23

News des 23. Mai 2022

Bei AMDs Computex-Keynote zu Ryzen 7000 bzw. Zen 4 ist leider einiges Drunter & Drüber gegangen. Dies bezieht sich nicht (nur) auf die gebotene Magerkost bezüglich genauerer Performance-Aussagen, sondern auf eine direkte Fehlaussage zur Performance sowie eine missverständliche Aussage zum Stromverbrauch. Erstaunlicherweise ging beides zuungunsten von AMD – sprich, man hat sich schlechter gemacht als man ist. Dies ist besonders markant beim Blender-Benchmark des 16kernigen Ryzen 7000 gegen einen Core i9-12900K: Laut den Fußnoten benötigt der Ryzen 7000 um –31% weniger Zeit – was umgerechnet eine um +46% höhere Performance ergibt. Die Computex-Präsentationsfolie zeigt hingegen "31% faster" an, was nachfolgend breit im Web rezipiert wurde. Dies hat dann wie bekannt eher gemischte Reaktionen hervorgerufen hat – schließlich gibt es einige Blender-Benchmarks, in denen bereits ein Ryzen 9 5950X den Core i9-12900K klar überflügelt (Beispiele: ComputerBase & Guru3D).

AMD Ryzen 7000 angegebener Wert Hintergrund / Erläuterung
Singlethread-Performance +15% vs 5950X Cinebench R23 Singlethread-Test von 16C Ryzen 7000 gegen Ryzen 9 5950X
Multithread-Performance +46% vs 12900K Blender-Laufzeit von 16C Ryzen 7000 (204 sec) gegen Core i9-12900K (297 sec)
maximaler Stromverbrauch 170 Watt AMDs Aussage bezieht sich auf das PPT und nicht das TDP (selbiges liegt womöglich bei 125W)

Andererseits steht hier der nächste Stolperstein: Denn AMDs Blender-Benchmark lief wohl mit einer kurzen Benchmark-Sequenz – wo Intel im PL2 agieren kann und es genügend Blender-Messungen gibt, wo ein Core i9-12900K sogar leicht vor einem Ryzen 9 5950X herauskommt (Beispiele: Le Comptoir du Hardware & SweClockers). Im Idealfall könnte hiermit ergo ein Test vorgelegen haben, wo Zen 4 dann Zen 3 um 45-50% unter Blender schlägt – und dass fällt dann nur noch unter "massiver Performancegewinn", gerade wenn hierfür keinerlei mehr CPU-Kerne notwendig waren. Genau läßt sich dies allerdings nicht sagen, dafür würde man das exakte Ergebnis des Ryzen 9 5950X unter der von AMD angetretenen Blender-Testsequenz benötigen. Allerdings macht +31% oder +46% doch schon einiges aus (eine Differenz von 15 Prozentpunkten oder +11,5% zusätzlicher Performance), sogar unabhängig des nicht wirklich gesicherten Ausgangslevels.

Und letztlich bezieht sich der genannte Stromverbrauch von (bis zu) 170 Watt laut einer direkten AMD-Aussage auf das PPT – und nicht auf die TDP, welche normalerweise alleinig zu offiziellen Anlässen genannt wird. Damit gibt es also einen CPU-Mehrverbrauch von nur 28 Watt, was sicherlich im Rahmen bleibt. Die TDP wurde nicht genannt, aber die übliche Umrechnung läßt vermuten, dass es schlicht die bekannte und früher oft genutzte Größe von 125 Watt wird (TDP/PPT: siehe Korrektur vom 26. Mai 2022). Ob dies allesamt bewusste Tiefstappelei war oder einfach nur Fehler, kann wohl nur AMD intern wissen. So oder so besteht somit die gute Chance, dass AMD mittels "Zen 4" zwar nicht im Singelethread-Bereich, so doch (wieder) im Multithread-Bereich glänzen kann. Das insgesamte Performance-Level wird sich dann auf einem Mix aus beiden Elementen einfinden, dürfte somit auf derzeit ca. +20-30% Mehrperformance gegenüber Zen 3 einzuschätzen sein.

Neben "Zen 4" war ein anderes Thema von AMDs Computex-Keynote eine für das vierte Quartal zu erwartende Erweiterung des APU-Portfolios nach unten hin – mittels der "Mendocino"-APU. Jene bietet 4 CPU-Kerne der Zen-2-Architektur samt einer ungenannten Anzahl an Shader-Clustern nach der RDNA2-Architektur an einem LPDDR5-Speicherinterface (ungenannt, ob Single- oder DualChannel). Die Verwendung der älteren Zen-2-Architektur erklärt sich über den Aufbau der Zen-3-Architektur, wo immer gleich 8 CPU-Kerne in einem CCX liegen (Zen 2: vier CPU-Kerne in einem CCX) – womit man schlecht Hardware-Konstruktionen mit nur 4 CPU-Kernen aufbauen kann (dies spielt hingegen für die bekannten Salvage-Modelle mit 6 oder 12 CPU-Kerne keine Rolle). Interessanterweise entspricht "Mendocino" damit prinzipiell der Hardware des Steam Decks, wo der entsprechende AMD-Chip unter den Codenamen "van Gogh" oder "Aerith" läuft. Jener wird allerdings noch unter 7nm hergestellt, während Mendocino unter der 6nm-Fertigung von TSMC antreten soll.

Die naheliegendste Schlußfolgerung ist, dass Mendocino schlicht ein 6nm-Refresh von "van Gogh" darstellt, mit wahrscheinlich unveränderter Hardware. Dann gäbe es 8 Shader-Cluster mit 512 FP32-Einheiten und ein DualChannel LPDDR5-Speicherinterface, in dieser Form könnte Valve dann sogar ein internes oder auch offizielles Update des Steam Decks kreieren. AMDs eigentliche Verkaufs-Zielrichtung bei "Mendocino" sind kleine bis maximal mittlere Notebooks des Preisbereichs von 399 bis 699 Dollar. Dort werden letztlich sowieso zumeist nur abgespeckte Varianten von "Cezanne" und "Rembrandt" mit zumeist nur 4 CPU-Kernen eingesetzt – wofür sich ein extra aufgelegter Chip wie "Mendocino" besser macht. Auch die Intel-Konkurrenz in diesem Segment ist zumeist weit weg von dem, was "Alder Lake" maximal bieten kann – oder setzt gar auf ältere Intel-Chips. Mendocino ergibt keine wirklich "sexy" Hardware, kann jedoch einen grundsoliden Unterbau für große Mengen an Office- und HomeOffice-Notebooks abgeben.

Die (mitten in der Nacht von Montag auf Dienstag abgelaufene) nVidia Computex-Keynote hat sich leider primär mit professionellem Zeugs seitens des Grafikchip-Entwicklers beschäftigt – sicherlich auch wichtig, aber vielleicht nicht ganz passend zur Computex, wo es doch vor allem um Consumer-Hardware geht. Die am Ende der Keynote angesetzten Ausführungen zu Gamer-Belangen bestanden primär im Aufwärmen von bereits bekannten nVidia-Technologien, während die angekündigte "Neuheit" schlicht auf den am Dienstag erscheinenden RayTracing-Patch für "Hitman 3" hinauslief. Großartige Teaser auf wirkliche Neuheiten gab es nicht – was schade ist, hiermit hätte man das derzeit kursierende Gerücht eines Juli-Starts der GeForce RTX 40 Serie (indirekt) bestätigen können. Allerdings mag es nVidia bekannterweise, in dieser Frage die Zügel in der Hand zu haben – und dürfte demzufolge erst kurz vor Ultimo etwas offizielles sagen. Die Zwischenzeit verbleibt für Gags aus Jensens Küche samt dem Blick auf das Buch auf Jensens Küchentisch und letztlich einer soliden (?) Erklärung für fehlende Ada-Teaser. ;)