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Hardware- und Nachrichten-Links des 12./13. Dezember 2015

Wie versteckt in einem AnandTech-Artikel zu lesen, hatte AMD dann doch 20nm-Grafikchips in der Planung – welche allerdings nie realisiert worden sind, sondern (wohl frühzeitig) gestrichen wurden. Aller Vermutung nach dürften jene ursprünglich einmal für das Jahr 2014 als Nachfolger der (in 28nm gefertigten) Radeon R200 Serie geplant gewesen sein. TSMCs Ausrichtung der 20nm-Fertigung auf einen reinen Flächengewinn bei jedoch nicht abnehmendem Stromverbrauch haben diese Planung dann höchstwahrscheinlich torpediert – ohne niedrigeren Stromverbrauch braucht man bei Grafikchips einfach nicht mehr anzufangen, größere Chips zu bauen (Ausnahmen wie der Fiji-Chip bestätigen die Regel). Genauso darf man allerdings auch vermuten, daß AMD diese Information schon recht frühzeitig hatte (vielleicht schon im Jahr 2012), daß also die Chipdesigns der 20nm-Grafkchips niemals in Richtung Tape-Out weiterentwickelt, sondern frühzeitig die Entwicklungspläne umgestellt wurden. Bei nVidia dürfte dies ähnlich gelaufen sein, auch da stand zumindestens auf früheren Roadmaps eine 20nm-Generation, welche dann aus den gleichen Gründen nicht realisiert wurde. nVidia hat allerdings die Zeit cleverer als AMD genutzt und mit Maxwell eine Grafikchip-Generation mit wesentlich höherer Energieeffizienz (unter derselben 28nm-Fertigung) zwischengeschoben, während AMD nur eine weitere Refresh-Generation ohne all zu große technologische Innovationen aufgelegt hat.

In unserem Forum wird derzeit angeregt der Stand von SLI diskutiert – was sich angesichts der Grundsätzlichkeit der Diskussion natürlich genauso auch auf AMDs CrossFire umlegen läßt. Die derzeitige Meinung zu SLI zeigt allerdings mehrheitlich klar gen Süden – dem einzigen Vorteil der höheren fps-Werte stehen mannigfaltige Nachteile gegenüber, welche den hohen finanziellen Einsatz von SLI/CrossFire meist nicht wert sind. Problematisch sind vor allem die über die Jahre hinzugekommenen Kompatbilitätsprobleme mit dem für SLI/CrossFire immer noch meistens genutzten AFR-Verfahren: Während unter DirectX 9 SLI zu 95% funktionierte und man SLI mit den AA-Bits immer irgendwie auf die Sprünge helfen konnte, wurde diese Methode unter DirectX 10/11 schwieriger: Die Anzahl der nutzbaren AA-Bits schwand, zudem setzen die Spieleentwickler immer mehr auf Rendering-Techniken, die ungünstig für SLI (oder AFR-SLI) sind. Mit DirectX 12 soll sich dieses langsam entwickelnde Problem dann nochmals verschärfen, da hierbei der Support von SLI & CrossFire ganz auf Seiten der Spieleentwickler liegt. Die Spieleentwickler mögen allerdings SLI & CrossFire generell nicht, weil dies eine (aufwendige) Extrawurst für eine ausgesprochen kleine Zielgruppe darstellt – nicht gerade das, wofür man (teure) Entwicklungszeit investiert.

Daher kann es nicht verwundern, wenn sich Engine- und Spieleentwickler teilweise grundsätzlich von SLI/CrossFire abwenden – die kommende Unreal Engine 4 soll beispielsweise zu viele Renderfeatures unterstützen, die nur äußerst schlecht mit SLI/CrossFire harmonieren, womit unter UE4-Spielen kaum ein SLI/CrossFire-Support erwartet werden kann. Fast könnte man damit sagen, SLI/CrossFire ist (nahezu) tot – wäre da nicht eine neue Chance in Form von VR-Gaming. Die Berechnung von zwei unabhängigen Bildern ergibt einen hohen Leistungsbedarf und kommt SLI/CrossFire absolut entgegen. Das Gegenargument des Nischenmarkts fällt auch ein wenig weg, denn hier liegt genügend Interesse seitens der Herstellerfirmen vor, aus eben diesem Nischenmarkt dann ausbrechen zu wollen (und damit das Geld für den extra Support von SLI/CrossFire in die Hand zu nehmen). Einzig allein wenn Renderingverfahren gefunden werden, welche zwei VR-Bilder aus der Interpolation eines einzigen gerenderten Bildes erzeugen, könnte diese neue Chance für SLI/CrossFire zunichte gemacht werden. An so etwas wird gearbeitet, spruchreif scheint hierbei allerdings noch nichts zu sein.

Im Zuge der gezeigten Modell-Daten zu "Bristol Ridge" fällt nochmals auf, daß AMDs eigentlich für dieses Jahr im Desktop-Segment geplanter Kaveri-Refresh namens "Godavari" nahezu komplett ins Wasser gefallen ist. Selbst wenn AMD diesen Codenamen nur intern nutzt: Ursprünglich war einmal ein komplettes Godavari-Portfolio geplant, herausgekommen sind dann aber nur A10-7870K sowie A8-7670K. Selbst spätere Programmerweiterungen, wie sie für den Herbst mit den Modellen A8-7690K & A10-7890K sowie weiteren (grafiklosen) Athlon II X4 Prozessoren avisiert waren, sind augenscheinlich nicht erschienen. Ob diese jemals noch erscheinen werden, ist damit weitgehend offen – AMD könnte sich dies für Anfang 2016 aufgespart haben, viel später macht ein Release dieser letzten Kaveri-Modelle dann aber keinen Sinn mehr (weil im Sommer 2016 dann "Bristol Ridge" auf Carrizo-Basis kommt). Besonders viel Glück hat AMD sowieso nicht mit diesen APUs (trotz guter Leistungsfähigkeit) gehabt, wobei sich die günstigen Modelle des Kaveri-Portfolios in billigen Komplett-PCs in Schwellen- und Entwicklungsländern dennoch verkaufen lassen.

Für einiges Aufsehen sorgte Mitte der Woche die Pläne der EU-Kommission, Online-Abos für Dienste mit Regionalbeschränkungen aka Geoblocking auch auf Reisen ins EU-Ausland nutzbar machen zu wollen. Konkret sind damit die regional beschränkten Abos diverser Film- und Musikstreamer gemeint, bei welchen man bei einer Reise ins EU-Ausland dann nach dem Recht des jeweiligen Landes behandelt wird – ergo beispielsweise maximal französischsprachige Filme und Sportübertragungen bei einem Aufenthalt in Frankreich ansehen kann, nicht aber das, was man eigentlich im Abo an deutschsprachigen Filmen und Sportübertragungen bestellt hatte. Mit einer wirklichen Aufgabe des Geoblockings bzw. der regionalen Inhaltslizenzierung hat dies natürlich gar nichts zu tun, man nimmt hier nur etwas Druck vom Kessel – möglicherweise, um das grundsätzliche Problem gar nicht erst angehen zu müssen. Denn dieser "Fortschritt" bedeutet weiterhin, daß nationale Lizenznehmer den Markt dominieren, anstatt sich ein echter europäischer Inhaltemarkt herausbilden könnte. Gleichfalls können die Kunden auch weiterhin von Originalversionen und deren Releaseterminen ferngehalten werden, da mit dieser für das Jahr 2017 geplanten Neuregelung das System der regionalen Inhalteanbieter indirekt weiterhin festgeschrieben wird.