Launch-Analyse Intel Comet Lake (Seite 3)

Sonntag, 14. Juni 2020
 / von Leonidas
 

Die Tests zur Spiele-Performance fallen kürzer aus als jene zur Anwendungs-Performance, da hierbei nur zielführende Messungen zugelassen wurden, welche auch wirklich den Effekt der CPU im Spiele-Einsatz erfassen. Dies ist am besten mittels Messungen der "99th percentile" zu erreichen, sprich es geht um minimale Frameraten – dabei allerdings nicht um den singulär niedrigsten Wert, weil dieser erfahrungsgemäß keine besonders gute Aussage darstellt. Zur Förderung eines gewissen CPU-Limits finden diese Benchmarks üblicherweise nur unter der FullHD-Auflösung, dafür aber mit Spitzen-Grafikkarten wie der GeForce RTX 2080 Ti statt. Mit dieser Meßmethodik ergeben sich dann Differenzen, welche sich in der Praxis unter klar CPU-limitierten Spiel-Sequenzen tatsächlich wiederfinden lassen – zumindest unter der FullHD-Auflösung. Appliziert man dieselbe Meßmethodik dagegen auf die UltraHD-Auflösung (wie bei ComputerBase, KitGuru & SweClockers getan), wird es dagegen derart Grafikkarten-limitiert, das zumeist nur noch unbedeutende Unterschiede zwischen den einzelnen Prozessoren auftreten.

Spiele-Performance (99th perc.) 9900KF 10400F 10600KF 10700KF 10900KF @Spec 3600 3600X 3700X 3800X 3900X
Generation & Kerne/Threads CFL 8C/16T CML 6C/12T CML 6C/12T CML 8C/16T CML 10C/20T Zen2 6C/12T Zen2 6C/12T Zen2 8C/16T Zen2 8C/16T Zen2 12C/24T
AnandTech  (7 Tests) 100,1% - 95,9% 97,9% 100% - 93,0% - 95,5% - 94,0%
ComputerBase  (8 Tests) 89,5% 81,1% 87,8% - 100% 98,6% 77,2% 77,5% 82,4% 81,9% 82,7%
Gamers Nexus  (6 Tests) 95,4% - 91,1% - - 98,7% 81,6% - 86,5% - 87,9%
Golem  (3 Tests) 93,4% - 87,6% - 100% 97,0% - 74,7% 76,0% 77,7% 79,6%
KitGuru  (5 Tests) 92,6% - 92,1% - 100% - - - 85,2% - 86,7%
PC Games Hardware  (8 Tests) 88,2% - 82,2% - 100% 98,5% 79,2% 79,4% 81,2% 86,6% 88,7%
PC Perspective  (3 Tests) 90,3% - 92,6% - 100% - - 85,5% 89,0% - 85,9%
SweClockers  (5 Tests) 94,3% - 89,9% - 100% - 76,3% 78,9% 85,0% 86,8% 88,0%
TechSpot  (7 Tests) 96,2% ~89% 92,5% 98,5% 100% 98,9% 85,8% - 88,5% - 90,2%
Tom's Hardware  (9 Tests) 90,9% - - - 100% - - - 90,8% - 90,9%
gemittelte Spiele-Perform. (99th) 93,2% ~85% 90,5% ~97% 100% 98,7% 81,7% 82,7% 86,3% 88,0% 87,9%
Listenpreis 463$ 157$ 237$ 349$ 472$ 199$ 249$ 329$ 399$ 499$
Straßenpreis (ab) 503€ 168€ 250€ 379€ 519€ 170€ 199€ 285€ 319€ 419€
üblicherweise FullHD-Auflösung (1080p), bei Golem & PCGH jedoch nur 720p; üblicherweise 99th percentile, bei AnandTech jedoch nur 95th percentile; Benchmark-Werte fast durchgehend von non-F-Modellen; Performance-Durchschnitt gewichtet zugunsten jener Artikel mit höherer Benchmark-Anzahl und mehr Vergleichs-Prozessoren; Listenpreise: AMD boxed, Intel tray; Straßenpreise: AMD boxed, Intel jeweils günstigstes Angebot; gesamte ausgewertete Benchmark-Anzahl: ca. 430

Die aufgestellten Benchmark-Werte zur Spiele-Performance zeigen einmal mehr Intels Stärke in diesem Feld – bei gleichzeitig allerdings geringen absoluten Unterschieden, welche demzufolge nahe an den Rand gehen, einfach ignorierbar zu sein. Dabei legt Comet Lake noch einmal ganz nett oben drauf, der bisherige Gaming-Spitzenreiter Core i9-9900KF wird schon vom Core i7-10700KF knapp überboten, das neue Spitzenmodell Core i9-10900KF legt immerhin +7% auf seinen Vorgänger oben drauf – was bei den geringeren Differenzen im Spiele-Feld durchaus bedeutsam erscheint. Damit werden, wenn man die Spiele-Performance des Core i9-10900KF wie vorstehend geschehen auf "100%" normiert, AMDs Prozessoren im Spiele-Feld wieder in den Bereich der 80er Prozentwerte geschoben, nachdem sich AMD mittels Zen 2 schon einmal bis in den Bereich der 90er Prozentwerte vorgearbeitet hatte – Intels Spiele-Stärke wird also wiederum etwas augenscheinlicher.

Von einer AMD-Schwäche kann man allerdings kaum reden, wenn AMDs kleinstes Modell in diesem Vergleich – der Sechskerner Ryzen 5 3600, welcher derzeit für läppische 166 Euro im Einzelhandel zu bekommen ist – gerade einmal -18% gegenüber Intels schnellstem Spiele-Prozessor zurückliegt, welcher dann sogar etwas mehr als das Dreifache kostet. Eher bemerkenswert ist, das AMDs Prozessoren bei der Spiele-Performance allesamt recht eng beieinander liegen, während Intels Prozessoren diesbezüglich stärker skalieren. Hier schlagen die niedrigeren Taktraten der mittleren und kleineren Intel-Prozessoren besonders negativ zu Buche, denn Intel verliert viel von seinem Spiele-Vorteil, je kleiner die Prozessoren-Modelle werden: An der Leistungsspitze liegt man zwischen Core i9-10900KF und Ryzen 9 3900X immerhin noch um +13% vorn, bei den kleinsten Sechskernern zwischen Core i5-10400F und Ryzen 5 3600 geht der Intel-Vorteil dagegen auf nur noch +4% zurück.

Performance/Preis-normiert reduzieren sich die Vorteile von Intel im Spiele-Bereich erheblich: Gerade der Core i9-10900KF muß deutlich Federn lassen, weil seiner Mehrperformance ein sogar deutlich größerer Mehrpreis gegenübersteht. Allerdings zeigen die Performance/Preis-Verhältnisse im Spiele-Bereich auch eher darauf hin, dass die gemessenen Performance-Unterschiede zu klein sind, um jene 1:1 mit den Preislagen zu vergleichen – denn es gewinnen grundsätzlich und mit Abstand die jeweils preisgünstigeren Prozessoren. Daraus ergibt sich natürlich auch eine Aussage: Rein fürs Gaming kann man durchaus auf eines der kleineren Prozessoren-Modelle von Intel und AMD setzen. Man büßt dabei schlimmstenfalls 20% Framerate in CPU-limitierten Szenarien ein, kommt aber vom Performance/Preis-Verhältnis her um Dimensionen besser. Vor allem bei höheren Auflösungen als FullHD reduzieren sich schließlich wie gesagt die durch die Prozessoren selber hervorgerufenen Performance-Unterschiede immer mehr – womit es andere Gründe als die Spiele-Performance geben sollte, auf höherpreisige Modelle zu setzen.

Beim für die gezeigte Performance erforderlichen Stromverbrauch ergibt sich ein weiteres Problemfeld für Intel – welches sich aber schon mit den letzten Intel-Generationen andeutete: Intel kann die Optimierung der 14nm-Fertigung (logischerweise) nicht auf ein solches Niveau führen, das nunmehr gleich 10 CPU-Kerne (anstatt 4 wie bei Skylake & Kaby Lake) ganz ohne Mehrverbrauch möglich wären. Eingedenk auch der seitens Comet Lake gebotenen höheren Taktraten hat Intel faktisch keine Wahl, als mehr Stromverbrauch zuzulassen – wenn nicht, würde man mit dem Stromverbrauch auch die Performance deckeln. Allerdings gerät Intel diesbezüglich inzwischen durchaus in Grenzbereiche, wenn der (unlimitierte) Stromverbrauch zwischen Core i9-9900KF und Core i9-10900KF um satte +39% steigt, bei allerdings nur +25% mehr CPU-Kernen. Auch bei den anderen Modellen benötigt Comet Lake augenscheinlich überall mehr Strom als noch Coffee Lake, selbst wenn hierfür zumeist nur wenige Meßwerte vorliegen.

Stromverbrauch (CPU) 9900KF 10400F 10600KF 10700KF 10900KF @Spec 3600 3600X 3700X 3800X 3900X
Generation & Kerne/Threads CFL 8C/16T CML 6C/12T CML 6C/12T CML 8C/16T CML 10C/20T Zen2 6C/12T Zen2 6C/12T Zen2 8C/16T Zen2 8C/16T Zen2 12C/24T
AnandTech  (y-Cruncher) 168,5W - 125,0W 207,0W 254,0W - 80,9W - 90,3W - 141,4W
ComputerBase  (Prime95) 211W 108W 152W - 311W 125W 90W 115W 90W 141W 131W
Gamers Nexus  (Cinebench R20) 154,8W - 103,2W - - 200,4W 84,0W - 84,0W - 148,8W
Hardware.info  (Cinebench R20) 151,0W - 97,8W - 215,6W - 88,4W - 84,0W - 142,0W
Hardwareluxx  (Rendering) 188,2W - 103,4W - 225,7W 222,8W 87,3W 88,6W 98,4W 130,4W 154,9W
Le Comptoir du Hardware  (H.264) 106W - 115W 134W 141W 134W 77W 93W 98W 137W 157W
Tom's Hardware  (Handbrake) 162W - - - 222W - - - 86W - 134W
gemittelter Stromverbrauch (CPU) 163W - 114W ~190W 227W - 83W ~100W 90W ~135W 144W
TDP 95W 65W 125W 125W 125W 65W 95W 65W 105W 105W
PL2/PPT 119W 134W 182W 229W 250W 88W 128W 88W 142W 142W
Es wurden für diese Aufstellung des reinen CPU-Stromverbrauchs ausschließlich Tests zugelassen, welche die Prozessoren auch wirklich auslasten konnten. Der Stromverbrauch im Alltags- und Spiele-Einsatz liegt üblicherweise deutlich unterhalb dieser expliziten Last-Messungen.

Inwiefern die Zurückschaltung auf die Intel-Spezifikationen von PL1, PL2 & Tau helfen kann, ist nicht ganz sicher, denn die hierzu vorliegenden Meßwerte sind sehr uneinheitlich: Zwei Meßwerte liegen nahe der TDP (125W), zwei weitere weitab davon entfernt bei oberhalb 200 Watt. Aber natürlich ist dies aufgrund der zeitlichen Limitierung von PL2 auch sehr schlecht auszumessen: Jeder Benchmark, welcher seinen Job innerhalb des Tau-Limits erledigt, wird auf PL2 laufen – jeder längerlaufende Benchmark dann eher in Richtung von PL1 bzw. der TDP gehen. Sofern man diesbezüglich einen klaren Stromverbrauchs-Vorteil nachweisen könnte, würde dies die Überlegung stützen, zugunsten der Energieeffizienz dann doch eher die Anwendung der Intel-Spezifikation (durch das Mainboard) zu erzwingen. Auf jener Intel-Spezifikationen verliert der Core i9-10900KF schließlich auch nur -3,7% Anwendungs-Performance sowie -1,3% Spiele-Performance, bei den kleineren Prozessoren-Modellen sind die Differenzen gemäß den Messungen der ComputerBase nochmals deutlich kleiner (üblicherweise im negierbaren Bereich).

Während jene Stromverbrauchs-Messungen somit noch nicht der Weisheit letzter Schluß sind, läßt sich derzeit nur festhalten, dass die Peak-Verbrauchswerte bei AMD beachtbar freundlicher aussehen als bei Intel. Allerdings schlagen hierbei auch nur Intels Spitzen-Modelle wirklich über die Stränge – und schon der Core i5-10600K erreicht einen durchschnittlichen Lastverbrauch, welche sogar innerhalb seines TDP-Werts herauskommt. Ganz so schlimm ist die Stromverbrauchs-Problematik also mitnichten – gerade da Käufer von Spitzenmodellen üblicherweise kein Problem mit einem hohen Stromverbrauch haben. Auch in der Frage der CPU-Temperaturen wird (im wahresten Sinne des Wortes) nichts ganz so heiß gegessen wie gekocht: Diesbezüglich zeigt sich Comet Lake vergleichsweise normal mit CPU-Temperaturen der Spitzen-Modelle von 70-80°C, was der Verlötung bzw. einem dünneren Heatspreader zu verdanken ist. Allerdings kann man auch hier enorm an Effizienz mittels Zurückschaltung auf die Intel-Spezifikationen gewinnen, dann ist ein Core i9-10900K auch auf unter 60°C zu betreiben.

Kein zusätzlicher Pluspunkt bei dieser Intel-Generation ist hingegen das Overclocking: Wie schon AMD spätestens bei Zen 2 hat Intel nunmehr alle Taktreserven in Boost-Modi und mehr nominellen Takt investiert bzw. ist aus der 14nm-Fertigung dann irgendwann auch nichts mehr herauszuholen. Man kann Comet Lake grob auf ~5.1 GHz übertakten (wobei die größeren Modelle vielleicht etwas mehr Potential haben, die kleineren Modelle dann weniger), gewinnt dadurch beim Core i9-10900KF zwar +200 MHz AllCore-Turbo, verliert allerdings auch an Spitzen-Taktrate, was in der insgesamten Abrechnung nicht zwingend einen Performance-Vorteil ergibt. Kleinere Übertaktungsfolge sind sicherlich drin, und wer in der Silicon Lottery zufälligerweise Gold zieht, der bekommt sogar echte Mehrperformance – aber im Normalfall lohnt sich Übertaktung insbesondere bei Core i7-10700KF und Core i9-10900KF eigentlich nicht. Allenfalls beim Core i5-10600KF ist dies eine Überlegung wert: Jenes Prozessoren-Modell bekommt allerdings wohl auch die schlechtesten Zehnkern-Dies ab, womit nicht einmal ein Übertaktungserfolg auf 5.0 GHz garantiert ist.