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Hardware- und Nachrichten-Links des 15. Februar 2018

Bei Digital Trends wird der kürzlich genannte Codename "Turing" für einen kommenden nVidia-Chip klar in Richtung einex expliziten Cryptomining-Produkts ausgelegt – welches gemäß Digital Trends nicht einmal auf einer extra Architektur basieren muß, da "Turing" nur der Codename für dieses Projekt, den einzelnen Chip oder eine explizite Grafikkarten-Serie fürs Cryptomining sein könnte. Dies ist durchaus sinnig und könnte daher durchaus so zutreffen – zweifelhaft ist eher die weitere Berichterstattungen über diese Meldung, welche deren Aussagen oftmals leider gleich als "Fakt" darstellt. Digital Trends haben mit ihrer Meldung aber auch nur eine Auslegung der derzeit bekannten Gerüchtelage erstellt, welche egal ob man auf Turing oder Ampere schaut, nirgendwo richtig belastbar belegt ist. Da sollte man an dieser Stelle schon genau lesen, ehe man fest behauptet, Turing wäre laut Digital Trends ein extra Cryptomining-Produkt – dies ist eine schlichte Annahme, denn Bestätigungen oder selbst Gerüchte sehen anders aus. Natürlich ist selbige Annahme naheliegend, würde sich zudem auch nicht mit anderen Aussagen der Gerüchteküche beißen. Im Fall des Falles wäre die spannende Frage hierzu dann, ob nVidia mittels Turing einen richtiggehend extra Cryptomining-Chip auflegt – oder doch "nur" extra Cryptomining-Grafikkarten basierend auf den Ampere-Chips.

Letzteres würde nicht unbedingt zum eigenen Codenamen passen, denn selbigen vergibt nVidia faktisch nur für eigene Architekturen, noch nicht einmal für einzelne Chips aus einer Architektur-Linie. Nominell würde Turing somit auf einen regelrecht eigenen Hardware-Ansatz zugunsten von Cryptomining hindeuten – womöglich einfach erstellt aus nVidias Baukasten-System, womöglich sogar regelrecht mit extra Hardware-Features zugunsten nur von Cryptomining. Letzteres ist wegen der Kürze der Zeit vielleicht nicht besonders wahrscheinlich, aber ein extra Grafikchip, wo man für das Cryptomining unbenötigte Chipteile wegläßt (Texturen-Einheiten, weite Teil der Raster-Engine, 2D- und Video-Einheit, Audio-Chip, kleineres PCI-Express-Interface, SLI-Fähigkeit), wäre nicht so undenkbar. nVidia könnte somit Chipfläche ohne Performanceverlust einsparen und somit den Cryptominern einen besseren Preis trotz höherer Gewinnmarge (zugunsten von nVidia) anbieten – was den Preisdruck auf die Gaming-Produkte von nVidia entscheidend verringern könnte. Denkbar wäre sogar die Entwicklung von extra Platinen, welche besonders vielen dieser Mining-Chips zusammen Platz bieten würde, d.h. ein echter Multichip-Ansatz für Mining-Bedürfnisse. nVidia könnte sich hierbei mit expliziter Mining-Hardware sicherlich erfolgversprechend positionieren – wenn man denn die Wette eingeht, daß das Cryptomining-Geschäft noch eine Weile weitergeht.

Beim der8auer (Ryzen 5 2400G) sowie Gamers Nexus (Ryzen 3 2200G) ist man der Frage nachgegangen, was Raven Ridge durch AMDs Entscheidung zugunsten einer Wärmeleitpaste anstatt des soliden Verlötens an CPU-Temperaturen drauflegen muß. Beiderseits gab es Temperatur-Differenzen von 10-15°C zu berichten, unter Übertaktung eher am oberen Rand dieser Spanne liegend. Die Temperaturen waren aber auch unter Stock-Bedingungen (zumindest bei diesen Testberichten) noch nicht grenzwertig: Beide Prozessoren kamen im default-Betrieb bei knapp unter 70°C CPU-Temperatur bei absoluter Volllast heraus, was für eine Desktop-CPU absolut gangbar ist. Die Differenzen sind damit eher nur unter Übertaktung relevant, wo der Ryzen 5 2400G auf 3975 MHz von bis zu 79°C CPU-Temperatur mittels CPU-Köpfen und einer (besseren) Wärmeleitpaste auf 68°C heruntergebracht werden konnte. Andere Tests sind hier allerdings klar anderer Meinung, bei den Launchreviews zu Raven Ridge wurden teilweise bis zu 90°C völlig unübertaktet erreicht (ComputerBase & Tom's Hardware) – was dann schon viel eher bedenklich aussieht.

AMD rechtfertigt das ganze mit wirtschaftlichen Zwängen – immerhin ist Raven Ridge mit einer Chipfläche von 210mm² nicht viel kleiner als das Summit-Ridge-Die der Ryzen-Prozessoren (213mm²), wird aber im Gegensatz zu diesem im Preisbereich von 99-169 Dollar viel günstiger angeboten. Dennoch war die Entscheidung zugunsten einer Wärmeleitpaste ab Werk wahrscheinlich die falsche seitens AMD, denn die mit Raven Ridge primär belieferten Hersteller von Komplett-PCs schauen gerade auch auf dieses Detail – dort wünscht man sich primär Systeme, deren Ausfallwahrscheinlichkeit besonders niedrig ist, was bei hitzigen Chips nicht garantiert werden kann. Zwar wird AMDs automatisches Drosselsystem jederzeit Herr der Lage bleiben, aber warum sollte der OEM-Hersteller in dieser Frage ein Risiko eingehen – zugunsten eines faktisch "neuen" CPU-Herstellers?! Da greift man doch eher auf die bewährte Intel-Technik zurück (deren Temperaturen trotz billiger Wärmeleitpaste in diesem Performancesegment klar niedriger sind) – und AMD verliert unnötigerweise Aufträge, weil man versucht hat, im Cent-Bereich zu sparen. Wenigstens dürfte dieses Verhalten die Ausnahme von der Regel bilden, denn wie die ComputerBase notiert, kommt von AMD die klare Aussage, das Zen+ aka Pinnacle Ridge natürlich wieder verlötet ausgeliefert wird.

Heise berichten erneut in zwei Meldungen über den Fall der CPU-Sicherheitslücken "Meltdown & Spectre" – wobei natürlich derzeit eher nur noch die Spectre-Sicherheitslücke ein akutes Ärgerniß darstellt, da Meltdown über die Betriebssystem-Patches zum Jahresstart bereits mehr oder weniger zuverlässig gestopft wurde. Mit der ersten Meldung wird darauf aufmerksam gemacht, das es nunmehr erste Tools gibt, welche die entsprechenden Angriffe (bei ungepatchten Systemen) automatisiert auf die jeweils vorliegende CPU-Architektur anpassen können – ein Punkt, der für die praktische Ausnutzbarkeit dieser beiden CPU-Sicherheitslücken sehr wichtig ist und eigentlich erst zu einem klar späteren Zeitpunkt erwartet wurde. Interessanterweise wurde hierbei allerdings auch ein neuer Angriffsvektor entdeckt, bei welchem man auf Mehrkern-CPUs die verschiedenen CPU-Kernen "gegeneinander ausspielt". Gleichfalls wurde ausgesagt, das zwar die Software-Maßnahmen gegen Meltdown & Spectre weiterhin greifen, man aber die Microcode-Updates der Prozessoren-Entwickler teilweise umgehen können – leider wurde die beiden letztgenannten Schwachstellen dann nicht genauer ausgeführt, obwohl dies doch wichtig wäre.

Interessant an der zweiten Meldung ist vor allem die Aussage, das ein echter Software-Schutz vor Spectre 1 derart viel Performance kosten würde, das jener nicht besonders realistisch ist – die Programmierer können sich faktisch nur zwischen Sicherheit und Performance entscheiden. Dies gilt natürlich nur für aktuelle CPUs – denn gerade diese Ausgangslage erhöht unserer Meinung nach die Chance, das mit zukünftigen CPU-Architekturen an dieser Stelle entscheidende Hardware-Änderungen vorgenommen werden, mittels welcher ein zuverlässig wirkender Spectre-Schutz ohne beachtbare Performance-Einbußen erreicht werden kann. Allerdings dürfte eine solche Entwicklung ihre Zeit brauchen – denn gerade wenn derzeit immer noch (wie vorstehend ausgeführt) neue Angriffsvektoren gefunden werden, könnte jeder diesbezügliche Schnellschuß umgehend zu verlorener Liebesmüh bzw. verschwendeter Entwicklerzeit führen. Gesucht wird hierbei ja schließlich nicht irgendein Fix, so etwas wäre auch jetzt schon (unter viel Performanceverlust) hinzubekommen – sondern eine Variante, Sicherheit und Performance miteinander zu verbinden. Man darf diesbezüglich inzwischen schon die Vermutung aufstellen, das die Bewältigung dieser grundsätzlichen Problematik eher das Entwicklungs-Thema von mehreren zukünftigen CPU-Generationen sein wird.