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News des 29. Oktober 2010

Neben der gestern erwähnten GeForce GTX 580 auf Basis des GF110-Chips scheint nVidia noch eine ganze Reihe an weiteren GF11x-Chips an den Start bringen zu wollen, welche eine regelrechte Refresh-Generation in 40nm bilden dürften. Allerdings gibt es derzeit hierzu zwei verschiedene Informationslagen, die sich auch teilweise widersprechen: So nannte die DigiTimes kürzlich die nVidia-Chips GF110, GF112, GF114 und GF119 als direkten Ersatz der bisherigen Chips GF100, GF104, GF106 und GF108. In nVidias Treiber-Dateien werden dagegen aber nur die Chips GF110, GF117 und GF119 genannt, welche auf eine andere Strategie als den kompletten Ersatz aller bisherigen GF1xx-Chips hindeuten würden. Zu letzterer Theorie passen auch die Gerüchte, der als "GeForce GTX 475" geplante Vollausbau des GF104-Chips würde nunmehr als "GeForce GTX 560" in den Markt kommen – nVidia würde dann wohl den GF100 mit dem GF110 ersetzen, GF104 und GF106 weiterverwenden und mittels GF117 und GF119 den GF108 ersetzen.

aktuell Variante 1 Variante 2
HighEnd I
(ab 300 Euro)
GF100
(GeForce GTX 480)
GF110
(GeForce GTX 570/580)
GF110
(GeForce GTX 570/580)
HighEnd II
(200-300 Euro)
GF100
(GeForce GTX 470)
GF112 ?
Performance
(120-200 Euro)
GF104
(GeForce GTX 460)
GF114 GF104
(GeForce GTX 560)
Mainstream I
(80-120 Euro)
GF106
(GeForce GTS 450)
? GF106
Mainstream II
(50-80 Euro)
GF108
(GeForce GT 430)
? GF117
LowCost
(bis 50 Euro)
- GF119 GF119

Derzeit sind diesbezüglich aber noch alle Möglichkeiten offen und die wenigsten Informationen basieren auf festen Daten, sondern sind oftmals auch nur Spekulationen von Marktbeobachtern. Ziemlich sicher sind die neuen genannten Chipnamen aber nicht einfach nur Mobile-Versionen der bisherigen Grafikchips, da nVidia im Gegensatz zu AMD den konkreten Mobile-Lösungen zwar durchaus extra Projektnamen gibt, aber die reinen Chip-Codenamen zwischen Desktop und Mobile bei nVidia immer gleich sind. Es sind schließlich auch die identischen Chips, denn sowohl AMD als auch nVidia legen keine extra Chips für den Mobile-Markt auf (AMD vergibt halt nur extra Codenamen im Mobilebereich, was technisch gesehen falsch ist). Bei den neuen Chip-Codenamen von nVidia muß es sich also um regelrecht neue Grafikchips handeln, die irgendeine Änderung gegenüber den bisherigen Grafikchips aufweisen.

Dabei wird es durchaus spannend, was nVidia (und auch AMD mit dem Rest der Northern-Islands-Generation) uns diesbezüglich bieten können. Sicherlich kann man im absoluten HighEnd-Segment immer mit schnelleren Chips punkten, selbst wenn es nur um 20 Prozent nach oben geht. Aber für die anderen Preissegmente wäre es zu bezweifeln, ob eine derartig gemächliche Performance-Steigerung die Auflage eines neuen Grafikchips wert ist – und ist die Performance-Steigerung größer, kommt man schnell in den Bereich des sowieso schon vorhandenen nächstgrößeren Grafikchips der aktuellen Generation. Zum Beispiel: Wenn nVidia eine schnellere Lösung als die GeForce GTS 450 auflegen wollte, liegt zwischen dem GF106-Chip dieser Karte mit 192 Shader-Einheiten und dem GF104-Chip der GeForce GTX 460 mit (auf den Chip bezogen) 384 Shader-Einheiten theoretisch massig Platz für einen weiteren Chip. In der Praxis trennen die GeForce GTS 450 und die GeForce GTX 460 768MB gerade einmal 40 Euro beim Preis.

Wenn man hier unbedingt eine weitere Variante dazwischenpressen wollte, könnte man auch eine schnellere GF106-Version (größeres Speicherinterface, schnellerer Takt) oder eine kleinere GF104-Version (weniger freigeschaltete Shader-Einheiten) ansetzen – dafür benötigt man nicht zwingend einen neuen Grafikchip, dessen Entwicklung und Produktionsvorbereitung haufenweise Geld verschlingt. Aufgrund des derzeit sehr ausgewogenen Produktprogramms bei AMD und nVidia wären neue Grafikchips in den unteren Preissegmenten nur dann sinnvoll, wenn sie durch Effizienzverbesserungen an der Architektur dieselbe Performance wie aktuelle Lösungen zu einem kleinerem Kostenpunkt erbringen – genau das hat AMD schließlich mit dem Barts-Chip getan, welcher die Radeon HD 5830 & 5850 zu niedrigeren Chip- und Boardkosten ersetzt. Wahrscheinlich dürften die weiteren Chips der Refresh-Generationen von AMD und nVidia (bis auf die beiden HighEnd-Modelle Cayman und GF110) einen ähnlichen Weg gehen und in dem Sinne nicht mehr Performance, sondern "nur" eine Kostenersparnis für die Hersteller bringen.

Jene vorgenannte Mittellösung zwischen GeForce GTS 450 und GeForce GTX 460 scheint nVidia im übrigen tatsächlich auflegen zu wollen: Expreview haben in einem neueren nVidia Beta-Treiber einen Eintrag zu einer GeForce GTS 455 gefunden – neben einem Eintrag zu einer GeForce GT 555M und der GeForce GTX 580, was auf deren baldiges Erscheinen hindeutet. Zur GeForce GTS 455 sind dato keinerlei Hardware-Daten bekannt und es sind wie gesagt beide Varianten möglich: GF106-basierend oder GF104-basierend, wobei frühere Roadmaps die GeForce GTS 455 immer dem GF104-Chip zugeordnet haben. Sollte dies zutreffen, könnte die Karte für Mainstream-Bedürfnisse interessant werden, weil eine GeForce GTS 455 preislich natürlich unterhalb der 130 Euro einer GeForce GTX 460 768MB angesetzt werden muß, der GF104-Chip aber vermutlich gar nicht so stark abzuspecken ist, als daß nicht doch eine ordentliche Mehrpower gegenüber der GeForce GTS 450 herauskommt. Da letztere Karte sich inzwischen deutlich unter die 100-Marke bewegt, könnte die GeForce GTS 455 somit nVidias neues 100-Euro-Angebot in Konkurrenz zu Radeon HD 5750 & 5770 werden.

Die Hardware Canucks haben sich damit beschäftigt, wie es zwischen Radeon HD 6850 & 6870 sowie der GeForce GTX 460 im Overclocking-Betrieb aussieht. Schließlich gibt es inzwischen reichlich ab Werk übertaktete GeForce GTX 460 Karten zu kaufen und eignen sich auch die Standard-Versionen dieser Grafikkarte immer gut zum übertakten – aber auch in den neuen AMD-Karten steckt noch einiger Übertaktungsspielraum. Ohne Spannungszugabe wurde die Radeon HD 6850 ausgehend von 775/2000 MHz auf 891/2184 MHz gebracht und die Radeon HD 6870 ausgehend von 900/2100 MHz auf 972/2370 MHz, welche gegen eine ab Werk auf 850/1700/2000 MHz laufende GeForce GTX 460 1024MB antreten mussten (nVidias Taktvorgabe für diese Karte liegt bei 675/1350/1800 MHz). Dabei zeigte sich, daß die ab Werk übertaktete GeForce GTX 460 1024MB schon die unübertaktete Radeon HD 6870 überflügelt und vor allem auch die übertaktete Radeon HD 6850 weiterhin klar hinter sich läßt.

Selbst zur übertakteten Radeon HD 6870 fehlt nicht viel: Bis zu einer Auflösung von 1920x1200 Pixeln ergibt sich sogar ein Gleichstand, erst unter 2560x1600 ist die AMD-Karte klar besser. Der GF104-Chip scheint damit trotz der nicht schlechten Übertaktungsergebnisse des Barts-Chips deutlich mehr Übertaktungsreserven zu bieten – welche es nVidia auch ermöglichen sollten, die Radeon HD 6870 im Zweifelsfall mit einer weiteren GF104-Variante zu kontern (die vorgenannte GeForce GTX 475 bzw. GeForce GTX 560). Gemäß den Zahlen von Hardware Canucks würde dafür entweder eine Lösung mit den 336 Shader-Einheiten der GeForce GTX 460 auf Taktraten von rund 850/1700/2000 MHz reichen, alternativ kann man bei einem Vollausbau des GF104-Chips mit 384 Shader-Einheiten auch mit geringfügig niedrigeren Taktraten die gleiche Performance erzielen.

Wie Fudzilla berichten, wird Intel die 22nm-Refresharchitektur "Ivy Bridge" unter anderem zu einer deutlichen Leistungssteigerung der integrierten Grafikeinheit ausnutzen – die Anzahl der Shader-Einheiten soll von 12 (Sandy Bridge) auf dann 24 (Ivy Bridge) steigen. Die Zahl selber hört sich niedrig an, aber dato ist nicht bekannt, wie mächtig die neuen, von Intel für Sandy Bridge designten Shader-Einheiten im einzelnen sind. Es ist nur bekannt, daß die integrierte Sandy-Bridge-Grafik die Performance einer Radeon HD 5450 des Desktop-Segments erreichen soll. Dies ist erst einmal nicht schlecht, weil bisherige integrierte Grafiklösungen nicht das Niveau von LowCost-Beschleunigern des Desktop-Segments erreicht haben – und wird allerdings etwas dadurch entwertet, daß die integrierte Grafikeinheit von AMDs kommender Llano-Architektur gleich das Performance-Niveau unterer Mainstream (Radeon HD 5550 DDR3) erreichen soll.

Selbst wenn Intel mit Ivy Bridge also die doppelte Anzahl an Shader-Einheiten aufbietet, wird dies nicht im Ansatz dazu ausreichen, um zur Grafikperformance von Llano aufzuschließen. Bei AMD liegen zwischen LowCost und unterem Mainstream immerhin die fünffache Zahl an Shader-Einheiten (Radeon HD 5450 mit 80 SE und Radeon HD 5550 mit 320 SE) – Intel müsste sicherlich mit einer ähnlich großen Erhöhung der Einheitenanzahl ankommen, um da etwas ausrichten zu können. Intel scheint also auch mit der integrierten Grafikeinheit von Ivy Bridge im LowCost-Segment bleiben zu wollen, während AMD mit der integrierten Grafikeinheit von Llano da deutlich besseres bieten wird. Es bleibt abzuwarten, ob Intel dies lange durchhalten kann, denn vermutlich dürfte die klar höhere Grafikperformance von Llano ein exzellentes Verkaufsargument von AMD im OEM-Segment werden, gerade nachdem die reine CPU-Leistung (die bei nach wie vor Intel höher liegen dürfte) nun nicht mehr so wichtig wie einstmals ist.