3

News des 3. Oktober 2022

Inwiefern der Marktstart von AMDs Ryzen 7000 ein Erfolg war, darüber gibt es durchaus unterschiedliche Aussagen und Hinweise. So gab es Warteschlagen in Taiwan – und gleichzeitig den US-Händler Microcenter, welcher zu Ryzen-7000-Prozessoren ein DDR5-Kit kostenfrei oben drauf legt. Der deutsche Marktstart lief erst einmal durchschnittlich an, jetzt eine Woche später sieht die Sache nicht gravierend verändert aus: Grob 55% aller Ryzen-7000-Verkäufe dieser ersten Verkaufswoche bei der Mindfactory gingen am allerersten Tag über die Ladentheke. Die Verfügbarkeit ist laut Geizhals weiterhin einwandfrei, preislich bewegte sich die Sache sogar leicht nach unten: Inzwischen liegen die eher schlechteren Angebote auf Listenpreis-Niveau, die allerbesten Angebote dann oftmals leicht darunter.

Ryzen 5 7600X Ryzen 7 7700X Ryzen 9 7900X Ryzen 9 7950X
MF-Verkäufe erste 2½h 20 Stück 110 Stück 100 Stück 160 Stück
MF-Verkäufe nächste 12h 20 Stück 20 Stück 30 Stück 10 Stück
MF-Verkäufe insgesamt (1 Woche) 70 Stück
(57% am Launchtag)
270 Stück
(48% am Launchtag)
230 Stück
(57% am Launchtag)
280 Stück
(61% am Launchtag)
Retailer-Preise 27. September 354-399 Euro 479-499 Euro 668-699 Euro 848-899 Euro
Retailer-Preise 3. Oktober 359-370 Euro 468-480 Euro 650-670 Euro 843-850 Euro
Listenpreis $299 / 359€ $399 / 479€ $549 / 669€ $699 / 849€

Was normalerweise gern gesehen wird, ist so früh nach einem Launch eher ein Anzeichen dafür, dass die Einzelhändler schon im Preis-Wettbewerb sind und sich (mangels entsprechender Nachfrage oder/und aufgrund überzeugender Lieferbarkeit) keinerlei EarlyAdopter-Aufschläge leisten können. Zur besseren insgesamten Einordnung dieser Zahlen liefert Twitterer TechEpiphany nunmehr wieder die CPU-Verkaufstatistik der vergangenen Woche bei der Mindfactory. Mittels der Daten zu den vorhergehenden Wochen wird klar, dass die CPU-Absätze bei diesem Einzelhändler erstaunlich wenig um zumeist 3600-3800 Stück pro Woche schwanken. Die Absatzzahl der letzten Woche von gleich 5200 Stück zeigt also in jedem Fall einen ungewöhnlichen wie beachtbaren Verkaufsanstieg an. Allerdings ergibt sich aus der Plattform-Verteilung auch der Punkt, dass Ryzen 7000 nur für einen Teil dieses kleinen Verkaufsbooms verantwortlich ist: Genauso sind auch die Verkaufszahlen der AM4-Plattform deutlich nach oben gegangen.

Desktop-Prozessoren-Verkäufe der Mindfactory im Jahr 2022 (in Stück, ohne Komplett-Systeme)
LGA1200 LGA1700 AM4 AM5 insgesamt AMD vs Intel
33. Woche 360 910 2360 - 3680 64% vs 36%
34. Woche 275 990 2360 - 3645 65% vs 35%
35. Woche 370 1110 2610 - 4100 64% vs 36%
36. Woche 330 960 2430 - 3740 65% vs 35%
37. Woche 280 960 2400 - 3750 64% vs 36%
38. Woche 300 990 2490 - 3780 66% vs 34%
39. Woche 260 1000 3070 850 5200 75% vs 25%
alle Daten basierend auf den Erhebungen von @TechEpiphany auf Twitter; Wochenkonvention: Sonntag zu Samstag

Die Differenz zu einer normalüblichen Verkaufssumme geht zu ca. 44% auf das Konto von AM4 und zu ca. 56% auf das Konto von AM5, der Effekt des Ryzen-7000-Launches auf die AM4-Verkaufszahlen fällt also nicht gerade gering aus. Hier manifestiert sich wohl der eine oder andere von Ryzen 7000 nicht überzeugte Anwender, welcher nach dem Lesen der Launchreviews dann doch lieber eine AM4-Aufrüstung vorgenommen hat, anstatt den totalen Umstieg auf AM5 zu wagen. Allerdings muß man die Trauben vielleicht auch nicht ganz so hoch hängen: Alder Lake startete seinerzeit mit nahezu umbemerkbarem Ausschlag (70 verkaufte CPUs nach einem Tag, wo Ryzen 7000 bei 470 herauskam). Zudem kommen die günstigen AM5-Mainboards erst noch in den Markt – und selbst die ersten B650-Listungen zeigen doch noch einigen preislichen Spielraum nach unten an.

Mit Intels Upscaler "XeSS" hat man sich bei PC Games Hardware, PCGamer, TechPowerUp #1, TechPowerUp #2 und Tom's Hardware beschäftigt. Für endgültige Fazits ist es noch zu früh, aber XeSS läßt sich durchaus vernünftig an und kann mit nur wenigen Nacharbeiten durchaus eine gute Konkurrenz zu FSR und DLSS darstellen. Sehr vorteilhaft für Intels Ansatz ist dabei die Plattform-Unabhängigkeit, die Testberichte konnten hierzu schon AMD- und nVidia-Benchmarks mit XeSS präsentieren. Bei technologisch älteren Grafikkarten kann es allerdings passieren, dass XeSS langsamer läuft als die Berechnung auf nativer Auflösung (so geschehen bei der Radeon RX Vega 56). Daran könnte sich eventuell auch nichts mehr ändern, denn ohne DP4a-Support (ab RDNA2 und Pascal) kann XeSS zwar technisch ausgeführt werden, läuft dann allerdings nicht Hardware-beschleunigt.

Erwähnenswert zum PCGH-Test zu XeSS ist zudem eine Passage zur "sanften" Beeinflussung der Hardware-Tester durch die Hardware-Hersteller. So hat sich ein nicht genannter Hersteller für die Nutzung Hersteller-eigener Tools zur Performance-Ermittlung eingesetzt, augenscheinlich anstatt des unabhängigen Tools "CapFrameX" – und dies sogar vergleichsweise intensiv mittels stundenlanger Videokonferenz-Schulung. Ganz koscher klingt dies auf den ersten Blick nicht – andererseits gab es in der Vergangenheit auch Ausnahmen von der Regel, sprich neue Ansätze, welchen dann (vorerst) nur Hersteller-eigene Tools gerecht werden konnten. Insofern darf man diese Aussagen eher als Hinweis darauf verstehen, die kommenden Launch-Reviews im Grafikkarten-Bereich genau auf Testmethodik und Benchmark-Auswertung zu kontrollieren, bzw. ob (und was) die Reviewer zu einem geänderten Testprozedere mit neuen Tools aussagen.

Insbesondere ein Hersteller hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten mehrfach engagiert für eine Änderung unserer Testmethodik bei Grafikkarten-Tests eingesetzt. Und hat in gewissen Belangen nicht unrecht. Sogar eigene Tools wurden für Tester entwickelt und diese via stundenlanger Videokonferenz im Umgang damit geschult. Ein Hersteller, der möchte, dass wir Firmen-Werkzeuge und für dessen Techniken zugeschnittene Metriken nutzen. Anstelle wie bisher vor allem unabhängige Tools zu nutzen, wie das auch in diesem Test eingesetzte und weiterhin ausdrücklich empfehlenswerte Analyse-Werkzeug CapFrameX.
Zitat PC Games Hardware im XeSS-Artikel am 3. Oktober 2022