17

News des 17. August 2022

Laut dem ungarischem ProHardVer (maschinelle Übersetzung ins Deutsche) soll Intels "Raptor Lake" einen extra "Extreme Performance Mode" mit ~350W Leistungsaufnahme mitbringen (PS: ein von VideoCardz gezeigter Benchmark auf 345W legt nahe, dass diese Leistungsaufnahme kaum ganz aus der Luft gegriffen ist). Jener dürfte sicherlich nur bei Intels 700er Mainboards sowie den Spitzen-Modellen von "Raptor Lake" verfügbar sein und bedingt natürlich auch eine extreme Kühlung, damit sich der Prozessor nicht ständig anhand der CPU-Temperatur selber drosselt. Details sind derzeit noch nicht bekannt, aber letztlich dürfte es sich um eine schliche Hochsetzung des Power-Limits auf 350 Watt handeln – womöglich auch mit einer Spannungs-Zugabe. Damit sollen sich bis zu 15% Performance herausholen lassen – wobei die exakte Formulierung schon andeutet, dass dies nur den Extremfall bei gut skalierenden Benchmarks beschreibt.

PL1 (PBP) PL2 (MTP) Extreme Performance
Raptor Lake Core i9 K/KF 125W ~250W (angeblich) ~350W
Raptor Lake Core i7 K/KF 125W ~240W unbekannt
Raptor Lake Core i5 K/KF 125W ~180W unbekannt
Anmerkung: PL2/MTP-Angaben zu Raptor Lake derzeit noch unsicher

In der Praxis dürften ein hoher einstelliger Performance-Gewinn schon ein Erfolg sein, denn üblicherweise skaliert Spitzen-Hardware nur noch mager mit höheren Wattagen – bzw. kostet es übermäßig an Stromverbrauch, aus diesen noch Mehrperformance herauszupressen. Letztlich ist es das gleiche, was Übertakter machen – nur in diesem Fall realisiert in Form eines einheitlichen Modus, der auf jeder passenden CPU wohl mit ein paar Klicks aktivierbar ist. Allenfalls kann man sagen, dass Alder Lake kaum derart viel Wattage aushält, ergo hat Intel bei Raptor Lake noch ein paar größere Reserven. Jene kann man allerdings nicht dem Normalnutzer zumuten (zu viel Stromverbrauch für eine Consumer-CPU), ergo geht diese Reserve eben in den "Extreme Performance Mode". Ob selbigen jemand in der Praxis benutzt, bleibt abzuwarten, hängt vielleicht auch davon ab, ob dieser Modus innerhalb Intels Garantie liegt. Aber zumindest erhöhen sich damit Intels Chancen, die kommende Benchmark-Schlacht gegenüber AMDs Ryzen 7000 gewinnen – wenn nicht regulär, dann halt mit dieser Brechstange.

Im Fall von Raptor Lake ist der "Extreme Performance Mode" wohl nur ein Zusatz-Feature, ohne Zwang zu dessen Aktivierung. Und dennoch liegt das ganze in der Tendenz der letzten Zeit, Mehrperformance oftmals über stark erhöhte Stromverbrauchswerte zur Verfügung zu stellen. Hier ist ein klein wenig der Maßstab abhanden gekommen – vielleicht auch aus der Erkenntnis heraus, dass alle über die höheren Stromverbrauchswerte von nVidias Ampere und Intel Alder Lake gelästert haben, der Markt es aber dennoch angenommen hat. Nun wird also diese Schiene – von allen drei Chip-Entwicklern – geritten und werden die Stromverbrauchs-Werte hochgezogen, meistens leider dann auch bei kleineren Modellen im Angebotsportfolio. Dabei ist dieser Weg letztlich nur für eine gewisse Zeit gangbar bzw. kommt man schnell in Regionen, wo der Markterfolg in der Breite dann zu bezweifeln wäre. In gewissem Sinn ist dies auch ein Ausdruck des harten Konkurrenzkampfs, welchen es nach dem Erstarken von AMD in den Feldern "CPU" wie "GPU" nunmehr (wieder) gibt.

Bei Tom's Hardware hat man sich nVidias Kandidat im Wettstreit um die schlechteste LowCost-Grafikkarte des Jahres 2022 angesehen – die GeForce GTX 1630. Vorteilhafterweise wurde hierbei der Benchmark-Parcour unter der FullHD-Auflösung sowohl im Ultra- als auch Medium-Bildqualitätspreset durchgezogen, womit sich für die schwächeren/älteren Teilnehmer deren mangelhafte VRAM-Ausstattung (teilweise) übertünchen läßt. Nachteiligerweise hat man jedoch augenscheinlich nicht explizit deklarierte werksübertaktete Modelle im Test (wie die benutzte GeForce GTX 1630 von Colorful mit 1,6% höherem Boosttakt), womit die aufgezeigten Benchmark-Differenzen mit einer gewissen Toleranz zu betrachten sind. In jedem Fall kommt hierbei ein beachtbar besseres Ergebnis als in einem früheren Test seitens TechPowerUp heraus.

FullHD Medium FullHD Ultra "TH-Index" 3DC Perf-Index
Radeon RX 6400 4GB 56,4 fps 26,2 fps 150% ~440%
GeForce GTX 1650 4GB GDDR5 54,6 fps 29,3 fps 156% 450%
GeForce GTX 1050 Ti 4GB 39,8 fps 21,5 fps 114% 360%
GeForce GTX 1630 4GB 36,5 fps 18,1 fps 100% unsicher
Radeon RX 560 4GB 34,2 fps 16,0 fps 91% ~300%
GeForce GTX 1050 2GB 31,4 fps 16,7 fps 89% 310%
Anmerkungen: Benchmark-Werte gemäß Tom's Hardware (Durchschnitt unter jeweils 8 Spielen), der "TH-Index" stellt den Mittelwert zwischen Medium- und Ultra-Benchmarks dar

Gegenüber der GeForce GTX 1050 2GB – welche hier erstmals seit langem vollständig mitgetestet wurde – ist die GeForce GTX 1630 allerdings schwer vergleichbar, weil die 2 GB VRAM die GTX1050 selbst unter Medium-Bildqualität stark behindern. Gut ist dies an der Differenz zur 1050Ti zu sehen, welche eigentlich bei +16% liegen sollte, mit diesen Benchmarks jedoch +27-29% erreicht. Natürlich kann bzw. muß man damit sagen, dass die GeForce GTX 1630 heutzutage schneller ist als eine GeForce GTX 1050 – aber für die reine Einordnung im Performance-Index sollte man sich eher anhand der Benchmarks anderer 4-GB-Karten orientieren. Die kleine Werksübertaktung grob herausrechnend würde die GeForce GTX 1630 gemäß dieser neuen Benchmarks auf ~310% im 3DC FullHD Performance-Index kommen – wie gesagt klar besser als mit früheren Tests, wo nur ~280-290% herauskamen.

Die Frage, wo die GeForce GTX 1630 wirklich einzuordnen ist, scheint somit noch nicht ganz entschieden zu sein – zumindest gibt es die üblichen Abweichungen, je nachdem welchen Hardware-Tester man fragt. Die Bewerbung für die schlechteste LowCost-Grafikkarte 2022 ist jedoch einigermaßen erfolgsversprechend, denn AMDs Radeon RX 6400 sowie Intels Arc A380 kommen auf klar höhere Performance-Level. Für die GeForce GTX 1630 kommt als Negativpunkt die Preislage hinzu, welche mit ab 171 Euro nicht ausreichend besser gegenüber der (deutlich schnelleren) GeForce GTX 1650 GDDR6 mit ab 197 Euro ist, von einer mit ab 167 Euro sogar leicht günstigeren Radeon RX 6400 ganz abgesehen. Im Wortsinn echte "LowCost"-Lösungen sind diese Karten zu diesen Preislagen sowieso allesamt nicht, dazu wäre ein Preis-Level von unterhalb 120 Euro angebracht.

Die GeForce GTX 1630 soll langfristig offenbar die GeForce GTX 1050 Ti ersetzen (ab 177 Euro), deren Fertigung bereits angehalten wurde und sich demnächst ausverkaufen soll. Dann würde im Einsteiger-Bereich bei nVidia tatsächlich nur noch die GeForce GTX 1630 übrig bleiben – mit sicherlich etwas besserem Featureset, allerdings auch etwas weniger Performance ohne echten Preisvorteil. Dass der zugrundeliegende TU117-Grafikchip mit ~200mm² beachtbar größer ist als der GP107-Chip der GeForce GTX 1050 Serie (132mm²), macht diese Grafikkarten-Veröffentlichung nVidias um so merkwürdiger. Augenscheinlich ging es hier wirklich nur darum, den letzten Pascal-Chip aus dem Markt zu bekommen – auch wenn der Grund hierfür von außen her schwer zu deuten ist. Im dümmsten Fall geht es nur darum, dass man irgendwann den Treiber-Support für Pascal streichen will – und dafür alle Pascal-basierten Grafikkarten möglichst schon einige Jahre zuvor den Markt verlassen haben müssen.