Mittels weiterer Detail-Informationen fügt sich langsam ein gewisses Bild zu AMD kommenden Grafikkarten-Portfolio auf Basis der RDNA2-basierten Grafikchips der "Navi 2X" Chip-Familie, resultierend in der "Radeon RX 6000" Grafikkarten-Serie, zusammen. Die neuere Informationen kommen zum einen zweimal von Twitter: So tritt laut Yuko Yoshida @ Twitter die "Navi 21 XT" Chip-Variante im Vollausbau des Navi-21-Chips an – eine Information, welche im übrigen an andere Stelle aber auch anders gesehen wird. Wichtig an dieser Stelle ist jedoch vor allem der Hinweis, dass Abspeckungen des Navi-21-Chips immer ganze 8 Shader-Cluster umfassen müssen, es also nur Chip-Varianten mit 80, 72, 64, 56 Shader-Clustern geben kann. Währenddessen macht Rogame @ Twitter auf eine zweite Speicherbestückung des Navi-22-Grafikchips mit 10 GB Speicher aufmerksam: Jene dürfte wohl für eine Abspeckung dieses Navi-22-Chips Verwendung finden, sprich eine potentielle "Navi 22 XL" Chip-Variante. Und zum anderen vermelden Videocardz einen umfangreichen Leak zu Hardware-Daten der Radeon RX 6000 Serie, bei welchem zum ersten Mal den Chip-Varianten nun auch konkrete Grafikkarten-Namen zugeordnet wurden. Noch passen alle diese Informationen nicht gänzlich unter einen Hut, womit die nachfolgende Auflistung in Details etwas vager ist als die Videocardz-Aufstellung, sprich mehr Raum für kleinere Abweichung bei den Detail-Angaben läßt:
Chip | Hardware | Speicher | Listenpreis | Performance | Release | |
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Radeon RX 6900 XT | Navi 21 XTX | 80 CU @ 256 Bit | 16 GB GDDR6 | ca. $749-799 | ungefähr wie RTX3080 | Nov. 2020 |
Radeon RX 6800 XT | Navi 21 XT | 72-80 CU @ 256 Bit | 16 GB GDDR6 | ca. $549-649 | 5-10% langsamer als RTX3080 | Nov. 2020 |
Radeon RX 6800 | Navi 21 XL | 56-64 CU @ 192-256 Bit | 12-16 GB GDDR6 | ca. $399-499 | grob wie RTX3070 | Nov. 2020 |
Radeon RX 6700 XT | Navi 22 XT | 40 CU @ 192 Bit | 12 GB GDDR6 | ca. $299-399 | grob wie RTX3060Ti | Jan. 2021 |
Radeon RX 6700 | Navi 22 XL | 32 CU @ 160 Bit | 10 GB GDDR6 | ca. $249-299 | grob wie RTX3060 | Jan. 2021 |
Anmerkung: vorläufige, unsichere Daten |
So gibt es zur Anzahl der Shader-Cluster bei der Radeon RX 6800 XT (Navi 21 XT) widersprechende Angaben von entweder 72 oder 80 Stück. Aufgrund des vermutlich eher geringen Performance-Abstands zur Radeon RX 6900 XT (Navi 21 XTX) könnten es durchaus beide Varianten sein – gut möglich schließlich, dass AMD beim Navi-21-Chip genauso wie nVidia beim GA102-Chip an der absoluten Leistungsspitze in Skalierungs-Probleme läuft und daher die Performance-Differenz zwischen 72 und 80 Shader-Cluster eher marginal ausfällt. Für 72 Shader-Cluster spricht in jedem Fall die bessere Fertigungsausbeute und bessere Produkt-Differenzierung, für 80 Shader-Cluster hingegen der breitere Abstand zur Radeon RX 6800 (Navi 21 XL), welcher bei 64 zu 72 Shader-Clustern wohl zu gering ausfallen dürfte. Unterhalb von 64 Shader-Clustern darf die Radeon RX 6800 (Navi 21 XL) jedoch kaum gehen, ansonsten wäre deren augenscheinliches Performance-Ziel eines Gleichstands mit der GeForce RTX 3070 in Gefahr. Gänzlich unmöglich sind nur 56 Shader-Cluster auf der Radeon RX 6800 (Navi 21 XL) aber auch wieder nicht, mit den höheren Taktraten der Navi-2X-Chipserie ist schließlich so einiges auszugleichen.
Eben weil hierzu noch zu stark widersprechende Angaben durch die Gegend fliegen, lohnt derzeit noch kein Hochrechnen auf Basis etwaiger Rohleistungen – dies auch, weil kein Ankerpunkt hierzu bekannt ist, jener ergibt sich erst nach Vorliegen von belastbaren Performance-Daten zur ersten Radeon RX 6000 Lösung. Man kann derzeit ergo nur sehr grob von der bekannten Performance der Shader-Cluster von RDNA1 und Turing ausgehen, dann den Taktraten-Vorteil von RDNA2 (auf 2.2 GHz grob +20%) einrechnen und damit eine sehr grobe und ohne etwaige IPC-Gewinne rechnende Performance-Prognose abgeben. Davon ausgehend benötigt AMD unter der RDNA2-Architektur grob +10% mehr Shader-Cluster, um mit nVidias Ampere-Architektur gleichzuziehen – bei den Navi-22-Lösungen vermutlich noch weniger, weil unter dem Navi-22-Chip noch höhere Taktraten erwartet werden dürfen bzw. dort auch AMDs Differenz beim Speicherinterface oftmals kleiner ausfällt. Davon ausgehend ergibt sich die folgende grobe Performance-Einordnung der Radeon RX 6000 Grafikkarten gegenüber nVidias aktuellem wie früherem Grafikkarten-Angebot. Jene Aufstellung ist nicht auf eine wirklich gleiche Performance hin ausgerichtet, es geht allein um ein grob ähnliches Performance-Level, um die generelle Angebots-Struktur dieser verschiedenen Grafikkarten-Generationen erfassbar zu machen:
Pascal | Turing | Ampere | RDNA2 |
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GeForce RTX 3090 82 SM @ 384 Bit GDDR6X |
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GeForce RTX 3080 68 SM @ 320 Bit GDDR6X |
Radeon RX 6900 XT 80 CU @ 256 Bit GDDR6 |
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Radeon RX 6800 XT 72-80 CU @ 256 Bit GDDR6 |
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GeForce RTX 2080 Ti 68 SM @ 352 Bit GDDR6 |
GeForce RTX 3070 46 SM @ 256 Bit GDDR6 |
Radeon RX 6800 56-64 CU @ 192-256 Bit GDDR6 |
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GeForce RTX 2080 Super 48 SM @ 256 Bit GDDR6 |
GeForce RTX 3060 Ti 38 SM @ 256 Bit GDDR6 |
Radeon RX 6700 XT 40 CU @ 192 Bit GDDR6 |
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GeForce GTX 1080 Ti 28 SM @ 352 Bit GDDR5X |
GeForce RTX 2070 Super 40 SM @ 256 Bit GDDR6 |
GeForce RTX 3060 30 SM @ 192 Bit GDDR6 |
Radeon RX 6700 32 CU @ 160 Bit GDDR6 |
GeForce RTX 2060 Super 34 SM @ 256 Bit GDDR6 |
GeForce RTX 3050 Ti 24-26 SM @ 192 Bit GDDR6 |
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GeForce GTX 1080 20 SM @ 256 Bit GDDR5X |
GeForce RTX 2060 30 SM @ 192 Bit GDDR6 |
GeForce RTX 3050 20 SM @ 128 Bit GDDR6 |
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GeForce GTX 1070 15 SM @ 256 Bit GDDR5 |
GeForce GTX 1660 Super 22 SM @ 192 Bit GDDR6 |
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Anmerkung: Sehr schematische Performance-Einordnung, kann im Detail beachtbar abweichen! |
AMD dürfte den Einsteiger- und Mainstream-Teil seines Radeon RX 6000 Portfolios dann noch mittels Grafikkarten auf Basis der nachfolgenden Grafikchips "Navi 23" und "Navi 24" auffüllen. Dies wird aber dann erst im Laufe des Jahres 2021 passieren, während der "Navi 22" Grafikchip augenscheinlich etwas vorfristig ansteht und die darauf basierte "Radeon RX 6700" Serie somit schon im Januar 2021 antreten soll. Bis einschließlich dieses nächsten Januars wird AMD dann aber zumindest sein neues Angebot im Midrange- und HighEnd-Segment im Markt stehen haben, mit immerhin bis zu fünf neuen Grafikkarten. Wie gut jene gegenüber nVidias Ampere-Grafikkarten abschneiden werden, ergibt sich logischerweise erst nach ausführlichen Tests und in Verbindung mit dem konkret gewählten Preispunkt – spricht Punkten, welche sich erst in den kommenden drei Monaten ergeben werden. Absehbar ist derzeit aber schon ein weiterer Punkt, welcher AMD insbesondere im Fall eines Gleichstandes enorm weiterhelfen dürfte: Augenscheinlich treten alle RDNA2-Grafikkarten mit klar höheren Speichermengen gegenüber ihren jeweiligen Ampere-Gegenstücken an. Sofern nVidia hierbei nicht gegensteuert oder aber gewichtige Argumente in anderen Punkten für sich hat, kann allein die reine Speicher-Situation schon den Ausschlag zugunsten von AMDs Angeboten geben:
AMD RDNA2 | nVidia Ampere | |
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Enthusiast | GeForce RTX 3090 – 24 GB | |
HighEnd | Radeon RX 6800/6900 XT – 16 GB | GeForce RTX 3080 – 10 GB |
Midrange I | Radeon RX 6800 – 12-16 GB | GeForce RTX 3070 – 8 GB |
Midrange II | Radeon RX 6700 XT – 12 GB | GeForce RTX 3060 Ti – 8 GB |
Mainstream | Radeon RX 6700 – 10 GB | GeForce RTX 3060 – 6 GB |
Derzeit sind diese Messen natürlich allesamt noch nicht gelesen, ist schließlich noch nicht einmal die GeForce RTX 3070 im Markt und damit deren Performance-Punkt eindeutig bekannt. AMD und nVidia haben derzeit noch alle Chancen, das ganze zu jeweils ihren Gunsten zu gestalten, gerade da die Detail-Daten zu allen Grafikkarten außerhalb von nVidias initialer Ampere-Ankündigung noch nicht offiziell und somit jederzeit noch änderbar sind. nVidia war zwar etwas früher dran, ab sofort sollten sich die Zeitpläne jedoch vermutlich eher angleichen, beispielsweise werden GA106-basierte Lösungen (GeForce RTX 3060) auch erst zum Jahresbeginn 2021 erwartet. Beide Grafikchips-Entwickler dürften natürlich nun um so mehr darauf bedacht sein, nichts konkretes zu den eigenen Plänen nach draußen dringen zu lassen. Denn gerade bei den kleineren Grafiklösungen sind die Spielräume (meistens) größer als im Spitzen-Bereich (wo die Chips maximal ausgereizt werden und dann einfach nicht mehr möglich ist), könnte man also jederzeit mittels Anpassung der Hardware-Spezifikationen noch einen (für die Gegenseite) unerwarteten Konter fahren. Große Bedeutung kommt daher den (im November zu erwartenden) Launchreviews zur ersten RDNA2-Grafikkarte zu, weil damit wie gesagt ein Ankerpunkt zur RDNA2-Performance gesetzt werden kann und somit das nachfolgende RDNA2-Portfolio besser abschätzbar wird.