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Hardware- und Nachrichten-Links des 10. September 2019

Am Dienstag-Abend hat sich AMD offiziell zur Boost-Problematik bei Ryzen 3000 geäußert: So hat man das AGESA-Update 1.0.0.3abba fertiggestellt, welches nunmehr zu den Mainboard-Hersteller geht und damit in deren kommende BIOS-Versionen eingepflegt werden soll. Hiermit kann der maximale Boost-Takt dieser Prozessoren um 25-50 MHz höher ausfallen, zudem soll ein "Activity Filter" geringfügige Workloads besser filtern (und damit ohne Vollast ausführen) können. Erste Tests basierend allerdings auf geleakten BIOS-Versionen bei ComputerBase und Tom's Hardware ergeben jedoch gemischte Resultate: Technisch gesehen ist oftmals der höhere Boost-Takt vorhanden, in Einzelfällen jedoch auch nicht – wobei speziell der Ryzen 9 3900X immer noch die größte Chance, seinen Boost-Takt doch zu verfehlen. Möglicherweise hängt dies schlicht daran, das jenes CPU-Modell den höchsten Boost-Takt (4.6 GHz) der kompletten Ryzen-3000-Riege mitbekommen hat, und jener dann praktisch einfach schwerer zu erreichen ist. Eventuell hilft in dieser Frage auch ein neues Monitoring-SDK weiter, welches AMD am 30. September veröffentlichen will – spätestens dann muß es AMD gelingen, wirklich alles anzuzeigen, was die Prozessoren an (einzelnen) Taktraten produzieren. Davon abgesehen ist für den Augenblick die Veröffentlichung der finalen BIOS-Updates der Mainboard-Hersteller auf Basis von AGESA 1.0.0.3abba abzuwarten, ehe ein Urteil über selbige gefällt werden kann.

In einem Interview mit dem GameSpot hat Spieleentwickler Colin Penty von "The Coalition" über die Technik von "Gears 5" gesprochen. Dabei fiel auch im Zusammenhang mit der kommenden Xbox Scarlett der bedeutungsschwere Satz "Having dedicated ray tracing hardware is huge." gefallen. Indirekt wäre somit bestätigt, das AMDs Navi-Grafiklösungen mit RayTracing-Support jenen über extra RayTracing-Hardware lösen, nicht also mittels einer Software-Lösung unter Benutzung der Shader-Einheiten. Inwiefern dies dann RayTracing-Kerne wie bei nVidia ergibt (was selber eher nur eine Marketing-Umschreibung ist, als das es wirklich so eindeutig auf Chip-Eben existieren würde), bleibt noch abzuwarten, es wurde an dieser Stelle eben nur von "dedicated ray tracing hardware" bei der Xbox Scarlett gesprochen. Jene dürften möglicherweise das generelle Unterscheidungs-Merkmal von AMDs Navi 2X Generation gegenüber der aktuellen Navi 1X Generation darstellen – sprich, die nächste Navi-Generation bringt dann Hardware-RayTracing für Spielekonsolen und PC-Grafikkarten daher. Im übrigen bietet sich an dieser Stelle auch gleich die Überlegung an, das AMD zumindest in der näheren Zukunft gar keine generell neuen Architektur-Namen im Grafikchip-Bereich mehr auflegt, sondern alles im Rahmen von "Navi" abhandelt (ähnlich wie im CPU-Bereich mit "Zen"). Die nachfolgenden Navi-Generationen könnten dann also schlicht im Schema "Navi 2X", "Navi 3X", "Navi 4X" usw. aufgelegt werden. Über die Klasse der jeweiligen Architektur-Verbesserungen muß dies natürlich nichts aussagen, dies wäre nur ein neues Benennungsschema für Grafikchip-Codenamen.

In einem Nebensatz weist die ComputerBase auf einen möglicherweise interessanten Fall bezüglich Grafikkarten-Hersteller "XFX" hin: Jener bringt seine Navi-Grafikkarten "Radeon RX 5700 XT Thicc2" und "Radeon RX 5700 XT Raw2" derzeit auch noch in jeweiligen "Ultra"-Varianten in den Handel. Deren nominelle Differenz liegt (bei ansonsten baugleichen Karten) allein in einem höheren Power-Limit für den Grafikchip – jenes steht auf 210 Watt gegenüber 185 Watt bei den non-Ultra-Ausführungen. Damit ergeben sich laut der ComputerBase ca. 115 MHz mehr real anliegender Chiptakt, was erfahrungsgemäß bei diesen Karten in 3-4% Mehrperformance resultieren sollte. Der interessante Punkt ist: Zum früheren Test der non-Ultra-Variante bei der ComputerBase hatte XFX das Testmuster allerdings "fälschlicherweise" mit dem Ultra-BIOS ausgeliefert. Ob jenes auch so getestet wurde, geht aus den ComputerBase-Ausführungen nicht ganz eindeutig hervor, gemäß den vorliegenden Meßwerten ist es jedoch wahrscheinlicher, das die ComputerBase diesen Fehler bereits vor ihrem Test bemerkt hatte. Die eigentliche Frage ist natürlich, ob hier wirklich ein "Fehler" seitens XFX vorlag – oder ob man es einfach mal probiert hat. Immerhin ergibt das Ultra-BIOS etwas mehr Performance, was im harten Wettbewerb der Hersteller-Modelle von Vorteil sein kann – gerade wenn die Hardware-Tester denken (und es in ihrem Test so schreiben), es würde sich um die Normal-Ausführung mit deren niedrigerem Preispunkt (Preisdifferenz ca. 40 Euro) handeln.

Zudem können die Grafikkarten-Hersteller ziemlich fest darauf vertrauen, das der Umstand eines falschen BIOS nur einem Bruchteil der Hardware-Tester auffallen würde, da Punkte wie das (exakte) Power-Limit immer noch viel zu selten von der Masse der Tests thematisiert werden. Leider läßt sich mangels weiterer Informationen an diesem Knochen kaum etwas abnagen respektive XFX nichts definitives unterstellen. Aber zumindest kann man aus diesem Fall die Maßgabe mitnehmen, das seitens der Hardware-Tester immer geprüft werden sollte, ob das BIOS des vorliegenden Testsamples tatsächlich mit den Referenzdaten übereinstimmt – was natürlich auch bedeutet, das man seitens des Herstellers jene Referenzdaten zu Taktraten und Power-Limit in Erfahrung bringen muß (sowie in seinem Test dann auch notiert). Hardwaretests, welche jene Themen komplett außen vor lassen, laufen in das Restrisiko, ein "Golden Sample" mit "optimierten" BIOS als Teststellung zu bekommen – oder wie in diesem Fall einfach eine Grafikkarten mit falschen, für die Kartenversion unpassendem BIOS. Und letzteres kann zumindest als wirklicher Fehler immer passieren, schließlich bekommen die meisten Hardware-Tester ihre Testsamples zu einem vergleichsweise frühen Zeitpunkt, während beim Hersteller gerade der Marktstart vorbereitet respektive in der Technik-Abteilung noch an letzten BIOS-Feinheiten gefeilt wird. Wenigstens um solcherart Fehler auszuschließen, sollte sich der gewissenhafte Hardware-Tester immer entsprechend absichern.