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News des 23. April 2024

Gemäß Twitterer Kepler_L2 soll keiner der kommenden RDNA4-Grafikkarten mit einer Speicher-Datenrate von höher als 18 Gbps antreten – was ein klein wenig im Widerspruch steht zum letzten RDNA4-Leak, welcher in der Spitze eine Speicher-Datenrate von 21,7 Gbps versprochen hatte. Dass AMD somit nur GDDR6-Speicher nutzt (und noch keinen GDDR7-Speicher, wie anzunehmenderweise nVidias "Gaming-Blackwell"), ergibt sich damit automatisch, wird derzeit teilweise thematisiert, war allerdings zumindest in der Gerüchteküche schon des längerem klar. AMD geht für seine RDNA4-Chips und -Grafikkarten mit einem deutlich kleinen Ansatz heran – und braucht denkbarerweise auch nicht die ganz großen Speicherbandbreiten, wenn man mit RDNA4 sowieso nicht aus dem Midrange-Segment herauskommt.

Only 18Gbps
Quelle:  Kepler_L2 @ Twitter am 23. April 2024
 
All of RDNA4?
Quelle:  Nguyen Phi Hung @ Twitter am 23. April 2024
 
Yep
Quelle:  Kepler_L2 @ Twitter am 23. April 2024

Auf die Performance der RDNA4-Spitzenlösung dürfte dieser kleine Bandbreiten-Rückschritt beim GDDR6-Speicher kaum einen Einfluß haben. Wie üblich dürfte der Grafikchip-Entwickler dies alles schon derart austarieren, dass der gewünschte Mix aus Performance, Kostenpunkt und erzielbarem Preispunkt entsteht. Eher hieraus mitzunehmen ist der Punkt, dass AMD nunmehr offenbar schon in der Phase der Gestaltung konkreter Grafikkarten der "Radeon RX 8000" Serie ist, zumindest Navi 48 somit seine Validierungs-Phase weitgehend überwunden hat und es nunmehr in Richtung der wirklichen Performance und echter Grafikkarten hierauf basierend geht. Dies ist üblicherweise auch eine Phase von steigender Leak-Aktivitäten, da AMD dann irgendwann beginnt, seine Partner unter den Grafikkarten-Herstellern einzuweihen. Mit dem Voranschreiten des Frühjahrs kann man dann auch schon auf Benchmarks-Leaks hoffen, welche nicht mehr den Grafikchip, sondern schon konkrete Grafikkarten betreffen.

Laut Reuters sind in China nach wie vor Server mit eigentlich sanktionierten HPC/AI-Chips von nVidia im Angebot diverser Handels-Plattformen. nVidia redet sich zwar damit heraus, dass es sich um den Wiederverkauf von vor den Sanktionen gelieferten Gütern handelt, was allerdings in dieser Angebotsbreite eher unwahrscheinlich ist. Vielmehr ergibt sich eher die Situation, dass die US-Sanktionen gegenüber China den Nachschub nur eher kurzfristig begrenzt haben, danach aber über Zwischenhändler Mittel & Wege gefunden wurden, die sanktionierte Hardware dennoch ins Reich der Mitte zu bringen. Denkbarerweise deckt dieser Grauimport nicht gänzlich den Bedarf, aber zumindest gewisse Mengen werden damit bereitgestellt – womit auch der ursächliche Beweggrund der Sanktionen (dass das chinesische Militär keine modernsten AI-Chips erhält) schwerlich zu realisieren ist.

Interessanterweise wird ähnliches seitens der Telepolis zu den Sanktionen gegenüber Russland berichtet, wobei hier IT-Güter nur einen gewissen, aber nicht unbeachtbaren Teil der Sanktions-Palette darstellen. Auch in diesem Fall scheint das Sanktions-Regime nur einen temporären Lieferabbruch bewirkt zu haben, inzwischen kommt Russland wohl wieder an alle benötigten Mikrochips, auch die in Kriegsgerät verbauten. Der Telepolis-Artikel versucht sogar eine Lösung hierfür aufzuzeigen, indem die internationalen Banken stärker in die Verfolgung dieserart Sanktions-Brüche eingebunden werden. Der Artikel beachtet dabei nicht, dass diese Lieferungen wohl über haufenweise Zwischenstationen erfolgen und sich die Ware somit anzunehmenderweise schrittweise immer weiter aus der westlichen Welt heraus bewegt. Die eigentliche Sanktions-Überschreitung dürfte dann aus Ländern heraus stattfinden, die jene gar nicht mittragen – womit auch deren Banken da nicht einschreiten werden.

Dies ist wohl das grundsätzliche Problem an nicht wirklich weltweit mitgetragenen Sanktionen (gilt für China als auch für Russland), dass jene generell nicht gänzlich wasserdicht zu bekommen sind. Gleichfalls gilt auch, dass die hohe Zahlungskräftigkeit von China & Russland das Geschäft mit Sanktionsüberschreitungen sehr lukrativ macht – im Gegensatz zu Fällen wie Kuba, Venezuela, Iran & Nordkorea. Alle diese Sanktionen können somit üblicherweise nur teilweise erfolgreich sein – womit auch Strategien, welche von einem völligen Gelingen der verhängten Sanktionen ausgehen, ein hohes Risiko des Scheiterns haben. Wirklich erfolgreich sind Sanktionen gewöhnlich nur bei Consumer-Gütern, da dort die Mehrpreise zur Sanktions-Umgehung vom Konsumenten selten mitgetragen werden – sowie extrem seltene und damit gut kontrollierbare Einzelgüter, wie komplette Halbleiterfertigungs-Anlagen, von welchen im Jahr nur einige Dutzend Stück hergestellt werden.

Von Twitterer TechEpiphany kommen wieder die wöchentlichen Prozessoren-Verkaufszahlen der Mindfactory, welche in der 16. Woche das vorherige (relative) Intel-Hoch nicht bestätigt sehen, trotz dass die allgemeinen Absätze sogar wieder leicht besser lagen. Somit erscheint eher das Ergebnis der 15. Woche als statistischer Ausreißer und die aktuellen Marktverhältnisse mit 87,8% zu 12,2% Absatz-Verteilung zugunsten von AMD beim Blick auf die vorhergehenden Wochen die "Normalität" zu sein. Normal ist es natürlich nicht, wenn Intel derart schwach im DIY-Geschäft ist – und der Twitterer fügt ja immer auch die CPU-Verkaufszahlen des gleichen Zeitraums von 2017 an, womit gut zu sehen ist, dass eine derart eindeutige Marktsituation keineswegs schon immer der Fall war.

Prozessoren-Verkäufe der Mindfactory im Jahr 2024
Absatz Anteile Umsatz Anteile ASPs AM4, AM5, 1200, 1700
1. Woche 2024 6120 Stück 90,5%   9,5% 1,64M € 87,3%   12,7% 258€   358€ 2820, 2720, 50, 530
2. Woche 2024 6105 Stück 87,1%   12,9% 1,66M € 84,3%   15,7% 263€   332€ 2450, 2870, 80, 705
3. Woche 2024 5915 Stück 87,1%   12,9% 1,59M € 84,1%   15,9% 260€   332€ 2520, 2630, 65, 690
4. Woche 2024 5970 Stück 89,6%   10,4% 1,54M € 86,4%   13,6% 243€   330€ 2780, 2520, 40, 580
6. Woche 2024 5035 Stück 83,8%   16,2% 1,40M € 80,6%   19,4% 267€   334€ 1580, 2640, 70, 725
7. Woche 2024 4810 Stück 88,8%   11,2% 1,36M € 86,5%   13,5% 276€   340€ 1720, 2550, 30, 510
8. Woche 2024 5345 Stück 87,7%   12,3% 1,45M € 84,8%   15,2% 262€   336€ 2050, 2640, 55, 600
9. Woche 2024 5360 Stück 87,6%   12,4% 1,42M € 85,0%   15,0% 258€   320€ 2205, 2490, 80, 575
10. Woche 2024 4600 Stück 86,1%   13,9% 1,23M € 82,5%   17,5% 256€   337€ 1710, 2250, 60, 580
11. Woche 2024 4275 Stück 87,3%   12,7% 1,18M € 84,5%   15,5% 267€   334€ 1555, 2170, 20, 515
12. Woche 2024 4780 Stück 90,0%   10,0% 1,22M € 87,0%   13,0% 248€   330€ 2050, 2250, 20, 460
15. Woche 2024 4525 Stück 83,3%   16,7% 1,27M € 80,0%   20,0% 269€   335€ 1460, 2310, 40, 715
16. Woche 2024 4900 Stück 87,8%   12,2% 1,25M € 86,1%   13,9% 251€   290€ 1900, 2400, 40, 555
alle Daten basierend auf den Erhebungen von TechEpiphany auf Twitter; Wochenkonvention: Sonntag zu Samstag

Gleichfalls gilt, dass die Stärke der Mindfactory bei AMD-Hardware für das Prozessoren-Geschäft keineswegs so eindeutig gilt wie für das Grafikkarten-Geschäft: In selbigem ist es in der Tat so, dass die Mindfactory bei AMD-Grafikkarten die Preisvergleiche dominiert, bei nVidia-Grafikkarten hingegen nicht. Bei Prozessoren gibt es diese einseitige Verteilung mitnichten, dort findet man die Mindfactory sowohl bei AMD- als auch Intel-Prozessoren überall mit Spitzenplätzen in den Preisvergleichen wieder. Augenscheinlich ist das Kaufverhalten der DIY-Käufer tatsächlich dieserart, dass AMD zumindest im deutschen Markt klar dominiert. Ein gewichtiger Grund hierfür dürfte die lange Pflege alter Plattformen durch AMD sein, im konkreten der AM4-Plattform.

Damit kann man auch nach deren Ablösung durch eine neue, modernere Plattform immer noch jahrelang gute Geschäfte mit entsprechender Hardware machen – wie immer noch an den Verkaufszahlen von AM4-Prozessoren zu sehen. Faktisch hat AMD sozusagen wie zwei Verkaufslinien am Markt, während sich bei Intel immer alles auf die jeweils aktuelle Plattform konzentriert, aufgrund der üblichen Kurzlebigkeit der Intel-Plattformen das Nachrüster-Geschäft bei Intel kaum existent ist. Der größere Teil der Begründung liegt aber einfach darin, dass Intels Stärke nun einmal im OEM-Geschäft liegt, man dort in viel mehr Komplett-PCs als AMD präsent ist – und demzufolge dort viel mehr verkauft. Der DIY-Markt ist dann ausreichend klein, dass die AMD-Dominanz in diesem kaum etwas an den insgesamten Marktanteilen ändert, welche derzeit weltweit beim nahezu komplett umgekehrten Ergebnis liegen – grob 20:80% zugunsten von Intel.