Launch-Analyse: nVidia GeForce GTX 780 Ti (Seite 2)

Freitag, 8. November 2013
 / von Leonidas
 

Als kleines Schmankerl wird die GeForce GTX 780 Ti generell auf dem B1-Stepping des GK110-Chips ausgeliefert. Jenes ist featuregleich zum bisher benutzten A1-Stepping, bringt aber die üblichen im Laufe einer langfristigen Produktion entstehenden Fertigungsverbesserungen mit sich, welche dann in einer geringeren Chipspannung zum Erreichen des gleichen Takts (und damit niedriger Leistungsaufnahme) oder einem höheren erreichbaren Overclocking-Takt resultieren. Jenes neue Chipstepping wird aber letztlich nicht der GeForce GTX 780 Ti bevorbehalten bleiben, sondern wurde inzwischen auch schon auf frisch verkauften GeForce GTX 780 Karten gesichtet – nVidia wird wohl inzwischen nur noch GK110-Chips im neuen Stepping ausliefern.

Das neue Chipstepping sollte der GeForce GTX 780 Ti normalerweise auch weiterhelfen, ihren höheren Takt ohne erheblich mehr Stromaufnahme realisieren zu können. Allerdings bleibt es in der Praxis bei dieser Theorie, denn mit 249 Watt unter Spielen verbraucht die GeForce GTX 780 Ti immerhin 22,7% mehr als die GeForce GTX Titan in der gleichen Situation – angesichts von nur 19,5% mehr Rechenleistung und des neuen Chipsteppings schon bemerkenswert. Andererseits ist jener Stromverbrauch in dieser Leistungsklasse überhaupt nicht ungewöhnlich, Radeon R9 290 & 290X kommen auf ähnliche Werte. So lange es nicht gänzlich aus dem Rahmen fällt, macht in dieser Leistungsklasse sowieso kaum ein Grafikkarten-Käufer seine Kaufentscheidung von der Leistungsaufnahme abhängig.

Hardware.fr Heise HT4U PCGH TechPowerUp Ø
Radeon R9 280X 18W
211W
16,3W
228,6W
13W
203W
16W
217W
Radeon HD 7970 "GHz Edition" 13W
225W
13W
206W
13,0W
254,3W
15W
247W
14W
209W
14W
235W
Radeon R9 290 20W
246W
20W
?
18,6W
289,4W
21W
241W
16W
214W
19W
253W
Radeon R9 290X (Quiet) 21W
219W
?
266W
20,0W
231,1W
21W
249W
16W
236W
20W
239W
Radeon R9 290X (Uber) 22W
278W
20,0W
306,9W
21W
269W
17W
246W
20W
279W
GeForce GTX 770 11W
155W
9,8W
195,1W
10W
179W
8W
162W
10W
180W
GeForce GTX 780 13W
171W
12W
173W
12,0W
198,9W
14W
222W
10W
199W
12W
189W
GeForce GTX Titan 13W
180W
11,9W
198,1W
13W
214W
10W
208W
12W
203W
GeForce GTX 780 Ti 15W
264W
?
243W

16W
248W
10W
229W
14W
249W
Der obere Wert einer Zelle ist immer der Idle-Stromverbrauch, der untere Wert einer Zelle immer der Spiele-Stromverbrauch (jeweils der reinen Grafikkarte).

Die gegenüber der GeForce GTX Titan deutlich gestiegene Leistungsaufnahme deutet es jedoch schon an: Die GeForce GTX 780 Ti muß auf ihre Taktraten ziemlich geprügelt werden. Und dies bedingt in aller Regel dann schneller und damit lauter drehende Lüfter – ganz besonders, da die GeForce GTX 780 Ti auf exakt das gleiche Kühlsystem setzt wie die GeForce GTX Titan. Allerdings hält sich der Effekt gemäß der Meinung der Hardware-Tester noch im Rahmen: Die GeForce GTX 780 Ti ist zwar lauter als die GeForce GTX Titan, liegt damit aber im Dunstkreis der Radeon R9 290X in deren Quiet-Modus – und immer noch weit weg vom (eher unerträglichen) Uber-Modus der Radeon R9 290X:

Idle Last (Spiele)
PCGH Im offenen Teststand messen wir aus 50 Zentimetern Entfernung zur Lüfternabe eine Lautheit von guten 0,6 Sone im Leerlauf (~1.110 U/Min Lüfterdrehzahl). Im offenen Teststand messen wir aus 50 Zentimetern Entfernung zur Lüfternabe eine Lautheit von bis zu 4,6 Sone unter Spiele-Volllast mit automatischem Boost (~2.600 U/Min.). Mit diesen Werten ist die GTX 780 Ti zwar hörbar lauter als die GTX Titan (3,2 Sone) und GTX 780 (3,2 Sone), aber auf Augenhöhe mit der Radeon R9 290X im "Quiet Mode" (4,4 Sone). Apropos Quiet: Die Geforce GTX 780 Ti ist nicht frei von Spulenfiepen, die Lautstärke dieses Störgeräuschs ist jedoch gering und gewöhnlich erst ab hohen vierstelligen Fps aus dem tiefen Lüfterrauschen herauszuhören.
CB Im Desktop-Betrieb kommt die GeForce GTX 780 Ti auf eine Lautstärke von 32,5 Dezibel, was vergleichbar zur GTX 780 ist. Die GeForce GTX Titan kann jedoch weiterhin von beiden unterboten werden (34,5 dB). Unter Last wandelt sich dieses Bild allerdings etwas. Mit 51 Dezibel ist die GeForce GTX 780 Ti nun lauter als die GTX Titan und auch als die Radeon R9 290X (50 dB). Aus einem geschlossenen Gehäuse ist der 3D-Beschleuniger somit heraus zu hören, bleibt insgesamt aber noch im Rahmen des Erträglichen.
Golem Ganz so flüsterleise wie die Titan ist aber auch die 780 Ti nicht. Da die Kühlkonstruktion ähnlich wie bei AMD ist – allerdings mit einer Metall- statt Kunststoffverkleidung -, muss der einzelne Radiallüfter durch die engen Rippen des Kühlkörpers bei hohen Drehzahlen viel Luft bewegen. Das gibt viele Stellen, an denen Verwirbelungen auftreten können, zudem ist auch das Geräusch des Motors des Lüfters deutlich wahrnehmbar. Insgesamt treten nun auch bei der 780 Ti hochfrequente Anteile in der Klangkulisse auf, die in offenen Testaufbauten etwas nerven können. Aus einem geschlossenen PC unter dem Schreibtisch ist die neue Geforce unter Last deutlich wahrnehmbar, aber bei weitem nicht so lästig wie die 290 oder 290X im Uber-Mode. Im direkten subjektiven Vergleich aus 50 Zentimetern Abstand ähnelt das Geräusch der 780 Ti dem der ersten Radeon HD 7970 (also nicht der lauten GHz-Edition), 290 und 290X sind im Quiet-Mode schon deutlich lauter und durch das zunehmende Pfeifen im Uber-Mode unerträglich.
HWL NVIDIA hat mit dem Referenzkühler für die GeForce GTX Titan, 780 und 770 gute Arbeit geleistet. Diese guten Ergebnisse bestätigt auch der Kühler der GeForce GTX 780 Ti. 35,3 dB(A) sind ein ausgezeichneter Wert und der Nutzer wird die etwas höhere Idle-Temperatur von 38 °C sicherlich für eine solche niedrige Lautstärke gerne in Kauf nehmen. Unter Last muss der Kühler dann einmal mehr unter Beweis stellen, wie leistungsfähig er wirklich ist. Auch machte der Referenzkühler bereits auf früheren Karten einen guten Eindruck. Ähnlich verhält es sich auch mit den 52,8 dB(A) für die GeForce GTX 780 Ti. Im Hinblick auf die Ergebnisse der AMD Radeon R9 290X wird diese zumindest im Uber-Mode geschlagen (52,9 dB). Im Quiet-Mode (51,8 dB) limitiert AMD die Karte durch eine besonders niedrige maximale Lüfterdrehzahl, was allerdings bei 94 °C zu niedrigeren Taktraten führt.
Tom's Nvidia hat bei der GeForce GTX 780 Ti (42,9 dB) nicht nur das Temperatur-Target leicht angehoben, sondern auch die Lüfterdrehzahlen, um die Karte besser als die GeForce GTX 780 und Titan (40,2 dB) vor dem Erreichen des Limits zu schützen. Natürlich ist dies auch mit einer höheren Geräuschentwicklung verbunden, aber das Prinzip kennt man ja schon von der Autobahn: Wer schnell unterwegs sein will, muss mit der Geräuschkulisse leben können.

Wie üblich kann man die GeForce GTX 780 Ti legal im Rahmen der Garantie weiter tunen, in dem man das PowerTarget von 250W auf maximal 265W sowie das Temperatur-Target von 83°C auf maximal 95°C hochsetzt. Laut den Messungen der ComputerBase kommen hierbei zwischen 3,4% (1920x1080 4xAA) und 5,6% (2560x1600 4xAA) Mehrperformance heraus – was nicht schlecht ist, aber deutlich weniger als bei der GeForce GTX Titan (+10,5% mit maximalem Power- und Temp-Target). Allerdings war die GeForce GTX Titan in dieser Disziplin wohl eher ein Sonderfall, da nVidia seinerzeit bei der Performance einfach nicht weiter gehen musste und daher die default-Performance der Karte künstlich etwas limitierte.

Außerhalb der Garantie liegt dann das Übertakten, wofür sich die GeForce GTX 780 Ti anscheinend – und trotz des schon ziemlich ausgereizten GK110-Chips – doch ganz gut eignet. Allerdings schwanken die Übertaktungsergebnisse enorm – einige Hardware-Tester erreichten keine 1100 MHz Chiptakt, andere kamen nahe oder sogar über die 1200-MHz-Marke. Eine interessante Eigenheit der Karte ist, daß eine Speichertakt-Erhöhung sogar kontraproduktiv sein kann, da dann der Speicher etwas mehr Strom zieht und im Rahmen des gesetzten PowerTargets weniger für den Chip übrig bleibt – dieser also bei einem festen Verbrauchslimit niedriger takten muß. Dies könnte jedoch auch je nach Spiel und Setting unterschiedlich sein, abhängig davon, ob das ganze nun Bandbreiten-limitiert ist oder nicht. Die sehr hohe Bandbreite der GeForce GTX 780 Ti schon zu ihrem default-Takt wird jedoch eher selten zu Bandbreiten-Knappheit führen, so daß Chip-Übertaktungen bei dieser Karte klar vorzuziehen sind.

V-Erhöhung OC-Takt Perf.-Gewinn
PC Games Hardware default (1,187V) 1254/3703 MHz +22,7%
ComputerBase ? 1102/1154/3954 MHz +23,1%
Hardwareluxx 1,212V 1163/3704 MHz +11,8%
AnandTech default (1,187V) 1026/1078/3800 MHz +12,4%
eTeknix default (1,187V) 1126/1178/3950 MHz +12,2%
Guru3D ? 1075/1276/3974 MHz +16,0%
Hardware Canucks 1,262V 1143/1176/3872 MHz +10,2%
Legit Reviews ? 1298/3802 MHz +17,4%
TechPowerUp ? 1120/1173/3950 MHz +18,4%

Die real durchs Übertakten erreichten Performance-Zuwächse sind erstaunlicherweise sehr weit gestreut: Die meisten Hardware-Tests erreichen hierbei um die 12%, andere kommen auf mittlere Performance-Gewinne von 16-18% und andere wiederum auf hohe Performance-Gewinne von gut 23%. So richtig erklärbar sind diese klaren Differenz nicht – entweder ist die Chip-Streuung bei der GeForce GTX 780 Ti recht hoch, oder aber es begrenzen die im jeweiligen Testsystem vorhandenen Abluftsysteme. In jedem Fall hat die GeForce GTX 780 Ti ein prinzipiell gutes Overclocking-Potential – welches (nach derzeitigem Wissensstand) aber leider nur bei knapp der Hälfte der Karten in einem entsprechend gutklassigem Performance-Gewinn resultiert.