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Hardware- und Nachrichten-Links des 19. August 2021

In der Analysten-Konferenz zu den (wieder einmal) herausragenden nVidia-Geschäftszahlen hat nVidia-CEO Jensen Huang eine neue Einschätzung zur Grafikkarten-Liefersituation von sich gegeben. Jene mag in Mitteleuropa derzeit so liegen, dass nahezu alles verfügbar ist und die Preislage weit unterhalb der im Mai erreichten Höchststände notiert. In anderen Weltregionen sind die Grafikkarten-Preise jedoch oftmals viel grausliger und existiert teilweise immer noch eine weitgehende Nichtlieferbarkeit. Gingen die Aussagen der Herstellerfirmen zuletzt in die Richtung hin, dies bis zum Jahresende 2021 behoben zu sehen, weitet der nVidia-Boss jene Zeitspanne nunmehr deutlich aus: Danach soll noch für die Mehrheit des Jahres 2022 eine Situation mit "begrenztem Angebot" existieren.

I would expect that we will see a supply constrained environment for the vast majority of next year is my guess at the moment.
Quelle:  nVidia-CEO Jensen Huang im "Q2 2022 Results Conference Call" am 18. August 2021, aufgezeichnet von Seeking Alpha

Diese weniger frohe Botschaft ist um so bedenklicher, als dass nVidia mit seinem Chipfertiger Samsung mehr oder weniger als einzige in der Lage wären, die aktuelle Situation irgendwie aufzubrechen – wo ansonsten alles andere wichtige von TSMC kommt und daher an deren (ausgeschöpfter) Waferkapazität hängt. Sicherlich liegt das Problem auch an dem über das erste Halbjahr 2021 aufgebauten Bedarfsberg, dessen Abbau nun einfach ebenfalls ein paar Monate oder gar Quartale beanspruchen wird. Doch trifft diese nVidia-Vorhersage zu, dann wird es innerhalb der aktuellen Grafikkarten-Generation um AMD RDNA2 und nVidia Ampere wohl niemals mehr normale Preise geben – jedenfalls nicht vor dem Auftauchen der nachfolgenden Grafikchip-Generation um AMD RDNA3 und nVidia Lovelace. Ob jene damit aber nicht auch gleich wieder eine neue Runde im Spiel "Nachfrage größer als Angebot" (samt der damit obligatorischerweise einhergehenden Preisübertreibungen) einläuten, steht inzwischen schon als durchaus ernstzunehmende Befürchtung im Raum.

Eine recht weite Verbreitung findet derzeit eine Aussage seitems Greymon55 @ Twitter, welche nur in Verbindung mit der vorherigen Frage seitens 3DCenter @ Twitter ;) zu verstehen ist. Dabei ging es um die letzte Woche skizzierte Aufstellung der Radeon RX 7000 Serie mit wahrscheinlich nur drei RDNA3-Chips – und dem Rest des Portfolios dann entweder bestehend aus Rebrandings der Radeon RX 6000 Serie oder bestenfalls 6nm-Refreshs der bekannten Navi-2X-Chips. Laut dem Twitterer sollen es die Option der 6nm-Refreshes sein – was in jedem Fall der bessere Weg gegenüber der Weiterbenutzung der vorhandenen Grafikchips wäre. Unter der 6nm-Fertigung kann man zwar keine Wunderdinge aus den vorhandenen RDNA2-Designs holen, dürfte sich aber wenigstens ausreichend von der Radeon RX 6000 Serie absetzen können, um nicht für Verstimmung bei Fachpresse und Grafikkarten-Käufern zu sorgen.

For the rest of the Radeon RX 7000 portfolio, AMD thus seems to have two options:
1) 6nm refreshes of Navi 24, 23, 22
2) further use of Navi 24, 23, 22, possibly with new card names

Quelle:  3DCenter @ Twitter am 16. August 2021
 
6nm refresh
Quelle:  Greymon55 @ Twitter am 16. August 2021

Klar muß aber auch sein, dass dies ein derzeit ungelegtes Ei darstellt: Über die kleineren Grafikchips für die Radeon RX 7000 Serie ist einfach noch nichts handfestes bekannt, mehr als eine grobe Richtung läßt sich dazu noch nicht angeben. Sinn macht diese gleichzeitige Benutzung der 5nm- und 6nm-Fertigung sowie der Mix aus RDNA2- und RDNA3-Technik für AMD vor allem dann, wenn man die Forschungs- und Entwicklungsausgaben sparsam halten will (weniger neue Chips) und gleichzeitig die Kapazitäten der 5nm-Fertigung primär den eigenen Zen-4-Prozessoren zukommen lassen will. Im Sinne der aktuellen Ballung aller wichtigen AMD-Produkte auf allein der 7nm-Fertigung von TSMC ist dies kein verkehrter Gedanke – gerade da TSMC seine 7nm-Fertigung samt dem 6nm-Derivat nach der Einführung der 5nm-Fertigung natürlich nicht abrüsten wird, sondern jene noch viele Jahre mit großen Volumen aktiv bleiben wird. Darüber, dass die Mehrheit der NextGen-Grafikchips eben nicht aus der 5nm-Fertigung kommt, sondern vielmehr der 6nm-Fertigung, hofft AMD vermutlich eine Wiederholung der aktuellen Preis- und Liefersituation vermeiden zu können.

Für eine solche Strategie spricht auch ein weiterer Tweet seitens Greymon55 @ Twitter, welcher sich auf die RDNA3 nachfolgende RNDA4-Generation bezieht. Hierbei wird zum einen ausgedrückt, dass RDNA4 dann wieder ein volles Programm an entsprechenden Grafikchips – und somit keine Refreshes auf Basis früherer Grafikchip-Architekturen – mitbringen wird. Zum anderen scheint auch RDNA4 wiederum jenen Fertigungstechnologie-Mix zu verwenden: Bei RDNA3 sind es 5nm & 6nm, bei RDNA4 sollen es 3nm & 5nm sein. Dies soll im Fall von RDNA4 erst einmal nur für die dortigen MCM-Konstrukte gelten, sprich es dürfte dort das GCD aus der 3nm-Fertigung sowie das MCD aus der 5nm-Fertigung kommen. Zumindest denkbar wäre allerdings auch die Verwendung der 5nm-Fertigung für eventuelle monolithische Chips der Navi-4X-Generation – falls es jene dort noch geben sollte.

RDNA4 is a full product line with a common architecture, and RDNA4 MCM will use 3nm+5nm.
Quelle:  Greymon55 @ Twitter am 19. August 2021

Der dahinterstehende Ansatz wäre dabei jeweils derselbe: Über die teilweise Verwendung einer älteren Fertigungstechnologie räumt AMD Waferkapazitäten unter der neuen Fertigungstechnologie zum einen für die Grafik-Spitzenprodukte und zum anderen für die eigenen Prozessoren (in diesem Fall dann Zen 5) frei. Damit ballt sich nicht alles unter der jeweils neuen Fertigungstechnologie und man kommt somit besser mit der gerade anfänglich bei jeder neuen Fertigung limitierten Anzahl an Wafern zurecht. Einen gewissen Nachteil hat jene Strategie allerdings: Sobald man komplette Grafikchips in einer älteren Fertigung auflegt, können jene dann nicht mehr so effizient sein wie die größeren Grafikchips unter der neuen Fertigung (im Verhältnis Performance zu Stromverbrauch). Es kann demzufolge schwieriger werden, gewisse Watt-Klassen im Einsteiger- und Maintream-Bereich zu halten bzw. dort Watt-normiert substantielle Performancegewinne aufzubieten.