NBA 2K20: Wieder nichts dazugelernt

Die neueste Ausgabe des jährlich erscheinenden "NBA 2K" bringt neben der eigentlichen Simulation von Basketball-Spielen auch wieder einen Manager-Teil ("MyLeague") mit sich, mittels welchem man sich zum Manager eines NBA-Teams aufschwingen kann. Neben minimalen, aber dennoch hilfreichen Verbesserungen in der nach wie vor arg Konsolen-verseuchten Menüführung wurde auch der Manager-Teil des Spiels aufpoliert, wurden sogar hier und da Fehler gefixt und Vereinfachungen eingeführt, so das ein zügiger Simulationsablauf ermöglicht wird. Dennoch scheitert jener Manager-Teil nach wie vor an eigentlich einfach erkennbaren Grundproblemen:

Bei den Gehaltsverhandlungen mit den Basketball-Spielern geht es immer noch stur allein nach deren Stärke-Wert – und nicht nach dem einfachen Prinzip, das der Markt die Gehälter regelt. Somit passiert nach wie vor die irreale Situation, das schon nach ein paar simulierten Saisons absolute Spitzen-Spieler (Level 88) die ganze Saison über vertragslos bleiben, weil kein Team mehr Gehaltsspielraum hat (in der NBA existieren bindende Limits) und die Spieler wirklich keinen einzigen Cent von ihren Gehaltsvorstellung abrücken, ergo lieber arbeitslos bleiben. So etwas sollte eigentlich beim allerersten internen Test auffallen – und zwar schon vor Jahren, das Problem wird gefühlt schließlich schon seit Äonen mitgeschleppt.

Die einzelnen Spiel-Ergebnisse sind größtenteils reichlich irreal, wenn Spitzen-Teams mit häufigen super-hohen Siegen (30-40 Punkte Differenz) auch öfters einmal genauso hoch verlieren (und dies selbst in einer Saison mit über 70 Saison-Siegen) bzw. wenn jene auch einmal heftige Niederlagen-Serien mit 5 Niederlagen am Stück anhäufen. Vielleicht sollten die Spieleentwickler hier mal die Statistiker befragen, wie häufig so etwas wirklich vorkommt: Sicherlich ist alles schon mal singulär passiert, aber normal ist es dennoch nicht. Die einzelnen Spiele-Ergebnisse sehen eher wie gewürfelt als denn real aus – was jetzt nicht gerade zur Immersion beiträgt.

Noch unrealistischer wird es, wenn man nach 5 Super-Saisons hintereinander mit jeweils aber Playoff-Pleiten dann die Meisterschaft in einer Saison mit nur 47 Saison-Siegen gewinnt. Zum Vergleich: In der Realität gewann innerhalb den letzten 40 Jahre nur zweimal ein Team die NBA-Meisterschaft mit unterhalb von 50 Saison-Siegen (Houston 1995 & Miami 2012). Auch hier gilt wiederum: Möglich, aber dennoch eher unwahrscheinlich. Wenn man sich zudem die Ergebnisse der anderen Teams in den Playoffs ansieht (haufenweise stürzende Favoriten), erscheinen auch diese Ergebnisse als gewürfelt – wie ein 4:3-Serienerfolg nach 0:3-Rückstand, was in der Realität noch nie (in 70 Jahren NBA) vorgekommen ist. Dabei sollte doch gerade der Modus "Best of 7" dafür garantieren, das es eben nicht auf Glück & Pech in einem einzelnen Spiel ankommt.

In jedem Fall sinkt damit der Wert von NBA 2K20 für den Benutzer (Käufer) – wenn letztlich nicht die beste Team-Zusammenstellung gewinnt, sondern der Faktor Glück viel zu hoch angesetzt wurde. Das ganze ist mehr denn eine Würfelbude: Es mag (korrekterweise) schwer sein, Champion zu werden – aber dies hängt eher davon ab, das man in den Playoffs viermal russisch Roulette durchstehen muß, ganz egal wie gut das eigene Team ist. So richtig die große Begeisterung kann da schwer aufkommen – sowohl bezogen auf das aktuelle Spiel als auch auf dessen obligatorische Nachfolger, wo wahrscheinlich wiederum "alles wird besser" versprochen wird, real aber erneut nichts unter der Haube passiert. Wenn ein Managerspiel bei den Grundlogiken versagt, nützt auch die schönste Präsentation nichts mehr.

Update mit weiterer Spiel-Erfahrung: Die im Manager-Teil dargebrachten Spiel-Ergebnisse sind absolut unrealistischer Müll. Der Faktor Glück ist so hoch, das es (deutlich!) wirtschaftlicher ist, mit einem schlechteren Team als einem besseren Team anzutreten. Das Spiel ist aus Sicht des Manager-Teils somit eine schwere Beleidigung und gehört (aus Sicht dieses Spiel-Teils) glatt eingestampft.

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