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News des 19./20. November 2022

Das Wochenende sah einen erheblichen Preisrutsch bei AMDs Ryzen 7000 Prozessoren im Einzelhandel beiderseits des Atlantiks: Sowohl in den USA bei Newegg als auch in Deutschland & Österreich bei Geizhals sanken die Prozessoren-Preise deutlich von Freitag auf Sonnabend ab, gut dokumentiert bei der ComputerBase. Damit liegen die Ryzen-7000-Preise nun grob 15-25% unterhalb der Listenpreise, in Europa fiel die Preisreduktion aufgrund des zuletzt wieder etwas freundlicheren Dollar/Euro-Kurses etwas größer aus. Die Schärfe des Preisrutschs sowie die Gleichzeitigkeit der Aktion deutet klar auf AMD als Urheber des ganzen hin. Die Frage ist nur, ob dies nun eine einmalige Aktion zugunsten des "Black Fridays" ist, oder ob diese Preise Bestand haben. Aber vermutlich wurde der "Black Friday" nur als Anlaß gewählt, weil hierzu diverse Sonderaktionen nicht unüblich sind.

Listenpreis Retail DE Retail US
Ryzen 9 7950X $699 / 849€ ab 639€  (-25%) $574  (-18%)
Ryzen 9 7900X $549 / 669€ ab 509€  (-24%) $474  (-14%)
Ryzen 7 7700X $399 / 479€ ab 379€  (-21%) $349  (-13%)
Ryzen 5 7600X $299 / 359€ ab 269€  (-25%) $249  (-17%)
aktuelle Einzelhandels-Preise gemäß Geizhals & Newegg

Dass die Ryzen-7000-Preise nachfolgend wieder nach oben gehen, ist jedoch eher unwahrscheinlich, denn AMD war faktisch zu diesem Preisschritt gezwungen – schließlich sitzt Zen 4 nunmehr Intels "Raptor Lake" mit günstigeren Prozessoren-Preisen und obendrein günstigeren Plattform-Preisen im Nacken. Interessanterweise gab es jedoch keine offizielle Preissenkung, sondern man versucht augenscheinlich unter dem Deckmantel einer Black-Friday-Aktion ein dauerhaft niedrigeres Preisniveau durchzuschummeln. Anders formuliert schätzt AMD den Gesichtsverlust einer offiziellen Preissenkung immer noch als schädlicher ein als die dadurch ausgelöste breitere Kenntnis über die abgesenkten Ryzen-7000-Preise. Ob jene überhaupt ausreichend sind, darf trotz der vorgenannten Höhe leicht bezweifelt werden: Denn nach wie vor sind die Plattform-Kosten der eigentliche Pferdefuß der AM5-Plattform, wenn es hochwertige Mainboards kaum unter 300 Euro gibt und selbst Einsteiger-Platinen nicht unter 180 Euro anfangen.

Stichwort notwendige Preissenkungen: Die GeForce RTX 4080 ist hierfür ein starker Kandidat, denn laut laut verschiedenen Berichten (u.a. bei VideoCardz) gab es nach dem Erstverkaufs-Tag noch reichlich Ware bei den Einzelhändlern, im klaren Gegensatz zum vorherigen Marktstart der GeForce RTX 4090. Zudem deutet es sich laut Nutzer-Stimmen aus dem 3DC-Forum an, dass viele Verkäufe der GeForce RTX 4080 letztlich nur in Scalper-Hände gegangen sind, zu ermessen in den kurz nach Launch in massiver Zahl auftauchenden eBay-Angeboten. Der reine Gamer-Bedarf liegt somit nochmals niedriger bzw. dürften sich die Scalper in diesem Fall verrechnet haben, denn die GeForce RTX 4080 tendiert bei den Einzelhändler schon nahe in Richtung UVP: Jene liegt bei 1469 Euro, der günstigste Händlerpreis ist derzeit 1499 Euro. Wenn sich die GeForce RTX 4080 dafür aber nicht verkaufen sollte, dann muß am Ende nVidia einschreiten. Reserven hierfür sollen laut Twitterer Harukaze5719 durchaus vorhanden sein:

Some distributors say there is some room for price cut of RTX 4080.
Seems NVIDIA or AIB forced to them selling that high price...but i'm not the member, so cannot sure.

Quelle:  Harukaze5719 @ Twitter am 19. November 2022

Die hohe Preislage der GeForce RTX 4080 basiert demnach wohl auf einer reinen Festsetzung nVidias, ist nicht zwingend mittels einer ähnlich hohen Kostenlage begründet. Es gibt zwar derzeit fernöstliche Gerüchte zur Kostenlage von nVidias RTX4080-Kit für die Grafikkarten-Hersteller, die dort genannten 300 Dollar erscheinen jedoch als etwas zu niedrig angesichts der Margen-Ansprüche von nVidia, selbst wenn es sich rein nur um ein Kit aus Grafikchip und Speicher handeln sollte. Da die Zahl aber sowieso nicht nachprüfbar ist, muß man sich nicht auf jene versteifen: Schon der gesunde Menschenverstand sagt schließlich, dass der AD103-Grafikchip bei 379mm² Größe keine Unsummen kosten kann, eine GeForce RTX 4080 selbst nach den Margen von nVidia und den Grafikkarten-Herstellern für um einiges unterhalb 1000 Dollar machbar sein sollte. Die Frage ist eigentlich nur noch, wann diese Erkenntnis dann auch zu nVidia durchdringt: Im Fall von AMDs Ryzen 7000 hat es fast 2 Monate benötigt.

Vorverlinkte VideoCardz-Meldung enthält daneben auch aktualisierte Angaben zum RTX40-Absatz seitens WCCF-Tech-Mitarbeiter Hassan Mujtaba @ Twitter. Danach wurden derzeit nVidia-seitig 30'000 AD103-Chips für die GeForce RTX 4080 sowie 130'000 AD102-Chips für die GeForce RTX 4090 abgesetzt. Wichtig ist hierbei der Bezug, wo gezählt wird: Dies dürfte nVidia sein, weil ansonsten niemand einen derart fixen wie exakten Überblick über den Markt hat. Damit drücken diese Zahlen aber auch nur teilweise das Geschehen am Retail-Markt aus, denn ein von nVidia verkaufter RTX40-Grafikchip kann sich schließlich noch im Lager der Grafikkarten-Hersteller, bei der Verarbeitung zur Grafikkarte, irgendwo innerhalb der Handelskette oder letztlich in den Lägern der Einzelhändler befinden – aber nicht zwingend bereits in Endverbraucher-Händen (das Problem der Scalper noch gar nicht betrachtend).

NVIDIA 4080 shipment units:
⚫ 30,000
 
NVIDIA 4090 shipment units:
⚫ 130,000
 
Total RTX 40 shipment units:
⚫ 160,000
 
NVIDIA's 4090 was pretty much sold out at launch.
Retailers still have 4080 in stock.

Quelle:  Hassan Mujtaba @ Twitter am 19. November 2022

Ergo dürfte nur ein Bruchteil der hiermit genannten Zahlen tatsächlich bereits verkaufte Ware sein, der Rest befindet sich erst auf dem Weg zum Endverbraucher. Die Relation zwischen GeForce RTX 4080 & 4090 dürfte zudem recht typisch dafür sein, dass die größere Karte bereits einen Monat länger verfügbar ist. Allenfalls könnte man sagen, dass kleinere Karten dies normalerweise schnell aufholen sollten, bei jenen liegt typischerweise deutlich mehr Käuferinteresse vor. Dies trifft auf die GeForce RTX 4080 mit einem gegenüber der GeForce RTX 4090 nicht besseren Preis/Leistungs-Verhältnis natürlich nicht zu. Dieser Karte könnte es sogar passieren, dass erst einmal nur die Lager-Erstbestückung gefertigt wird – und dass danach mangels Absatz die weiteren Bestellungen bei nVidia ausbleiben. So gesehen wäre insbesondere die weitere Entwicklung dieser Absatz-Zahlen interessant, sprich ob die GeForce RTX 4080 aufholen kann oder die GeForce RTX 4090 in Führung bleibt.