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Hardware- und Nachrichten-Links des 26./27. März 2018

Auf seiner Hausmesse GTC 2018 hatte nVidia augenscheinlich nichts zu zukünftigen Grafikchip-Architekturen zu sagen – das Thema war hingegen einmal mehr "Volta": Vorgestellt wurde eine GV100-basierte Quadro-Karte, eine Tesla V100 mit nunmehr gleich 32 GB Speicher sowie ein neuer GPU-Cluster DGX-2, welcher mit einem NVSwitch immerhin 16 GV100-Grafikchips für insgesamt 81.920 Shader-Einheiten verbindet. Auch gab es (schon seit längeren) keine neue nVidia-Roadmap – aus selbigen hatte man früher immer noch eine grundsätzliche Marschrichtung bei nVidia erkennen können. Doch die letzten bekannten nVidia-Roadmaps enden mit "Volta" im Jahr 2017 – für das "danach" hat nVidia nunmehr seit einigen Jahren nichts offizielles mehr verlauten lassen. Natürlich ist es möglich, das von der Nachfolge-Generation jetzt im März eben einfach noch nichts spruchreifes existiert, das man damit also einfach noch nicht angeben konnte. Dennoch ist es etwas verwunderlich, das nVidia keinerlei Zukunftsperspektiven aufzeigt – gegenüber dem Gamer kann man dies ja so handhaben, jene müssen sowieso das nehmen, was vorgesetzt wird.

Im professionellen Bereich jedoch ist eine langfristige Planung üblich wie notwendig, will man gerade für Großprojekte wie Supercomputer regelmäßig Jahre im voraus von den Technik-Herstellern wissen, was machbar sein wird. Gut möglich natürlich, das selbiges derzeit nur noch hinter verschlossenen Türen stattfindet – aber ein kleiner offizieller Hinweis seitens nVidia, wohin die Reise gehen wird, wäre dennoch nicht verkehrt. Von den vorstehend notierten GV100-Neuerungen ist im übrigen die Tesla V100 mit gleich 32 GB HBM2-Speicher die interessanteste – eben wegen der Speichergröße. Denn da es (natürlich) weiterhin nur 4 Speicherstacks sind, werden somit bei dieser Grafikkarte HBM2-Stacks à 8 GB verbaut – sprich, diese in den Katalogen der Speicherhersteller lange Zeit angegebene Möglichkeit ist nun endlich real lieferbar. Dies ermöglicht beispielsweise bei Grafikkarten mit nur 2 HBM2-Speicherstacks (und damit einem 2048 Bit breiten Speicherinterface wie bei Vega 10) eine Speichermenge von gleich 16 GB – womit HBM2 auch im Gamer-Bereich gerüstet für die nächste Grafikchip-Generation wäre.

Phoronix vermelden Support-Einträge im Linux-Kernel zugunsten von AMDs Vega 12 Grafikchip. Solche Einträge zeigen normalerweise eine baldige Nutzung an – womit sich dann auch klären dürfte, was sich hinter diesem Grafikchip verbirgt, welchen AMD selber bislang noch nirgendwo offiziell erwähnt hat. Wir würden ja immer noch als gute Möglichkeit ansehen, das sich hierunter schlicht der Vega-Grafikchip in Intels Kaby-Lake-G verbirgt – dies würde zeitlich gut zusammenpassen. Zudem scheint AMD bezüglich weiteren Vega-Grafikchips außerhalb von Vega 20 generell nichts mehr zu tun, der eigentlich noch im Herbst 2017 als fertiges Produkt anstehende Vega 11 wurde beispielsweise augenscheinlich gecancelt. So wie es derzeit aussieht, versucht sich AMD bis zur 2019er Navi-Generation mit der aktuellen Angebots-Zweiteilung zwischen Polaris und Vega durchzuhangeln, wird die bestehenden Grafikchips kaum vorher ersetzen, sondern allenfalls mit Vega 20 nochmals eine neue Top-Lösung oben drauf pflanzen.

Im Fall von nVidias "GeForce Partner Program" und der damit ausgelösten Umwälzungen im Grafikkarten-Business sei noch darauf hingewiesen, das die von der US-Webseite von MSI entfernten AMD-Grafikkarten des "GAMING"-Brands sowohl über die Suchfunktion als auch über Direktlinks nach wie vor erreichbar sind. MSI hat diese einzelnen Webpages also nicht stillgelegt, sondern listet die betreffenden Grafikkarten nur nicht mehr in der eigenen Übersicht. Aber dies ist wohl auch gar nicht anders handelbar, schließlich kann der Support an den einstmals verkauften "GAMING"-Grafikkarten mit AMD-Chipunterbau nicht gleich eingestellt werden, müssen Spezifikationen etc. auch weiterhin online verfügbar bleiben. Nur für Neukunden ergibt sich somit der erste Anschein, das MSI unter dem "GAMING"-Brand keine AMD-basierten Grafikkarten führt – was dann auch über die Einzelhändler bestätigt wird, in den USA sind diese Modelle nahezu komplett aus dem Handel verschwunden und auch hierzulande wird das diebezügliche Angebot schon spürbar weniger, was auf einen Auslauf-Status hindeutet.

Im übrigen verliert MSI durch diese Aktion nicht nur AMD-Grafikkarten in seinem Top-Brandnamen, sondern sogar viele der beliebesten AMD-basierten Grafikkarten als regelrechtes Produkt. Denn die augenscheinlich ersatzweise in den USA aufgelegten ungelabelten neuen MSI-Modelle mit AMD-Unterbau (gut am untypisch schwarzen Karton ohne eigenen Brandnamen zu erkennen) laufen nicht nur rein mit Referenz-Taktraten, sondern verzichten auch auf die für die "GAMING"-Modelle von MSI typische Kühlkonstruktion. Jene hatte sich in der Vergangenheit einige Reputation erworben – ein Punkt, auf welchen MSI hiermit verzichten muß. Dabei ist MSI in dieser Angelegenheit kaum ein echter Vorwurf zu machen, fühlte man sich augenscheinlich gezwungen, die nVidia-Bedingungen mitzugehen – selbst wenn es als unschöne Begleiterscheinung flapsige Postings eines MSI-Mitarbeiters gab, welche unnötig Öl ins Feuer goßen. Die Grafikkarten-Hersteller können an dieser Stelle realistischerweise aber sowieso nur entscheiden, nVidias Forderungen letztlich mitzugehen – alles andere wäre wirtschaftlich nicht darstellbar. In dieser Frage ist MSI inzwischen auch nicht mehr allein, auch bei anderen Grafikkarten-Herstellern ist diese Tendenz schon sichtbar geworden.