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Hardware- und Nachrichten-Links des 21./22. November 2020

Von Twitterer Patrick Schur kommt der Hinweis auf TGP-Werte von Navi 22. Grundlage sind hierbei laut den nachfolgenden Tweets augenscheinlich entsprechende Herstellerkarten – das ganze entspricht also nicht einer offiziellen Vorgabe, sondern schlicht der TGP-Bandbreite, unter welche jene Herstellerkarten antreten werden. Dies sind bei der größeren "Radeon RX 6700 XT" immerhin 186 bis 211 Watt TGP, bei der kleineren "Radeon RX 6700" (Verkaufsname noch mit einem Fragezeichen versehen, ergo noch nicht sicher) dann 146 bis 156 Watt TGP. Die TGP-Werte umfassen bei AMD nur Grafikchip und Speicher, nicht aber den Verbrauch des Grafikboards und der Spannungswandlung. Beim Navi-21-Chip ergibt dies eine Differenz von 50-60 Watt zum Gesamtverbrauch, bei Navi 22 sollte dies etwas kleiner bei 35-50 Watt liegen. Damit würde eine Radeon RX 6700 XT allerdings auf einem Gesamtverbrauch (bei AMD die "Total Board Power" = TBP) von mindestens 220 Watt herauskommen – was vergleichsweise nahe des offiziellen Verbrauchs der Radeon RX 6800 (250W TBP) herauskommen würde.

NV22 XT 186-211 W TGP (RX 6700 XT)
NV22 XTL 146-156 W TGP (RX 6700?)
12 GB GDDR6

Quelle:  Patrick Schur @ Twitter am 20. November 2020

Angesichts des enormen Hardware-Abstands zwischen Navi 21 (80 CU @ 256-bit) und Navi 22 (40 CU @ 192-bit) überrascht dieser hohe Verbrauch etwas, andererseits gab es auch schon früher Anzeichen für exakt dieserart Verbrauchswerte bei Navi 22. AMD scheint bei Navi 22 die Taktreserven seiner RDNA2-Architektur stärker auszunutzen, was dann etwas zuungusten des Stromverbrauchs und vermutlich auch der Energieeffizienz geht – aber dafür kann man eben auch mit einem Grafikchip mit nur der Hälfte der Shader-Cluster auskommen. Daneben werden augenscheinlich beide Navi-22-Grafikkarten gleich 12 GB Grafikkartenspeicher tragen – was man bisher noch in Frage stellen konnte, da angeblich auch eine extra Navi-22-Variante mit nur 160-Bit-Interface und somit nur 10 GB Speicher in Vorbereitung ist. Aber womöglich kommt jene noch extra auf Basis einer noch stärkeren Navi-22-Abspeckung – ein Punkt, zu welchem derzeit noch gar nichts bekannt ist.

Chip Hardware Speicher Liste Release
Radeon RX 6900 XT Navi 21 XTX 80 CU @ 256 Bit 16 GB GDDR6 $999 8. Dezember 2020
Radeon RX 6800 XT Navi 21 XT 72 CU @ 256 Bit 16 GB GDDR6 $649 18. November 2020
Radeon RX 6800 Navi 21 XL 60 CU @ 256 Bit 16 GB GDDR6 $579 18. November 2020
Radeon RX 6700 XT Navi 22 XT 40 CU @ 192 Bit 12 GB GDDR6 ? angeblich Januar 2021
Radeon RX 6700 Navi 22 XTL möglw. 32-36 CU @ 192 Bit 12 GB GDDR6 ? angeblich Januar 2021
"Radeon RX 6600 XT" Navi 22 XL möglw. 28-32 CU @ 160 Bit 10 GB GDDR6 ? ?
Angaben zu noch nicht releasen/vorgestellten Grafikkarten natürlich unsicher.

Zu den letzten nVidia-Geschäftszahlen kommt die wichtige Anmerkung, wonach nVidia die Umsätze mit dem Switch-SoC nicht unter "OEM & Other" einordnet, sondern tatsächlich unter der GeForce-Sparte. Dies ergibt für jene natürlich einen extra Boost, weil die Switch-Konsole derzeit mal wieder prächtig läuft, teilweise sogar mit Lieferproblemen zu kämpfen hatte. Allerdings kann der Switch-SoC natürlich nicht den großen Umsatzanstieg von 617 Mio. Dollar der GeForce-Sparte von zweitem auf das dritte Quartal erklären, dafür ist dessen Umsatzanteil mutmaßlich viel zu klein. Genaue Zahlen gibt es zwar nicht, aber man weiss von AMDs Konsolen-Geschäft, dass selbiges in schwachen Zeiten immer mindestens 300-400 Mio. Dollar schwer war – bezogen noch auf die Vorgänger-Konsolen, aber dafür immerhin gleich zwei davon. Der Umsatzanteil des Switch-SoCs innerhalb der nVidia-Geschäftzahlen dürfte somit ganz grob im Rahmen von 100-300 Mio. Dollar pro Quartal rangieren, die reine Steigerungsrate zwischen zweiten und dritten Quartal muß um so geringer gewesen sein. Der große Umsatztreiber kann das Switch-Geschäft ergo nicht gewesen sein, dies muß tatsächlich aus dem Feld der wirklichen GeForce-Grafikkarten gekommen sein.

Bezüglich der kürzlich thematisierten AMD-eigenen Performance-Prognose zu Radeon RX 6800 /XT gibt es einige Kritik, dass AMD hierbei eventuell zu kleinlich angegangen würde, während im Gegensatz dazu bei nVidia der Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit der Ampere-Performance nicht angesprochen wird. Zur AMD-Performance sei kurz erwähnt, dass es hierbei weniger um Kritik an AMD geht, als vielmehr um eine Aufarbeitung der vorliegenden Zahlen – welche letztlich ja auch wichtig ist zur Beurteilung der Frage, wie weit Hersteller-Benchmarks von dem Bild entfernt liegen können, wie es unter unabhängigen Benchmarks dann herauskommt. Bei nVidia ist diese Differenz rein gefühlt möglicherweise noch größer, aber nVidia hatte viel weniger konkrete Benchmarks aufgelegt, womit sich auch kaum Material ergibt, mittels welchem man wirklich zwischen nVidia-Vorgabe und Tester-Realität vergleichen kann. Die einzigen konkreten Benchmarks bieten leider nur drei Spiele-Titel ohne RayTracing an (im Gegensatz zu gleich 10 Spiele-Titeln bei den AMD-Benchmarks) und ergeben damit folgende Vergleiche zwischen nVidias eigenen sowie unabhängigen Benchmarks:

nVidia-Vorhersage Realität Differenz
GeForce RTX 3080 vs. GeForce RTX 2080 Super +62,6% +59,6% -3,0 Prozentpunkte
GeForce RTX 3070 vs. GeForce RTX 2070 Super +39,3% +37,4% -1,9 Prozentpunkte
nVidia-Vorhersage und unabhängige Benchmarks jeweils unter der UltraHD/4K-Auflösung, ohne RayTracing oder/und DLSS

Eigentlich sind die nur drei (ausgesuchten) Benchmarks ja deutlich zu wenig für einen solchen Vergleich – aber auch so kann man sehen, dass nVidias eigene, festnagelbare Benchmarks bereits unerwartet zielsicher auf die real gemessene Performance der Ampere-Grafikkarten hingewiesen haben. Gegenüber dem gefühlten Erinnerungs-Bild von der Ampere-Vorstellung mag dies sicherlich deutlich anders aussehen, hier hatte es nVidia augenscheinlich geschafft, unterschwellig ganz andere Performance-Erwartungen aufzubauen: Oftmals gab es Performance-Versprechungen von "up to 2x", meist unter Einbeziehung von RayTracing und manchmal auch mit gar nicht genau spezifizierten Karten-Vergleichen, zudem wurden (korrekte) Rechenzuleistungs-Zuwächse von bis dem 2,5fachen genannt – was sich dann gegenseitig zu bestätigen schien. Allerdings wurde auch schon in der seinerzeitigen 3DC-Berichterstattung klar gesagt, dass sich nVidia außerhalb von RayTracing eigentlich nur +75% zwischen Turing und Ampere zugestanden hatte und man Ampere somit irgendwo zwischen +40% bis +70% erwarten darf. Die Erwartung einer Performance-Verdopplung durch Ampere wurde an dieser Stelle somit nie gehegt.

Eventuell könnte man nVidia "vorwerfen", ein cleveres Marketing betrieben zu haben, welches trotz dem offenen Zeigen einer ziemlich gut zutreffenden Performance-Prognose breitflächig eine viel höhere Performance-Erwartung suggerieren konnte – was jeder Marketing-Mensch allerdings als absolute Adelung jener Arbeit verstehen würde. Wenn dann muß sich nVidia überlegen, ob es wirklich Sinn macht, überhaupt solcherart unerfüllbare Erwartungshaltungen zu generieren, selbst wenn jene nur auf einem (geförderten) Mißverständnis des Betrachters aufbauen. Die später aufgestellten unabhängigen Benchmarks entlarven diesen falschen Performance-Anspruch letztlich doch, die Mißbilligung der informierten Käufer kommt somit garantiert. Aber natürlich kann nVidia an dieser Stelle auch fest darauf bauen, dass insbesondere jene Magazine, welche zur Ampere-Vorstellung eifrig die Performance-Verdopplung kommuniziert hatten, sich aus allen Vergleichen zwischen eigener früherer Darstellung und heutiger Benchmark-Realität wohlweislich heraushalten oder (wie nVidia) auf das "up to" verweisen werden. Solcherart Vergleiche gibt es nur bei Magazinen, wo Fehler auch tatsächlich thematisiert werden können, oder wo die Masse/Schwere der Fehler letztlich gar nichts anderes zuläßt – letzteres nach Wahl des Lesers.