Launch-Analyse nVidia GeForce RTX 2070 (Seite 3)

Sonntag, 21. Oktober 2018
 

Bei dem dafür notwendigen Stromverbrauch gibt es keine wirklichen Überraschungen: Wie schon bei den beiden größeren Turing-Karten zu beobachten, kommt die Founders Edition zur GeForce RTX 2070 minimal oberhalb ihres nominellen Power-Limits heraus, während die Referenzkarten im Schnitt jenes knapp erreichen (in einzelnen Tests aber dennoch klar darüber liegen). Die Differenzen zum Power-Limit bzw. zur TDP sind allerdings durchgehend minimal – nur eben verwunderlich, weil bei den entsprechenden Tests zu Pascal-Grafikkarten deren Karten-TDP nur sehr selten und dann auch nur um wenige Watt überschritten wird. Generell betrachtet halten sich in den Zeiten des die realen Taktraten regelnden Power-Limits sowieso alle Grafikkarten grob gesehen an diese Vorgabe. Nur hier und da gibt es gewisse Abweichungen, aber die höchste Abweichung in Form der Radeon RX Vega 56 mit 223 Watt gemitteltem Spiele-Verbrauchs anstatt ihrer TDP von 210 Watt stellt sicherlich keinen echten Aufreger mehr dar.

Stromverbrauch V56 V64 1070 1070Ti 1080 1080Ti 2070Ref 2070FE 2080FE 2080TiFE
ComputerBase 211W 303W 145W - 178W 254W 168W - 229W 277W
Golem 230W 281W 146W - 176W 223W - - 230W 260W
Guru3D 236W 334W 161W 169W 184W 279W 166W - 230W 266W
Hardwareluxx 242W 314W 147W - 182W 244W 178W - 226W 260W
Le Comptoir d.H. 214W 298W 146W 162W 156W 219W - - 231W 274W
Les Numeriques 238W 292W 139W 169W 169W 231W 183W - 233W 288W
PCGH 216W 288W 148W - 173W 228W - - 224W 263W
TechPowerUp 229W 292W 145W 177W 166W 231W - 195W 215W 273W
Tom's Hardware - 285W - 180W 173W 229W - 188W 226W 279W
Tweakers 223W 301W 147W 181W 181W 257W - - 233W 274W
gemittelter Verbrauch 223W 297W 147W 173W 175W 238W ~174W ~191W 228W 271W
TDP 210W 295W 150W 180W 180W 250W 175W 185W 225W 260W
Durchschnitt gegen die (wenigen) völlig danebenliegenden Werte gewichtet

Die Übertaktungs-Ergebnisse zur GeForce RTX 2070 entsprechen grob dem, was man bislang zu Pascal und Turing bereits kannte: Die Karten erreichen übertaktet reale Boosttaktraten von um die 2000 MHz, meistens aber auch nicht viel mehr. Die jeweiligen Offsets auf den nominellen Boosttakt liegen dabei viel niedriger bei zwischen 1800-1900 MHz – im übrigen grob gesehen unabhängig ob Referenzkarte oder Founders Edition. Einen wirklich großen Unterschied scheint es bei "einfacher Hausübertaktung" also nicht zu machen, ob man einen non-A-Chip auf einer Referenzkarte oder einen "A"-Chip auf einer Founders Edition vorliegen hat. Eher denn weist die Founders Edition tendentiell die etwas schlechtere Übertaktungsskalierung auf, denn die (etwas) höheren Performancegewinne durch Übertaktung gibt es durchgehend bei den Referenzkarten – welche in dieser Frage natürlich von ihren niedriger liegenden default-Taktraten profitieren.

Karten-Modell Taktraten & Power-Limit realer Takt WQHD-Perf. UltraHD-Perf.
ComputerBase Asus Turbo (Referenz) ? ? +11,1%  (3 Tests) -
Babel Tech Reviews EVGA Black (Referenz) 1820/3800 MHz @ 200W ~1965 MHz - +6,9%  (9 Tests)
Hardwareluxx Gigabyte Windforce (Ref.) ?/3900 MHz @ 200W ~2015 MHz - +10,3%  (5 Tests)
Overclock3D MSI Armor (Referenz) 1795/3750 MHz @ ?W 1957 MHz +8,8%  (11 Tests) +9,7%  (12 Tests)
PurePC MSI Armor (Referenz) 1905/3900 MHz @ 200W ~2085 MHz +12,3%  (4 Tests) -
Guru3D MSI Armor (Referenz) 1820/4000 MHz @ 200W ~1995 MHz +11,2%  (4 Tests) -
Hexus Palit Dual (Referenz) ? ? - +7,0%  (3 Tests)
AnandTech Founders Edition 1810/3750 MHz @ 215W ~1945 MHz - +5,8%  (4 Tests)
Babel Tech Reviews Founders Edition 1873/3850 MHz @ 215W ~2000 MHz - +8,0%  (6 Tests)
TechPowerUp Founders Edition 1880/3870 MHz @ 215W ? - +8,1%  (1 Test)
default: 1410/1620/3500 MHz @ 175W bei der Referenz, 1410/1710/3500 MHz @ 185W bei der FE

Insgesamt betrachtet ist die Übertaktungseignung der GeForce RTX 2070 allerdings eher enttäuschend, wenn die Performancegewinne unter Übertaktung gerade einmal bei zwischen 6% und 12% liegen, im Schnitt die Marke von 10% nicht erreicht wird. Sicherlich limitiert hierbei primär das Power-Limit der getesteten Karten, welches mit maximal 200 Watt bei Referenzkarten sowie maximal 215 Watt bei der Founders Edition nun nicht wirklich großzügig ist. Es scheint aber auch so, als würden für "richtige" Übertaktungen noch mehr Maßnahmen notwendig: Höhere Spannungen und bessere Kühlung – nebst natürlich (viel) höherer Power-Limits. Mit Referenzkarten und der Founders Edition ist dies technisch jedoch kaum zu realisieren, dies können dann nur (gute) werksübertaktete Karten leisten. Die Idee, auch mit Referenzkarten bzw. der Founders Edition (ohne Hardware-Modifikation) richtiges Overclocking zum echten Hardware-Limit hin zu betreiben, erledigt sich somit allerdings bei der GeForce RTX 2070 (wie auch bei den anderen beiden Turing-Karten).

Nach Abschluß der Werte-Auflistung zur GeForce RTX 2070 stellt sich dann langsam die Frage: Reicht das Gebotenene für den aufgerufenen Preispunkt von 499 Dollar (für Referenzmodelle), was sich hierzulande derzeit in Straßenpreisen von ab 520 Euro äußert? Nominell gibt es dafür eine gegenüber Radeon RX Vega 64 und GeForce GTX 1080 zwischen 7% und 10% liegende Mehrperformance – auf gleichem Listenpreis, allerdings (derzeit) minimalen Nachteilen beim Straßenpreis. Die etwas schnellere GeForce GTX 1080 Ti ist hingegen kein Kontrahent mehr, jene Karte ist augenscheinlich im Auslauf-Status und wird inzwischen nur noch zu uninteressanten Straßenpreisen angeboten. Die nochmals schnellere GeForce RTX 2080 bietet zwar ca. 23% Mehrperformance, kostet dafür aber auch mindestens 44% mehr an monetären Einsatz – und geht zu Preise von ab 750 Euro sicherlich auch weit aus den Preisbereich der RTX2070-Käufer heraus.

Über nVidias eigene Founders Edition ist hingegen besser der Mantel des Schweigens zu decken: Für 3½% Mehrperformance satte 20% Mehrpreis aufzurufen geht natürlich gar nicht. Dies gilt ganz besonders, wenn die angeblich so "hochwertige" nVidia-Karte bezüglich der Übertaktungseignung dann auch noch auf Standardkost limitiert ist, sprich sich ohne (riskobehafteter) Hardware-Modifikation gar nicht wirklich gut übertakten läßt. Wie zu sehen, kann man die Performance der Founders Edition locker und leicht aus jeder Referenzkarte herausholen – und selbst unter beiderseitiger Übertaktung dürfte die genannte Performance-Differenz dann wohl nochmals etwas kleiner ausfallen. Wer wirklich mehr will als Referenzkost, greift eher zu einer Werksübertaktung der Grafikkartenhersteller – da wird es sowohl eine bessere default-Performance, eine bessere Übertaktungseignung als auch günstigere Preispunkte als bei nVidias Founders Edition geben.

FHD WQHD 4K Verbr. FHD-Index 4K-Index Liste Straße
GeForce RTX 2080 Ti FE 146,9% 164,9% 176,8% 271W 1420% 236% 1199$ 1259€
GeForce RTX 2080 Ti Ref. - - - ~260W 1380% 228% 999$ 1190-1250€
Titan Xp - - - 251W 1250% 189% 1200$ 1299€
GeForce RTX 2080 FE 129,7% 136,9% 139,8% 228W 1250% 186% 799$ 849€
GeForce RTX 2080 Ref. - - - ~218W 1210% 180% 699$ 750-800€
GeForce GTX 1080 Ti 122,2% 127,8% 131,0% 238W 1180% 175% 699$ 770-900€
Titan X - - - ~230W 1150% 171% 1200$ -
GeForce RTX 2070 FE 110,8% 112,8% 113,8% ~191W 1070% 151% 599$ 639€
GeForce RTX 2070 Ref. 107,2% 109,1% 109,7% ~174W 1030% 146% 499$ 520-600€
GeForce GTX 1080 100% 100% 100% 175W 960% 132% 499$ 480-540€
Radeon RX Vega 64 96,8% 98,1% 99,5% 297W 930% 132% 499$ 480-560€
GeForce GTX 1070 Ti 93,7% 93,2% 92,6% 173W 900% 122% 449$ 430-460€
Radeon RX Vega 56 87,5% 87,1% 88,7% 223W 840% 117% 399$ 400-450€
GeForce GTX 1070 83,1% 81,7% 81,0% 147W 800% 107% 379$ 400-420€

In der Summe der Dinge hat nVidia mit der GeForce RTX 2070 eine gutklassige dritte Turing-Lösung vorgestellt, welche jedoch nirgendwo wirklich glänzen kann. Die reine Performance (zum aufgerufenen Preispunkt) ist dabei noch der größte Pluspunkt der GeForce RTX 2070: Hiermit kommt man auf einem guten Niveau gegenüber den bisherigen Pascal-Beschleunigern heraus – die GeForce RTX 2070 (als Referenzmodell) stellt somit den ersten Turing-Beschleuniger mit einem gegenüber Pascal wenigstens etwas besseren Performance/Preis-Verhältnis dar. Die Differenz zum Performance/Preis-Verhältnis der GeForce GTX 1080 ist allerdings gerade zu derzeitigen Straßenpreisen noch derart klein, das hierbei eher der Neuheitseffekt den Ausschlag für die GeForce RTX 2070 gibt. Mit den Nebenpunkten kann die Karte dagegen kaum punkten: Die Übertaktungseignung ist eher unterdurchschnittlich, die neuen Übertaktungs-Limitierungen begrenzen in dieser Frage inzwischen sehr grundlegend. Der Stromverbrauch ist zudem gegenüber der GeForce GTX 1080 trotz nur etwas Mehrperformance nicht gesunken, die Energieeffizienz also nur geringfügig besser.

Dies bedeutet letztlich, das die GeForce RTX 2070 (als Referenzmodell) zwar die GeForce GTX 1080 nominell ganz gut ersetzen kann – aber auch nicht viel mehr. Da die Differenzen wirklich gering sind, kann zudem jederzeit auch die Situation auftreten, das die GeForce RTX 2070 von Abverkaufsangeboten zur GeForce GTX 1080 überflügelt wird. Denn verliert die ältere Pascal-Karte nur ein wenig von ihrem Straßenpreis, kehrt sich das Performance/Preis-Verhältnis sofort zu deren Gunsten um. Da die neuere GeForce RTX 2070 nicht mehr Grafikkartenspeicher bietet und die RayTracing-Funktionalität auf dieser Karte wohl generell zu schwach für eine praktische Nutzung ist, stellt die ältere GeForce GTX 1080 ein nach wie vor gut gangbares Angebot dar. Obwohl nVidia bei der GeForce RTX 2070 preislich nicht so übertrieben hat wie bei GeForce RTX 2080 & 2080 Ti, zeigt diese Karte die aktuelle Crux der Turing-Generation noch am besten auf: Es fehlt das, was eigentlich typisch ist für eine Grafikkarten-Generation basierend auf neuen Grafikchips – ein vorzeigbar großer Fortschritt beim Performance/Preis-Verhältnis.

Die GeForce RTX 2070 dürfte sich natürlich trotzdem gut verkaufen lassen – spätestens dann, wenn die GeForce GTX 1080 eines Tages ausläuft. Zum Vorteil gereicht der Karte, das die Grafikkartenhersteller sich bei selbiger stärker auf Referenzkarten zum Listenpreis konzentriert haben. Dies setzte von Angang an den Ton bei den Preisen zu dieser Grafikkarte, womit nun auch deren Werksübertaktungen nicht so überteuert wie bei GeForce RTX 2080 und 2080 Ti in den Markt gehen. Letztlich fehlt der Karte aber dennoch schlicht und ergreifend das Gefühl einer (wirklich) neuen Grafikkarten-Generation, man bekommt mehr oder weniger das gleiche wie bei Pascal zum gleichen Preispunkt – da fehlt einfach etwas der Fortschritt. Dies macht die Karte selber natürlich nicht wirklich schlechter – es ist nVidias Preispolitik bzw. der im HighEnd- und Enthusiasten-Segment fehlende Wettbewerb, welcher hierbei das zugrundeliegende Problem darstellt.