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News des 27. April 2009

Das ATI-Forum berichtet über RV870-Spezifikationen – und schmückt diese dann mit jeweils doch unterschiedlich zu bewertenden Abjektiven: Einmal als "voraussichtlich" (was eine Hochrechnung auf Basis eines aktuellen Entwicklungs- und Planungsstandes sein könnte) und einmal als "vermeintlich" (was alles bis hin zu einer puren Spekulation sein könnte). Nun gut, angeblich soll die Quelle wenigstens sehr vertrauenswürdig sein, insofern wollen wir uns – vorerst – einmal darauf einlassen. Danach soll der wie bekannt in 40nm gefertigte DirectX11-Chip RV870 in die Radeon HD 5800 Serie münden, zu welcher es jeweils zwei SingleChip- und zwei DualChip-Modelle geben soll.

Bei der Anzahl der Hardware-Einheiten geht ATI ausgehend vom RV770/RV790-Design mit 800 Shader-Einheiten und 40 Textureneinheiten auf dann 1200 Shader-Einheiten und 48 TMUs beim RV870-Design hinauf. Damit verändert sich auch das Verhältnis von Shader-Einheiten zu TMUs – aber wie schon bei nVidias GT300 gilt hier, daß die Anforderungen an die Texturierpower in der Zukunft wohl nicht mehr so stark steigen werden, dies also kein echtes Problem darstellen sollte. Beim Speicherinterface will man allerdings beim bisherigen 256 Bit DDR Interface bleiben – allerdings wird wenigstens die Anzahl der ROPs auf 32 verdoppelt, womit sich die nur geringfügig steigende Speicherbandbreite nicht ganz so stark auswirken dürfte.

ATI RV790 ATI RV870 nVidia GT200b nVidia GT300
Chipbasis 959 Mill. Transistoren in 55nm auf 282mm² 40nm 1400 Mill. Transistoren in 55nm auf 470mm² 40nm
Technik DirectX 10.1, 800 Shader, 40 TMUs, 16 ROPs, 256 Bit DDR Interface DirectX 11, 1200 Shader, 48 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface DirectX 10, 240 Shader, 80 TMUs, 32 ROPs, 512 Bit DDR Interface DirectX 11, 512 Shader, 128 TMUs
Taktraten 850/1950 MHz 900/2200 MHz 648/1476/1242 MHz ?
Rechenleistung 1360 GFlops 2160 GFlops 1063 GFlops ?
Bandbreite 125 GB/sec 141 GB/sec 159 GB/sec ?

Denn letztlich gibt es durch die 40nm-Fertigung und durch die nicht übermäßige Zunahme an Hardware-Einheiten auch mehr Takt, derzeit geht man von 900 MHz Chiptakt und 2200 MHz Speichertakt bei der schnellsten SingleChip-Lösung (Radeon HD 5870) aus. Die schnellste DualChip-Lösung (Radeon HD 5870 X2) wird gar mit 950/2300 MHz angegeben – ob das allerdings wirklich noch im Rahmen einer vernünftigen Verlustleistung erreicht werden kann, bliebe stark abzuwarten, DualChip-Grafikkarten haben ja eher die Tendenz zu etwas kleineren Taktraten (Beispiel GeForce GTX 295). Bezogen auf den Vergleich Radeon HD 4890 gegen Radeon HD 5870 würde damit die Rechenleistung um 59 Prozent steigen, die Speicherbandbreite allerdings nur um 13 Prozent.

Damit sind – einige weitere interne Verbesserungen vorausgesetzt und die Verdopplung der ROPs mit beachtet – runde 30 bis 35 Prozent Performancegewinn zu erwarten – in dem Sinne das, was man vorab vom RV790-Chip erwartet hatte. Damit würde ATIs neuer Chip allerdings sicherlich nicht so großartig ausfallen, wie von einigen vorab angenommen. Andererseits dürfte ATI mit dem RV870 wiederum seiner bisherigen Strategie treu bleiben und die ganze Sache zu einem sehr vernünftigen Preis in den Markt bringen – daß man beim Speichertakt nur auf 2,2 GHz geht und nicht den sicher lieferbaren, aber eben teureren 2,5-GHz-Speicher benutzt, deutet schon in diese Richtung. Gut möglich also, daß die Radeon HD 5800 Serie preislich nicht deutlich höher einsteigt als weiland die Radeon HD 4800 Serie.

Das würde bedeuten, eine Radeon HD 5870 würde anfänglich ca. 250 Euro kosten und eine etwas taktschwächere Radeon HD 5850 bei knapp 200 Euro landen. Die DualChip-Modelle Radeon HD 5850 X2 und Radeon HD 5870 X2 würden dann dementsprechend bei etwas unter dem Doppelten dieser Preise rangieren. Für die älteren Modelle würde dies bedeuten, daß beispielsweise eine Radeon HD 4890 klar in Richtung 150 Euro gedrückt werden würde – so zumindest unsere Voraussage, welche dann natürlich mit der kommenden Realität abzugleichen wäre. Wie schon berichtet, soll ATI ja ziemlich weit fortgeschritten mit den ersten DirectX11-Beschleunigern sein und es demzufolge möglicherweise schon im Juli zu einem RV870-Launch kommen.

Über einen wirklich dicken Hund berichtet die Zeit aus der Feder des bekannten Autors Günter Wallraff: Danach hat die Deutsche Bahn nicht nur die eigenen Mitarbeiter umfangreich ausspioniert, sondern auch mißbeliebigen Mitarbeitern offenbar Daten (mit rechtsradikalem bzw. pornographischem Inhalt) auf deren Arbeitsplatz-PCs untergeschoben, um diese dann auf Grundlage dieses "Datenfunds" kündigen zu können. Hier zeigen sich eindrucksvoll die Risiken gerade der Online-Durchsuchung: Auch wenn diese eigentlich nur dazu gedacht ist, um die vorhandenen Daten zu "kontrollieren", ist die dafür benutzte technische Methode absolut genauso geeignet, um Daten auch zu manipulieren. Und was an Möglichkeiten vorhanden ist, wird über kurz oder lang auch benutzt werden – wie an diesem Fall zu sehen, sogar noch viel schneller als gedacht.