Launch-Analyse AMD Radeon R9 Fury (Seite 2)

Samstag, 11. Juli 2015
 / von Leonidas
 

Beim Thema der Geräuschentwicklung scheint Asus und Sapphire ein regelrechtes Meisterwerk gelungen zu sein: Eine Grafikkarte mit einem so dicken und stromfressenden Grafikchip auf bessere Geräusch-Werte als bei der sehr viel energieeffizienteren GeForce GTX 980 herunterzudrücken, verdient absolute Anerkennung. Bislang gibt es hierzu von den Hardwaretestern nur Lob zu hören – und auch das bei solchen Boliden fast unausweisliche Spulenfiepen soll sich in einem geringem bis erträglichen Rahmen bewegen, einige Tester konnten es auch gleich gar nicht wahrnehmen (scheint wieder einmal Einzelfall-spezifisch zu sein). Die Klasse der verbauten Kühllösungen läßt natürlich durchaus die Frage aufkommen, ob nicht auch die Radeon R9 Fury X hiermit besser gefahren wäre.

Idle Spiele-Last
PC Games Hardware (Sapphire Tri-X) Im Leerlauf schneidet die Karte sogar deutlich besser ab als die Fury X, da weder Fiepen noch aktive Lüfter die Stille stören (semi-aktive Belüftung). Im Test mit unveränderten Frequenzen – die Sapphire Fury arbeitet mit 1.040 MHz Kerntakt – entschädigt der Kühler für seinen großen Platzbedarf: Mit einer Lautheit von schlimmstenfalls 1,5 Sone (~1.337 U/Min.) und einer maximalen Kerntemperatur von 76 °C ist diese Karte ein angenehmer Spielpartner.
ComputerBase (Sapphire Tri-X) Die Sapphire Radeon R9 Fury Tri-X OC schaltet, wie es sich für eine moderne Grafikkarte gehört, unter Windows alle drei Lüfter ab. Da das Produkt auch sonst keinerlei Geräusche von sich gibt, arbeitet sie unter Windows absolut lautlos. Unter Last lässt der Messwert dann erst an einen Tippfehler denken, aber es ist keiner. Die Sapphire Radeon R9 Fury Tri-X OC in der Tat nicht lauter als 31,5 Dezibel. Für eine High-End-Grafikkarte ist dieser Wert atemberaubend gut. Selbst die sehr leise und konkurrierende Palit GeForce GTX 980 SuperJetstream arbeitet ein wenig lauter. Der Grund dafür ist in dem offenbar sehr gut funktionierenden Kühlkörper zu suchen, denn die drei Lüfter arbeiten nur mit 1.200 Umdrehungen pro Minute. Das ist aus einem geschlossenen Gehäuse zu hören, stört aber selbst in leisen Szenen überhaupt nicht. Die Art des Geräusches entspricht einem tiefen Brummen. Die Grafikkarte weist wie alle anderen 3D-Beschleuniger Spulenfiepen, das bei Frameraten ab in etwa 50 FPS im offenen Aufbau wahrnehmbar wird. Aus einem geschlossenen Gehäuse ist es hingegen nicht zu vernehmen.
Hardwareluxx (Asus Strix) Da die ASUS Radeon R9 Fury Strix ihre Lüfter im Idle-Betrieb abschaltet, ist sie in diesem Zustand als lautlos anzusehen. In der Riege der Referenzkarten ist dies natürlich ein einmaliges Feature, wenngleich die Radeon R9 Fury nicht als Referenzkarte erscheinen wird und die Hersteller hier ausschließlich ihr eigenes Design anbieten. Ein erstes positives Ergebnis liefert die ASUS Radeon R9 Fury Strix unter Last ab, denn mit einer Lautstärke von gerade einmal 40,7 dB(A) messen wir hier einen extrem niedrigen Wert für eine solche High-End-Grafikkarte. Leiser ist nur die Radeon R9 Fury X mit ihrer AiO-Wasserkühlung. Ein Spulenfiepen konnten wir weder im Idle- noch Last-Betrieb bei verschiedenen FPS feststellen.
Tom's Hardware (Sapphire Tri-X) - Und genau an dieser Stelle ist Sapphire fast schon zu vorsichtig, denn selbst unter Volllast sind die Lüfter am offenen Bench-Table kaum zu hören – außerhalb eines geschlossenen Gehäuses erst recht nicht. Ein anderer Nebeneffekt der fast schon flüsterleisen Kühlung ist, dass man die Spannungswandlergeräusche nun besser wahrnimmt. Sie sind jedoch nicht extrem und kaum geringer hinzubekommen.

Die Performance-Ermittlung zur Radeon R9 Fury sollte eigentlich einfach sein, da man ja letztlich nur den Abstand zur Radeon R9 Fury X (nach oben hin) sowie zur radeon R9 390X (nach unten hin) bestimmen muß. Dabei ist die Radeon R9 Fury durchaus für alle drei Auflösungen – FullHD, WQHD und 4K – interessant, auch wenn sich viele Tester wieder einmal nur auf die beiden letzten auflösungen konzentrierten. Wir haben die mittlere Stellung der Radeon R9 Fury – zwischen HighEnd- und Enthusiasten-Segment – aber gleich einmal zum Anlaß genommen, für noch mehr Grafikkarten als ansonsten üblich Performance-Werte zu sammeln, um wenigstens einmal alle HighEnd- und Enthuasiasten-Lösungen zusammen auf einem Fleck bewerten zu können:

1920x1080 MSAA/SMAA/FXAA 290 290X 390 390X Fury FuryX 780 780Ti 970 980 980Ti TitanX
PC Games Hardware  (6 Tests) 76,4% 82,2% 83,6% 90,6% 100% 108,8% 74,1% 85,4% 84,9% 101,6% 115,7% -
ComputerBase  (18 Tests) - - - 92,9% 100% 108,3% 72,8% 80,3% 82,6% 95,8% 117,6% 120,0%
Hardwareluxx  (8 Tests) 74,2% 80,9% - - 100% - 69,6% 82,1% 77,1% 92,7% - -
TechPowerUp  (23 Tests) 79% 85% 87% 93% 100% 106% 73% 90% 90% 100% 121% 125%
SweClockers  (10 Tests) 77,5% 83,3% - 93,3% 100% 106,7% 69,2% 84,2% 80,0% 95,0% 117,5% 122,5%
Lab501  (10 Tests) - - - - 100% 109,3% - - - 92,2% 115,4% -
Hardware.Info  (12 Tests) 76,8% 82,3% - 94,4% 100% 107,0% 74,1% 88,1% 85,1% 98,8% 125,4% 127,7%
2560x1440 MSAA/SMAA/FXAA 290 290X 390 390X Fury FuryX 780 780Ti 970 980 980Ti TitanX
PC Games Hardware  (6 Tests) 74,5% 80,3% 81,8% 88,7% 100% 109,7% 70,5% 81,4% 79,6% 97,1% 114,0% -
ComputerBase  (18 Tests) - - - 91,1% 100% 109,0% 68,1% 75,7% 77,5% 91,1% 115,1% 116,7%
Hardwareluxx  (8 Tests) 67,0% 73,6% - - 100% 107,6% 60,4% 72,7% 66,5% 80,5% 107,4% 109,0%
Tom's Hardware  (6 Tests) - 81,7% - - 100% 111,1% - 80,4% - 89,4% 112,5% 112,5%
AnandTech  (10 Tests) - 84,2% - - 100% 107,0% 68,4% - - 93,1% 120,6% -
Hardware Canucks  (12 Tests) - 79,0% - 88,9% 100% 110,8% - - - 88,7% 118,6% 120,9%
TechPowerUp  (23 Tests) 76% 82% 84% 90% 100% 107% 67% 84% 83% 93% 116% 121%
SweClockers  (10 Tests) 72,4% 78,7% - 89,0% 100% 107,9% 63,8% 78,7% 73,2% 87,4% 110,2% 116,5%
Lab501  (10 Tests) - - - - 100% 108,8% - - - 88,4% 114,6% -
Hardware.fr  (13 Tests) - - - 92,6% 100% 107,4% - - - 92,6% 119,4% -
3840x2160 MSAA/SMAA/FXAA 290 290X 390 390X Fury FuryX 780 780Ti 970 980 980Ti TitanX
PC Games Hardware  (6 Tests) 73,0% 78,8% 80,9% 87,3% 100% 110,3% 63,5% 75,0% 74,6% 92,4% 112,0% -
ComputerBase  (18 Tests) - - - 87,2% 100% 110,0% - - 72,3% 84,7% 108,9% 109,9%
Hardwareluxx  (8 Tests) 67,8% 73,4% - - 100% 109,1% - 74,9% 67,3% 81,5% 108,1% 109,9%
Tom's Hardware  (5 Tests) - 79,5% - - 100% 112,3% - 74,4% - 84,0% 105,1% 108,8%
AnandTech  (10 Tests) - 81,7% - - 100% 108,3% - - - 85,1% 112,9% -
Hardware Canucks  (12 Tests) - 76,3% - 88,4% 100% 110,2% - - - 85,4% 113,9% 118,1%
TechPowerUp  (23 Tests) 72% 80% 82% 87% 100% 109% 63% 78% 77% 87% 110% 115%
SweClockers  (10 Tests) 72,1% 77,5% - 87,6% 100% 109,3% - 73,6% 69,0% 82,2% 107,0% 114,7%
Lab501  (10 Tests) - - - - 100% 109,1% - - - 78,1% 108,0% -
Hardware.Info  (12 Tests) 71,6% 78,0% - 92,0% 100% 111,8% 60,1% 73,2% 68,9% 83,4% 111,8% 114,2%
290 290X 390 390X Fury FuryX 780 780Ti 970 980 980Ti TitanX
1920x1080 MSAA/SMAA/FXAA 76,9% 82,9% 85,1% 92,1% 100% 107,7% 71,3% 83,9% 82,3% 96,3% 117,4% 120,9%
2560x1440 MSAA/SMAA/FXAA 73,6% 79,9% 82,0% 89,0% 100% 108,5% 65,9% 78,7% 75,7% 89,7% 114,1% 117,6%
3840x2160 MSAA/SMAA/FXAA 71,6% 77,8% 80,7% 87,4% 100% 109,8% 59,7% 74,1% 70,7% 84,2% 109,5% 113,3%

Die Performance-Bestimmung der Radeon R9 Fury fällt aufgrund der Masse an ausgewerteten Benchmarks (~2800 Einzelmessungen) ziemlich einfach aus: Die Karte kommt ziemlich exakt in der Mitte zwischen Radeon R9 390X und Radeon R9 Fury X heraus, mit Tendenz zur größeren Karte unter höheren Auflösungen. Gegenüber der Radeon R9 390X ist die Radeon R9 Fury unter FullHD um 8,6% schneller, während die Radeon R9 Fury X noch einmal +7,7% oben drauf legt. Unter WQHD ist die Radeon R9 Fury um 12,4% zur Radeon R9 390X schneller, die Radeon R9 Fury X ist dagegen nochmals 8,5% schneller. Und unter 4K ist die Radeon R9 Fury dann sogar schon um 14,4% zur Radeon R9 390X schneller, die Radeon R9 Fury X kommt um nochmals 9,8% besser davon.

Das Duell gegenüber der GeForce GTX 980 geht (erwartungsgemäß) an die Radeon R9 Fury – relevant sind hierbei allerdings in erster Linie die erzielten Abstände, denn die AMD-Karte geht zu einem klar höheren Preis in den Markt: Unter FullHD legt die Radeon R9 Fury nur 3,9% oben drauf – dies ist angesichts der vielen gut ab Werk übertakteten GeForce GTX 980 Karten einfach zu wenig, das wird schon durch eine einfache ab-Werk-Übertaktung wieder ausgeglichen. Unter WQHD sind es dann aber schon 11,4% zugunsten der Radeon R9 Fury, da dürfte die besten Exemplare der GeForce GTX 980 dran zu arbeiten haben. Und unter 4K zieht die Radeon R9 Fury dann um gleich 18,8% der GeForce GTX 980 davon, dieses Feld dominiert die AMD-Karte ziemlich klar.

390X Fury Fury X 980 980 Ti
1920x1080 MSAA/SMAA/FXAA 92,1% 100% 107,7% 96,3% 117,4%
2560x1440 MSAA/SMAA/FXAA 89,0% 100% 108,5% 89,7% 114,1%
3840x2160 MSAA/SMAA/FXAA 87,4% 100% 109,8% 84,2% 109,5%
3DCenter (FullHD) Performance-Index 570% 620% 660% 600% 730%
3DCenter 4K Performance-Index 75% 85% 95% 75% 95%
Spiele-Stromverbrauch ~290W ~270W 284W 174W 237W
Straßenpreis 430-460€ erwartet für ~600€ 700-750€ 480-510€ 670-710€

Ob dies auch zu einem Markterfolg angesichts der vielen gut ab Werk übertakteten GeForce GTX 980 Karten langt, steht dagegen auf einem anderen Blatt. Zwar gibt jene ab-Werk-Übertaktungen auch bei der Radeon R9 Fury, dies beschränkt sich derzeit aber auf eher marginale Übertaktungen um 20-40 MHz Chiptakt, was bestenfalls in 2-3% Mehrperformance resultiert. Auch ist die neue AMD-Karte erneut kein Overclocking-Renner, eher im Gegenteil: Oftmals steigt die Karte schon bei unterhalb 1100 MHz Chiptakt aus – auf dieser Schiene ist kaum noch Mehrperformance zu holen, während die GeForce GTX 980 in dieser Frage noch mehr als reichlich Spielraum hat.

Das eigentliche Problem der Radeon R9 Fury ist jedoch der eher unpassende Preispunkt: Bei (je nach benutzter Auflösung) zwischen 4% und 19% Mehrperformance gegenüber der GeForce GTX 980 sind grob 120 Euro (aka 25%) Mehrpreis dann doch reichlich gewagt. Der Karte hätte ein Listenpreis von 499 Dollar (wie bei der GeForce GTX 980) besser gestanden, dann würde der Mehrpreis eher zur Mehrperformance passen. So ist die Karte ein ziemlich zweischneidiges Schwert geworden: Eigentlich ein tolles Stück Technik, an dem kaum etwas auszusetzen ist – aber mit dem falschen Preispunkt ohne den richtigen Druck, eine klare Kaufempfehlung auszusprechen. Mal schauen, ob die Zeit etwas an dieser Preislage ausrichten kann, da hat sich in der Vergangenheit schon oftmals die eine oder andere Ecke abschleifen lassen.

Trotzdem soll betont werden, daß dies das einzige Problem der Radeon R9 Fury darstellt – und daß dies wie gesagt ein lösbares Problem darstellt. Ansonsten haben AMD samt der Grafikkarten-Hersteller eine erstklassige Arbeit abgeliefert: Ein schnelles, leises Stück Grafik-Hardware, welches seine Stärken bei höheren Auflösungen als FullHD hat, ohne deswegen aber so überkandidelt wie die wassergekühlte Radeon R9 Fury X oder die monströs teure GeForce GTX Titan X zu sein. Die Radeon R9 Fury ist zudem nahe genug an der Fury X dran, daß man über letztere eigentlich gar nicht mehr so großartig nachdenken muß – AMD wetzt mit dem Launch der Radeon R9 Fury in gewissem Sinne die beim Launch der Radeon R9 Fury X entstandene Scharte wieder aus.

Fast könnte man fragen: Wieso nicht gleich so? Und es wäre durchaus interessant zu erfahren, ob die Radeon R9 Fury X mittels der gezeigten Luftkühlungen nicht ebenfalls sauber und stabil kühlbar wäre. In jedem Fall hat der geneigte AMD-Fan nun erstmals seit langem echtes Spielzeug für das Enthusiasten-Segment erhalten, welches konkurrenzfähig ist, auch wenn es nVidia nun nicht gerade vom Thron stößt. Mit etwas Arbeit an der Preisfront könnte zudem irgendwann noch einmal eine allgemeine Preis/Leistungs-Empfehlung hinzukommen – aber dies muß die Zeit und die Marktentwicklung zeigen, derzeit gibt es schließlich noch nicht einmal einzelne Preislistungen zur Radeon R9 Fury.