Launch-Analyse: AMD Radeon HD 7970 (Nachträge)

Donnerstag, 22. Dezember 2011
 / von Leonidas
 

Nachtrag vom 22. Dezember 2011

Unter Diskussion steht derzeit der anisotrope Filter der Radeon HD 7970, da dieser trotz des Hardware-Fixes im R1000/Tahiti-Chip nun doch nicht so gute Ergebnisse wie bei nVidia hervorbringt. Dies kann man sich mittels der Videos & Screenshots von HT4U, der ComputerBase sowie der PC Games Hardware selber zu Gemüte führen. Allgemein wird dabei eine klare Verbesserung gegenüber dem RV970/Cayman-Chip erkannt, aber immer noch nicht ganz das Niveau der nVidia-Lösungen. Insbesondere der HighQuality-Modus, welcher bei nVidia schon fast flimmerfrei ist (dies ist immer Content-abhängig), scheint bei der Radeon HD 7970 nach wie vor flimmeranfällig sein, während unter dem Quality-Modus beider Grafikchip-Entwickler die Unterschiede eher schwer zu entdecken sind. In der Summe bietet AMD damit eine ähnliche Standard-Lösung, nVidia hat aber im HighQuality-Modus des anisotropen Filters weiterhin die Nase etwas vorn.

Nachzutragen zur Radeon HD 7970 wären zudem noch deren kummulierte Overclocking-Ergebnisse, welche mittels der nachfolgenden Tabelle verewigt sind. Zu beachten wäre dabei, daß sehr viele Tester an das derzeitige Treiber/BIOS-Limit von maximal 1125 MHz Chiptakt und maximal 3150 MHz Speichertakt gestoßen sind, die Karte unter Umständen also noch mehr könnte. Einzig bei Legit Reviews hat man sich ein aktualisiertes BIOS geben lassen, welches diese Limits auf 2000/5000 MHz anhob und in der Folge dessen auch den mit 1165 MHz höchsten Chiptakt dieses Testfeldes ermöglichte. Demzufolge ist der durchschnittliche Übertaktungserfolg von 1093 MHz Chiptakt und 3087 MHz Speichertakt auch unter dem (kleinen) Vorbehalt zu sehen, daß bei einem höheren Limit das eine oder andere Ergebnis noch besser ausgefallen wäre und damit dieser Durchschnitt ebenfalls (minimal) ansteigen würde.

Overclocking-Ergebnisse der Radeon HD 7970
ComputerBase 1125/3150 MHz Guru3D 1052/2900 MHz
Hardwareluxx 1045/2800 MHz Hardware Canucks 1078/3107 MHz
HT4U 1070/3000 MHz Hexus 1000/2900 MHz
PC Games Hardware 1100/3150 MHz Neoseeker 1125/3150 MHz
Tom's Hardware 1125/3150 MHz Overclockers 1125/3150 MHz
TechPowerUp 1075/3430 MHz
Legit Reviews 1165/3250 MHz VR-Zone 1125/3000 MHz

Interessant ist zudem, daß das niedrigste Übertaktungsergebnis bei immerhin 1000/2800 MHz liegt, was also einigen Spielraum beim Chiptakt eröffent – noch dazu, wo die Radeon HD 7970 gemäß einhelliger Meinung der Tester unter Übertaktung nur erstaunlich maßvoll mehr Strom zieht, ganz im Gegensatz zu vielen anderen Grafikkarten unter hoher Übertaktung. Man kann hier durchaus die These aufstellen, daß AMD vielleicht besser damit beraten gewesen wäre, die Karte gleich auf 1000/2750 MHz herauszubringen – der Stromverbrach unter Spielen würde dann von 211W auf nur 220W ansteigen, womit die Karte in dieser Disziplin immer noch sehr gut (für eine HighEnd-Grafikkarte) darstehen würde. Gemäß den Skalierungstests der ComputerBase würde die Karte auf diesem Takt nochmals um 4,7 Prozent hinzugewinnen – bei einer Taktsteigerung um 8,1 Prozent nicht ganz schlecht.

Diese 4,7 Prozent Mehrperformance hören sich nach sehr wenig an, aber addiert zu dem regulären Performancevorteil der Radeon HD 7970 könnte diese mit jener zusätzlichen Performance wichtige psychologische Marken nehmen: Gegenüber der Radeon HD 6970 würde der Performancegewinn dann nirgendwo mehr unterhalb von 40 Prozent betragen, gegenüber der GeForce GTX 580 dann nirgendwo mehr unterhalb von 25 Prozent. Dies wäre dann doch viel griffiger und würde die Radeon HD 7970 in einem viel besserem Licht darstehen lassen – obwohl der Performanceunterschied zum Ist-Zustand wie gesagt mit 4,7 Prozent recht klein ist. Aber manchmal zählt das Überwinden von psychologisch wichtigen Marken mehr man denken mag – und hier könnte durchaus so ein Fall vorliegen.

Da AMD sich all dies auch genauso ausrechnen kann, steht somit die Frage im Raum, wieso man nicht diese 1000 MHz Chiptakt gleich als default gesetzt hat. Eine mögliche Erklärung könnte darin liegen, daß die Presse momentan von AMD natürlich die am besten laufenden Exemplare der Radeon HD 7970 bekommen hat und daß die im Handel erhältlichen Karten keine so hohe durchschnittliche Übertaktung ermöglichen werden. Dies wird sich erst mit der Verfügbarkeit der Radeon HD 7970 und breiten User-Tests an diesen Karten klären lassen können. Die Verfügbarkeit der Radeon HD 7970 wird sich allerdings trotz des heutigen Launches kaum noch dieses Jahr erreicht lassen – unter Umständen gibt es erst zum 9. Januar (dem Launchdatum der Radeon HD 7950) lieferfähige Angebote zur Radeon HD 7970.

Nachtrag vom 23. Dezember 2011

Augenscheinlich wird es nun nichts mehr mit noch dieses Jahr ausgelieferten Radeon HD 7970 Grafikkarten (egal in welchen kleinen Mengen), denn bei den Händlern gibt es noch nicht einmal Listungen zum vorbestellen und auch die Grafikkarten-Hersteller verschicken derzeit noch keine Presseerklärungen, in welchen sie ihre neuen Modelle vorstellen. Vermutlich geht es richtig erst am 9. Januar 2012 los und der Launch der Radeon HD 7970 stellt sich im nachhinein als klassischer Paperlaunch heraus. Damit hat AMD zumindest die alte Vorhersage erfüllt, noch im Jahr 2011 mit einer 28nm-Grafikkarte anzutreten. Gleichzeitig nimmt man natürlich eine erhebliche mediale Aufmerksamkeit mit, welche über die gewöhnlich ereignisarmen Feiertage auch von keinen anderen großen Nachrichten getrübt wird – Marketing-technisch also eine Spitzenleistung, gerade weil das Thema "R1000/Tahiti" mit dem kommenden Launch der Radeon HD 7950 zum 9. Januar dann gleich noch einmal groß ausgeschlachtet werden wird.

Ohne echte Händlerpreise ist es natürlich schwer, eine belastbare Preis/Leistungs-Betrachtung aufzumachen – andererseits, da es dafür wohl noch zwei Wochen benötigt, müssen wir für diesen Zweck notgedrungen dann doch den Listenpreis der Radeon HD 7970 bemühen. Dieser liegt bei 549 Dollar, was unter Einrechnung des Dollar/Euro-Wechselkurses und unter Hinzunahme der bundesdeutschen Mehrwertsteuer (da US-Preise immer ohne MwSt. angegeben werden) einen Euro-Preis von ziemlich exakt 500 Euro ergeben sollte. Der Listenpreis muß natürlich nicht dem endgültigen Straßenpreis entsprechen, aber bei einem derzeit im SingleChip-Bereich ohne echte Konkurrenz dastehendem HighEnd-Produkt kann man davon ausgehen, daß der Straßenpreis zumindest anfänglich dem Listenpreis doch ziemlich nahekommen wird.

Und wenn man sich dann mal alle Zahlen zu Gemüte führt, fällt auf, daß die Radeon HD 7970 zwar keineswegs ein gutes Preis/Leistungsverhältnis speziell gegenüber der Radeon HD 6970 hat (einem Performanceplus von 35 bis 40 Prozent steht ein Mehrpreis von immerhin 75 bis 85 Prozent gegenüber), daß Preis/Leistungsverhältnis der neuen AMD-Karte aber zumindest nicht schlechter ausfällt als jenes der GeForce GTX 580 sowie jenes der DualChip-Lösungen Radeon HD 6990 und GeForce GTX 590. Gerade GeForce GTX 580 und Radeon HD 7970 liegen beim Preis/Leistungsverhältnis exakt auf derselben Schiene – was dann im HighEnd-Segment normalerweise automatisch für die schnellere Lösung spricht, denn der HighEnd-Käufer sucht gern nach dem Allerbesten verfügbaren. So gesehen ist die Radeon HD 7970 sogar eine erstklassige Lösung für Neukäufer im HighEnd-Segment – weil es selten passiert, daß man im HighEnd-Bereich eine schnellere Grafikkarte mit (bezogen auf die GeForce GTX 580) einem gleichwertigen Preis/Leistungsverhältnis bekommt.

Problematischerweise dürften die meisten HighEnd-interessanten Anwender jedoch längst entsprechend eindeckt sein – und von einer GeForce GTX 580 lohnt es sich nun einmal kaum, auf eine Radeon HD 7970 aufzurüsten. Zudem weckt der allgemein mittelprächtige Sprung von AMD mit der Radeon HD 7970 bei vielen die Idee, doch besser mal abzuwarten, was nVidia mit den eigenen 28nm-Chips GK104 und GK100 erreichen kann. Wenn nVidia sich nicht selbst untreu wird, dann kann der GK104-Chip durchaus die Performance der GeForce GTX 580 zu einem allerdings viel niedrigeren Preis erreichen – womit dann auch die Radeon HD 7970 maßgeblich unter Preisdruck kommen würde. Alternativ kann man vom GK100-Chip eine erneut alles überragende Performance erwarten (mit natürlich entsprechendem Preis & Stromverbrauch), was dann ebenfalls den Effekt der Radeon HD 7970 reduzieren sollte.

Sowohl bei der VR-Zone als auch bei AnandTech hat man sich mittels der Radeon HD 7970 ansehen können, wie PCI Express 3.0 auf entsprechenden Mainboards schon jetzt funktioniert. PCI Express 3.0 wird seitens der Mainboard-Hersteller auf den meisten X79- und auf einigen Z68-Platinen unterstützt, letzteres allerdings zumeist nur in Verbindung mit einem Ivy-Bridge-Prozessor. Allerdings bringt PCI Express 3.0 im Spieleeinsatz laut den Benchmarks der VR-Zone derzeit gar nichts – wie aber auch nicht anders erwartet worden war. Interessant ist der Test von AnandTech, wonach es unter einer GPGPU-Anwendung ein Performanceplus von immerhin 9 Prozent gab – nichts, was einen nun zu PCI Express 3.0 zwingen würde, aber gut zu wissen.

Nachtrag vom 25. Dezember 2011

Das zur freitäglichen Preis/Leistungs-Betrachtung zur Radeon HD 7970 gezeigte Diagramm war noch ein wenig "unrund" und wurde daher neu erstellt. Problematisch am alten Diagramm war der Punkt, daß die Y-Achse durch den Preis gebildet wurde, teurere Grafikkarten damit automatisch höher eingezeichnet wurden – was suboptimal ist, eine höhere Einstufung setzt man in aller Regel mit einer positiven Eigenschaft (mehr Performance) und nicht mit einer negativen Eigenschaft (höherer Preis) gleich. Deswegen wurden im neuen Diagramm X- und Y-Achsen vertauscht, so daß nunmehr die weiter oben stehenden Grafikkarten auch wirklich auf etwas positives – nämlich die bessere Performance – hinzeigen. Daneben wurden auch noch ein paar weitere Preis/Leistungs-Direktvergleiche zwischen den eingetragenen Grafikkarten eingezeichnet, so daß das Diagramm nunmehr als vollständig (und hoffentlich nutzvoll) betrachtet werden kann.

Wie aus unserem Forum zu erfahren, war kurzzeitig auf AMDs Produkt-Webseite zur Radeon HD 7970 in der Spezifikationsliste dieser Grafikkarte der Eintrag "DirectX 10/11 Super-Sample Anti-Aliasing (SSAA) " zu sehen – und fachte in der Folge natürlich Spekulationen darüber an, ob AMD dieses Feature nicht demnächst doch bei der Radeon HD 7000 Serie anbieten wird und damit dann doch etwas substantielles bei den bildqualitäts-verbesserenden Maßnahmen in der Hinterhand hat. Allerdings ist derzeit erst einmal das große Rätselraten angesagt, was AMD nun mit diesem Eintrag gemeint haben könnte: Erstens einmal könnte damit schlicht ein Supersampling Anti-Aliasing gemeint sein, welches die Spiele unter DirectX 10/11 selber anfordern müssen – was, wenn es die Spieleentwickler richtg machen, eigentlich auch schon bei den früheren AMD-Grafikkarten möglich ist.

Das Problem von Supersampling unter DirectX 10/11 liegt ja vielmehr darin, daß es eben unter DirectX 10/11 nicht mehr über den Treiber forciert werden darf, womit selbst nVidia diesbezüglich nur eine inoffizielle (allerdings funktionierende) Lösung anbietet. Die Anforderung von Supersampling Anti-Aliasing durch das Spiel selber war dagegen noch nie ein Problem – und grundsätzlich beherrschen die AMD-Grafikkarten ja Supersampling Anti-Aliasing, sonst wäre jenes nicht unter DirectX 9 möglich. Zweitens könnte dahinter aber wirklich eine Neuerung stehen, welche den Einsatz von Supersampling Anti-Aliasing unter DirectX 10/11 auch ohne direkte Anforderung des Spiels möglich macht – nur daß sie scheinbar noch nicht offiziell ist, weil AMD diesen Eintrag von der Spezifikationsliste eben wieder entfernt hat.

Denkbar wäre beispielsweise, daß sich unter DirectX 11.1 gewisse Dinge ändern und dann vielleicht auch wieder die Forcierung von Supersampling Anti-Aliasing über den Treiber möglich wird – oder etwas anderes, was denselben praktischen Effekt hat. In einem solchen Fall müsste AMD jenes Feature natürlich bis zum Release von DirectX 11.1 (zusammen mit Windows 8 im Sommer/Herbst 2012) zurückhalten – daß es jetzt von der Spezifikationsliste gestrichen wurde, wäre dann nur folgerichtig. Und drittens kann es sich am Ende aber auch nur um einen Fehler handeln und der ganze Eintrag war nur in diese Richtung hin gemeint, als daß die AMD-Beschleuniger rein technisch Supersampling Anti-Aliasing unter jeder API beherrschen – was unter DirectX 10/11 nur durch eine Anforderung des Spiels selber nutzbar ist. Derzeit ist einfach nicht sicher, wie jener Eintrag letztlich zu bewerten ist und somit kann man nur abwarten, ob da seitens AMD noch etwas kommt – oder eben nicht.

Nachtrag vom 27. Dezember 2011

Die Grafik zur Preis/Leistungs-Betrachtung der Radeon HD 7970 wurde gleich noch einmal umgearbeitet ;) – in der zweiten Version waren leider einige Grafikkarten an der falschen Stelle gemäß der X-Achse (Preislage) eingezeichnet, was nunmehr mit der dritten Version ausgebessert wurde. Dieser Performance/Preis-Überblick HighEnd-Grafikkarten beeinhaltet nun auch noch die GeForce GTX 570, welche schließlich – auf der in etwa gleichen Performance und Preislage wie die Radeon HD 6970 – auch mit in diese Aufstellung hineingehört. Die neue Performance/Preis-Grafik erscheint damit erst einmal vollständig und ist hoffentlich eine gewisse Hilfe beim schnellen Überblick über die im HighEnd-Segment verfügbaren Angebote und deren Unterschiede bezüglich Performance und Preis untereinander.