Pro Anführungszeichen & Bindestriche

Da in der deutschen Sprache nach ungezählten kleinen und großen Rechtschreibreformen sowieso kaum noch jemand weiß, wie richtig geschrieben wird, eröffnet dies zugleich auch der Übernahme von fremdsprachigen "Vereinfachungen" Tür und Tor. Sehr weit vorgedrungen sind in dieser Frage die fehlende Markierung von Anführungszeichen bei Eigennamen (sofern jene nicht allgemeinbekannt sind) sowie die fehlenden Bindestriche bei zusammengesetzten Substantiven. Dies kann durchaus dazu führen, dass die beschriebenen Sachverhalte nicht mehr unmissverständlich auf den ersten Blick erfasst werden können. Wirklich negativ ist dies, wenn selbiges bei Meldungs-Titeln bzw. Überschriften passiert – jene lassen dann durch diese Auslassungen eventuell mehrere Deutungen zu. Ein Beispiel:

originaler Meldungs-Titel:
Wie die Ransomware Hive Exchange Server angreift

Wer an dieser Stelle nicht über die Kenntnis zu den jeweiligen Fachbegriffen verfügt, ist komplett aufgeschmissen. Denn bei vier Substantiven direkt hintereinander könnten sich alle möglichen Auslegungsvarianten ergeben – je nachdem, welche der Substantive eine sinngemäße Einheit darstellen. Doch angenommen, der Leser weiß etwas mit "Ransomware" sowie "Server" anzufangen. Dann stehen immer noch "Hive" sowie "Exchange" offen, welche teilweise englische Beschreibungswörter sind, teilweise aber auch Markennamen. Nur wer letztlich bereits über diese ganzen Dinge Bescheid weiß, kann diesen Meldungs-Titel richtig einordnen – für alle anderen sind dies wild aneinandergereihte Substantive (wohin gehört "Hive", wohin "Exchange"). Dabei wäre eine Schreibweise, mit welcher der Meldungs-Titel seinen Sinn unmissverständlich wiedergibt, ziemlich einfach zu erreichen:

sinngemäß korrekter Meldungs-Titel:
Wie die Ransomware "Hive" Exchange-Server angreift

Zum einen gehören letztlich "Exchange" und "Server" zusammen – ergo gehört ein Bindestrich zwischen beide. Damit nimmt man die Komplexität des Ganzen deutlich heraus, aus zwei der insgesamt vier Substantive werden somit sinngemäß ein einziges. Und letztlich bringen die Anführungszeichen um "Hive" zum Ausdruck, dass es sich hierbei zum einen um einen Eigennamen (und nicht das englische Wort "hive") handelt, genauso wie damit auf den Kern des Meldungsinhaltes gezeigt wird. Mittels des vorstehenden Beschreibungs-Substantiv "Ransomware" und des danach folgenden Eigennamens "Hive" wird auch fast automatisch klar, dass beides zusammengehört – womit erneut die Komplexität des ganzen reduziert wird.

Der Unterschied beider Schreibweisen ist brachial, obwohl es nur um ein paar Anführungszeichen sowie einen Bindestrich geht: Die Original-Variante kann man je nach Kenntnisstand über diese Dinge sehr verschieden auslegen. Jene liest sich auch viel schwieriger, weil die Großhirnrinde hierbei viel mehr mitarbeiten muss an der Einordnung dieser Worte. Die bessere Schreibweise ist hingegen vollkommen eindeutig, jene wäre auch für Nicht-Fachleute lesbar bzw. könnten jene den Sinninhalt des Meldungs-Titels auch ohne Fachkenntnisse rezipieren.

Und natürlich geht hierbei nicht darum, Punkte bei Googles Such-Index zu bekommen. Vielleicht mag jener die Anführungszeichen und die Bindestriche sogar weniger, wer weiß. Es geht darum, dass der Leser verständlich lesen kann, was der Author ausdrücken wollte. Es gibt genügend Sachverhalte, wo es nicht ohne eine gewisse schwierige Schreibweise geht – da muß man nicht noch die eigentlich einfachen Dinge kompliziert machen. Deswegen: Anführungszeichen da wo notwendig – und soviele Bindestriche wie nur möglich, denn jene reduzieren in jedem Fall die Komplexität der Ausdrucksform. Dies gilt um so mehr bei Überschriften, wo schließlich kein Platz für großartige Erklärungen existiert.

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