Launch-Analyse nVidia GeForce GTX 1070 Ti (Seite 2)

Freitag, 17. November 2017
 / von Leonidas
 

Jene gut 50 MHz Taktraten-Differenz zwischen Referenz- und Herstellerdesign ergeben relativ gesehen natürlich nur knapp 3% Taktratengewinn, was bestenfalls in etwa für +2% Performancedifferenz stehen sollte. Dabei erreicht eine Palit-Karte laut den Messungen von Guru3D als schnellste der dort benutzten Herstellerkarten unter WQHD eine reale Performancedifferenz von nur +1,5%, bei anderen Hardwaretests waren die Differenzen zwischen Referenz- und Herstellerdesign ähnlich niedrig gelagert. Dennoch wurde dies bei der nachfolgenden Performance-Auswertung der zur GeForce GTX 1070 Ti aufgelaufenen Benchmarks beachtet bzw. wurden hierfür nur solche Hardwaretests zugelassen, welche mit einer "Founders Edition" getestet haben. Denn trotz das die Herstellerdesigns bei der GeForce GTX 1070 Ti dieselben Taktraten wie das Referenzdesign tragen, kann deren Performance wie demonstriert leicht besser ausfallen als beim Referenzdesign.

FullHD (1080p) Vega56 Vega64 1070 1070Ti 1080
AnandTech  (9 Tests) 89,9% 99,0% 90,7% 100% 107,2%
Babel Tech Reviews  (35 Tests) - LC: 103,4% 88,4% 100% 108,4%
Guru3D  (14 Tests) 92,1% 102,5% 90,4% 100% 107,4%
Hardware.info  (9 Tests) 89,0% 98,2% 88,4% 100% 105,2%
PCGamer  (15 Tests) 88,5% 96,1% 90,5% 100% 108,3%
PCLab  (11 Tests) 92,1% - 90,5% 100% 108,7%
SweClockers  (15 Tests) 93,7% 103,3% 90,9% 100% 107,3%
TechPowerUp  (19 Tests) 93% 101% 88% 100% 104%
Tweakers  (8 Tests) 88,6% 96,4% 88,4% 100% 105,3%
TweakPC  (24 Tests) 87,6% 96,1% 89,5% 100% 105,6%
durchschn. FullHD-Performance 90,8% 99,5% 89,2% 100% 106,6%
Straßenpreis 470-530€ 550-590€ 400-450€ 450-490€ 490-540€
WQHD (1440p) Vega56 Vega64 1070 1070Ti 1080
AnandTech  (9 Tests) 93,6% 105,2% 88,1% 100% 108,1%
Babel Tech Reviews  (35 Tests) - LC: 108,6% 88,7% 100% 110,0%
Guru3D  (16 Tests) 93,7% 108,5% 89,3% 100% 108,4%
Hardware Canucks  (14 Tests) 89,5% 100,4% 89,2% 100% 107,6%
Hardware.fr  (9 Tests) 91,0% 103,7% 87,0% 100% 105,9%
Hardware.info  (10 Tests) 89,6% 100,0% 86,1% 100% 105,7%
Le Comptoir du Hardware  (20 Tests) 88,8% 102,8% 87,2% 100% 106,5%
PCGamer  (15 Tests) 90,0% 99,4% 89,6% 100% 110,5%
PCLab  (11 Tests) 95,6% - 88,5% 100% 107,5%
SweClockers  (15 Tests) 95,4% 107,8% 88,8% 100% 108,5%
TechPowerUp  (19 Tests) 94% 104% 87% 100% 105%
Tweakers  (9 Tests) 87,9% 101,0% 86,4% 100% 106,0%
TweakPC  (24 Tests) 89,8% 101,5% 87,5% 100% 107,2%
durchschn. WQHD-Performance 91,9% 103,7% 87,9% 100% 107,5%
Straßenpreis 470-530€ 550-590€ 400-450€ 450-490€ 490-540€
UltraHD (4K, 2160p) Vega56 Vega64 1070 1070Ti 1080
AnandTech  (9 Tests) 94,8% 109,3% 87,1% 100% 108,4%
Babel Tech Reviews  (35 Tests) - LC: 111,6% 88,3% 100% 110,0%
Guru3D  (15 Tests) 96,5% 111,6% 90,1% 100% 110,4%
Hardware Canucks  (14 Tests) 89,6% 102,0% 89,2% 100% 109,2%
Hardware.info  (10 Tests) 87,6% 102,3% 84,8% 100% 107,1%
Les Numeriques  (10 Tests) 95,1% 101,6% 89,4% 100% 108,1%
PCGamer  (15 Tests) 92,2% 101,7% 89,0% 100% 111,5%
PCLab  (12 Tests) 96,2% - 86,4% 100% 108,7%
SweClockers  (15 Tests) 97,6% 111,6% 89,9% 100% 110,4%
TechPowerUp  (19 Tests) 95% 107% 86% 100% 105%
Tweakers  (9 Tests) 86,8% 101,0% 85,2% 100% 107,7%
TweakPC  (24 Tests) 91,0% 104,9% 85,1% 100% 108,0%
durchschn. UltraHD-Performance 92,8% 105,8% 87,4% 100% 108,4%
Straßenpreis 470-530€ 550-590€ 400-450€ 450-490€ 490-540€

Aufgrund der Hardware-Vorgaben zwischen GeForce GTX 1070 & 1080 liegend ist die Performance-Ermittlung der GeForce GTX 1070 Ti recht einfach zu realisieren: Man muß eigentlich nur den Abstand zur kleineren und größeren GP104-basierten Lösung ermitteln, dann findet sich schon der genaue Performance-Punkt der GeForce GTX 1070 Ti. Die Abstände schwanken leicht je nach Auflösung – interessanterweise jedoch in anderer Weise, als vorab angenommen. Denn normalerweise könnte man von der GeForce GTX 1070 Ti als Karte mit rein höherer Rechenleistung und aber identischer Speicherbandbreite zur GeForce GTX 1070 eine besonders starke Performance unter FullHD (weniger Bandbreiten-limitiert) und dann eine leicht zurückgehend Performance unter noch höheren Auflösungen (stärker Bandbreiten-limitiert) erwarten.

Allerdings ist exakt das Gegenteil der Fall: Die Performance-Differenzen zwischen GeForce GTX 1070 Ti und GeForce GTX 1070 nehmen mit steigenden Auflösungen sogar leicht zu (zwischen GeForce GTX 1080 und GeForce GTX 1070 Ti trifft dies auch zu, ist dort aber aufgrund der höheren Speicherbandbreite der GeForce GTX 1080 auch so zu erwarten). Der Speicherbandbreiten-Effekt wird sicherlich da sein, ist aber letztlich geringer als der Effekt der teilweisen CPU-Limierung unter der FullHD-Auflösung, selbst wenn für diese Benchmark-Auswertung rein CPU-limitierte Einzeltests weitgehend nicht beachtet wurden. Jener Effekt macht natürlich bestenfalls ein paar Prozentpunkte aus und nur aufgrund der hohen Genauigkeit dieser Auswertung überhaupt nachweisbar.

1070 Ti vs. 1070 1070 Ti vs. 1080
FullHD +12,2% schneller  bzw. -10,8% langsamer -6,2% langsamer  bzw. +6,6% schneller
WQHD +13,7% schneller  bzw. -12,1% langsamer -6,9% langsamer  bzw. +7,5% schneller
UltraHD +14,4% schneller  bzw. -12,6% langsamer -7,8% langsamer  bzw. +8,4% schneller

Rein die Werte betrachtet kommt die GeForce GTX 1070 Ti in der Mitte zwischen GeForce GTX 1070 und 1080 mit klarer Tendenz zur höhere Karte heraus. Gegenüber der GeForce GTX 1070 kann die GeForce GTX 1070 Ti Performancedifferenzen von zwischen 12-14% herausholen, während die GeForce GTX 1080 ihrerseits immer noch zwischen 6-8% vor der GeForce GTX 1070 Ti herauskommt. Die Performancedifferenz zur GeForce GTX 1080 ist somit im Durchschnitt klar unterhalb von 10% auffallend niedrig für zwei Grafikkarten derselben Grafikkarten-Serie bzw. sogar basierend auf demselben Grafikchip.

Gegenüber AMDs Vega-Grafikkarten sind die Performance-Differenzen bezogen auf die verschiedenen Auflösungen dann gänzlich gegenläufig: Unter FullHD ist die GeForce GTX 1070 Ti am stärksten, unter UltraHD dagegen am schwächsten. Gut ist dies am Vergleich zur Radeon RX Vega 64 festzumachen, wo die GeForce GTX 1070 Ti unter FullHD sogar einen Gleichstand erreichen kann, unter UltraHD dann jedoch die AMD-Karte um ca. +6% schneller herauskommt. Selbiger Effekt ist grundsätzlich gesehen auch gegenüber der Radeon RX Vega 56 zu sehen, allerdings schlägt die GeForce GTX 1070 Ti diese AMD-Karte dann doch um durchgehend zwischen 8-10%.

1070 Ti vs. Vega 56 1070 Ti vs. Vega 64
FullHD +10,1% schneller  bzw. -9,2% langsamer +0,5% schneller  bzw. -0,5% langsamer
WQHD +8,8% schneller  bzw. -8,1% langsamer -3,5% langsamer  bzw. +3,7% schneller
UltraHD +7,7% schneller  bzw. -7,2% langsamer -5,5% langsamer  bzw. +5,8% schneller

In der Summe dieser Messungen ist die Festsetzung der Performance-Index-Werte zur GeForce GTX 1070 Ti eine einfache Aufgabe: Die GeForce GTX 1070 Ti erhält im FullHD Performance Index einen Wert von 900%, dies ist exakt so wie bei der Radeon RX Vega 64 (die kleine 0,5-Prozent-Differenz macht das Kraut nicht fett, zudem könnten andere Hardwaretests immer auch noch leicht abweichende Ergebnisse bringen). Im 4K Performance-Index gibt es dann einen Wert von 122% für die GeForce GTX 1070 Ti – etwas oberhalb der Radeon RX Vega 56 (114%) und immer noch mit einem gewissen Abstand zur Radeon RX Vega 64 (129%). Gegenüber den nVidia-Karten GeForce GTX 1070 & 1080 liegt die GeForce GTX 1070 Ti damit beiderseits grob in der Mitte, wie gesagt mit klarer Tendenz zur schnelleren Karte.

An diesen Werten kann die GeForce GTX 1070 Ti dann mittels Übertaktung noch einiges ändern – im Gegensatz zur Vorberichterstattung zur Karte, welche von einer "Overclocking-Sperre" seitens nVidia ausgegangen war. nVidias Intention bei der GeForce GTX 1070 Ti lag aber nur darin, die GeForce GTX 1070 Ti nicht out-of-the-box zu schnell werden zu lassen – damit insbesondere die werksübertakteten Varianten nicht die GeForce GTX 1080 im Referenzdesign massakrieren können. Dafür wurde kurz vor dem Launch noch das nVidia-Gebot der Referenz-Taktung für jede einzelne GeForce GTX 1070 Ti erhoben – was von den Grafikkarten-Herstellern aber teilweise schon wieder (indirekt) umgangen wird. Vor allem aber bleibt die grundsätzliche Overclocking-Fähigkeit der GeForce GTX 1070 Ti vollkommen unangetastet.

Demzufolge kann man von der Karte, sofern man selbige von Power- und Temperatur-Limit löst (letzteres natürlich besser nur mit äquadater Kühlung), die von nVidias Pascal-Chips her bekannten Overclocking-Taktraten und -Ergebnisse erwarten. In den vorliegenden Hardwaretests wurden dabei regelmäßig real anliegende Chip-Taktraten von 2000 MHz (und leicht mehr) erreicht, zuzüglich einer maßvollen Speicherübertaktung sind somit Performancegewinne unter Übertaktung von 10-15% gegenüber einem Referenzdesign erreichbar. Damit wird das Performance-Niveau der GeForce GTX 1080 im Referenzdesign in jedem Fall hinter sich gelassen, selbst das Performance-Niveau einiger maßvoll werksübertakteter Herstellerdesigns zur GeForce GTX 1080 dürfte damit zu erreichen sein.

Vega56 Vega64 1070 1070Ti 1080
durchschn. FullHD-Performance 90,8% 99,5% 89,2% 100% 106,6%
durchschn. WQHD-Performance 91,9% 103,7% 87,9% 100% 107,5%
durchschn. UltraHD-Performance 92,8% 105,8% 87,4% 100% 108,4%
FHD Perf.Index 820% 900% 800% 900% 960%
4K Perf.Index 114% 129% 107% 122% 132%
Spiele-Verbr. 226W 291W 145W 176W 174W
Straßenpreis 470-530€ 550-590€ 400-450€ 450-490€ 490-540€

Rein die Performance-Werte betrachtend passt der hierfür verlangte Preispunkt eines Listenpreises von 449 Dollar sowie den derzeit daraus resultierenden Straßenpreisen von ab 450 Euro für die GeForce GTX 1070 Ti. Dies sind 50 Euro mehr als bei der GeForce GTX 1070 und 40 Euro weniger als bei der GeForce GTX 1080 – ziemlich exakt so wie bei der Performance-Situation der nVidia-Karten untereinander aussieht. Gegenüber AMDs Vega-Karten profitiert die GeForce GTX 1070 Ti von der weiterhin schlechten Verfügbarkeit selbiger – als Kontrahent zur Radeon RX Vega 56 würde die GeForce GTX 1070 Ti derzeit eigentlich gar nicht gebraucht, denn die AMD-Karte läßt sich auf nVidia-Seite preislich auch knapp noch mit einer GeForce GTX 1080 ersetzen. Erst wenn die Vega-Karten eines Tages auch im Einzelhandel so viel kosten, wie ihre Listenpreise suggerieren, kann dieser Zweikampf wirklich starten.

In der Summe der technischen Dinge & Daten kann man der GeForce GTX 1070 Ti somit nichts nachsagen – handelt es sich sogar um eine eher interessante Programmauffrischung. Die von nVidia angedachte Aufgabe als Kontrahent zur Radeon RX Vega 56 erfüllt die GeForce GTX 1070 Ti dabei mangels sinnvoller Straßenpreise der Vega-Karten spielend – die GeForce GTX 1070 Ti ist schneller und dabei (derzeit) auch noch günstiger. Der Problempunkt der neuen nVidia-Karte liegt eher denn bei der preislichen Gesamtsituation: Die GeForce GTX 1070 Ti geht in ein Preisfeld hinein, wo sich bereits vier AMD- und nVidia-Grafikkarten tummeln – die GeForce GTX 1070 Ti ist dann die fünfte. Das Angebot im HighEnd-Segment ist damit vergleichsweise stark segmentiert, es existieren fast schon zu viele Wahlmöglichkeiten mit jeweils nur kleinen Unterschieden nach oben und nach unten hin. Sobald die Vega-Karten irgendwann einmal sinnvolle Preispunkte finden, wird es in jedem Fall überladen.

Wir würden ja an dieser Stelle tippen, das selbiges Performancebild nur wirklich Sinn ergibt, wenn GeForce GTX 1070 & 1070 Ti eines Tages offiziell im Preis gesenkt werden. Derzeit muß nVidia dies nicht tun, da AMDs Vega-Karten wie gesagt im Einzelhandel immer noch zu schlecht verfübar sind und somit preislich zu teuer angeboten werden. Mit dem Jahresstart 2018 und der dann vielleicht besseren Lieferbarkeit & Preislage bei AMDs Vega-Karten könnte nVidia dann allerdings zum Mittel einer offiziellen Preissenkung greifen und sein Angebot an GP104-basierten Grafikkarten damit etwas entzerren. Eine Gewähr dafür gibt es natürlich nicht, dies ist zum aktuellen Zeitpunkt nur eine Spekulation auf Basis der ungewöhnlich nahe aneinanderliegenden Preispunkte von GeForce GTX 1070, 1070 Ti und 1080.

Bis eine solche Preissenkung auftaucht, hat der HighEnd-Käufer damit die Qual der Wahl: Alle drei nVidia-Grafikkarten sind absolut gangbar, keine hat ein besonders abweichendes Preis/Leistungs-Verhältnis gegenüber den anderen. Vielmehr passen in diesem Fall die Preise der drei nVidia-Karten nahezu perfekt zum jeweiligen Performance-Punkt, sind alle drei Karten also relativ gesehen gleich gut. Auch bei der Tauglichkeit für diverse Auflösung gibt es keine echten Differenzen: Die GeForce GTX 1080 ist für UltraHD eigentlich schon zu langsam, die GeForce GTX 1070 hingegen für FullHD eigentlich schon zu schnell – die ideale Auflösung aller drei nVidia-Karten ist somit WQHD. nVidias Einschränkung der GeForce GTX 1070 Ti auf reine Referenz-Taktungen ist dagegen nicht so bedeutsam, um die Karte deswegen gleich abwerten zu wollen – gerade, weil Werksübertaktungen und manuelles Overclocking ja dennoch möglich sind. Hier kann man am Ende wirklich nur den Geldbeutel und subjektive Vorlieben entscheiden lassen, eine klare Empfehlung läßt sich zwischen GeForce GTX 1070, 1070 Ti und 1080 kaum aussprechen.