Launch-Analyse: AMD Radeon HD 6790 (Seite 2)

Dienstag, 5. April 2011
 / von Leonidas
 

Bezüglich der Performance-Analyse wäre vorab zu sagen, daß sich eine Karte vom Schlage der Radeon HD 6790 natürlich nicht mit 8x Anti-Aliasing oder Auflösungen höher als 1920x1200 herumzuschlagen braucht – dafür ist die Karte nicht gebaut, die dort erzielbare Performance ist dementsprechend zu schlecht, um noch nutzbar zu sein. Typischerweise setzt man eine Radeon HD 6790 unter 1680x1050 oder 1920x1080/1200 mit eher maßvollem Anti-Aliasing-Level ein – da die Performance der Karte unter manchen Spiele zu schwach für das standardmäßige 4x Anti-Aliasing sein wird, sind hier auch Messungen unter 2x Anti-Aliasing bzw. ganz ohne Anti-Aliasing interessant. Leider geben die heutigen Testberichte nur letzteres her, Messungen unter 2x Anti-Aliasing fehlen dagegen gänzlich.

HT4U 6790 vs. 550Ti 6790 vs. 5770 6790 vs. 5830 6790 vs. 6850
1680x1050 noAA +19,0% (-16,0%) +11,5% (-10,3%) -7,9% (+8,6%) -15,4% (+18,2%)
1680x1050 4xAA +10,2% (-9,2%) +13,2% (-11,7%) -3,4% (+3,5%) -16,6% (+19,9%)
1920x1200 noAA +22,6% (-18,4%) +12,9% (-11,4%) -7,8% (+8,5%) -15,5% (+18,3%)
1920x1200 4xAA +14,0% (-12,3%) +13,3% (-11,8%) -3,8% (+4,0%) -16,8% (+20,2%)
benutzte Treiberversionen: 5770/5830/6850 @ Catalyst 11.2, 6790 @ 11.4 Beta, 550Ti @ 267.59 Beta
benutzte Filtersettings: AMD "HighQuality" vs. nVidia "HighQuality"
ComputerBase 6790 vs. 550Ti 6790 vs. 5770 6790 vs. 460/768 6790 vs. 6850
1680x1050 noAA +14,4% (-12,6%) +7,4% (-6,9%) -4,1% (+4,3%) -16,7% (+20,0%)
1680x1050 4xAA +5,7% (-5,4%) +14,3% (-12,5%) -9,0% (+9,9%) -12,1% (+13,8%)
1920x1200 noAA +18,5% (-15,6%) +7,6% (-7,1%) -2,8% (+2,8%) -17,8% (+21,6%)
1920x1200 4xAA +11,6% (-10,4%) +13,1% (-11,6%) -5,7% (+6,0%) -12,6% (+14,4%)
benutzte Treiberversionen: 5770/6850 @ Catalyst 10.10e, 6790 @ Catalyst 11.4 Beta, 460/768MB @ 262.99, 550Ti @ 267.59
benutzte Filtersettings: AMD "Quality" vs. nVidia "Quality"
Hardware Canucks 6790 vs. 5770 6790 vs. 5830 6790 vs. 6850
1680x1050 noAA +16,5% (-14,2%) +0,2% (-0,2%) -11,4% (+12,9%)
1680x1050 4xAA +21,1% (-17,5%) +5,7% (-5,4%) -11,8% (+13,4%)
1920x1200 noAA +13,9% (-12,2%) -2,2% (+2,3%) -14,5% (+17,0%)
1920x1200 4xAA +18,8% (-15,8%) +3,0% (-2,9%) -13,6% (+15,7%)
benutzte Treiberversionen: 5770/5830/6850 @ Catalyst 11.4 Preview, 6790 @ Catalyst 11.4 Beta
benutzte Filtersettings: unbekannt, höchstwahrscheinlich AMD "Quality" vs. nVidia "Quality"
Hardware Canucks 6790 vs. 550Ti 6790 vs. 460SE 6790 vs. 460/768MB 6790 vs. 460/1024MB
1680x1050 noAA +11,4% (-10,2%) +0,1% (-0,1%) -6,7% (+7,2%) -12,0% (+13,7%)
1680x1050 4xAA +9,3% (-8,5%) -2,4% (+2,5%) -6,5% (+7,0%) -13,4% (+15,5%)
1920x1200 noAA +15,6% (-13,5%) +1,7% (-1,7%) -4,2% (+4,4%) -12,2% (+13,8%)
1920x1200 4xAA +12,7% (-11,3%) -0,7% (+0,7%) -2,4% (+2,5%) -12,1% (+13,8%)
benutzte Treiberversionen: 6790 @ Catalyst 11.4 Beta, 460/550Ti @ 270.51 Beta
benutzte Filtersettings: unbekannt, höchstwahrscheinlich AMD "Quality" vs. nVidia "Quality"

Ein Performance-Urteil zur Radeon HD 6790 ist aufgrund der (relativen) Klarheit der Performance-Daten ziemlich schnell zu fassen: Die neue Mainstream-Karte ist ca. 10 bis 15 Prozent schneller als die Radeon HD 5770 und ca. 15 Prozent langsamer als die Radeon HD 6850. Eine besondere Schwäche unter Zuschaltung von Anti-Aliasing – wie bei der Radeon HD 5830 zu beobachten – gibt es bei der Radeon HD 6790 erstaunlicherweise trotz der nur 16 ROPs nicht. Die Performance entspricht damit ziemlich perfekt dem Kartennamen (selbst wenn dieser technologisch gesehen nicht passt): Die Radeon HD 6790 ist wie eine etwas schnellere Ausführung der Radeon HD 5770.

Im Vergleich zur eigentlich mit klar besseren Hardware-Daten antretenden Radeon HD 5830 schlägt sich die Radeon HD 6790 ausgesprochen gut: In der Summe der Messungen ist sogar ein grober Performance-Gleichstand zu konstatieren – die einen sehen hier die Radeon HD 5830 um ca. 5 Prozent vorn, die anderen dagegen die Radeon HD 6790 um ca. 5 Prozent im Vorteil. Beachtenswert ist, daß die Radeon HD 6790 besonders unter Anti-Aliasing der Radeon HD 5830 gefährlich wird – ein weiterer Beweis der These, daß die nur 16 ROPs die Radeon HD 6790 deutlich weniger behindern als dies bei der Radeon HD 5830 der Fall ist.

Den Wettstreit mit nVidias GeForce GTX 550 Ti gewinnt die Radeon HD 6790 dann recht problemlos mit ca. 10 bis 15 Prozent Vorsprung – ohne Anti-Aliasing ist der Vorsprung eher größer, mit Anti-Aliasing liegt dieser oftmals nur noch bei glatten 10 Prozent. Dies reicht aber aus, um die nVidia-Karte auf ausreichender Distanz zu halten, welche schließlich keine besseren Verlustleistungswerte und augenscheinlich auch keine entscheidend bessere Preislage vorweisen kann (wobei bezüglich der exakten Preislage die Entwicklung der nächsten Tage mit ersten Listungen zur Radeon HD 6790 abzuwarten wäre). Im übrigen liegt die Performance der Radeon HD 6790 damit – auf nVidia bezogen – ziemlich exakt auf der Höhe der GeForce GTX 460 SE, welche allerdings weiterhin ihren ungünstigen Preispunkt hat und damit kein echtes Konkurrenzangebot darstellt.

Damit sieht es erst einmal recht gut aus für die Radeon HD 6790, da die GeForce GTX 550 Ti geschlagen wird, man sich ebenfalls von der Radeon HD 5770 absetzen kann, keinen echten Performance-Einbruch unter Anti-Aliasing aufgrund der nur 16 ROPs verkraften muß und letztlich bezüglich der Verlustleistung nicht schlechter liegt als die meisten Konkurrenten. Jetzt muß dazu allerdings noch der passende Straßenpreis gemacht werden, was aufgrund des Listenpreises von 119 Euro durchaus möglich ist. Zu beachten wäre dabei vor allem der preisliche Druck der etwas schnelleren Karten in Form von GeForce GTX 460 768MB (5 bis 10 Prozent schneller, ab 119 Euro) und Radeon HD 6850 (ca. 20 Prozent schneller, ab 125 Euro).

Ein guter Preis für die Radeon HD 6790 würde demzufolge bei 110 Euro und niedriger liegen. Trifft dieser ein (wonach es derzeit aussieht), dann hat AMD alles richtig gemacht mit der Radeon HD 6790 und eine gute neue Mainstream-Lösung aufgelegt – mit kleinen, verzeihbaren Schwächen und in jedem Fall besser als die aktuellen nVidia-Angebote im Mainstream-Bereich.

Nachtrag vom 5. April 2011

Interessant zum Launch der Radeon HD 6790 sind natürlich noch deren Übertaktungsergebnisse sowie Informationen zur Geräuschentwicklung der einzelnen Herstellerkarten. Im Zuge der verhältnismäßig hohen Chipspannung haben sich die meisten Karten gut übertakten lassen, ausgehend von 840/2100 MHz liegt das durchschnittliche Übertaktungsergebnis bei 957/2383 MHz – dies sind im Schnitt 14 Prozent mehr Chip- sowie 13 Prozent mehr Speichertakt. Beachtenswert sind die wenigen Ausreißern nach unten hin – nur zwei Karten (von 14) schafften nicht 950 MHz Chiptakt. Die vorher für die Radeon HD 6790 prognostizierten 1000 MHz Chiptakt sind dagegen eher das obere Ende der Möglichkeiten, dieser Wert wurde nur zweimal jeweils knapp erreicht. In der Übertaktungseignung ist die Radeon HD 6790 damit gutklassig, aber nicht überragend – die GeForce GTX 550 Ti liegt diesbezüglich etwas besser, wenngleich auch nicht so viel besser, um den Performancerückstand zur Radeon HD 6790 wieder gänzlich aufholen zu können.

Testkarte OC-Ergebnis Lautstärke-Eindruck
HT4U AMD-Referenz 950/2400 MHz vernünftig
ComputerBase AMD-Referenz 960/2400 MHz durchschnittlich
PC Games Hardware AMD-Referenz - durchschnittlich
Tom's Hardware AMD-Referenz - vernünftig
AnandTech AMD-Referenz - durchschnittlich
Hardware Canucks AMD-Referenz 981/2322 MHz -
Hexus AMD-Referenz - gut
TechPowerUp AMD-Referenz 915/2400 MHz durchschnittlich
The Tech Report AMD-Referenz - vernünftig
Bjorn3D AMD-Referenz 975/2200 MHz vernünftig
Guru3D AMD-Referenz 949/2500 MHz gut
Legit Reviews AMD-Referenz 900/2240 MHz -
Neoseeker AMD-Referenz 1000/2420 MHz -
Overclockers Club PowerColor Radeon HD 6790 1000/2470 MHz -
HT4U Sapphire Radeon HD 6790 950/2340 MHz gut
ComputerBase Sapphire Radeon HD 6790 950/2452 MHz gut
Hexus Sapphire Radeon HD 6790 950/2300 MHz sehr gut
Neoseeker Sapphire Radeon HD 6790 950/2430 MHz -
Hardware Heaven Sapphire Radeon HD 6790 975/2500 MHz gut
TweakTown Sapphire Radeon HD 6790 - sehr gut

Bezüglich der Geräuschentwicklung gibt es derzeit nur Werte von zwei Karten: Zum einen von der AMD Referenz-Ausführung, welche aber voraussichtlich in dieser Form den Markt gar nicht erreichen wird – womit die für diese Karte aufgestellten arg durchschnittlichen Geräuschentwicklungs-Resultate nicht weiter schlimm sind. Und zum anderen gibt es Geräuschentwicklungs-Resultate der Sapphire Radeon HD 6790, welche ihren Job anscheinend ziemlich gut löst. Abzuwarten bleibt letztlich, wie die weiteren Herstellerkarten aussehen werden – aufgrund dessen, daß bei der Radeon HD 6790 Eigenkreationen freier Raum gegeben ist, können sich die Hersteller-Karten bezüglich Geräuschentwicklung und Leistungsaufnahme doch deutlich vom Referenzdesign unterscheiden.

Dies kann der Radeon HD 6790 mittel- und langfristig sogar zum Vorteil beim Punkt der noch etwas zu hohen Leistungsaufnahme gereichen: Denn auch die Radeon HD 5830 trat seinerzeit mit einer Spiele-Leistungsaufnahme von 120 Watt an. Neuere Herstellerkarten unterbieten diesen Wert dann jedoch spielend: Die MSI R5830 TwinFrozr II kommt auf nur noch 106 Watt Spiele-Verbrauch, eine XFX Radeon HD 5830 gar nur auf 104 Watt. Aus heutiger Sicht sind diese Werte angesichts der (limitierten) Leistungsfähigkeit der Radeon HD 5830 zwar nicht wirklich gut, relevant ist hierbei allerdings die Differenz zur Messung der Referenz-Karte von 14 bis 16 Watt bzw. 12 bis 13 Prozent. Die Radeon HD 6790 kann mit ausgereiften Herstellerkarten sicherlich in ähnlichem Umfang bei der Verlustleistung abspecken – dies würde dann einen (viel freundlicher ausschauenden) Spiele-Verbrauch von etwas unter 100 Watt ergeben.