Launch-Analyse Cascade Lake X vs. Threadripper 3000 (Seite 2)

Freitag, 29. November 2019
 / von Leonidas
 

Zur Spiele-Performance dieser Prozessoren gibt es dann generell andere Anforderungen als zur Anwendungs-Performance: Es sind hierbei weniger neue Spitzen-Werte (bis auf beim Core i9-9900KS natürlich) zu erwarten, sondern es geht bei den meisten Prozessoren des HighEnd- und HEDT-Segments eher nur darum, nicht gerade wesentlich schlechter als typische Achtkerner dazustehen. In dieser Frage lief beispielsweise Threadripper 2000 seinerzeit in erhebliche Probleme, sobald man jenen oberhalb von 16 CPU-Kernen ansetzte – und dieses Verhalten ist auch jetzt noch beim 32-Kerner Ryzen Threadripper 2990WX zu sehen, welcher sich in den Spiele-Benchmarks äußerst schwach präsentiert. Ausgewertet wurden hierbei wie üblich ausschließlich Reviews mit Frametimes oder 1%-Minimum-Frameraten (99th percentile) unter der FullHD-Auflösung, da Messungen zu durchschnittlichen Frameraten bei genügender Anzahl an Einzel-Benchmarks üblicherweise nur noch minimale Unterschiede aufzeigen.

Spiele-Performance (1%min) 9900K 9900KS 9980XE 10980XE 3900X 3950X 3960X 2990WX 3970X
CPU-Kerne & Abstammung 8C CFL 8C CFL 18C SKL-X 18C CSL-X 12C Zen2 16C Zen2 24C Zen2 32C Zen+ 32C Zen2
AnandTech (5 Tests) 104,2% 104,4% 94,7% 95,6% - 100% 95,3% 65,9% 95,5%
ComputerBase (8 Tests) 107% 113% 83% 87% 101% 100% 95% 70% 98%
PC Games Hardware (5 Tests) 100,0% 102,1% 99,3% - 103,7% 100% 109,6% 63,6% 105,6%
SweClockers (5 Tests) 108,5% - - 102,5% 101,0% 100% 66,8% 60,2% 94,1%
TechSpot (7 Tests) 105,1% - - 96,1% 98,9% 100% 100,5% 80,6% 102,1%
Tweakers (4 Tests) 99,5% - 85,0% 95,7% - 100% 96,4% 52,0% 67,5%
gemittelte Spiele-Perf. (1%min) 104,4% 106,7% 91,6% 94,7% 101,0% 100% 95,4% 67,4% 95,8%
Listenpreis (Auslauf) 488$ 513$ (1979$) 979$ 499$ 749$ 1399$ (1799$) 1999$
Straßenpreis ab 498€ ab 587€ ab 1049€ ab 1129€ ab 578€ ab 899€ ab 1519€ ab 1799€ ab 2195€
Performance-Durchschnitt maßvoll gewichtet zugunsten jener Reviews mit nachvollziehbaren Benchmark-Ergebnissen; gesamte ausgewertete Benchmark-Anzahl: ca. 230

Aber auch bei 1%-Minimum-Frameraten sind die Unterschiede vergleichsweise gering, sieht man einmal vom schon genannten Ryzen Threadripper 2990WX ab. Ganz wie erwartet setzt sich der Core i9-9900KS zwar an die Spitze, von den neuen HEDT-Prozessoren trennen die derzeit beste Gaming-CPU aber gerade einmal bestenfalls +13% Spiele-Performance. Dies ist ein beachtbarer Performance-Abstand, allerdings auch nicht wirklich weltbewegend – sprich, große Gaming-Nachteile werden die neuen HEDT-Prozessoren von AMD & Intel nicht aufweisen. Je nach persönlicher Systemkonfiguration geht ein solcher Unterschied im Gaming-Alltag glatt unter, denn schließlich liegen CPU-limitierte Sequenzen auch nur zu 5-10% der Spielzeit an – und nur dann wirken die vorstehend aufgezeigter Performance-Unterschiede überhaupt (ansonsten geht der CPU-Effekt in der Grafikkarten-Limitierung unter).

Insofern kann man für die neuen Prozessoren-Modelle Core i9-10980XE, Ryzen 9 3950X, Ryzen Threadripper 3960X & Ryzen Threadripper 3970X bezüglich der Spiele-Performance glatt das Prädikat "bestanden" vergeben – während der Core i9-9900KS natürlich das Siegel der derzeit besten Gaming-CPU erhält. Insbesondere für Threadripper 3000 ist dies ein schöner Erfolg, weil Threadripper 2000 wie gesagt in dieser Disziplin so seine Schwierigkeiten hatte und bei Threadripper 3000 außerhalb von zwei Ausreißer-Messungen hiervon nichts mehr zu sehen war. Natürlich sind alle diese Prozessoren als reine Gaming-CPUs angesichts ihrer Preispunkte glatt verschwendet, diesbezüglich hört das Feld glasklar beim Core i9-9900KS auf. Aber eine höhere Spiele-Performance bei ManyCore-Prozessoren war schließlich nicht die Aufgabe bzw. kann solches angesichts der Technik heutiger PC-Spiele auch gar nicht ernsthaft erwarten werden.

Die verschiedenen angestellten Stromverbrauchs-Messungen zeigen dann ein zu erwarteten Bild: Viele CPU-Kerne ziehen entsprechend viel Strom, daran führt auch bei den 7nm-Prozessoren von AMD kein Weg vorbei. Im Rahmen der jeweiligen Performance-Werte ist dies alles halbwegs passend, einzig und allein stört die nach wie vor bei den größeren Consumer-Modellen danebenliegende TDP-Angabe: Sofern man jene auch weiterhin als Maßgabe betrachten will, wieviel ein Prozessoren-Modell sich maximal an Leistungsaufnahme genehmigt, dann sind insbesondere Core i9-9900K & -9900KS sowie auch Ryzen 9 3900X & 3950X diesbezüglich erheblich falsch eingeordnet. Der Achtkerner Core i9-9900KS schafft es dabei in einem einzelnen Test sogar, bis auf wenige Watt an den Stromverbrauch des 32-Kerners Ryzen Threadripper 3970X heranzukommen – bei einer TDP, welche mit 127 vs. 280 Watt vielmehr einen entsprechend drastischen Abstand erwarten lassen sollte. Natürlich könnte man in dieser Frage eigentlich darauf pochen, das speziell Intels Prozessoren Mainboard-seitig besser auf ihre TDP zurückgeregelt werden.

Stromverbrauch (reine CPU) 9900K 9900KS 9980XE 10980XE 3900X 3950X 3960X 2990WX 3970X
AnandTech 168W 193W 192W 191W - 145W 280W 249W 287W
ComputerBase (Prime95) 211W 275W 158W 157W 145W 145W 287W 249W 287W
Hardwareluxx 188W 214W 227W 194W 155W 196W 247W 237W 253W
Le Comptoir d.H. (H.264) 106W 134W 195W 190W 157W 157W 245W 251W 272W
Tweakers (Cinebench) 141W - 204W 197W - 124W 196W 194W 190W
TDP 95W 127W 165W 165W 105W 105W 280W 250W 280W

Dies würde allerdings etwas an Performance kosten, was Intel sich derzeit augenscheinlich nicht leisten will und daher die Mainboard-Hersteller gewähren läßt – obwohl es für Intel sicherlich ein leichtes wäre, hierbei eine entsprechende Änderung zugunsten der offiziellen Spezifikations-Angabe zu erreichen. Leider hat sich Intel derzeit für einen Weg entschieden, sowohl die eigene Spezifikation zu verletzen als auch die Spezifikations-Angaben nicht praxisgerecht zu gestalten – die könnte man teilweise sogar als "Cheating" bezeichnen, denn normalerweise kann man in dieser Entscheidungsfrage immer nur eines der beiden Extreme erreichen (entweder höhere Performance oder normgerechten Stromverbrauch). Andererseits ist AMDs Vorgehensweise in dieser Frage auch nicht wirklich koscher, denn auch bei AMD verbrauchen alle Spitzen-Prozessoren des Consumer-Segments (klar) mehr als ihre TDP angibt – ironischerweise bis auf die Threadripper-Modelle, welche sich bis auf eine kleine Meßabweichung an ihre TDP halten. Davon abweichend sind die bei der PC Games Hardware aufgestellten Stromverbrauchs-Werte im Gaming-Betrieb bei allen getesten CPU vollkommen harmlos – meist klar unterhalb 100 Watt liegend, nur bei den Threadripper-Prozessoren leicht darüber.

Mit einer Prozessoren-Übertaktung kann man heutzutage leider immer weniger dienen, denn im Zuge des aktuell harten Wettbewerbs zwischen AMD & Intel nutzen beide CPU-Entwickler inzwischen fast alle Taktreserven schon für sich selber bzw. den default-Modus aus. Insbesondere bei AMD sind die Boost-Modi inzwischen bewußt so angelegt, eigentlich alles schon ab Werk aus den Prozessoren herauszuholen – da bringt Übertaktung dann üblicherweise nicht mehr viel ein bzw. verändert sogar das Performance-Profil derart, das einige Anwendungen nach Übertaktung sogar (minimal) langsamer laufen. Die Threadripper-Modelle scheinen zwar (wegen etwas niedrigerer Praxis-Taktraten) ein klein wenig mehr Spielraum aufzuweisen als die regulären Ryzen-Modelle, allerdings benötigt ernsthaftes Overclocking bei diesen Prozessoren dann auch entsprechend kräftige Kühlmaßnahmen – sprich, eine direkt hierfür konstruierte Wasserkühlung. AiO-Modelle bringen es hier auch nicht mehr, jene werden schon im default-Zustand (bei schließlich 280W TDP) benötigt.

Bei Intel ist durchgehend noch etwas mehr an Übertaktung möglich, allerdings weiterhin im Rahmen bleibend und aufgrund der ebenfalls hochgezogenen Taktraten sicherlich nie mehr so gut wie von früheren Intel-Prozessoren her gewohnt. Am meisten läßt sich dabei noch aus Cascade Lake X herausholen, zumindest wenn man die dann extrem steigenden Temperaturen sowie die explodierende Leistungsaufnahme in den Griff bekommt. Dann sind Übertaktungen von Cascade Lake X auf 4.6 bis 5.1 GHz möglich – ob letztere wirklich Alltags-stabil sind, wurde nicht erwiesen, aber knapp oberhalb von 4½ GHz bekommt man diese Prozessoren durchaus. Ob es wirklich Sinn macht, diese HEDT-Modelle von AMD & Intel zu übertakten, steht dann auf einem anderen Blatt: Denn normalerweise kauft man sich selbige nur, wenn es dafür wirklich entsprechende Arbeit gibt – und im Produktiv-Einsatz stehende Hardware sollte man eigentlich niemals (dauerhaft) übertakten.

Zur abschließenden Frage der real erreichten Boost-Taktraten bei AMD kann man weitgehende Entwarnung geben: Jene Reviews, welche sich damit beschäftigt haben, konnten speziell für den Ryzen 9 3950X tatsächlich Boost-Spitzen von bis zu 4.7 GHz (und sogar leicht darüber hinaus) dokumentieren, wenngleich die CPU im Alltagsgeschäft zumeist klar niedriger läuft. Zu den beiden Threadripper-Modellen liegen diesbezüglich leider nur sehr wenige Betrachtungen vor, nach welchen aber auch der jeweilige maximale Boost-Takt von 4.5 GHz als "erfüllt" angesehen werden kann. Somit gibt es hierbei also keine neuen Probleme für AMD, was angesichts der wirklich hohen (nominellen) Boost-Taktraten speziell des Ryzen 9 3950X nicht unbedingt zu erwarten war. Doch augenscheinlich hat die Auswahl an entsprechenden Prozessoren-Dies in der Fertigung funktioniert und AMD kann diese hohen Boost-Taktraten nunmehr doch (punktuell) bieten. Die Praxis-Taktraten dieser Prozessoren unterscheiden sich allerdings kaum, gut zu sehen an der zwischen dem Sechskerner Ryzen 5 3600X und dem 32-Kerner Ryzen Threadripper 3970X sehr ähnlich liegenden IPC-Performance.

Was läßt sich nun abschließend zu dieser kompletten Neuordnung des Marktangebots an HighEnd- und HEDT-Prozessoren sagen? In jedem Fall sind damit alle Altmodelle umgehend außen vor: Intels (preisgesenkte) Core i-9000X Serie ist sowieso nicht mehr erhältlich, AMDs Threadripper 2000 beim Performance/Preis-Verhältnis in drastischer Weise geschlagen. Sofern hier keine besseren Preislagen für diese Altmodelle kommen, brauchen jene nicht mehr mit betrachtet werden – eine durchaus andere Situation als bei den Consumer-Modellen, wo insbesondere AMDs Ryzen 2000 Serie weiterhin (zu stark reduzierten Straßenpreisen) noch gut im Markt unterwegs ist. Doch ab der Preismarke von ca. 450 Dollar/Euro spielen derzeit nur noch die neuen bzw. aktuellen Prozessoren-Modelle eine Rolle:

Technik Anwend.Perf. Spiele-Perf. Realverbr. Liste Straße Mobo-Preise
Threadripper 3970X 32C/64T, 3.7/4.5 GHz 157,8% 95,8% 250-290W 1999$ ab 2195€ 450-600€
Threadripper 3960X 24C/48T, 3.8/4.5 GHz 135,8% 95,4% ca. 250W 1399$ ab 1519€ 450-600€
Ryzen 9 3950X 16C/32T, 3.5/4.7 GHz 100% 100% ca. 150W 749$ ab 899€ 60-200€
Core i9-10980XE 18C/36T, 3.0/3.8/4.8 GHz 99,2% 94,7% ca. 190W 979$ ab 1129€ 200-300€
Core i9-10940X 14C/28T, 3.3/4.1/4.8 GHz ca. 86-88% ca. 93-94% ? 784$ ab 899€ 200-300€
Ryzen 9 3900X 12C/24T, 3.8/4.6 GHz 82,3% 98,9% ca. 150W 499$ ab 578€ 60-200€
Core i9-10920X 12C/24T, 3.5/4.3/4.8 GHz ca. 80-82% ca. 93-94% ? 689$ ab 789€ 200-300€
Core i9-10900X 10C/20T, 3.7/4.3/4.7 GHz ca. 74-77% ca. 93-94% ? 590$ ab 679€ 200-300€
Core i9-9900KS 8C/16T, 4.0/5.0/5.0 GHz 64,4% 106,7% 160-210W 513$ ab 587€ 60-200€
Core i9-9900K 8C/16T, 3.6/4.7/5.0 GHz 60,8% 104,4% 140-190W 488$ ab 498€ 60-200€
Core i9-9900KF 8C/16T, 3.6/4.7/5.0 GHz 60,8% 104,4% 140-190W 463$ ab 457€ 60-200€
AMD-Listenpreise: boxed; Intel-Listenpreise: tray .... Taktraten-Angaben: 1. Base-Takt, 2. AllCore-Boost, 3. maximaler Boost-Takt
Performance-Werte zu Core i9-10900X, -10920X & 10940X sind reine Schätzungen ohne jede Datenbasis (basierend auf der Skalierung früherer HEDT-Prozessoren von Intel)

In der Betrachtung aller Eigenschaften läßt sich dann folgendes Fazit konstatieren: Bei den echten HEDT-Prozessoren oberhalb von 1000 Dollar/Euro regiert AMD in Form von Threadripper 3000 derzeit mangels ernsthaften Wettbewerb seitens Intel nahezu uneingeschränkt. Dabei bietet Threadripper 3000 durchaus eine interessante Mehrperformance, selbst wenn die Performance-Skalierung nicht besonders gut ausfällt. Eher störend sind die abgehobenen Preispunkte – welche sich nunmehr eben AMD mangels Konkurrenz-Angeboten leisten kann (wie früher umgedreht Intel). Für diese Preispunkte und angesichts der im Consumer-Segment angebotenen Kern-Anzahl will die Anschaffung dieser HEDT-Prozessoren allerdings wohlüberlegt sein, der Stückzahlen-Absatz von Threadripper 3000 dürfte demzufolge ziemlich klein ausfallen.

Bei den Prozessoren im Preisbereich von 600-1000 Dollar/Euro treffen bei Intel HEDT-Modelle und bei AMD "normale" Consumer-Modelle aufeinander – wobei die gebotene Kern-Anzahl prinzipiell dieselbe ist (zwischen 10-18 CPU-Kerne). Interessanterweise ist auch die Anwendungs-Performance dieser Prozessoren ziemlich ähnlich, wobei im Spiele-Feld ironischerweise AMD (um den allerdings geringen Betrag von ca. +5%) vorn liegt. Gegen Intels Angebote sprechen hierbei allerdings in erster Linie die jeweiligen Preispunkte: Denn trotz gegenüber der letzten HEDT-Generation faktisch halbierten Preise ist AMDs Angebot in diesem Preisbereich weiterhin beachtbar günstiger, liegt beim (auf die Anwendungs-Performance bezogenen) Preis/Performance-Verhältnis um 30-35% vorn. Auch hier geht die Empfehlung also eher zugunsten von AMDs Ryzen 9 3900X & 3950X aus.

Bei den Prozessoren des HighEnd-Segments im Preisbereich von 450-600 Dollar/Euro kann man hingegen durchaus zwei Spitzenreiter nennen: Rein von der Anwendungs-Performance her ist der Ryzen 9 3900X klar führend. Allenfalls beim Preis/Performance-Verhältnis kommt der Core i9-9900KF (um eine Differenz von -12%) noch halbwegs in die Nähe, dies allerdings auch zu einer klar niedrigeren Anwendungs-Performance (samt niedrigerem Preispunkt). Bei der für viele CPU-Käufer dieses Preissegments teilweise allein maßgeblichen Spiele-Performance ist hingegen der Core i9-9900KS der neue Spitzenreiter – mit allerdings einem Performance-Vorteil gegenüber dem Ryzen 9 3900X von auch nur +8%. Für den Spiele-Bereich ist dies zwar schon ein ganz ordentlicher Unterschied – andererseits ist es aber auch zu wenig, um damit einen beachtbaren Praxis-Vorteil zu erzielen.

Da AMD wie bekannt gleichzeitig einen klaren Vorteil bei der Anwendungs-Performance hält, wird dies eine schwierige Wahl für den CPU-Käufer in diesem Preissegment: Bevorzugt man das kleine Plus bei der Spiele-Performance (pro Intel) – oder verzichtet man zugunsten der viel höheren Anwendungs-Performance auf diesen Vorteil (pro AMD)? Die Nebenpunkte wie höhere Kern-Anzahl, längere Sockel-Lebensdauer und PCI Express 4.0 sprechen zwar auch wieder zugunsten von AMD, in der Praxis schaut dennoch ein nicht zu unterschätzender Teil der Gamer-Gemeinde allein auf die Spiele-Performance – und wird diesbezüglich nach wie vor bei Intel am besten bedient. Dabei verdient sich letztlich noch der Core i9-9900KF eine Nebenempfehlung, da selbiges CPU-Modell kaum langsamer als der Core i9-9900KS ist, allerdings beachtbar preisgünstiger angesetzt wurde.

In der Summe der Dinge beginnt AMD spätestens mit diesen Jahresend-Launches nunmehr den CPU-Markt für PC-Prozessoren zu dominieren: In der Mittelfeld und am oberen Ende spielt Zen 2 über pure Performance alles an die Wand, während im Einsteiger- und Mainstream-Bereich die AMD-APUs und früheren CPU-Modelle auf Basis von Zen+ schon ganz traditionell die besseren Performance/Preis-Verhältnisse liefern. Intels bisherige Domäne bei einigen Spitzen-Prozessoren schrumpft nunmehr auf einen eher kleinen Vorteil bei der Spiele-Performance im HighEnd-Feld zusammen – und dann auch nur da, denn Intels HEDT-Prozessoren sowie alle kleineren CPU-Modelle als der Core i7-9700K haben wie nachgewiesen keine bessere Spiele-Performance als AMDs Zen 2 aufzubieten. Intel lebt da teilweise von den guten Performance-Werten eines Core i9-9900K, aber alle entsprechenden Messungen im Einsteiger/Mainstream-Bereich sehen AMD auch dort bei der Spiele-Performance schon zumindest gleichwertig.

Und auch wenn die Zen-2-basierten Threadripper-3000-Prozessoren kaum auf beachtbare Verkaufszahlen kommen dürften, hat AMD hiermit endlich ein Produkt gefunden, welches Intel bei der reinen Performance gründlich unter Druck setzt – ohne (wie bei Threadripper 2000) beachtbare Schwächen aufzuweisen. Genau dies hat AMD nötig gehabt, um medial und nachfolgend im Massenmarkt den alten (falschen) Eindruck eines Billigheimers & Nachbauers auszuwischen. Viel von der aktuellen Verkaufssituation basiert schließlich schlicht darauf, das weite Teile der PC/Notebook-Käufer nach wie vor nur "Intel" kennen. Doch eine solche Situation kann man kaum mittels nur gleich guten Produkten auflösen, dafür braucht es auch mal echte Knaller, selbst wenn jene wie Threadripper 3000 ziemlich abgehoben sind. Doch Threadripper 3960X & 3970X bieten nunmehr einen nicht wegdiskutierbaren sehr erheblichen Performancevorsprung zugunsten von AMD – welchem Intel derzeit trotz einer eigenen neuen HEDT-Generation in Form von Cascade Lake X nichts substantielles entgegenzusetzen hat. Und so sind diese durchaus überkandidelten HEDT-Modelle von AMD letztlich für den gesamten CPU-Markt von Vorteil, helfen jene doch alte Vorurteile aufzubrechen und geben AMD ein weiteres Mosaiksteinchen auf dem Weg zu einem fairen Anteil am Prozessoren-Geschäft in die Hand.

Dabei sind die eigentlichen Sieger dieser Launch-Offensive letztlich Ryzen 9 3900X und Ryzen 9 3950X, sprich die Spitze des normalen Consumer-Segments. Jene Prozessoren-Modelle mögen teuer sein, sie ersetzen aber faktisch frühere HEDT-Prozessoren – nun allerdings mit Consumer-Modellen, sprich zugunsten einer ausgeglichenen Performance (ohne der typischen Spiele-Schwäche früherer HEDT-Modelle) und mit Zugriff auf das günstigere Ökosystem der Sockel-gleichen Mainstream-Prozessoren (Stichwort Mainboard-Preise). Wie gesagt sind deren Preislagen keineswegs für alle CPU-Käufer geeignet, aber günstige Sechskerner & Achtkerner haben AMD und Intel schließlich schon zur Genüge im Angebot. Wer echte HighEnd-Leistung samt Reserven für die Zukunft erwartet, dafür aber nicht die abgehobenen HEDT-Preise löhnen will, liegt bei Ryzen 9 nunmehr genau richtig. Intels Versuch, diesem etwas in Form der HEDT-Prozessoren von Cascade Lake X entgegenzusetzen, zündet hingegen nicht wirklich – weil Intel sowohl keine höhere Performance aufbieten kann, als auch nicht zu einem echten Preiskampf bereit war.