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Hardware- und Nachrichten-Links des 22. Juni 2020

Twitterer Apisak vermeldet einen ersten TimeSpy-Wert zum Ryzen 9 3900XT – welcher wie die bisherigen 3DMark13-Werte zum "Matisse-Refresh" doch eher ernüchternd ausfällt. Zwar wird ein Vergleichswert von AnandTech um ein paar Prozentpunkte überboten, gegenüber einem Vergleichswert von Tweakers liegt der Ryzen 9 3900XT allerdings (leicht) zurück – so wie eben schon den bei den bisherigen 3DMark-Resultaten der XT-Prozessoren. Dabei dürften die 3DMark-Tests sowieso nicht gut zur Performance-Beurteilung dieser Prozessoren taugen, da selbige Testsoftware augenscheinlich stärker zwischen einzelnen Systemen schwankt als die geringe Taktraten-Differenz zwischen Ryzen 9 3900X (3.8/4.6 GHz) und Ryzen 9 3900XT (3.8/4.7 GHz) überhaupt hergibt. Gemäß der vorliegenden Benchmarks muß man sich allerdings somit auch nicht auf einen eventuell beachtbaren Performancesprung einstellen, wahrscheinlich gibt es nur die von AMD genannten (bestenfalls) +4% Singlethread-Performance sowieso keinerlei wirklich relevanten Vorteile bei der Multithread-Performance.

Taktraten 3DM13 FS Physics 3DM13 TS CPU
Ryzen 9 3900XT 3.8/4.7 GHz 29172 12913
Ryzen 9 3900X  (lt. AnandTech) 3.8/4.6 GHz 27137 12624
Ryzen 9 3900X  (lt. Tweakers) 3.8/4.6 GHz 29225 13047

Die ComputerBase vermeldet die erste Ampere-Grafikkarte – natürlich basierend auf dem GA100-Chip bzw. dessen "A100"-Ausführung für den HPC-Einsatz. Faktisch handelt es sich um die Grafikkarten-Variante des bisherigen SXM4-Moduls mit interessanterweise denselben Taktraten und Rohleistungen zu allerdings klar niedriger TDP: Der SXM4-Modul liegt bei 400 Watt, die PCI-Express-Ausführung nur bei 250 Watt. nVidia hat gegenüber der ComputerBase die Differenz (bei wie gesagt nominell gleicher Rohleistung) damit erklärt, dass die Rohleistungs-Angaben nur Peak-Werte darstellen – und während das SXM4-Modul jene dank großzügiger TDP auch dauerhaft erreichen kann, die PCI-Express-Ausführung in der Praxis zwischen 10-33% darunter herauskommen wird. Anders formuliert ist die PCI-Express-Ausführung somit TDP-abgeregelt, wie bei jeder normalen Grafikkarte auch – während das SXM4-Modul diesbezüglich ziemlich frei ist, die Hardware zuungunsten der Stromverbrauchs-Effizienz voll ausgefahren wird. Um zu normalen PC-Grafikkarten zu vergleichen, sind demzufolge eher denn die Performance-Werte der PCI-Express-Ausführung von Relevanz, denn einen freilaufenden Stromverbrauch gibt es im PC-Bereich einfach nicht mehr. Die Performance des SXM4-Moduls grob -25% dürften also ungefähr das ergeben, was der GA100-Chip (in dieser auf 108 aktive Shader-Cluster beschnittenen Ausführung) unter einem üblichen Power-Limit des PC-Bereichs zu leisten im Stande ist.

Die PC Games Hardware berichtet über eine Kontroverse zu AMDs "Renoir" APU, welche sich anhand der unterschiedlichen Auslegung des verfügbaren Die-Shots ergibt: Laut der Aufschlüsselung der abgebildeten Hardware-Einheiten seitens Locuza sind 20 Lanes PCI Express zu sehen, laut der Aufschlüsselung von Twitterer Nemez hingehen allerdings gleich 24 Lanes. Abzüglich der üblichen vier Lanes zur Anbindung des Mainboard-Chipsatzes sowie vier weiterer Lanes für eine direkt an der CPU hängende SSD würden in letzterer Auflösung immerhin noch 16 PCI Express Lanes übrig bleiben – welche man dann durchaus zu einer standesgemäßen Grafikkarten-Anbindung nutzen könnte. Sicher ist diese Auslegung derzeit noch nicht, aber es besteht somit der Hinweis, dass die Renoir-APU auf Hardware-Basis über mehr PCI Express Lanes verfügt, als zu deren Vorstellung genannt. Dabei würde eine sich damit ergebende bewußte Abkappung auf 8 (nutzbare) PCI Express Lanes nicht überraschen, denn im Notebook-Bereich bedeutet diese Einsparung schlicht eine Stromverbrauchs-Ersparnis ohne beachtbare Performance-Auswirkungen. Für den kommenden Desktop-Einsatz der Renoir-APU wären hingegen die vollen 16 PCI Express Lanes durchaus interessant, gerade da es "nur" PCI Express 3.0 gibt.

Nachricht des Tages ist sicherlich der (allerdings bereits erwartete) Wechsel von Intel- zu ARM-Prozessoren durch Apple, ComputerBase, Golem & Spiegel berichten. Selbiger gilt selbstverständlich nicht nur für den Mobile-Bereich, sondern auch für ausgewachsene iMacs gedacht – womit Apple sich dann auch ernsthaften Performance-Fragen stellen muß. Dabei überrascht etwas die hohe Zielsetzung, nach einem ersten Gerät zum Jahresende 2020 dann bereits Ende 2022 mit diesem Wechsel durch zu sein. Dies bedeutet, dass Apple bereits entsprechende ARM-Chips für alle Produktklassen in Vorbereitung hat und selbst bei den erst Ende 2022 erscheinenden Geräten schon nahe dem Design-Ende (der CPU) sein dürfte. Apple ist sich demzufolge augenscheinlich sicher, mit den aktuell in Entwicklung befindlichen Apple-CPUs (und nicht erst Zukunfts-Varianten davon) bereits auf der Performance-Schiene mithalten zu können. Inwiefern dies wirklich gut geht, bleibt allerdings besser das reale Resultat abzuwarten.

Die hohe Effizienz der ARM-Architektur wird Apple diesbezüglich nicht wesentlich weiterhelfen, auch die teilweise nahe an x86-Prozessoren liegende IPC der Apple-Eigenentwicklungen sind nur die halbe Miete – die Frage ist, ob Apple auch für den Desktop-Einsatz übliche Taktraten erreichen, respektive IPC und hohe Taktraten verbinden kann. Die Tonlage der Ankündigungsshow hat dabei durchaus die Deutung offengelassen, dass der Punkt der reinen Performance bei Apple zukünftig wohl nicht mehr so stark betonen wird bzw. dass man sich mittels höchstmöglicher Optimierung zwischen Hard- und Software zu retten versucht. Sicherlich wäre dies auch eine Strategie, gemessen an dem Punkt, dass für viele Nutzer im PC-Bereich inzwischen absolut ausreichend Performance zur Verfügung steht – es ginge nur etwas gegen das bisherige Apple-Paradigma, immer das allerbeste liefern zu wollen. Eine besondere Bewandtnis bezüglich des Prozessoren-Marktes hat dieser Schritt dann im übrigen nicht: Intel verliert zwar einen wichtige Kunden, aber es kommt kein neuer Marktteilnehmer hinzu – denn Apple wird seine CPU-Eigenentwicklungen garantiert nicht verkaufen oder lizenzieren, sondern natürlich immer nur zu Stärkung der eigene Marke einsetzen.   (Foren-Diskussion zum Thema)