Das Sommer-Portfolio von ATI und nVidia

Montag, 5. Mai 2008
 / von Leonidas
 

Obwohl das derzeitige Grafikkarten-Angebot gerade im oberen Mainstream- bis HighEnd-Bereich eigentlich schon recht rund ausschaut und zugleich mit RV770 und GT200 schon zum Sommer die Vorboten neuer Grafikkarten-Generation zu erwarten sind, werden ATI und nVidia in der nächsten Zeit ihr Grafikkarten-Angebot weiter verfeinern, was zum einen weitere neue Grafikkarten bedeutet und zum anderen auch das Lebensende von bisher im Markt stehenden Produkten.

So kommt bei ATI erst einmal die Radeon HD 3850 X2 in den Markt, zu dieser Karte gibt es wie bekannt schon einen aussagekräftigen Test. Diese weitere DualChip-Lösung wird sich wohl irgendwo bei 200 Euro einordnen (müssen), vielmehr ist aufgrund des Preises zweier Radeon HD 3850 Karten – an welcher sich die Radeon HD 3850 X2 aufgrund exakt gleicher Taktfrequenzen messen muß – nicht drin. Damit geht die Radeon HD 3850 X2 auch gleichzeitig in Konkurrenz zur GeForce 9800 GTX, für deren Preisbereich ATI bislang keinerlei Gegenangebot hatte.

Desweiteren soll nun auch endlich die Radeon HD 3830 in den Markt kommen, welche in Asien (angeblich) bereits unter dem Namen "Radeon HD 3690" verkauft wird und unter welcher sich schlicht eine Radeon HD 3850 mit auf 128 Bit DDR limitieren Speicherinterface verbirgt. So lange die gewählte Auflösung im mittleren Rahmen bleibt (bis maximal 1280x1024), dürfte diese Karte, sofern da nicht noch Absenkungen der Taktraten hinzukommen, eigentlich ganz gute Leistungen bieten – mit der Radeon HD 3830 kommt somit eine gangbare Lösung für kleinere bis mittlere Monitore. Vor allem beim Preis scheint ATI weiterhin extrem aggressiv aufzutreten, gemäß Berichten aus Fernost soll dieser bei 70 Euro und darunter liegen, was schon reichlich attraktiv erscheint.

Vor allem die ATI-Lösungen für das untere Mainstrean-Segment würde ATI mit dieser Radeon HD 3830 unter erheblichen Druck setzen, denn die in diesem Preisbereich derzeit angebotenen Radeon HD 2600 XT und Radeon HD 3650 Karten haben gegen diese Abwandlung des Performance-Chips RV670 absolut keine Chance. Mittelfristig dürfte sowieso alles, was sich "Radeon HD 2x00" nennt, aus dem Markt verschwinden, ATI hat hierfür als Ersatz ja schon die Radeon HD 34x0 und HD 3650 Serien in Stellung gebracht. Momentan liegt der Preisvorteil allerdings oft noch auf Seiten der alten 2er Serie – was sich allerdings mit der Zeit auch beheben dürfte. Nach Ende dieser Marktbereinigung bei ATI dürfte im Mainstream-Segment die Radeon HD 3830 dominieren, während für das untere Mainstream-Segment die Radeon HD 3650 und für LowCost-Gefilde die verschiedenen Abwandlungen der Radeon HD 34x0 Serie angeboten werden.

nVidia hingegen wird primär die restlichen Bestände an GeForce8-Lösungen durch neue GeForce9-Grafikkarten ersetzen. Im Performance-Bereich scheint sich dabei das anzudeuten, was von uns schon spekuliert wurde: Die GeForce 8800 GT und GTS laufen aus (was zumindest bei letztgenannter sicher ist) und machen Platz für die GeForce 9800 GT und GTX. Dabei übernimmt die GeForce 9800 GTX die Rolle der GeForce 8800 GTS als Karte ab 200 Euro, während die noch kommende GeForce 9800 GT die Rolle der GeForce 8800 GT im Preisbereich von um die 150 Euro übernehmen dürfte. Genaueres zur GeForce 9800 GT ist zwar noch nicht bekannt, allerdings ist diese Karte als etwas stärker als die GeForce 8800 GT einzuschätzen – aber auch nicht viel stärker, um letztlich der GeForce 9800 GTX nicht zu nahe zu kommen.

Darunter wird es noch eine LowCost-Abwandlung des G92-Chips geben. Frühere Roadmaps sprachen hierzu von einer "GeForce 8800 GS", während neuere Berichte eine GeForce 9600 GSO nennen, hinter welcher sich nun die Wiedergeburt der bisherigen GeForce 8800 GS verbirgt – ergo gibt es wieder 96 Shader-Einheiten und ein 192 Bit DDR breites Speicherinterface samt der "krummen" Speicherbestückung von 384 MB. Zwar erscheint es erst einmal widersinnig, eine G92-Karte derart abzuspecken, daß sie noch hinter der GeForce 9600 GT liegt, möglicherweise will nVidia bei dieser Karte aber auch den Ball bewußt flachhalten, um nicht all zu viel Umsatz auf diese Billig-Ausführung des G92-Chips abzuziehen. In jedem Fall dürfte es sich aber um Abverkaufsaktionen von teildefekten G92-Chips handeln (bei welchen die defekten Chipteile deaktiviert werden, die letztlich noch aktiven Chipteile sind dann natürlich fehlerfrei), denn ansonsten würde man für eine Karte dieses Preis- und Leistungsbereichs sicherlich auf den G94-Chip der GeForce 9600 GT setzen.

Aufgrund der technischen Gleichheit zur GeForce 8800 GS ist die Performance der GeForce 9600 GSO etwas unterhalb der GeForce 9600 GT einzuschätzen, womit der Preispunkt bei etwas unter 100 Euro liegen sollte. Ob die Karte in direkter Konkurrenz zur Radeon HD 3830 geplant wurde, ist derzeit ungewiß – allerdings bezweifeln wir doch, daß man sich mit dieser Karte wirklich in 70-Euro-Gefilden herumtreiben kann. Vermutlich geht die GeForce 9600 GSO eher gegen die Radeon HD 3850, speziell gegen deren 256-MB-Ausführung, welche ja derzeit auch schon für um und teilweise unter 100 Euro zu bekommen ist.

Daneben scheint es aber auch noch eine echte LowCost-Version des G94-Chips zu geben, welche dann in einer GeForce 9600 GS resultieren wird. Über die Abspeckungen dieser Karte ist derzeit noch gar nichts bekannt, allerdings erscheint diese als Konkurrent zur Radeon HD 3830 doch ziemlich geeigent, hat nVidia zumindest unter den GeForce9-Lösungen auch kaum eine andere Möglichkeit, um der Radeon HD 3830 etwas entgegenzustellen. Auch aufgrund der Existenz der GeForce 9600 GSO erscheint ein Preispunkt von 70 bis 80 Euro wahrscheinlich – viel mehr kann es nicht werden, weil darüber dann die GeForce 9600 GSO sitzt, viel weiter darunter aber auch nicht, weil nVidia den G94-Chip sicherlich auch nicht maßlos verschleudern will.

Mit der GeForce 9600 GS dürfte dann auch die bisherige GeForce 8600 Serie aufs Altenteil verschoben werden, da die Performance der GeForce 9600 GS als viel höher als bei GeForce 8600 GT und GTS einzuschätzen ist und dies auch die derzeit günstigen Preise speziell bei der GeForce 8600 GT nicht mehr wettmachen können. Zwar erscheint dieser Performance-Boost, welchen Radeon HD 3830 und GeForce 9600 GS aller Wahrscheinlichkeit nach im Mainstream-Bereich auslösen werden, auf den rsten Blick etwas übertrieben, weil sich die bisherigen Mainstream-Lösungen ja trotzdem verkaufen. Dies resultiert allerdings aus dem Umstand, daß ATI und nVidia im Mainstream-Bereich seit fast anderthalb Jahren kaum noch etwas getan haben bzw. die neuen Mainstream-Lösungen der Radeon HD 3x00 Serien von ATI schließlich nicht mehr Performance brachten. Somit holen Radeon HD 3830 und GeForce 9600 GS im Mainstream-Segment nur diesen Performance-Boom nach, welchen es im Performance-Segment gerade mit den GeForce 8800 GT Karten schon gegeben hatte.

Und letztlich wird nVidia auch im LowCost-Bereich noch GeForce9-Lösungen in den Markt schicken. Den Anfang wird hierbei die GeForce 9500 GT auf Basis des G96-Chips machen – eine sehr interessante Karte, bietet sie doch faktisch die Hardware der bisherigen Mainstream-Lösung GeForce 8600 GT, dann aber eben zum LowCost-Preis. Dieser dürfte bei runden 70 Euro liegen, vielleicht auch etwas darunter, dies wird man sehen müssen und hängt inzwischen auch stark vom jeweils geltenden Dollar-Wechselkurs ab. Der Preis deutet eventuell eine Konkurrenz-Situation zur Radeon HD 3830 an, dies dürfte aber seitens nVidia sicherlich nicht so gewollt sein, da die Radeon HD 3830 aufgrund ihrer deutlich höheren Rechenleistung diesen Wettstreit klar gewinnen sollte.

Insofern dürfte die GeForce 9500 GT wohl die Lösung für den Markt "darunter" sein – unterhalb der zu erwartenden Mainstream-Preisbrecher Radeon HD 3830 und GeForce 9600 GS. Hier kann sich diese LowCost-Karte dann mit allem anlegen, was Radeon HD 2600 und Radeon HD 3650 heisst – was die neue nVidia-Karte auch problemlos in den Griff bekommen sollte. Insofern also auch hier gute Voraussetzungen für diese Karte – was aber primär daran hängt, daß ATI wie gesagt im Mainstream- und LowCost-Bereich seit der Vorstellung der originalen Radeon HD 2000 Serie eigentlich nichts mehr getan hat und nVidia hier also vollkommen freie Fahrt hat.

Daneben wird es noch eine GeForce 9500 GS geben, welche wohl eine rein taktschwächere Ausführung der GeForce 9500 GT darstellt und dementsprechend preislich auch nur geringfügig niedriger angesiedelt werden wird, wohl im Preisbereich von 50 bis 60 Euro. Auch dieser Karte dürfte ATI vorerst nichts entgegenzustellen haben, da ja die Hardware-Basis in Form des G96-Chips weiterhin exzellent für eine Karte dieses Preisbereichs ist (wie gesagt genauso wie der G84-Chip von GeForce 8600 GT/GTS). Spätestens mit der GeForce 9500 wird sich die Innovationsschwäche von ATI im LowCost-Bereich rächen, denn während die GeForce 9500 GT als Speerspitze des LowCost-Segments eher in den Retail-Markt gehen dürfte, ist die GeForce 9500 GS eine perfekte Lösung für billige OEM-PCs – welche bekanntermaßen in heftiger Millionen-Stückzahl abgesetzt werden.

Desweitern wird nVidia auf Basis des G98-Chips noch die totalen LowCost-Lösungen GeForce 9300 GE und GeForce 9300 GS herausbringen. Der G98-Chip ist technisch fast dem G96-Chips der GeForce 8400/8500 Grafikkarten gleich, er verfügt nur halt generell nur noch über ein 64 Bit DDR Speicherinterface – der G96-Chip hat dagegen ein 128 Bit DDR Speicherinterface, was allerdings nur bei der GeForce 8500 GT zur Anwendung kommt. Sofern man sich nur auf die bisherige LowEnd-Lösung GeForce 8400 GS bezieht, sind G96 und G98 somit gleich – und ganz ähnlich sind dann auch GeForce 9300 GE und GS einzuschätzen, als totale LowEnd-Lösungen in Ersatz der GeForce 8400 GS. Es handelt sich hierbei sicherlich um vernünftige Lösungen für einen HTPC ohne den Anspruch, ein Spiel (auch mal nur für Zwischendurch) zu spielen – mehr dann aber auch nicht.

Und dann wird es natürlich in beiden Fällen noch die neuen HighEnd-Lösungen geben, wobei es im Fall von nVidias GT200-Chip noch etwas unsicher ist, ob dieser schon im Sommer zur Auslieferung ansteht. Bei ATIs RV770-Chip kann dagegen als gesichert gelten, daß entsprechende Grafikkarten ab Juli im Handel zu haben sein werden. Dagegen gibt es bislang noch keinerlei Informationen über Performance-, Mainstream- und LowCost-Abwandlungen dieser neuen HighEnd-Chips, was wohl auf jeden Fall bedeutet, daß solcherart Karten dann nicht mehr in der Sommer-Saison auftauchen werden.