12

Hardware- und Nachrichten-Links des 12. September 2018

Von Reddit (via ComputerBase) kommt eine schöne Grafik, welche den enormen Chipflächen-Bedarf der einzelnen Turing-Grafikchips im Vergleich mit den vorhergehenden Pascal-Grafikchips illustriert. Turing zeigt sich dabei in jedem Fall als die "dickste" Grafikchip-Generation, welche jemals aufgelegt wurde – und wahrscheinlich auch in absehbarer Zeit aufgelegt werden wird. Denn weder die erreichten Chipflächen als auch das Modell aus besonders eng aneinanderstehenden Grafikchips dürfte seitens nVidia weiterverfolgt werden, wenn dann nächstes Jahr die 7nm-Fertigung zur Verfügung steht. Dann ist (viel) eher wieder eine konventionelle Aufteilung der Grafikchips zu erwarten, mit ergo größeren Abständen in Hardware-Gestaltung und benötigen Chipflächen als im Ausnahmefall der Turing-Generation zu sehen. Eingerechnet der höheren Kosten der 7nm-Fertigung (pro Chipfläche, nicht pro Transistor) sollten wir in der ersten 7nm-Generation dann sicherlich auch wieder etwas kleinere Grafikchips sehen, der enorme Flächenvorteil der 7nm-Fertigung (nominell bis -70% Chipfläche zur 16nm-Fertigung) ergibt da sehr viel Spielraum für die Chipentwickler.

Im übrigen kann man den vergleichsweise großen TU106-Chip auch als indirekte Antwort auf die Frage betrachten, ob es mit der 12nm-Fertigung womöglich noch weitere, kleinere Grafikchips mit RayTracing-Funktionalität geben wird. Denn der TU106-Chip ist wahrscheinlich deswegen so groß ausgefallen, damit dessen RayTracing-Power nicht unterhalb ein gewisses Maß fällt, welches dann für die praktische Nutzung sinnlos wäre. Dies hängt mit dem skizzierten Aufbau der Shader-Cluster von Turing zusammen, wonach man nicht beliebig viel RayTracing-Power dazuaddieren kann, sondern selbige direkt von der Anzahl der Shader-Einheiten abhängt. Ein (hypothetischer) kleinerer Turing-Chip mit angenommen 1536 Shader-Einheiten würde dann sowohl nur 50% der FP32-Rechenkraft des TU104-Chips tragen – als auch nur 50% von dessen RayTracing-Power mittels RT-Core und Tensor-Cores. Gerade auch angesichts der letzten Meldungen zum Performance-Bedarf von RayTracing unter aktuellen Spielen ist dies wahrscheinlich zu wenig RayTracing-Power, um sich damit auf den Markt waagen zu können. Schließlich dürfte schon die RayTracing-Power der GeForce RTX 2070 unter Beobachtung stehen, gelten die meisten der aktuellen Performance-Angaben nur für die (viel mächtigere) GeForce RTX 2080 Ti.

Weitere Turing-Chips mit RayTracing-Funktionalität sind somit arg unwahrscheinlich, allenfalls könnte es noch eine weitere TU106-basierte Grafikkarte als Salvage-Lösung dieses Grafikchips geben – spekulativ gesehen also eine "GeForce RTX 2060 Ti", eventuell auch gleich "GeForce RTX 2060" genannt. Allerdings dürfte auch eine solche kleinere TU106-basierte Karte dann wegen der anzunehmenden Hardware-Abspeckungen (durch Deaktivierung von Hardware-Einheiten) mit dem Problem einer nochmals geringeren RayTracing-Performance zu kämpfen haben. So gesehen wäre es nicht einmal auszuschließen, das nVidia bei einer TU106-basierten Salvage-Lösung die RayTracing-Funktionalität besser gleich komplett deaktiviert und das ganze dann wieder unter dem "GTX"-Siegel als "GeForce GTX 2060 Ti" oder "GeForce GTX 2060" verkauft. Dann gäbe es halt eine normale Grafik-Performance auf grob der Höhe der GeForce GTX 1070 Ti ohne RayTracing-Funktionalität (vielleicht aber mit DLSS) auf einem vergleichsweise großen Grafikchip, was aber im Sinn einer Salvage-Lösung dennoch in Ordnung geht. Bei allen noch kleineren GeForce-20-Grafikkarten dürften dann jedoch fast zwingend Grafikchips ohne jede RayTracing-Funktionalität zum Einsatz kommen, da die Turing-Innovationen wie gesagt die Chipfläche um ca. 50-55% aufblähen und man sich dies bei den kleineren Grafikchips (derzeit) gern sparen wird.

Hierfür hat nVidia zwei große Möglichkeiten zur Auswahl: Entweder neue Grafikchips der Turing-Architektur, welche dann wirklich nur um die RayTracing-Funktionalität erleichtert wurden – dies würde dann wiederum viel größere Chipflächen ergeben, aber wenigstens nimmt man dabei die Vorteil der Turing-Architektur mit. Oder aber man legt neue Pascal-basierte Grafikchips auf, dies wäre vergleichsweise effektiv und einfach zu realisieren. Da hierbei der Architektur-Vorteil von Turing fehlt, könnte man dann auch einfach ein größeres Plus an Shader-Einheiten ansetzen, sprich nicht nur +20% wie bei den Turing-Chips, sondern möglicherweise bei +40% liegend. Als Alternativen mit noch weniger Arbeitsaufwand wäre die erneute Verwendung der Pascal-Chips für eine Refresh-Grafikkarten-Serie (ergäbe aber nur kleinere Performancegewinne und viel schlechte Presse) oder aber die schlichte Weiterbenutzung der GeForce 10 Serie auch im Jahr 2019 denkbar. Was nVidia genau beim Ausbau der GeForce 20 Serie so vor hat, ist noch weitestgehend unsicher – die eigentliche Turing-Architektur dürfte allerdings ziemlich sicher mit dem TU106-Chip enden, zumindest mit der aktuellen 12nm-Fertigung also nicht weiter nach unten hin ausgedehnt werden.

Wie u.a. beim Spiegel zu lesen, hat das EU-Parlament (erwartungsgemäß) für eine Reform des EU-Urheberrechts gestimmt, welche dann auch die beiden strittigen Punkte eines Presse-Leistungsschutzrechts sowie einer Urheberrechts-Haftbarkeit von Plattform-Betreibern beinhalten. Letzterer Punkt wurde inzwischen derart abgeschwächt, als das man sich explizit gegen automatisierte Sperrungen ausgesprochen hat, um der düsteren Vision von generellen Upload-Filtern entgegenzutreten. Was die Plattform-Anbieter allerdings anderes machen sollen angesichts der ungeheuren Masse an ständig in Foren, Chats und sozialen Netzwerken eingestellten Usercontents, wurde offengelassen – und dürfte nun Thema der Ausarbeitung der konkreten Reform sein, welche nachfolgend vom Rechtsausschuß des EU-Parlaments sowie dem Ministerrat der EU-Mitgliedsstaaten (sprich "Fachpolitikern", welche zumeist Anhänger dieser Reform sind) ausgehandelt wird. Wie groß der Schildbürgerstreich letztlich wird, ergibt sich erst aus dem Ergebnis dieser Verhandlungen, welches dann auch noch einmal vom EU-Parlament abgenickt werden muß.