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Hardware- und Nachrichten-Links des 17./18. September 2020

Mit dem 17. September hat nVidia dann auch die unabhängigen Tests zu den Hersteller-Designs zur GeForce RTX 3080 freigegeben, welche in Folge dessen das Web erneut mit entsprechenden Benchmarks überflutet haben. Leider hat sich damit nicht die Erwartung erfüllt, die Herstellerkarten könnten eventuell einige der (gewissen) Kritikpunkte an der GeForce RTX 3080 beseitigen. So sind bislang keine Herstellerdesigns gesichtet worden, welche dieselbe Performance mit einem kleineren Stromverbrauch anbieten – bislang verbrauchen alle Herstellerdesigns mehr als die Founders Edition, egal ob die Performance vielleicht nur gleich hoch (oder gar niedriger) ausfällt. Genauso enttäuschen die ersten Performance-Werte, denn die Herstellerdesigns haben Schwierigkeiten, sich von der Founders Edition abzusetzen: Teilweise gibt es sogar Karten, welche (minimal, aber meßtechnisch beweisbar) hinter der Founders Edition zurückliegen. Doch auch die besten (derzeit getesteten) Herstellerkarten sind üblicherweise nur 3-4% schneller als nVidias Eigendesign.

Taktraten TDP WQHD-Perf. 4K-Perf. Stromverbrauch OC-Perf. Preis
GeForce RTX 3080 FE 1440/1710 MHz, 19 Gbps 320W (max. 370W) - - CB: 322W – TPU: 303W - $699
Asus TUF OC @ CB 1440/1785 MHz, 19 Gbps 340W (max. 375W) - +1,9% 340W (FE: 322W) +2% $729
Asus TUF OC @ TPU 1440/1785 MHz, 19 Gbps 340W (max. 375W) +2% +3% 305W (FE: 303W) +3% $729
MSI Gaming X Trio @ CB 1440/1815 MHz, 19 Gbps 340W (max. 350W) - +2,7% 343W (FE: 322W) +3% $759
MSI Gaming X Trio @ TPU 1440/1815 MHz, 19 Gbps 340W (max. 350W) +3% +4% 315W (FE: 303W) +3% $759
Palit Gaming Pro OC @ TPU 1440/1740 MHz, 19 Gbps 320W (max. 350W) ±0 ±0 325W (FE: 303W) +2% $709
Zotac Trinity @ TPU 1440/1710 MHz, 19 Gbps 320W (max. 336W) -1% -2% 323W (FE: 303W) +4% $699

Gut möglich natürlich, dass hier die Kürze der Zeit nichts besseres ermöglicht hat (laut Andreas Schilling @ Twitter lag zwischen Chipfertigung und Release bei der GeForce RTX 3080 nochmals erheblich weniger Zeit als bei Turing) bzw. die Grafikkarten-Hersteller vorab eventuell auch noch nicht erkennen konnten, dass eine bewußt Energie-effiziente Ausführung der GeForce RTX 3080 auf dem Speiseplan stehen könnte. Ein dafür angepasstes Grafikkarten-Design bzw. Kühlkonstruktion zu finden, dürfte allerdings einige Wochen benötigen, ist nunmehr kaum noch mit der ersten Welle an GeForce RTX 3080 Grafikkarten zu erwarten. Selbiges dürfte auch für schnellere Werksübertaktungen bzw. besser übertaktbare Karten-Modelle gelten: Die derzeitigen Herstellerdesigns zur GeForce RTX 3080 erfüllen diese Anforderungen noch nicht, legen nirgendwo auf die Founders Edition wirklich bemerkbar etwas oben drauf.

Der gleichzeitige Marktstart der GeForce RTX 3080 (egal in welcher Karten-Ausführung) hat dann am 17. September zu unerreichbaren Webseiten in nVidias Online-Shop sowie wichtigen Einzelhändlern, Bot-gesteuerten Hamster-Käufen von professionellen Resellern und letztlich einem üblicherweise in Sekunden erreichten "Ausverkauft"-Status geführt. Am nachfolgenden Freitag sind dann einzelne Herstellerkarten zu klar überzogenenen Preisen wieder lieferbar gewesen, unter 825 Euro ging dabei aber nichts – und selbst diese Angebote sind inzwischen ausverkauft. Dies hat natürlich für lange Gesichter bei vielen potentiellen Käufern gesorgt, während nVidia die Situation mit einem lachenden und einem weinendem Auge sehen dürfte: Begehrt zu werden und nicht lieferbar zu sein, ist immer noch besser als der jeweils umgekehrte Fall. Zumindest scheint das nVidia-Marketing zur GeForce RTX 3080 funktioniert zu haben, was somit eine solide Grundlage für gute Geschäfte mit Ampere-Beschleunigern in der Zukunft bieten wird.

Ob man nVidia hingegen einen Paperlaunch anhängen kann, bleibt eine unbewiesene (wie auch unbeweisbare) Anschuldigung: Sicherlich sagt jeder Hersteller in so einer Situation, dass der Bedarf "unerwartet" hoch war – egal wie klein die vorherige Liefermenge angesetzt wurde. Aber wenn zum Zeitpunkt des Verkaufsstarts die nVidia-Webseite nicht erreichbar ist und auch diverse Händler-Webseiten das gleiche Schicksal ereilt, dann war zumindest die Nachfrage seitens der Reseller (die dann üblicherweise Bots einsetzen und damit sehr hohe Lasten auf den Webservern generieren) entsprechend hoch – was auch nur passiert, wenn jene Reseller sich erhoffen können, die Karten nachfolgend an interessierte Käufer abzusetzen. Ob dies bei der für den 24. September zu erwartende GeForce RTX 3090 genauso passiert, ist zudem zu bezweifeln: Jenes Enthusiasten-Modell ist mit 1499 Dollar/Euro einfach viel zu hoch ausgepreist bei einer Mehrperformance von knapp unter 20% zur GeForce RTX 3080, um einen ähnlichen Run auszulösen. Dies könnte eher bei der am 15. Oktober anstehenden GeForce RTX 3070 passieren – bis zu welchem Zeitpunkt nVidia eventuell höhere Bestände an Ampere-Chips aufbauen kann.

Während der initiale Ampere-Launch noch gar nicht richtig verdaut ist und der nachfolgende GA104-Chip wie gesagt erst im Oktober ansteht, spricht Twitterer Kopite7kimi bereits über den nachfolgenden nVidia "Ampere" GA103-Chip: Jener soll in zwei Packages erscheinen, welche die gleiche Größe wie für die bisherigen Ampere-Chips GA102 & GA104 aufweisen. Dies deutet klar darauf hin, dass der GA103-Chip als Ersatzlösung gedacht ist, welcher möglichst die bisherigen Grafikboards weiterverwenden soll, sprich den Aufwand zu dessen Adaption minimieren soll. Ob dies auf einen direkten Chip-Ersatz hinausläuft (beispielsweise eine GeForce RTX 3080 mit GA103- anstatt GA102-Chip) oder ob nVidia dafür dann neue Verkaufsnamen auflegt, bleibt natürlich noch abzuwarten. Technisch muß der GA103-Chip somit irgendwo zwischen GA102 & GA104 stehen – mit eigentlich der Aufgabe, wenigstens die Hardware der GeForce RTX 3080 (68 SM @ 320 Bit GDDR6X) zu erreichen.

Like Tonga, GA103 will have two kinds of packages, for adapting the PCB of GA102 and GA104.
Quelle:  Kopite7kimi @ Twitter am 18. September 2020

Dies wäre dann mehr als bei der früher einmal geplanten GA103-Ausführung (60 SM @ 320 Bit), welche jedoch seinerzeit gestrichen wurde. Womöglich verfolgt nVidia mit der Neuauflage des GA103-Projekts erneut dieselbe Zielsetzung wie seinerzeit, die GeForce RTX 3080 mit einem günstigeren Grafikchip als dem teuren GA102 aufzulegen. Dafür sind dann wie gesagt gleich 68 Shader-Cluster an einem 320 Bit GDDR6X-Interface notwendig, was aber in jedem Fall wirtschaftlicher ist als der GA102-Chip mit seinen gleich 84 Shader-Clustern. Grob gerechnet kann nVidia mit einem solchen GA103-Chip bei einer Chipfläche von ~530-540mm² herauskommen – was jene 100mm² weniger Chipfläche gegenüber dem GA102-Chip ergibt, um das ganze wirtschaftlich sinnvoll zu gestalten. Das zweite Package auf GA104-Größe könnte man dann für einen teilweisen Ersatz der GeForce RTX 3070 (aus Salvage-Gründen) oder auch eventuellen Refresh-Lösungen zur GeForce RTX 3070 verwenden. All dies wird jedoch Thema des Jahres 2021 sein, der GA103-Chip ist ein Nachzügler und nicht Teil der ersten Welle an Ampere-basierten Grafikkarten-Neuvorstellungen.

GA104 GA103 GA102
Chipfläche 392mm² geschätzt 520-530mm² 628mm²
Technik 48 SM @ 256 Bit GDDR6 vermutl. 68 SM @ 320 Bit GDDR6X 84 SM @ 384 Bit GDDR6X
Release 15. Oktober 2020 irgendwann 2021 16. September 2020