Erste AMD-Benchmarks zu Llano und Bulldozer

Mittwoch, 4. Mai 2011
 / von Leonidas
 

Beim türkischen Donanim Haber sind einige interessante AMD-Folien mit verschiedenen Informationen zu den kommenden CPU-Architekturen Llano und Bulldozer aufgetaucht. In diesen wohl für wichtige AMD-Geschäftsparter gedachten Präsentationen versucht sich AMD logischerweise im bestmöglichen Licht zu zeigen, ohne dabei jedoch schon exakte Daten bekanntzugeben. Mittels der von AMD angestellten groben Performance-Übersicht im PCMark Vantage (CPU-Performance) bzw. 3DMark Vantage (GPU-Performance) bekommt man aber einen ersten Eindruck davon, wie stark AMD seine kommenden CPUs gegenüber Intels Sandy Bridge selber einschätzt.

AMD-Benchmarks zu Llano und Bulldozer

In der Realität von unabhängigen Benchmarks kann dies sicherlich alles noch einmal um einige Nuancen anders aussehen, aber die grundsätzliche Richtung sollten diese AMD-eigenen Benchmarks schon anzeigen können – zumindest wird es kaum besser als es diese AMD-eigenen Benchmarks werden. Wir haben nachfolgend die von AMD notierten Werte in eine besser vergleichbare Form gebracht, ergänzt um klarere Angaben zu den benutzten Prozessoren:

Llano-Performance PCMark Vantage 3DMark Vantage (P)
Llano A4
2 Kerne, unbekannter Takt, integrierte AMD-Grafik
75% 79%
Llano A6
4 Kerne, unbekannter Takt, integrierte AMD-Grafik
100% 84%
Llano A8
4 Kerne, unbekannter Takt, integrierte Radeon HD 6550
107% 131%
Core i3-2100
2 Kerne + HyperThreading, 3.1 GHz, integrierte HD Graphics 2000
138% 39%
Core i5-2300
4 Kerne, 2.8 GHz + TurboMode, integrierte HD Graphics 2000
159% 39%
Core i5-2600K
4 Kerne + HyperThreading, 3.4 GHz + TurboMode, integrierte HD Graphics 3000
175% 82%

Im Feld der Llano-Prozessoren ergibt sich das zu erwartende Bild, daß Llano von der reinen Prozessoren-Performance her wie schon die aktuellen K10-Prozessoren klar zurückhängt und diesen Rückstand auch durch mehr Rechenkerne nicht mehr ausgleichen kann. Dies ist im Sinne Performance-verwöhnter Anwender natürlich enttäuscht, aber AMD hat letztlich für Llano nie etwas anderes geplant. Llano soll halt nicht eine billige Spielegrafik dem Computerspieler zur Verfügung stellen, die gewöhnlich generell mehr CPU-Power haben wollen als Llano bietet – sondern vielmehr den gewöhnlichen Homeoffice-PC ohne größere Anforderungen an die CPU-Leistung auch mit einer vernünftigen Mainstream-Grafiklösung ausstatten. Es wird bei der ganzen Fusion- und Llano-Euphorie immer wieder gern vergessen, daß sich Llano von der CPU-Performance her überhaupt nicht an Gamer richtet.

Sicherlich kann man darüber diskutieren, ob die CPU-Performance heutiger Mainstream-Prozessoren wirklich von Spielen ausgenutzt wird – allein, wenn einmal das Angebot eines Core i3-2100 mit hervorragender Gaming-Performance (Beleg No.1 & Beleg No.2) trotz nur zweier Rechenkernen vorhanden ist, dürften die meisten Gamer kaum von diesem Niveau aus zurückstecken wollen. Llano ist nur interessant für Systeme, wo es auf CPU-Power nicht ankommt – sprich, keine ernsthaften Spieler, sondern allerhöchstens Gelegenheitsspieler und solche, die es vielleicht mal werden. Dafür ist auch die integrierte Llano-Grafik perfekt – vor allem technologisch ist diese gut genug, um auch die neuesten und zukünftige Spiele ohne jede Darstellungsfehler auf den Monitor zu bringen, aber von der Performance her eben durchschnittlich genug, um den Verkauf echter Grafikkarten an richtige Computerspieler nicht zu unterminieren.

Selbst wenn AMD in seinen Llano-Präsentationen immer wieder vom besseren Mix aus CPU- und Grafikperformance spricht, so ist dies immer unter dem Blickwinkel zu betrachten, an wen sich solche Präsentationen richten – große AMD-Partner, die primär nicht auf die Gemeinde der ernsthaften Computerspieler schauen, sondern auf den viel größeren Massenmarkt. Das Wort "Gaming" bedeutet in diesem Fall eher so etwas wie "Causual Gaming" – und genau das erfüllt AMD mit Llano und deswegen dürfte diese CPU-Architektur für die OEMs auch sehr interessant sein, weil sich dies gut im Massenmarkt vermarkten läßt (den Kostenvorteil durch den Wegfall einer extra Grafikkarte nicht zu vergessen). AMD meinte mit "Gaming" bei Llano nie den ernsthaften Computerspieler, demzufolge muß die CPU-Performance von Llano auch nicht den heutigen Ansprüchen eines Computerspielers entsprechen und ist trotz ihrer Durchschnittlichkeit wohl gerade noch so in Ordnung.

Trotzdem bleibt abzuwarten, ob sich Llano mit dieser CPU-Performance verkaufen läßt, der Rückstand zu den Core i3-2xxx Prozessoren ist nämlich laut den AMD-eigenen Benchmarks doch ziemlich heftig – ein Sandy-Bridge-Zweikerner ist gut 30 Prozent schneller als ein Llano-Vierkerner. Es wird stark auf die konkrete Preislage von Llano ankommen, ob Llano auch im Retailmarkt eine Chance hat. Für den OEM-Markt sehen wir dagegen keine großen Probleme – OEMs werden das Gesamtkonzept lieben, weil sich die integrierte AMD-Grafik wie gesagt wunderbar vermarkten läßt. Trotzdem dürfte Llano wohl vom Start weg in gewissem Sinne eine Billig-Architektur werden, richtig tolle Preise kann man für diese Prozessoren nicht verlangen. Aber wahrscheinlich ist dies seitens AMD auch gar nicht anders geplant, Llano wurde nur seitens der Presse vorab viel zu sehr hochgejazzt – teilweise deutlich höher, als die Architektur überhaupt zu leisten imstande ist.

Bezüglich der reinen Grafikperformance von Llano ist vorstehend der erwartete hohe Vorteil gegenüber Intel zu sehen, wobei die Werte leider nicht ganz eindeutig sind: Der Performancevorsprung der besten Llano-Grafik in Form der Radeon HD 6550 im Llano A8-Prozessor gegenüber der Intel HD Graphics 2000 ist mit +236% wirklich sehr gut, gegenüber der Intel HD Graphics 3000 sind es allerdings nur noch +60%. Für unseren Geschmack liegen hier die von AMD gemessenen Werte der beiden Intel-Grafiklösungen zu stark auseinander – aber dies kann passieren, wenn man nur einen einzelnen Benchmark anführt und diesen dann ohne Nennung der exakten Ergebnisse in ein reines Präsentations-Diagramm aufnimmt.

Damit läßt sich allerdings derzeit nur eine von-bis-Performancebestimmung zur Radeon HD 6550 durchführen: Im schlechtesten Fall kommt diese integrierte Llano-Grafik knapp unterhalb der Radeon HD 5550 DDR3 des Desktop-Segment heraus, im bestmöglichen Fall ziemlich in der Mitte zwischen Radeon HD 5550 DDR3 und Radeon HD 5570 DDR3 des Desktop-Segments. Dies reicht gerade so an unsere bisherigen Erwartungen heran, welche auf Basis der bekannten Rohdaten eine Performance wie im vorstehend genannten bestmöglichen Fall prognostizierten – wenn es weniger wird, dann tritt der ebenfalls schon erwartete Effekt ein, daß es gar nicht so einfach ist, eine integierte Grafik mit Mainstream-Performance an einem gesharten Speicherinterface ausreichend mit Speicherbandbreite zu versorgen.

Ein wenig unklar ist, wie die Performance-Werte der integrierten Grafik der kleineren Llano-Prozessoren zustandekamen: Normalerweise müsste im Llano A6 eine Radeon HD 6530 mit 320 Shader-Einheiten und im Llano A4 eine Radeon HD 6410 mit 160 Shader-Einheiten sein, zwischen Llano A6 und A4 sollte also ein großer Unterschied bei der Grafikperformance liegen. Gemäß vorstehenden Benchmarks ist dies nicht der Fall, auf Basis der angegebenen Performance steht zu vermuten, daß sowohl in dem dem benutzten Llano A6 als auch A4 jeweils nur eine Radeon HD 6410 mit 160 Shader-Einheiten zum Einsatz kam. Dies stimmt zwar nicht mit den bisher bekannten Daten zu den verschiedenen Llano-Modellen überein, aber AMD ist diesbezüglich ja frei in seiner Entscheidung und kann problemlos noch weitere Llano-Varianten auflegen. In jedem Fall reicht diese kleinere Llano-Grafikeinheit aus, um in etwa genauso schnell wie Intels HD Graphics 3000 und damit deutlichst schneller als Intels HD Graphics 2000 zu sein.

Bulldozer-Performance PCMark Vantage
Bulldozer FX-8
8 Kerne, unbekannter Takt
180%
Llano A8
4 Kerne, unbekannter Takt
107%
Phenom II X6 1100T
6 Kerne, 3.3 GHz + TurboCore
145%
Core i5-2300
4 Kerne, 2.8 GHz + TurboMode
159%
Core i5-2600K
4 Kerne + HyperThreading, 3.4 GHz + TurboMode
175%

Bei Bulldozer geht es dann nur noch um die CPU-Performance, denn Bulldozer hat (in dieser ersten Generation) noch keine integrierte Grafiklösung zur Verfügung – die von AMD angestellten 3DMark-Vantage-Benchmarks mit Bulldozer beziehen sich auf eine extra Radeon HD 6670 Grafikkarte und nicht auf eine integrierte Lösung. Bei der reinen CPU-Performance kann sich ein Achtkern-Bulldozer in diesem von AMD angestellten Benchmark (PCMark Vantage) knapp vor einen Core i7-2600K setzen, welcher schließlich das aktuelle Intel-Spitzenmodell im Performance-Markt darstellt (wenn man die HighEnd-Modelle der X58-Plattform einmal herausläßt).

Prinzipiell ist die durch Bulldozer gezeigte CPU-Performance nicht verkehrt, allerdings ist jene für eine Achtkern-CPU eigentlich etwas wenig. Nicht unerwartet benötigt AMD die acht Rechenkerne wirklich, um Intels Vierkerner unter Druck setzen zu können – wobei deren HyperThreading natürlich inzwischen auch so ausgereift ist, daß man es kaum noch als Nebenbeiher-Feature sehen kann. Technologisch gesehen ist dies vielleicht enttäuscht – man hätte sich mehr Power von einer ausgewachsenen Achtkern-CPU erwarten können – rein praktisch ist es aber im Verkauf natürlich egal, woher die Performance kommt, ob durch HyperThreading oder durch mehr echte Rechenkerne.

Relevant werden am Ende nur die gebotene Performance zum aufgerufenen Preis sein – und diesbezüglich dürfte AMD schon heilfroh sein, mit Bulldozer wieder die Preisregion eines Core i7-2600K anpeilen zu können (nachdem man mangels entsprechend performanter CPUs eine lange Zeit nichts mehr in dieser Preisregion angebieten konnte). Natürlich will man Bulldozer immer wieder gern gegenüber Intels Sechskernern (ob die aktuellen Nehalem-Modelle oder die zukünftigen Sechskerner auf Basis von Sandy Bridge E) vergleichen, allerdings haben diese einen völlig abweichenden, viel höheren Preispunkt und sind damit kein sinnvoller Vergleich zu Bulldozer. Für AMD dürfte es aus Sicht des aktuellen Prozessorenangebots auf K10-Basis schon ein großer Erfolg sein, überhaupt wieder in der Performanceklasse eines Core i7-2600K mitspielen zu können.

Sofern AMD mit dieser Performanceangabe nicht deutlich tiefstapelt (alles ist möglich), sind allerdings keine Wunderdinge von Bulldozer zu erwarten – sondern eher ein zu Intels Sandy Bridge gleichwertiges Angebot zu einem hoffentlich besserem Preis, so daß sich ein gewisser Wettbewerb ergeben kann. Auf Basis dieser Bulldozer-Performance müsste Intel allerdings nur die sowieso bei Sandy Bridge existierenden Performancereserven anzapfen, um mit zwei bis drei Taktsprüngen auch AMDs Bulldozer wieder deutlich zu enteilen. Ob Intel dies tut, ist jedoch eine andere Frage: Derzeit ist man schon so weit mit seinen Planungen für Ivy Bridge, daß es fraglich erscheint, jetzt alle Pläne – die ja dann auch automatisch die Taktfrequenzen von Ivy Bridge betreffen – über den Haufen zu werfen. Sofern Bulldozer nicht gerade übermäßig einschlägt, dürfte Intel den vermutlichen Erfolg dieser AMD-CPU wohl einfach aussitzen und dann im Januar 2012 mit Ivy Bridge kontern.

Abschließend sei noch einmal die Liste der bekannten Daten zu den kommenden Llano- und Bulldozer-Prozessoren angefügt. Derzeit sind keinerlei Taktfrequenzen zu den einzelnen Proessorenmodellen bekannt, zudem kann sich an den Angaben bis zum Launch im Juni/Juli natürlich immer noch etwas ändern:

Takt Technik Grafik Termin
Bulldozer FX-8130P ? 32nm, 8 Rechenkerne (vier Bulldozer-Module), 4x2 MB Level2-Cache, bis zu 8 MB shared Level3-Cache, TurboCore 2.0, Black Edition, DualChannel-Speicherinterface, Speichersupport bis DDR3/1866, 125 Watt TDP, Sockel AM3+ - Juni
Bulldozer FX-8110 ? 32nm, 8 Rechenkerne (vier Bulldozer-Module), 4x2 MB Level2-Cache, bis zu 8 MB shared Level3-Cache, TurboCore 2.0, Black Edition, DualChannel-Speicherinterface, Speichersupport bis DDR3/1866, 95 Watt TDP, Sockel AM3+ - Juni
Bulldozer FX-6110 ? 32nm, 6 Rechenkerne (drei Bulldozer-Module), 3x2 MB Level2-Cache, bis zu 8 MB shared Level3-Cache, TurboCore 2.0, Black Edition, DualChannel-Speicherinterface, Speichersupport bis DDR3/1866, 95 Watt TDP, Sockel AM3+ - Juni
Bulldozer FX-4110 ? 32nm, 4 Rechenkerne (zwei Bulldozer-Module), 2x2 MB Level2-Cache, bis zu 8 MB shared Level3-Cache, TurboCore 2.0, Black Edition, DualChannel-Speicherinterface, Speichersupport bis DDR3/1866, 95 Watt TDP, Sockel AM3+ - Juni
Llano A8-3560P ? 32nm, 4 Rechenkerne, 4x1 MB Level2-Cache, kein Level3-Cache, DualChannel-Speicherinterface, Speichersupport bis DDR3/1866, 100 Watt TDP, Sockel FM1 "Radeon HD 6550" mit 400 Shader-Einheiten Q4
Llano A8-3560 ? 32nm, 4 Rechenkerne, 4x1 MB Level2-Cache, kein Level3-Cache, DualChannel-Speicherinterface, Speichersupport bis DDR3/1866, 65 Watt TDP, Sockel FM1 "Radeon HD 6550" mit 400 Shader-Einheiten Q4
Llano A8-3550P ? 32nm, 4 Rechenkerne, 4x1 MB Level2-Cache, kein Level3-Cache, DualChannel-Speicherinterface, Speichersupport bis DDR3/1866, 100 Watt TDP, Sockel FM1 "Radeon HD 6550" mit 400 Shader-Einheiten @ 594 MHz Q3
Llano A8-3550 ? 32nm, 4 Rechenkerne, 4x1 MB Level2-Cache, kein Level3-Cache, DualChannel-Speicherinterface, Speichersupport bis DDR3/1866, 65 Watt TDP, Sockel FM1 "Radeon HD 6550" mit 400 Shader-Einheiten @ 594 MHz Q3
Llano A6-3460P ? 32nm, 4 Rechenkerne, 4x1 MB Level2-Cache, kein Level3-Cache, DualChannel-Speicherinterface, Speichersupport bis DDR3/1866, 100 Watt TDP, Sockel FM1 "Radeon HD 6530" mit 320 Shader-Einheiten Q4
Llano A6-3460 ? 32nm, 4 Rechenkerne, 4x1 MB Level2-Cache, kein Level3-Cache, DualChannel-Speicherinterface, Speichersupport bis DDR3/1866, 65 Watt TDP, Sockel FM1 "Radeon HD 6530" mit 320 Shader-Einheiten Q4
Llano A6-3450P ? 32nm, 4 Rechenkerne, 4x1 MB Level2-Cache, kein Level3-Cache, DualChannel-Speicherinterface, Speichersupport bis DDR3/1866, 100 Watt TDP, Sockel FM1 "Radeon HD 6530" mit 320 Shader-Einheiten @ 443 MHz Q3
Llano A6-3450 ? 32nm, 4 Rechenkerne, 4x1 MB Level2-Cache, kein Level3-Cache, DualChannel-Speicherinterface, Speichersupport bis DDR3/1866, 65 Watt TDP, Sockel FM1 "Radeon HD 6530" mit 320 Shader-Einheiten @ 443 MHz Q3
Llano A4-3360 ? 32nm, 2 Rechenkerne, 2x1 MB Level2-Cache, kein Level3-Cache, DualChannel-Speicherinterface, Speichersupport bis DDR3/1866, 65 Watt TDP, Sockel FM1 "Radeon HD 6410" mit 160 Shader-Einheiten Q4
Llano A4-3350 ? 32nm, 2 Rechenkerne, 2x1 MB Level2-Cache, kein Level3-Cache, DualChannel-Speicherinterface, Speichersupport bis DDR3/1866, 65 Watt TDP, Sockel FM1 "Radeon HD 6410" mit 160 Shader-Einheiten @ 594 MHz Q3
Llano E2-3250 ? 32nm, 2 Rechenkerne, 2x0,5 MB Level2-Cache, kein Level3-Cache, DualChannel-Speicherinterface, Speichersupport bis DDR3/1600, 65 Watt TDP, Sockel FM1 "Radeon HD 6370" mit 160 Shader-Einheiten @ 443 MHz Q3