Neue Software muß nicht immer besser sein

Ein Fall von schlechter neuer Software (ZoneAlarm 10) wurde an dieser Stelle kürzlich schon beschrieben, zwei weitere (glücklicherweise bei weitem nicht so gravierende) Fälle wären noch zu nennen:

    µTorrent 3.x bringt zwar eine nett anzusehende Oberfläche mit sich, reagiert jedoch dafür auch um so lahmer gerade in seiner Oberfläche. Dies ist besonders bemerkbar, wenn man mit vielen offenen Programmfenstern arbeitet und µTorrent sporadisch immer mal wieder aufruft – das Aufrufen des µTorrent-Fenster dauert länger, alle Kontextmenüs benötigen auch ihre Ladezeit und die ganze Oberfläche fühlt sich nicht wirklich flüssig an. Nach dem Rückkehr zu einer der letzten 2er Programmversionen (zu finden bei OldApps) verschwindet dieses Verhalten vollständig – und funktionell gibt es hier keinen echten Unterschied, zumindest die Kernfunktionalität ist schließlich absolut gleich.

    Firefox 14.x bringt – nach dem großen Sprung von der letzten 3er Programmversion auch einen kleinen Performancenachteil mit sich: Wenn man ein Browser-Fenster mit vielen in iFrames geöffnenen Seiten minimiert und nach ein paar Sekunden wieder öffnet, braucht Firefox ungefähr 1-2 Sekunden, um das Browserfenster wieder anzuzeigen (der Effekt kommt nur bei wirklich vielen per iFrames gleichzeitig geöffneten Seiten zu Tage). Hintergrund ist eine gewisse Design-Fehlentscheidung der Firefox-Macher, welche RAM sparen wollen und daher nach Minimieren des Firefox-Fensters einen gewissen Teil des benötigten Hauptspeichers wohl in den Festplatten-Cache auslagern – was man auch mittels des Task-Managers nachverfolgen kann (nach Minimierung von Firefox sinkt die Hauptspeicherbelastung des Programms deutlich).

Diese Idee ist aber falsch gedacht, wenn man das minimierte Browserfenster öfters wieder einmal bemüht – dann muß Firefox immer erst hunderte Megabyte von der Festplatte nachladen, was eben ein paar Zehntelsekunden mehr Zeit kostet und absolut flüssiges Arbeiten gewohnten Nutzern jederzeit negativ auffällt. Dies ist sicherlich nicht der wichtigste Punkt der Welt – aber Firefox 3.x hatte hiermit eben keinerlei Probleme und fühlte sich in dieser Funktion klar flüssiger an. Leider kann man beim Thema Browser nicht wirklich empfehlen, langfristig mit einer alten, nicht mehr mit Sicherheitsupdates versorgten Version zu operieren – hier muß man in den sauren Apfel der immer aktuellsten Version beißen und hoffen, daß dieser Designfehler irgendwann einmal behoben wird.

    Foxit Reader 5.4 begeht eine absolute Todsünde: Die allerwichtigste Funktion eines PDF-Readers – nämlich der einfache Klick zur nächsten Seite des PDF-Dokuments – fehlt einfach in den Navigationsleisten und ist auch in den vielen Menüs nicht zu finden. Da steht man also da mit einem Programm mit ca. 30 Menü-Unterpunkten und ca. 100 Einstellungsoptionen – aber das einfache "Weiter" zur nächsten Seite fehlt. Dieses haben die Programmierer in einem am unteren Bildschirmrand sanft aufblendenden Menü (mit leider Mini-Schaltflächen) versteckt – was man aber nur mitbekommt, wenn man zufällig in dem Gebiet dieses Menüs mit der Maus unterwegs ist.

Im übrigen fehlen selbst bei der manuellen Anpassung der Schaltflächen die entsprechenden Funktionen – sprich, man darf zwar seine persönliche Menüleiste basteln, es gibt aber keinerlei Vorwärts- und Rückwärts-Funktionalität, hierfür muß man grundsätzlich das Mini-Menü am unteren Bildschirmrand nutzen. Wieso man nicht die Basics der früheren Versionen – klare Menüs mit großen, eindeutigen Schaltflächen und zudem ein automatischer Zoom auf Dokumenten-Größe, so daß man nicht jedes Dokument immer erst einmal nachregeln muß – nicht einfach beibehalten konnte, wird wohl auf ewig das Geheimnis der Foxit-Programmierer bleiben. Leider kann man bei PDF-Betrachtern aus Sicherheitsgründen keine älteren Versionen empfehlen.

Generell gesprochen scheint es fast so, als würden die Softwareentwickler in jüngster Zeit früheres Wissen über mögliche Performanceoptimierungen bei ihren neueren Softwareversionen nicht mehr mit aller Konsequenz anwenden – gemäß der simplen Devise, daß ja sowieso zumeist mehr als genügend Rechenleistung vorhanden ist, diese es nunmehr auszunutzen zu gilt. Allerdings muß deswegen Software nicht gleich so programmiert werden, daß sie Systemressourcen regelrecht verschleudert – es soll schließlich tatsächlich Anwender geben, welche schon zehntelsekundenlanges Warten als störend empfinden, weil sie wirklich flüssiges Arbeiten und ein prompt reagierendes System gewohnt sind. Leider muß man bei heutigen Software-Updates immer die Befürchtung haben, im Austausch für neue Funktionen eine deutlich langsamere Software zu bekommen – was, wenn man die neuen Funktionen in der Praxis nicht benötigt, ein schlechter Tausch ist.

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