Nachdem der "alte" Grafikkarten-Marktüberblick vom Juli 2008 nun inzwischen einigen Wochen alt ist, wird es Zeit für einen neuen Marktüberblick über die aktuell angebotenen Grafikkarten und deren Preislage. Noch haben sich allerdings keine wesentlichen Verschiebungen ergeben, weil kaum neue Grafikchips in den Markt gekommen sind sowie den durch den ständigen Wettbewerb immer leicht sinkenden Preisen ein stärker werdender Dollar gegenüberstand, was zu oftmals identischen Preisen gegenüber dem Juli führte.

Insofern ergab sich bei vielen Grafikkarten ein gleicher und bei anderen Karten sogar ein leicht höherer Preis gegenüber dem April, nur einige wenige Grafikkarten konnten leicht niedrigere Preise notieren. Die größten Preisunterschiede zum April gibt es bei den Auslaufkandidaten: Bei einigen sind inzwischen nur noch teure Resteangebote vorhanden, so daß sie nicht mit erwähnt wurden (GeForce 8800 GT), andere hingegen fielen maßgeblich im Preis und bieten – für die wenigen noch in den Lägern befindlichen Exemplare – das eine oder andere Schnäppchen (Radeon HD 3850/3870 X2).

Zum besseren Zusammenhang zwischen Tabelle und den Anmerkungen zu den einzelnen Karten haben wir die nachfolgende Übersicht aufgesplittet: Den Anfang machen die Karten des oberen Mainstream-, Performance- und HighEnd-Segments, auf der nächsten Seite gibt es dann die Karten des LowCost- und unteren Mainstream-Segments. Die Trennlinie liegt dabei bei um die 70 Euro, was derzeit fast perfekt die Karten mit 64 oder 128 Bit Speicherinterface von den Karten mit einem 256 Bit Speicherinterface (oder besser) trennt. Anfangen wollen wir mit dem Marktüberblick der Karten des oberen Mainstream-, Performance- und HighEnd-Segments:

Anmerkung: Die nachfolgenden GFlops-Werte geben die theoretische maximale Rechenleistung wieder, bei ATI die MADD-Rechenleistung und bei nVidia die MADD- sowie die kummulierte MADD/MUL-Rechenleistung. Diese Angabe erfolgt, weil die Anzahl der Shader-Einheiten zwischen den Designs von ATI und nVidia nicht vergleichbar ist – wobei natürlich auch die Angabe zur Rechenleistung keinen alleinigen Schluß auf die Leistungsfähigkeit zuläßt.

Allgemein gilt zu sagen, daß der Markt im Mainstream-, Performance- und HighEnd-Segment nochmals unübersichtlicher geworden ist, weil viele ältere Lösungen immer noch zu teilweise vernünftigen Preisen zu haben sind und daher jede Menge Karten mit gutem Preis/Leistungsverhältnis durch die Gegend schwirren. Hinzu kommen neue Varianten von bekannten Grafikkarten, welche die vorstehende Auflistung leider weiter aufblähen. Daher wollen wir das ganze erst einmal etwas entwirren, indem wir die weniger guten Lösungen identifizieren:

Erstens kann man prinzipiell von allen Karten unterhalb von 512 MB Speicher Abstand nehmen, dies ist für diesen Preisbereich nicht mehr zeitgemäß. Bei ATI betrifft dies derzeit keine Karten (die Radeon HD 3850 256MB ist aufgrund ihres weiter gefallenen Preises auf die nächste Seite gerutscht), aber doch einige nVidia-Grafikkarten. Man muß eher den Blick nach oben richten, den für echte HighEnd-Karten sind derzeit schon 1024 MB Speicher (oder 896 MB bei der GeForce GTX 260) zu empfehlen.

Diese Trennlinie verläuft allerdings bei den beiden Grafikchip-Entwicklern nicht an der identischen Stelle. Denn ATI kommt derzeit deutlich besser mit dem Speicherverbrauch zurecht als nVidia, somit sind 1024-MB-Karten erst ab einer Radeon HD 4870 anzuraten. Die Radeon HD 4850 bildet damit die derzeitige Trennlinie – hier kann man sich für beide Lösungen entscheiden, unterhalb dieser Karte ist der Mehrspeicher jedoch kaum sinnvoll.

Völlig anders sieht dies bei nVidia aus: Faktisch alles ab einer GeForce 9800 GT ist mit 1024 MB Grafikkartenspeicher klar besser beraten, was einige ansonsten gute Karten wie die GeForce 9800 GTX+ – welche es eben nur in einer 512-MB-Ausführung gibt – herausfallen läßt. Die Trennlinie wäre bei nVidia somit wohl die GeForce 9600 GT, hier kann man sich ebenfalls sowohl in die eine oder andere Richtung entscheiden – wobei bei dieser klar tiefer angesiedelten Karte die Entscheidung eher in Richtung 512 MB Speicher fallen sollte.

Zweitens kann man durchaus die demnächst auslaufenden Modelle herausrechnen, da diese in der einen oder anderen Disziplin immer einen Nachteil mit sich bringen. Insbesondere die Preise der Radeon HD 3850/3870 X2 erscheinen auf den ersten Blick hochinteressant, aber man muß hier auch sehen, daß die Karten nur 512 MB Grafikkartenspeicher (pro Grafikchip) haben, einen saftigen Stromverbrauch aufweisen und die üblichen Probleme von CrossFire- bzw. SLI-Lösungen mitbringen. Wenn man das gegen deren Mehrperformance aufrechnet, sind die neueren Radeon HD 4850/4870 Karten dann doch wieder die runderen Angebote.

Und letztlich lassen sich noch einige direkte Duelle zwischen ATI- und nVidia-Lösungen klar entscheiden: Wie beispielsweise der Triumph der Radeon HD 4870 X2 gegenüber der GeForce GTX 280, die absolute Dominanz der Radeon HD 4850 in ihren Preisbereich, oder auch die weiterhin vorhandene Durchschlagskraft der GeForce 9600 GT, welche gegenüber schnelleren Karten den überzeugend besseren Preis und gegenüber preisgünstigeren Karten die überzeugend bessere Leistung bietet.

Demzufolge geben wir folgende (sicherlich teilweise subjektiven und nur für die aktuelle Preissituation geltenden) Empfehlungen ab:

• Im Preisbereich von 300 Euro und mehr dominiert eindeutig die Radeon HD 4870 X2, selbst wenn diese erst ab 390 Euro zu bekommen ist.
• Der Preisbereich von 180 bis 300 Euro sieht mehrere vernünftige Lösungen: Zwar ist hier erst einmal die Radeon HD 4870 1024MB als führend anzusehen, durch ihren etwas besseren Preis ist aber auch die (alte) GeForce GTX 260 (192SP) eine gangbare Wahl. Wer es in dieser Preisklasse nur mit 512 MB Grafikkartenspeicher versuchen will, kann natürlich bedenkenlos zur Radeon HD 4870 512MB greifen, aber dies kann heutzutage nicht mehr unsere uneingeschränkte Empfehlung bekommen.
• Der Preisbereich von 110 bis 180 Euro wird glasklar dominiert durch die Radeon HD 4850: Normalerweise reicht hier die 512-MB-Ausführung, aber man kann natürlich auch schon zur 1024-MB-Ausführung greifen. nVidia hat hier leider nichts entgegenzusetzen, weil der Grafikchip-Entwickler in dieser Leistungsklasse schon zwingend 1024-MB-Karten benötigt und es da nur eine (gegenüber der Radeon HD 4850) nicht konkurrenzfähige GeForce 9800 GT 1024MB gibt.
• Der Preisbereich von 75 bis 110 Euro geht an die GeForce 9600 GT 512MB: Sie ist das ausgewogenste Angebot in diesem Preisbereich und die preisgünstigeren Karte (wie eine Radeon HD 3850 512MB) sind nicht ausreichend günstiger für den vorhandenen Leistungsunterschied.