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AMD kündigt die zweite Threadripper-Generation mit bis zu 32 CPU-Kernen an

Einen Tag nach Intels Demonstration einer 28-Kern-CPU für den Desktop hat AMD auf der Computex den Schleier über seine eigenen kommenden HEDT-Prozessoren gelüftet: Die zweite Threadripper-Generation, inoffiziell "Threadripper II" und offiziell wahrscheinlich "Ryzen Threadripper 2000" tituliert, wird demzufolge mit gleich 32 CPU-Kernen ins Desktop-Segment gehen – und Intel damit beim nunmehr vollens ausgebrochenen "Kern-Krieg" nominell wieder (etwas) überbieten. Bis auf diesen Paukenschlag gibt es bei Threadripper II dann allerdings die erwartete Kost: Benutzt wird das Pinnacle-Ridge-Die in der 12nm-Fertigung von GlobalFoundries auf Basis der Zen+ Architektur-Ausbaustufe – womit von Threadripper II dieselbe Performance- und Taktraten-Charakteristik wie bei Ryzen 2000 zu erwarten ist.

AMD "Ryzen Threadripper 2000" Ankündigung
AMD "Ryzen Threadripper 2000" Ankündigung   © originale Aufnahme seitens The Verge

Die bis zu 32 CPU-Kerne von Threadripper II sind natürlich auch kein ganz großes Wunder, sondern vielmehr bei den Zen-basierten Epyc-Prozessoren schon derart vorzufinden – AMD bringt diese CPU-Varianten nunmehr schlicht auch ins Desktop-Segment. Da Zen+ jetzt keine großen Sprünge mit sich bringt bzw. die originalen Threadripper-Prozessoren in einigen Details schon auf dem halben Weg zwischen Zen zu Zen+ eingeschätzt werden (bezüglich Speicher & Cache), genauso auch die nachfolgende Zen-2-Generation mit der 7nm-Fertigung samt deren Dies mit mehr CPU-Kernen sowieso einen eigenen (großen) Ansatzpunkt hat, lohnt sich diese Kern-Offensive für AMD durchaus – damit bekommt Threadripper II sein ganz eigenes Profil, ohne das AMD dafür eigentlich wirklich neue Hardware kreiieren musste. Selbst die nun im HEDT-Segment verwendeten gleich 4 CPU-Dies gab es beim originalen Threadripper schließlich auch schon – aus Handling-Gründen waren auch dort 4 CPU-Dies auf dem Package verbaut, wenngleich nur 2 Dies davon aktiv waren.

Bei Threadripper II nutzt AMD die vorhandene Hardware nunmehr schlicht in voller Schönheit aus – und kann dann eben auch bis zu 32 CPU-Kerne im Desktop-Segment aufbieten, wirkliche Nutzbarkeit dessen hin oder her. Neben dem 32-Kerner wurde auch noch ein 24-Kerner bestätigt, während die bisherigen 12- und 16-Kerner obligatorische Varianten darstellen sollten – und ein schnöder Achtkerner auch bei Threadripper II zur Abrundung des Angebots weiterhin denkbar erscheint. Ob AMD hierbei die vorherigen CPU-Nummern neu vergibt oder das bisherige Nummern-Schema weiterverfolgt (2920X = möglicher 12-Kerner, 2950X = möglicher 16-Kerner), bleibt noch abzuwarten, ein wenig Platz nach oben ist ja schließlich noch (2970X = möglicher 24-Kerner, 2990X = möglicher 32-Kerner). Weitere CPU-Varianten sind denkbar (viel/wenig Takt zu viel/wenig TDP) und würden auch noch in dieses Nummernschema passen.

Zumindest die CPU-Varianten ab dem 24-Kerner dürften dann allerdings eine höhere TDP abbekommen, derzeit werden hierzu bis zu 250 Watt genannt (beim originalen Threadripper liegt alles einheitlich bei 180 Watt). Ob dies auch neue Mainboards erfordert, ist noch nicht klar – einen neuen Mainboard-Chipsatz gibt es in jedem Fall nicht, auch der Sockel TR4 bleibt (natürlich) gleich. Gut möglich, das die bisherigen TR4-Mainboards intern bereits für CPUs mit bis zu 250 Watt TDP ausgelegt sind, dies könnte AMD schon in den Design-Richtlinien an die Mainboard-Hersteller für die originalen Threadripper-Prozessoren versteckt haben. Wenn nicht, würden auch in diesem Fall neue X399-Mainboards vonnöten werden für den Einsatz von CPUs, welche die bisherige TDP-Grenze von 180 Watt überschreiten. Eben weil es keinen neuen Mainboard-Chipsatz gibt, wird das Speicherinterface auch bei Prozessoren mit Benutzung von vier CPU-Dies wohl immer auf ein 4-Kanal-Interface limitiert sein, der X399-Chipsatz gibt da einfach nicht mehr her.

    AMD Threadripper II

  • offiziell: "2nd Generation Ryzen Threadripper", Codename "Colfax"
  • 12nm-Fertigung von GlobalFoundries (12LP)
  • CPU-Architektur Zen+ (wie Ryzen 2000)
  • Die-Basis: Pinnacle Ridge (wie Ryzen 2000)
  • benutzte Dies: 4 Stück
  • maximal mögliches Speicherinterface: 8-Kanal DDR4 (im Desktop-Segment höchstwahrscheinlich nur als 4-Kanal-Interface ausgeführt)
  • Sockel: TR4 (wie Threadripper 1000)
  • TDP: bis zu 250 Watt
  • vermutlicher Desktop-Verkaufsname: Ryzen Threadripper 2000
  • Mainboard-Support derzeit noch etwas unklar: für CPUs mit bis zu 180 Watt sicher auch auf "alten" X399-Mainboards, für CPUs mit höheren TDPs könnte aber dennoch neue Mainboards benötigt werden
  • Desktop-Verfügbarkeit im dritten Quartal 2018 (angeblich im August)

Bezüglich der Taktraten des 24- und des 32-Kerners wird man genauere Informationen abwarten müssen, die auf der Computex laufenden Vorserien-Samples takteten mit nur 3.0/3.4 GHz jedenfalls bewußt handzahm. Mit der höheren TDP sind anständige Taktraten möglich, aber die 3.4/4.0 des Ryzen Threadripper 1950X erscheinen bei nur +39% mehr TDP auf der doppelten Kern-Anzahl eines 32-Kerners als schwerlich erreichbar. Andererseits muß man auch sagen, das alle CPU-Modelle oberhalb des 16-Kerners dann wirklich nur noch für echte "Threadripper"-Aufgaben im Sinne des Namens Verwendung finden sollten – und dann, wenn man diese vielen CPU-Kerne mit seiner Software auch wirklich ausnutzen kann, die jeweilige Taktrate nicht mehr ganz so wichtig ist. Gut möglich, das AMD dies selber so sieht und daher vielleicht 12- und 16-Kerner richtig gut taktet, bei 24- und 32-Kerner dann aber die Taktraten anhand der gewählten TDP eher etwas niedriger ansetzt.

Normalerweise sollte dieses Themenfeld schon demnächst durch entsprechende Leaks geklärt werden, denn für den zuletzt kolportierten August-Start von Threadripper II bleibt letztlich nicht mehr so viel Zeit, da müssen schon demnächst Mainboard-Hersteller und andere AMD-Partner mit entsprechenden Testsamples beliefert werden. Neben den einzelnen Modellen und deren Taktraten dürften noch die von AMD angesetzten Preispunkte spannend werden. Denn bislang hat AMD mit den originalen Threadripper-Prozessoren eine vergleichsweise humane Preisstruktur gefahren, bei welcher es einen 16-Kerner für 999 Dollar gab. Die sich mit Threadripper II ergebende Frage ist nunmehr, ob AMD dieser bisherigen Strategie treu bleibt – und damit den 32-Kerner auch unterhalb von 1000 Dollar anbietet, respektive alle weiteren Modelle dementsprechend günstiger. Das die normalen Ryzen-Prozessoren nicht mehr (wie früher) bei 499 Dollar, sondern "nur" noch bei 329 Dollar enden, ergibt in jedem Fall einen größeren Preisraum, welchen AMD da zu füllen hat.

Nachtrag vom 6. Juni 2018

Eine Klärungsfrage zur AMDs Threadripper II liegt noch darin, wie AMD das wohl weiterhin 4-Kanal-Speicherinterface der Threadripper-Plattform realisiert, wenn die 4 aktiven Prozessoren-Dies zusammen eigentlich ein 8-Kanal-Speicherinterface bieten. Erschwert wird das ganze dadurch, das alles im Idealfall noch auf bestehenden X399-Mainboards laufen können soll – während für diesen Zweck extra neue Mainboards aufzulegen zwar keine Kunst darstellt, allerdings AMDs Versprechen von der weitgehenden Mainboard-Kompatibilität untergräbt. Technisch sind zwei Lösungen denkbar: Zwei der CPU-Dies operieren mit DualChannel-Interface, bei den anderen beiden CPU-Dies ist das Speicherunterface inaktiv. Dies ergibt den geringsten Aufwand, allerdings müssen sich die beiden letztgenannten CPU-Dies dann ihren Speicherzugriff über den Interconnect organisieren, was Performance-Nachteile befürchten läßt. In der anderen Lösung arbeitet jedes CPU-Die mit einem SingleChannel-Zugriff auf den Speicher. Damit werden etwaige Performance-Nachteile in jedem Fall umgangen – aber es besteht die Chance, das dieses Modell nicht auf bestehenen X399-Platinen zu realisieren ist. Die Auflösung dieses Dilemmas dürfte sich aber schon demnächst ergeben, wenn die Mainboard-Hersteller die neuesten X399-Platinen mit Support für Threadripper II zeigen.  (Foren-Diskussion zum Thema)