Laut WCCF Tech soll AMD die bislang noch fehlenden weiteren RDNA3-Grafikkarten der Radeon RX 7600, 7700 & 7800 Serien (angeblich) in diesem Juni zu "wettbewerbsfähigen" Preisen herausbringen. Die Meldung stammt ursprünglich vom chinesischen MyDrivers (maschinelle Übersetzung ins Deutsche) und stellt eher verwundert die Frage auf, wo denn nun AMD mit seinen weiteren neuen Grafikkarten bleibt. Die einzige echte Information des chinesischen Originals liegt somit in der Aussage "könnte sich verzögern und dürfte bis zum 618-Event warten". Die Anmerkung zum "wettbewerbsfähigen" Preis wiederum ist eindeutig eine reine Empfehlung des chinesischen Artikelschreiber, sprich nicht gedeckt durch irgendwelche Informationen oder Gerüchte.
Chip | Technik | TDP | Segment | Termin | |
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GeForce RTX 4070 | AD104-250 | 46 SM @ 192 Bit, 36 MB L2, 12 GB GDDR6X | 200W | Midrange | angbl. April 2023 |
Radeon RX 7600 XT | Navi 33 | 32 CU @ 128 Bit, 32 MB IF$, 8 GB GDDR6 | 180W | Mainstream | angbl. Q2/2023 |
Radeon RX 7600 | Navi 33 | 28 CU @ 128 Bit, 32 MB IF$, 8 GB GDDR6 | 140W | Mainstream | angbl. Q2/2023 |
GeForce RTX 4060 Ti | AD106-350 | 34 SM @ 128 Bit, 32 MB L2, 8 GB GDDR6 | 160W | Mainstream | möglw. Q2/2023 |
GeForce RTX 4060 | AD107-400 | 24 SM @ 128 Bit, 24 MB L2, 8 GB GDDR6 | 115W | Mainstream | möglw. Q2/2023 |
Radeon RX 7800 XT | Navi 32 | 60 CU @ 256 Bit, 64 MB IF$, 16 GB GDDR6 | 280W | Midrange | möglw. Q3/2023 |
Radeon RX 7700 XT | Navi 32 | 48 CU @ 192 Bit, 48 MB IF$, 12 GB GDDR6 | 225W | Midrange | möglw. Q3/2023 |
GeForce RTX 4050 | AD107 | ~16-18 SM @ 128 Bit, ? MB L2, 8 GB GDDR6 | ? | Mainstream | möglw. Q3/2023 |
Hinweis: Angaben zu noch nicht offiziell vorgestellter Hardware basierend auf Gerüchten & Annahmen |
So richtig griffig ist diese Geschichte also mitnichten – man kann hier allenfalls vermuten, dass dem chinesischen Verfasser Industrie-Informationen vorlagen, welche einen Juni-Start dieser RDNA3-Beschleuniger nahelegen. Genauso gut kann es sich aber auch nur um eine wohlfeile Spekulation handeln: Denn wenn es Ende Februar noch nicht einmal ein gewisses Spannungsknistern gibt, dann ist der Marktstart der vermissten Beschleuniger augenscheinlich noch um einige Wochen (bis Monate) entfernt. Bezüglich der Navi-33-basierten Radeon RX 7600 & 7600 XT geht es dabei wohl nur darum, was AMD will bzw. wann man genügend Kapazitäten für einen Desktop-Marktstart zusammenbekommt, dieser Grafikchip tritt derzeit schließlich schon im Mobile-Segment an. Bezüglich den Navi-32-basierten Radeon RX 7700 XT & 7800 XT sprachen schon frühere Gerüchte von einem Desktop-Start erst im dritten Quartal, ausgehend vom deutlich späteren Tape-Out des Navi-32-Chips.
Laut Tom's Hardware hat Intel-CEO Pat Gelsinger explizit alle Gerüchte über (angebliche) Verschiebungen bei 3nm-Produkten von Intel scharf zurückgewiesen. Die entsprechenden Produkte sollen vielmehr wie bislang geplant innerhalb des Jahres 2024 erscheinen. Dabei könnte das initiale Gerücht sogar durchaus weiterhin korrekt sein, nur wurde jenes womöglich falsch interpretiert. Denn dass Intel (angeblich) Waferbestellungen bei TSMC für deren 3nm-Fertigung auf das vierte Quartal 2024 verschoben hat (was eine Auslieferung noch 2024 fast unmöglich macht), sagt ja nicht zwingend aus, dass Intel die entsprechenden Produkte nicht doch noch im Jahr 2024 bringt. Als Ausweich-Möglichkeit existieren schließlich immer noch Intels eigene (gewaltige) Fertigungskapazitäten, welche in der derzeitigen Delle des PC-Geschäfts wohl eher unterausgelastet sind. Natürlich könnte genauso gut auch das initiale Gerücht über die Wafer-Verschiebung nicht korrekt sein.
Heise bringen zu nVidias jüngsten Geschäftszahlen den wertvollen Hinweis, dass nVidia im Jahr 2022 immerhin 2,2 Mrd. Dollar an "Lagerhaltungskosten" für nicht verkaufte und somit eingelagerte Grafikchips verkraften musste. Der Begriff steht in Anführungszeichen, weil dies wahrscheinlich schlicht nur die benutzte Buchungs-Spalte meint, realistischerweise kann man mit Grafikchips- und karten keine derart (extrem) hohen Lagerhaltungskosten erreichen. Die eigentlichen Kosten dürften vielmehr über interne Wertberichtigungen entstanden sein: Der aktuelle Waren-Wert entspricht nicht mehr jenem Wert zum Zeitpunkt der Fertigung dieser Grafikchips, ergo gibt es eine buchhalterische Wertberichtigung, damit der Wert der Lagerware wieder korrekt angegeben wird. In gewissem Sinn sind dies dann eigentlich keine Kosten – aber natürlich geringere Einnahmen, sollte nVidia jene Lagerware dann eines Tages absetzen.
Nebenbei zeigt dies auch darauf hin, dass nVidia im Cryptoming-Hype des Jahres 2021 nicht nur von hochgehenden Absatzzahlen profitiert hat, sondern augenscheinlich auch die eigenen Abgabepreise an die Grafikkarten-Hersteller sogar um erhebliche Anteile angehoben haben muß. Hierbei geht es also nicht um 10-20% mehr, sondern um ganz erhebliche Preissteigerungen. Ansonsten kann man keine 2 Mrd. Dollar Wertberichtung erreichen, welche schließlich auch nur der negative Ausläufer eines vorher aufgebauten, viel größeren Gewinnbergs sein müssen. Damit haben sich also nicht nur Grafikkarten-Hersteller & Händler jeweils einen Teil der bis zum Dreifachen übertriebenen Grafikkarten-Preise eingesteckt, sondern auch die Grafikchip-Entwickler dürften hieran partizipiert haben, wenngleich womöglich mit etwas Zeitversatz. Letztlich ist dies nur all zu natürlich: Wenn alles sofort verkauft wird, dann treibt die Vertriebskette beim Kampf um Nachlieferungen sich selber Stück für Stück die Preise hoch.
Dabei locken zuerst die Einzelhändler die Distributoren mit höheren Einkaufspreisen (!), die Distributoren machen selbiges mit den Grafikkarten-Herstellern und letztere locken wiederum die Grafikchip-Entwickler, eben um zuerst dem eigenen Unternehmen die knappen Güter zu liefern. Der Weg führt in allen Fällen darüber, dass in diesem Augenblick der Kunde dem Lieferanten höhere Preise anbietet – was die einzige Möglichkeit ist, in Zeiten der Knappheit die anderen möglichen Abnehmer zuverlässig auszustechen. Das Spiel geht weiter bis zu diesem Punkt in der Vertriebskette, wo höhere Preise nichts mehr bringen – sprich bis zum Chip-Hersteller, welcher an der Kapazitäts-Grenze arbeitet und daher sowieso keine höheren Stückzahlen liefern könnte. Gut denkbar somit, dass in der Endphase der Grafikkartenpreis-Übertreibung der Löwenanteil der überhöhten Preise inzwischen schon bei den Grafikchip-Entwicklern lagen. Jene haben somit im dem Hype nachfolgenden Kater dann auch die größten Wertberichtigungen zu tragen.