Launch-Analyse nVidia GeForce GTX 1660 (Seite 2)

Montag, 18. März 2019
 / von Leonidas
 

Zu WQHD- und UltraHD-Auflösung gab es (verständlicherweise) viel weniger Benchmarks, ist die GeForce GTX 1660 sicherlich keine Karte für diese Auflösungen. Für WQHD reichen nominell die erzielten Frameraten in sicherlich 90% der Spiele noch aus – allerdings hat sich gerade zum Jahreswechsel 2018/19 ein beachtbarer Anforderungssprung ergeben, welcher in Zukunft sicherlich von einer breiteren Anzahl von Spielen übernommen werden dürfte. Und da man gerade Grafikkarten des Midrange-Segments sicherlich nicht dafür kauft, um in einem Jahr dann schon wieder einen Aufrüstbedarf zu haben, reicht dies nicht wirklich für eine Klassifizierung als "WQHD-Beschleuniger". Die UltraHD-Auflösung ist hingegen für die GeForce GTX 1660 auch rein von der Höhe der reichten Frameraten her keineswegs erreichbar, hierbei kommt die Karte regelmäßig nur auf 20-30 fps.

WQHD 580-8GB 590 Vega56 1060-6GB 1660 1660Ti 1070 1070Ti 2060
Golem (6 Tests) 82,2%* 90,7%* 121,6% 85,1% 100% 107,8% - - 133,0%
Guru3D (11 Tests) 90,0% 98,3%* 130,4% 82,8% 100%* 116,7% 118,8% 135,3% 137,8%
SweClockers (10 Tests) 90,5% 101,4%* 134,9% 89,8% 100% 118,0% 122,7% 138,1% 141,1%
TechPowerUp (21 Tests) 84% 94% 124% 83% 100% 114% 114% 132% 136%
gemittelte WQHD Performance ~86% ~95% ~127% ~85% 100% ~114% ~117% ~133% ~137%
Performance-Durchschnitt (leicht) gewichtet zugunsten jener Hardwaretests mit höherer Benchmark-Anzahl; gesamte ausgewertete Benchmark-Anzahl: ca. 510
* ... werksübertaktete Karte, deren Performance-Wert wurde für die Index-Bildung entsprechend normalisiert
Benchmark-Werte in blauer Schrift entstammen dem (jeweiligen) vorhergehenden Test zur GeForce GTX 1660 Ti
UltraHD 580-8GB 590 Vega56 1060-6GB 1660 1660Ti 1070 1070Ti 2060
Golem (6 Tests) 87,7%* 97,2%* 143,8% 82,5% 100% 112,9% - - 140,8%
Guru3D (11 Tests) 91,4% 101,3%* 137,7% 84,4% 100%* 117,7% 121,4% 140,0% 138,5%
SweClockers (10 Tests) 92,7% 103,0%* 139,5% 90,2% 100% 119,9% 125,1% 142,3% 145,3%
TechPowerUp (21 Tests) 88% 97% 132% 85% 100% 115% 119% 137% 142%
gemittelte UltraHD Performance ~89% ~98% ~137% ~85% 100% ~116% ~121% ~139% ~142%
Performance-Durchschnitt (leicht) gewichtet zugunsten jener Hardwaretests mit höherer Benchmark-Anzahl; gesamte ausgewertete Benchmark-Anzahl: ca. 510
* ... werksübertaktete Karte, deren Performance-Wert wurde für die Index-Bildung entsprechend normalisiert
Benchmark-Werte in blauer Schrift entstammen dem (jeweiligen) vorhergehenden Test zur GeForce GTX 1660 Ti

Aufgrund der wenigen vorliegenden Testergebnisse sollte man die daraus gebildeten Index-Werte nicht überbewerten, demzufolge wurde jene auch nicht kommagenau und nur mit "~"-Zeichen angegeben. Ablesbar sind hiermit nur grobe Skalierungs-Tendenzen, sprich wie sich die GeForce GTX 1660 unter höheren Auflösungen im Vergleich zu den anderen Grafikkarten bewegt. Und dazu ergibt sich das klare Ergebnis, das die GeForce GTX 1660 unter höheren Auflösungen gegenüber allen anderen getesteten Grafikkarten verliert – außer gegenüber der GeForce GTX 1060 6GB. Gegenüber jener hält die GeForce GTX 1660 perfekt ihre Performance-Differenz von FullHD- über WQHD- bis zu UltraHD-Auflösung durch – sprich, GeForce GTX 1060 6GB und GeForce GTX 1660 skalieren letztlich vollkommen identisch über die Auflösungen hinweg.

Dies ist angesichts derselben Speicherbandbreite bei beiden Karten auch nicht besonders verwunderlich – während dagegen die GeForce GTX 1660 Ti mit ihrer (klar) größeren Speicherbandbreite bei allerdings nahezu identischer Rechenleistung unter den höheren Auflösungen wenigstens etwas hinzugewinnt. Bei anderen Grafikkarten dieses Testfeldes ist die Auflösungsskalierung allerdings nochmals besser, beispielsweise bei allen AMD-Karten sowie den schnelleren nVidia-Vertretern (GeForce GTX 1070 aufwärts). Allerdings reicht es auch in diesem Vergleich für die GeForce GTX 1660 aus, um sich selbst unter der UltraHD-Auflösung noch vor der Radeon RX 590 positionieren zu können. Die GeForce GTX 1660 kann somit im UltraHD Performance-Index auf einen Index-Wert von 89% festgesetzt werden, knapp vor der Radeon RX 590 (87%). Jener Index-Wert ist natürlich eher nur von theoretischem Belang, da die Karte für diese Auflösung wie gesagt keine ausreichenden Frameraten aufbietet.

Der Stromverbrauch der GeForce GTX 1660 richtet sich wie bei allen neueren nVidia-Grafikkarten streng am Power-Limit der Karte aus, welches auf Referenz-Spezifikationen bei 120 Watt liegt. Demzufolge messen die meisten Testberichte diesbezüglich auch Stromverbrauchswerte knapp unterhalb von 120 Watt aus – bis auf jene Testberichte, wo werksübertaktete Karten im Test stehen (jene haben bei der GeForce GTX 1660 meistens ein Power-Limit von 130 Watt, nur die MSI Gaming X hat gleich 140 Watt). Im Schnitt der wertbaren Meßergebnisse kommt die GeForce GTX 1660 auf einen Spiele-Stromverbrauch von 113 Watt heraus – minimal weniger als bei der GeForce GTX 1660 Ti (117W) und ziemlich exakt auf Höhe der GeForce GTX 1060 6GB (114W). Die ähnlich schnelle Radeon RX 590 will man in diesem Vergleich hingegen eigentlich gar nicht betrachten – deren durchschnittlich 215 Watt Spieleverbrauch sind schließlich nahezu doppelt so viel wie bei der GeForce GTX 1660.

Stromverbrauch 580-8GB 590 Vega56 1060-6GB 1660 1660Ti 1070 1070Ti 2060
ComputerBase 195W 208W 211W 112W 116W 118W 145W - 162W
Golem 188W* 226W* 224W 115W 118W 120W 146W - 162W
Guru3D 191W 215W* 236W 134W* 107W 108W 161W 169W 147W
Hardwareluxx 177W* 200W* 242W 105W 131W* 137W* 147W 195W* 158W
Le Comptoir d.H. 176W* 223W* 217W 114W 113W 118W 145W 169W 158W
Les Numeriques 177W* 197W* 238W 115W - - 139W 169W 160W
PCGH 189W* 216W* 216W 145W* - - 208W* - -
TechPowerUp 198W 232W* 229W 116W 108W 118W 145W 177W 164W
Tom's Hardware 224W* 238W* 223W 119W 127W* 132W* 150W 180W 158W
Tweakers 197W 224W* 223W 115W 111W 129W* 147W 181W 162W
gemittelter Verbrauch 187W 215W 223W 114W 113W 117W 147W 174W 160W
TDP 185W 225W 210W 120W 120W 120W 150W 180W 160W
Durchschnitt gegen die (wenigen) völlig danebenliegenden Werte gewichtet
* ... werksübertaktete Karte, deren Stromverbrauchs-Wert wurde für die Durchschnitts-Bildung entsprechend normalisiert

Mittels Übertaktung kann man dann ziemlich vernünftige Sachen aus der GeForce GTX 1660 herausholen: +12-14% Mehrperformance sind gemäß der verschiedenen Testberichte drin, womit man ziemlich exakt an das Performance-Niveau der größeren GeForce GTX 1660 Ti herankommt. Dies ist interessanterweise auch ein etwas besseres Übertaktungsergebnis als bei der GeForce GTX 1660 Ti selber, aus welcher man unter Übertaktung gewöhnlich nur ca. +10% Mehrperformance herausholen kann. Beide Übertaktungsergebnisse sind natürlich keinesfalls überragend – aber im Fall der GeForce GTX 1660 reicht es eben dazu, tatsächlich die Performance der nächstgrößere Karte zu erreichen. Dies ist ein seltener Umstand, welchen die Grafikchip-Entwickler eher zu vermeiden versuchen, schließlich treibt es die Umsätze eher der kleineren, günstigeren Karte zu.

In der Summe der Dinge ist die GeForce GTX 1660 damit eine praktikable Karte für das Midrange-Segment zu Preispunkten knapp oberhalb von 200 Euro geworden. Die Karte zeigt eine gemäß des Preispunkts ansprechende Performance, der Stromverbrauch ist konkurrenzlos niedrig, die gebotene Speichermenge von 6 GB ist für dieses klare FullHD-Produkt immer noch ausreichend, gerade auf den (damit angesprochenen) Massenmarkt bezogen. Der direkte AMD-Kontrahent in Form der Radeon RX 590 wird bei der Performance um geringfügige Differenzen geschlagen, die ältere GeForce GTX 1060 6GB ausreichend klar distanziert. Vielmehr kommt die GeForce GTX 1660 überraschend nahe an die GeForce GTX 1660 Ti heran – und wer sowieso nur an der FullHD-Auflösung interessiert ist, kann durchaus überlegen, sich die eher geringe Mehrperformance von +14% zugunsten eines Preisvorteils von 60 Dollar Listenpreis bzw. (derzeit) ca. 50 Euro Straßenpreis zu sparen.

FHD WQHD 4K Verbr. FHD-Index 4K-Index Liste Straßenpreis
GeForce RTX 2060 132,9% ~137% ~142% 160W 920% 124% 349$ 340-360€
GeForce GTX 1070 Ti 130,3% ~133% ~139% 174W 900% 122% 449$ 390-450€ (Auslauf)
Radeon RX Vega 56 124,0% ~127% ~137% 223W 840% 117% 399$ 290-350€
GeForce GTX 1070 116,3% ~117% ~121% 147W 800% 107% 379$ 290-340€ (Auslauf)
GeForce GTX 1660 Ti 114,5% ~114% ~116% 117W 790% 103% 279$ 265-290€
GeForce GTX 1660 100% 100% 100% 113W 690% 89% 219$ 220-240€
Radeon RX 590 94,5% ~95% ~98% 215W 650% 87% 279$ 215-250€
Radeon RX 580 8GB 86,5% ~86% ~89% 187W 590% 80% 229$ 175-200€
GeForce GTX 1060 6GB 85,2% ~85% ~85% 114W 590% 76% 249$ 195-220€

Ein eventueller Kritikpunkt an der GeForce GTX 1660 läßt sich wenn dann nur finden, wenn man die gegenüber der GeForce GTX 1060 6GB hiermit "erreichte" Entwicklung betrachtet: Denn fast drei Jahre (!) nach dem Launch der GeForce GTX 1060 6GB bietet die GeForce GTX 1660 nunmehr zwar +17% Mehrperformance an, verlangt dafür allerdings noch einen Mehrpreis von gut +10% und bietet keinerlei größeren Grafikkartenspeicher. Die mittlerweile angegraute GeForce GTX 1060 6GB hat damit immer noch ein fast genauso gutes Performance/Preis-Verhältnis wie die neue GeForce GTX 1660 (bei einer Differenz von nur 3½% zugunsten der neueren Karte) – was aus Sicht der Grafikkarten-Entwicklung nicht wirklich gut aussieht. Aber es ist nun einmal der Fluch der Turing-Generation, nur die 12nm-Fertigung zur Verfügung zu haben und daraus keinen der ansonsten üblichen klaren Generationssprünge generieren zu können.

Da die GeForce GTX 1060 6GB sicherlich demnächst auslaufen dürfte, erübrigt sich dieser Vergleich alsbald und bleibt nur noch jener zu AMD übrig – wo man schließlich (mehrheitlich) genauso noch bei der 12nm-Fertigung festhängt. Die GeForce GTX 1660 wurde von nVidia sicherlich zielgerecht daraufhin getrimmt, um sich mit der Radeon RX 590 anzulegen – und dieses Duell sieht die meisten Vorteile auf nVidia-Seite: Die GeForce GTX 1660 ist leicht schneller, hat zudem die klar bessere Übertaktungseignung – und leistet dies alles dann unter einem dramatisch niedrigeren Stromverbrauch ab. Die Differenz in diesem Nebenpunkt ist derart gravierend, das sie so sogar die Netzteil-Wahl für das jeweilige Gaming-System beeinflussen kann – oder aber den Punkt, ob man die Grafikkarte wirklich laufruhig bekommt oder eben nicht. Gewisse Differenzen beim Stromverbrauch machen meistens keinen großen praktischen Unterschied, aber 113W zu 215W sprechen in diesem Nebenpunkt dann doch klar zugunsten von nVidia.

Das einzige große Argument pro der Radeon RX 590 liegt somit bei deren Mehrspeicher – was auch der am meisten diskutierte Punkt ist. Denn ob 6 oder 8 GB wirklich eine echte Diffenenz ergeben, ist weiterhin ein Streitthema – gerade wenn man an eine Spielezukunft mit stark anziehenden Hardware-Anforderungen denkt, wo auch 8 GB Grafikkartenspeicher zu knapp werden könnten. Vor allem aber wird diese Diskussion primär im Enthusiasten-Segment geführt, deren Nutzer jedoch keine Grafikkarten vom Schlage einer Radeon RX 590 oder GeForce GTX 1660 kaufen. Im Massenmarkt ist diese Speichermengen-Diskussion dagegen eigentlich nicht existent – womit die geringere Speichermenge bei der GeForce GTX 1660 für selbige auch keinen bedeutsamen Nachteil in ihrem typischen Käuferkreis ergibt.

GeForce GTX 1660 Radeon RX 590
Speichermenge 6 GB 8 GB
FullHD Perf.Index 690% 650%  (-6%)
UltraHD Perf.Index 89% 87%  (-2%)
Stromverbrauch 113W 215W  (+90%)
Übertaktungseignung gutklassig (+12-14% Mehrperformance) schwach (+4% Mehrperformance)
Spielebundle keines Devil May Cry 5, Resident Evil 2 & The Division 2
 (Wertumfang ca. 150€, auf eBay für ca. 40€ absetzbar)
Straßenpreis 220-240 Euro 215-250 Euro  (±0)

Wenigstens hat die Radeon RX 590 in den letzten Tagen dann doch noch auf einen vernünftigen Straßenpreis gefunden, welcher trotz des deutlich höheren Listenpreises nunmehr gleich zur GeForce GTX 1660 liegt. Auf finanzieller Seite steht zudem zugunsten der AMD-Karte weiterhin (noch bis zum 9. April) ein dickes Spielebundle zu Buche, während nVidia seinen non-RTX-Karten bislang jedes Spielebundle verwehrt. Ob dies ausreichend ist für die Radeon RX 590, um gegenüber der GeForce GTX 1660 punkten zu können, wäre allerdings zu bezweifeln: In diesem Duell hat AMD nicht die Performance-Hoheit, ergo reichen die positiven Nebenpunkte des Spielebundles sowie des Mehrspeichers nicht aus. AMD müsste mit dem Preispunkt der Radeon RX 590 faktisch nochmals weiter herunter, um gegenüber der GeForce GTX 1660 konkurrenzfähig zu bleiben. Ob AMD sich dies mit dem vergleichsweise teuren Design der Radeon RX 590 überhaupt leisten will, bleibt allerdings abzuwarten.

Letztlich liefert nVidia mit der GeForce GTX 1660 eine gutklassige Massenmarkt-Ausführung von Turing: Ausreichend schnell, ausreichend mit Grafikkartenspeicher bestückt, zu einem vernünftigen Preispunkt und oben drauf ganz netter Übertaktungseignung. In Enthusiasten-Kreisen hat es die Karte natürlich schwer, dort werden geringer Fortschritt sowie die Speichermenge bemängelt – aber für dieses Segment ist die GeForce GTX 1660 weder gedacht noch entwickelt worden. Im Massenmarkt dürfte die GeForce GTX 1660 dagegen vermutlich gut gehen, handelt es sich hierbei um ein durchaus rundes Angebot – und dies reicht erfahrungsgemäß (für nVidia-Grafikkarten) meistens schon aus, um jedes nicht gerade markterschütterendes Gegenangebot auszustechen.