichen neue Grafikkarten dem Grafikchip-Entwickler, den internen Abgabepreis viel stärker an die Straßenpreis-Situation anzupassen – und somit letztlich wieder einen höheren Anteil an selbigen zu einzustreichen.

Sehr gut wird dieses Schema durch die aktuellen Preise illustriert, welche Grafikkarten-Hersteller EVGA in seinem Online-Shop für die GeForce RTX 3080 in den Ausführungen für 10 GB Speicher sowie für 12 GB Speicher macht. Bei der älteren GeForce RTX 3090 10GB hält sich EVGA weiterhin grob an die alte Listenpreis-Vorgabe aus dem Jahr 2020 – eventuell etwas erhöht über die höhere Kostenlage mit der Zeit, aber prinzipiell noch knapp im Rahmen jenes alten Listenpreises. Für die neue GeForce RTX 3080 12GB existiert keine solche offizielle Listenpreis-Vorgabe mehr, ergo (und vermutlich auch wegen eines intern viel höheren Abgabepreise seitens nVidia) hat EVGA gleich deutlich höhere Verkaufspreise angesetzt. Jene entsprechen keineswegs dem erreichbaren Performance-Gewinn der 12-GB-Ausführung und machen die neue Karte auf den ersten Blick vollkommen unattraktiv.

EVGA Online-Shop 3080-10G 3080-12G
EVGA GeForce RTX 3080 XC3 Ultra Gaming 892,49 Euro 1387,34 Euro  (+55%)
EVGA GeForce RTX 3080 FTW3 Ultra Gaming 940,09 Euro 1436,93 Euro  (+53%)
basierend auf den Angaben des EVGA Online-Shops für 10-GB-Modelle und für 12-GB-Modelle, inkl. deutscher Mehrwertsteuer

Allerdings spielt dies keine Rolle aus der Warte heraus, dass das verkauft wird, was lieferbar ist – und letzteres natürlich durch die Grafikchip-Entwickler gesteuert werden kann. Die EVGA-Preise zur 3080-10G deuten an, dass EVGA das Produkt-Paket aus GPU, VRAM und Zusatzchips immer noch zu einem internen Abgabepreis erhält, zu welchem der gezeigte (vergleichsweise niedrige) Shop-Preis haltbar ist. Dies macht es für nVidia um so attraktiver, eher mehr 3080-12G zu liefern anstatt noch weiteren 3080-10G – weil nVidia daran (deutlich) mehr verdient, und in diesem Fall sogar EVGA mehr daran verdient. Da nVidia letztlich steuern kann, wieviele 3080-10G und 3080-12G den Handel erreichen, ergibt sich der verstärkte Verdacht, dass das Ziel der ganzen Aktion die mittelfristige Außerdienststellung der originalen GeForce RTX 3080 10GB darstellt – nicht weil deren neuere 12-GB-Ausführung so viel besser wäre, sondern weil nVidia an letzterer schlicht deutlich mehr vom Kuchen abbekommt.

Tom's Hardware weisen auf erste Geekbench-Werte zum "Celeron G6900" hin – dem kleinsten Alder-Lake-Prozessor für den Desktop mit nur zwei CPU-Kernen ohne HyperThreading und gegenüber den Spitzenmodellen deutlich reduzierten Taktraten. Hierbei ergibt sich (unter Mithilfe einer Mainboard-Übertaktung) ein deutlicher Performance-Sprung gegenüber dem noch Comet-Lake-basierten Vorgänger von satt +54% Singlethread-Performance sowie +51% Multithread-Performance. In der Singlethread-Performance wird somit sogar ein Core i9-10900K knapp bezwungen, was einmal mehr die Stärke der zugrundeliegenden Golden-Cove-Kerne zeigt. Immerhin handelt es sich beim Core i9-10900K um den stärkste Comet-Lake-Prozessor und gleichzeitig auch das letzte und beste Modell auf Basis einer Abwandlung der "Skylake" Prozessoren-Architektur.

Hardware GB5/ST GB5/MT
Celeron G6900 Alder Lake, 2C+0c/2T, 3.4 GHz (Mobo-OC auf 4.4 GHz) ~1401 ~2576
Celeron G5905 Comet Lake-R, 2C/2T, 3.5 GHz ~908 ~1705
Core i9-10900K Comet Lake, 10C/20T, 3.7/5.3 GHz 1393 10794
Quellen: Celeron G6900, Celeron G5905, Core i9-10900K

Allerdings wird diese hohe Performance zum großen Teil auch durch einen Umstand begünstigt, welcher regulär gesehen entgegen Intels Spezifikationen zum Celeron G6900 steht: Jener hat einen Basetakt von 3.4 GHz sowie keinerlei Turbo-Modi – ähnlich die Celeron- und Pentium-Modelle davor. Die Tests wurden allerdings auf einem ASRock-Mainboard mit "Base Frequency Boost" (BFB) Feature durchgeführt, welches den Basetakt auf immerhin 4.4 GHz erhöhen konnte. Ohne diesen durchaus beachtlichen Boost wäre der Core i9-10900K im Singlethread-Bereich nicht zu schlagen gewesen sowie würde sich der Performance-Abstand zu den Comet-Lake-basierten Celerons auf eher +15-20% reduzieren. Interessant ist, dass Intel derart hohe Aufschläge auf den Basetakt bei zweifelsfrei nicht zum Übertakten freigegebenen Prozessoren-Modellen zuläßt – zumindest derzeit. Ob dies nicht doch irgendwann gesperrt wird, kann natürlich nicht beschworen werden.