Launch-Analyse: AMD Radeon HD 7750 & 7770 (Seite 2)

Mittwoch, 15. Februar 2012
 / von Leonidas
 

Beim Thema der Performance gab es dagegen keine so guten Wertungen der verschiedenen heutigen Testberichte. Die beiden Cape-Verde-Grafikchips können – basierend auf ihren niedrigen Rohleistungen – dann eben doch keine Wunderdinge vollbringen und ordnen sich nur als maßvoll schnell ein: Die Radeon HD 7770 nur etwas besser als Radeon HD 6790 und GeForce GTX 550 Ti, aber immer noch klar entfernt von Radeon HD 6850 und GeForce GTX 460, und die Radeon HD 6750 nur etwas schneller als Radeon HD 5750/6750 und GeForce GTS 450 – und damit immer noch minimal langsamer als die Radeon HD 5770/6770 Karten.

Quelle: ComputerBase 1680x1050 noAA 1680x1050 4xAA 1920x1080 noAA 1920x1080 4xAA
Radeon HD 6850 161% 162% 112% 110%
GeForce GTX 460 1024MB 161% 154% 102% 105%
Radeon HD 7770 145% 145% 100% 100%
GeForce GTX 550 Ti 114% 117% - -
Radeon HD 5770/6770 121% 122% - -
Radeon HD 7750 115% 113% - -
Radeon HD 5750/6750 100% 100% - -
GeForce GTS 450 97% 98% - -
Radeon HD 6670 GDDR5 78% 77% - -
Quelle: HT4U 1680x1050 noAA 1680x1050 4xAA 1920x1200 noAA 1920x1200 4xAA
Radeon HD 6850 144% 152% 145% 154%
GeForce GTX 460 1024MB 135% 147% 135% 147%
Radeon HD 7770 134% 132% 132% 132%
Radeon HD 6790 134% 133% 129% 134%
GeForce GTX 550 Ti 106% 114% 104% 112%
Radeon HD 5770/6770 110% 110% 109% 111%
Radeon HD 7750 104% 106% 102% 106%
Radeon HD 5750/6750 100% 100% 100% 100%
GeForce GTS 450 89% 93% 87% 91%
Radeon HD 6670 GDDR5 78% 78% - -
Quelle: TechPowerUp 1280x1024 2xAA 1680x1050 4xAA 1920x1200 4xAA
Radeon HD 6850 155% 156% 155%
GeForce GTX 460 1024MB 162% 159% 157%
Radeon HD 7770 152% 147% 145%
Radeon HD 6790 133% 134% 133%
GeForce GTX 550 Ti 129% 125% 118%
Radeon HD 5770/6770 117% 118% 117%
Radeon HD 7750 118% 115% 113%
Radeon HD 5750/6750 100% 100% 100%
GeForce GTS 450 89% 94% 100%
Radeon HD 6670 GDDR5 79% 78% 78%

An dieser Performance-Einordnung von Radeon HD 7750 & 7770 gibt es kaum etwas zu deuteln, die Testberichte des heutigen Tages zeigen grob allesamt in dieselbe Richtung – und sind in der Mehrheit dementsprechend enttäuscht, denn man hatte sich vorab doch mehr versprochen als ein eher sanftes Update zur Radeon HD 5700/6700 Serie. Letztlich ist hier der Performancegewinn durch die 28nm-Generation noch geringer als bei den Radeon HD 7900 Grafikkarten (ca. 35% Performanceplus gegenüber der Radeon HD 6900 Serie): Die Radeon HD 7770 ist nur runde 25 Prozent schneller als die Radeon HD 5770/6770 und die Radeon HD 7750 ist dann nur noch runde 10 Prozent schneller als die Radeon HD 5750/6750.

Das eigentliche Problem der Radeon HD 7700 Serie lauert da aber noch ganz qo anders – es liegt beim völlig überzogenen Launchpreis dieser Karten von 159 Dollar Listenpreis für die Radeon HD 7770 und 109 Dollar Listenpreis für die Radeon HD 7750. AMD setzt hier die schon bei der Radeon HD 7900 Serie kritisierte Hochpreis-Strategie bei der Radeon HD 7700 Serie fort – nur daß die Radeon HD 7700 Serie eben gegen vorhandene Konkurrenz im Markt antritt und nicht wie die Radeon HD 7900 Serie teilweise allein auf weiter Flur steht. Es ist unklar, wieso der Grafikkarten-Käufer zu einer Radeon HD 7750 für runde 100 Euro greifen soll, wenn es die etwas schnellere Radeon HD 6770 für einen niedrigeren Preispunkt von ab 85 Euro gibt – und wieso man zur Radeon HD 7770 für runde 140 Euro greifen soll, wenn es die klar schnellere Radeon HD 6850 für einen wiederum niedrigeren Preispunkt von ab 115 Euro gibt.

Insbesondere letzterer Fall ist ein musterhaftes Beispiel für einen gravierend falschen Preispunkt bei einer neuen Grafikkarte. Auch der Neuheitswert und der niedrigere Verbrauch der Radeon HD 7770 können diese Karte nicht im Vergleich zur Radeon HD 6850 retten – wenn es eine klare Empfehlung nach den Tests des heutigen Tages gibt, dann diese, eben zur Radeon HD 6850 zu greifen. Im Fall der Radeon HD 7750 ist der Unterschied nicht ganz so gravierend und hat die neuere Karte dann in Tat einen für gewisse Anwender wirklich attraktiven Stromverbrauch, welchen auch Radeon HD 6750 und GeForce GTS 450 nicht matchen können. Wirklich überzeugend ist aber auch die Radeon HD 7750 aus Preis/Leistungssicht nicht.

AMD Radeon HD 7750 Referenzdesign
AMD Radeon HD 7750 Referenzdesign
AMD Radeon HD 7770 Referenzdesign
AMD Radeon HD 7770 Referenzdesign

Und damit sehen wir letztlich heute zwei neue Grafikkarten, welche trotz ihrer niedrigen Hardware-Ansetzung durchaus ihren Weg machen können – aber nicht jetzt, nicht zu den jetzt von AMD aufgerufenen Preispunkten. Ähnliches war früher schon einmal bei AMD bei der Radeon HD 5500/5600 Serie zu beobachten, deren anfänglicher Preispunkt diese zu nahe an die Radeon HD 5700 Serie heranrückte und damit unattraktiv machte. Mit der Zeit änderte sich dies allerdings und nach rund einem halben Jahr waren Radeon HD 5500/5600 gangbare Lösungen mit gutem Preis/Leistungsverhältnis geworden. Möglicherweise steht der Radeon HD 7700 Serie eine ähnliche Entwicklung bevor: Am Anfang lange Zeit zu teuer und daher nicht wirklich beachtet (mit Ausnahme der Stromsparfraktion im Fall der Radeon HD 7750), nach einiger Zeit dann aber mit zurechtgerücktem Preispunkt und dann doch eine vernünftige Lösung.

Nachtrag vom 15. Februar 2012

Aus unserem Forum kommt vom Forenuser MadManniMan ein wunderbares Preis/Leistungsdiagramm der aktuellen Gamer-Grafikkarten von Radeon HD 7750 bis Radeon HD 7970, ergo vom Mainstream- bis zum HighEnd-Bereich. Als Leistungsindex wurde dabei unser (beispielsweise auch im Grafikkarten-Marktblick benutzter) grober Performance-Index genutzt, die einzelnen Grafikkarten-Preise wurden natürlich tagaktuell nach den jeweils verfügbaren Bestpreisen ermittelt. Das Diagramm selber ist dabei ganz einfach zu lesen: Alles was überhalb des roten Pfeils steht, hat ein gutes Preis/Leistungsverhältnis – alles, was darunter steht, demzufolge ein schlechtes Preis/Leistungsverhältnis. Daneben läßt sich das Preis/Leistungsverhältnis auch noch in Form einer Zahl ausdrücken, indem man einfach den Performance-Index durch den Preis teilt – höhere Zahlen sind dann einfach besser.

Daß sich die HighEnd-Grafikkarten beim Preis/Leistungsverhältnis nicht mit Ruhm bekleckern, geht aus diesem Diagramm eindeutig hervor, ist aber zu erwarten gewesen und ist in dem Sinne auch völlig normal – für die letzten paar Prozentpunkte Performance löhnt man immer übermäßig viel. Sehr deutlich fallen in dieser Darstellungsform nun aber die schlechten (aktuellen) Preis/Leistungsverhältnisse von Radeon HD 7750 & 7770 auf: Alle um diese neuen Karten herumliegenden "alten" Karten haben jeweils deutliche bessere Preis/Leistungsverhältnisse anzubieten – Radeon HD 7750 & 7770 haben ein derart niedriges Preis/Leistungsverhältnis, welches man sonst nur von Karten des Preisrahmens über 200 Euro kennt. Für Mainstream-Grafikkarten, wo nun gerade der Punkt "fps pro Euro" sehr viel von der Kaufentscheidung ausmacht, ist dies eine sehr ungünstige Voraussetzung.

Nachtrag vom 4. Juni 2012

Wie inzwischen breit berichtet wird, erhöht AMD tatsächlich die Taktraten von Radeon HD 7750 & 7770 um jeweils 100 MHz und bringt damit faktisch neue Varianten dieser Grafikkarten heraus – allerdings unter weiterhin demselben Verkaufsnamen. Begründet wird dieser Schritt mit Fortschritten in der 28nm-Fertigung – was technisch sicherlich nicht falsch ist, der eigentliche Grund dürfte aber eher die GeForce GT 640 sein: Jene schlägt die Radeon HD 7750 (auf ihrem früherem Takt von 800 MHz) möglicherweise minimal, mit der Taktsteigerung unterbindet AMD diesen nVidia-Angriff. Der Takt der Radeon HD 7770 wird dagegen möglicherweise nur deswegen gesteigert, um den Abstand zwischen Radeon HD 7750 & 7770 nicht zu klein zu werden lassen – außerdem rückt die Radeon HD 7770 auf ihrem neuen Takt somit näher an die Radeon HD 7850 heran und verkleinert somit den übergroßen Abstand zu dieser Karte etwas.

Radeon HD 7750 v1 Radeon HD 7750 v2 Radeon HD 7770 v1 Radeon HD 7770 v2
Technik DirectX 11.1, 512 (1D) Shader-Einheiten, 32 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface DirectX 11.1, 640 (1D) Shader-Einheiten, 40 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface
Taktraten 800/2250 MHz 900/2250 MHz 1000/2250 MHz 1100/2250 MHz
Differenz +100 MHz Chiptakt = +12,5% Rechenleistung +100 MHz Chiptakt = +10,0% Rechenleistung
Spieleverbrauch 41W ~45W 74W ~80W
Perform.index 110% ~115-120% 145% ~150-155%

Wieviel Performance-Gewinn durch die Steigerung der Chip-Taktraten möglich ist, läßt sich derzeit leider nur eher grob sagen, da hierzu noch keine Benchmarks vorliegen und die vorhandenen Skalierungs- und Übertaktungs-Benchmarks zu Radeon HD 7750 & 7770 leider allesamt mit sowohl höheren Chip-Taktraten als auch höheren Speicher-Taktraten vorgenommen wurden, auf diesen Fall der reinen Erhöhung der Chip-Taktraten also nicht anwendbar sind. Vermutlich schlägt der höhere Chiptakt ohne Anti-Aliasing ziemlich gut durch, mit Anti-Aliasing dürfte dann die begrenzte Speicherbandbreite dieser Karten schneller limitieren. Der ganz große Sprung ist mit 12,5% bzw. 10,0% mehr Rechenleistung sowieso nicht zu erwarten.

Die neuen Versionen von Radeon HD 7750 & 7770 sollen zum gleichen Preispunkt und anscheinend ohne jede weitere Kennzeichnung im Markt antreten – wobei speziell letzteres unserer Meinung nach einige dicke Probleme aufwirft: So könnten sich die bisherigen Käufer von Radeon HD 7750 & 7770 etwas "hintergangen" vorkommen. Sicherlich kommen gerade in der IT-Branche ständig neue Produkte mit besseren Spezifikationen zum gleichen Preis heraus, aber hier spielt vor allem die psychologische Komponente des exakt selben Produktnamens mit hinein. Gleichfalls kann so ein Schritt die generelle Frage bei den Grafikkarten-Käufern aufwerfen, wo AMD denn demnächst an den Taktraten herumspielt – und ob man dementsprechend nicht lieber mit dem Kauf einer AMD-Grafikkarte generell warten sollte.

Und am Ende gibt AMD hier ein äußerst schlechtes Beispiel für nVidia ab – welche sich durchaus dazu annimiert fühlen könnten, in der Zukunft dasselbe zu tun, sprich nachträglich die Spezifikationen von schon im Markt stehender Hardware umzuändern. Und dies kann eigentlich keiner wollen, weil wenn die Produktspezifikationen zur variablen Größe werden, geht jede Übersicht und Gewissheit für den Grafikkarten-Käufer verloren. Gewinnen kann an so etwas niemand, es entsteht nur ein (eigentlich immer zu vermeidender) Tribüneneffekt. Zugunsten der Grafikkarten-Käufer kann man nur hoffen, daß nVidia auf diesen schlechten Zug seitens AMD nicht einsteigt, auf daß der ganze Fall eine einmalige Angelegenheit bleibt. Leider hat AMD hiermit eine Tür aufgestoßen, welche man nunmehr nie wieder ganz zubekommen wird – ein Restrisiko, daß diese Methode erneut ausgepackt wird, ist nunmehr immer existent.