Grafikkarten-Marktüberblick Januar 2017 (Seite 2)

Dienstag, 24. Januar 2017
 / von Leonidas
 

Alle diese Empfehlungen wurden wie üblich streng nach Preis/Leistungs-Kriterien und nicht nach subjektiven Einschätzungen oder Hersteller-Vorlieben getroffen. Tabellarisch zusammengefasst ergeben sich gemäß Auflistung und Kommentierungen der vorherigen Seite die folgenden kumulierten Empfehlungen aus Preis/Leistungs-Sicht:

hauptsächliche Empfehlung Nebenempfehlung
DualChip-Lösung derzeit keine sinnvollen Angebote im Markt
schnellste SingleChip-Lösung Titan X (Pascal) -
Enthusiasten-Segment
(um die 600-800 Euro)
GeForce GTX 1080 -
HighEnd-Segment
(um die 300-500 Euro)
GeForce GTX 1070 -
oberes Midrange-Segment
(um die 250 Euro)
Radeon RX 480 8GB GeForce GTX 1060 6GB
(selbes Preis/Leistungs-Verhältnis, nur etwas schlechterer Langfrist-Ausblick)
unteres Midrange-Segment
(um die 200 Euro)
Radeon RX 480 4GB Radeon RX 470 4GB
(nahezu selbes Preis/Leistungs-Verhältnis)
oberes Mainstream-Segment
(um die 150 Euro)
GeForce GTX 1050 Ti Radeon RX 470 4GB
(teurer, deutlich besseres Preis/Leistungs-Verhältnis)
unteres Mainstream-Segment
(um die 100 Euro)
Radeon RX 460 4GB GeForce GTX 1050 Ti
(teurer, sehr deutlich besseres Preis/Leistungs-Verhältnis)
beste 2-GB-Lösung GeForce GTX 1050 Radeon RX 460 2GB
(noch etwas günstiger)
schnellste Lösung für Mini-ITX GeForce GTX 1070
(einzelne Gigabyte-Karte)
-
schnellste Lösung unter 200W Stromverbrauch GeForce GTX 1080 -
schnellste Lösung unter 120W Stromverbrauch GeForce GTX 1060 6GB -
schnellste Lösung ohne extra PCIe-Stromstecker GeForce GTX 1050 Ti -
schnellste Lösung mit maximal 1x 6pol. PCIe-Stromstecker GeForce GTX 1060 6GB Radeon RX 480 8GB
(etwas langsamer, aber etwas besserer Langfrist-Ausblick)

Diese Emfehlungen ergeben erstmals seit längerer Zeit eine gewisse Tendenz zugunsten von nVidia – insgesamt ergibt sich ein Bild von 10:3 Hauptempfehlungen zugunsten von nVidia sowie 2:4 Nebenempfehlungen zugunsten von AMD. Bei den primären Kategorien (der einzelnen Preisbereiche) geht es mit 4:3 Hauptempfehlungen zugunsten nVidia sowie 2:2 bei den Nebenempfehlungen dann deutlich knapper aus. AMD schlägt sich sicherlich etwas selber durch den (bekannten) Umstand, das man in zwei Preisbereichen derzeit keinerlei moderne Angebote stehen hat – so gesehen ist das Ergebnis für AMD sogar noch regelrecht gut. Nichtsdestotrotz muß AMD ziemlich aufpassen, nur ein kleiner Schwung mehr an Performance bei nVidia (beispielsweise durch die GeForce 2000 Serie) würde AMD allen Wind aus den Segeln nehmen, deren kommende Vega-Generation tut also wirklich Not.

Abschließend wollen wir wie üblich die bei diesem Marktüberblick eingesetzten Indizies "Performance/Preis" und "Performance/Spieleverbrauch" noch einmal kumuliert als weitere Entscheidungshilfe betrachten. Dazu haben wir die entsprechenden Ergebnisse aller Grafikkarten jeweils in ein Diagramm zusammengefügt – angefangen mit dem Index "Performance/Preis", welchen man auch als "Framerate pro Euro" bezeichnen kann. Das dabei die Grafikkarten mit steigendem Performancelevel ein immer geringeres Performance/Preis-Verhältnis aufweisen, ist vollkommen normal – relevant sind zuerst die relativen Unterschiede zu den anderen Angeboten des gleichen Perfomancebereichs. Ausgangspunkt dieser Bewertung ist natürlich der 3DCenter Performance-Index, welchen es in seiner normalen Ausprägung für die FullHD-Auflösung und noch einmal extra für die UltraHD-Auflösung gibt:

Mit dem Wegfall der 28nm-Grafikkarten ergibt sich hier ein weitgehend ausgeglichenes, dafür dann aber auch wieder typisches Bild: Bis knapp vor das HighEnd-Segment ähneln sich die Preis/Leistungs-Verhältnisse der einzelnen Angebote ziemlich stark, einzige Ausreißer nach unten hin gibt es in Form von Radeon RX 460 4GB und Radeon RX 470 8GB (allerdings nicht in einem starken Rahmen). Erst bei den Grafikkarten des HighEnd- und Enthusiasten-Segments fallen die Preis/Leistungs-Verhältnisse dann sehr deutlich ab, bis hin zum extrem schlechten Preis/Leistungs-Verhältnis der Titan X (Pascal) – wie gesagt ein sehr typisches Bild bei solchen Preis/Leistungs-Betrachtungen.

Unter der UltraHD-Auslösung (gelistet wurden hierbei nur noch Grafikkarten mit mindestens 6 GB Speicher) ergibt sich ein nochmals ausgeglicheneres Bild: Alles von Radeon RX 470 8GB bis GeForce GTX 1070 liegt in einem sehr engen Korridor mit einem maximalen Unterschied von nur knapp 10% beim Performance/Preis-Verhältnis. Erst die GeForce GTX 1080 und Titan X (Pascal) brechen beim Performance/Preis-Verhältnis dann wiederum maßgeblich ein, die Differenzen sind allerdings nicht ganz so drastisch wie unter der FullHD-Auflösung.

Der nachfolgende Index "Performance/Spieleverbrauch" läßt sich dagegen auch als "Framerate pro Watt" übersetzen – hier es geht um die Energieeffizienz der Grafikkarten unter Spielen. Hierbei sollten normalerweise alle Grafikkarten derselben Fertigungstechnologie eine ähnliche Energieeffizienz aufweisen und damit vor allem die Ausreißer innerhalb desselben Performancebereichs interessant sein. Ausgangspunkt dieser Bewertung ist auch hierbei wieder der 3DCenter Performance-Index samt der im Stromverbrauchs-Artikel zusammengetragenen Stromverbrauchs-Meßwerte der reinen Grafikkarten – was die nachfolgende Indizies ergibt, zuerst für die FullHD-Auflösung und nachfolgend für die UltraHD-Auflösung:

Auch unter der neuen 14/16nm-Fertigung, unter Einrechnung realer Performance- und realer Stromverbrauchswerte, kommt das bekannte Ergebnis heraus: nVidia ist nach wie vor deutlich energieeffizienter unterwegs. AMD mag in dieser Frage zweifellos aufgeholt haben, kommt aber immer noch nicht einmal in die Nähe der nVidia-Stromverbrauchseffizienz. Zum Glück für AMD ist man beim Stromverbrauch der real angebotenen Grafikkarten zumindest auf einem Niveau unterwegs, welches keine echten Nachteile entstehen läßt – sprich, AMD muß keine 200-Watt-Angebote mehr ins Midrange-Segment schicken. Es gibt also derzeit rein praktisch gesehen keine Fälle, wo man (14nm-basierte) AMD-Grafikkarten wegen zu hohen Stromverbrauchs als grenzwertige Empfehlung ansehen müsste.

Unter der UltraHD-Auflösung zeigt sich das identische bzw. teilweise sogar noch etwas klarere Bild. Auffallend ist zudem, das bei nVidias Pascal-Beschleunigern die schnellsten Modelle sogar mit die beste Energieeffizienz aufweisen – die GeForce GTX 1080 liegt in dieser Frage sogar bemerkbar besser als die GeForce GTX 1060 6GB. Dies war zu Zeiten der 65nm-, 55nm- und 40nm-Grafikkarten sowie auch zu den Anfangszeiten der 28nm-Grafikkarte noch deutlich anders, da fielen speziell die HighEnd- und Enthusiasten-Modelle bei der Energieeffizienz eigentlich immer recht deutlich ab. Heuer nun versteht es gerade nVidia gut, auch die allerschnellsten Grafikbeschleuniger (relativ gesehen) sehr energieeffizienz aufzulegen.