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Hardware- und Nachrichten-Links des 27. April 2016

In einem Interview mit Ars Technica reitet AMDs Roy Taylor deutlich auf dem Punkt herum, das AMD mit der kommenden Polaris-Generation die potentielle Nutzerschar von VR-Gaming deutlich verbreitern will – und das dies bei nVidias konkurrierender Pascal-Generation nicht der Fall sein soll. Damit spielt man darauf an, das von nVidias GP104-Chip eher HighEnd-Preise zu erwarten sind, von AMDs Polaris-10-Chip jedoch eher gangbare Preise (das Wort "Mainstream" oder auch "Midrange" passt allerdings weniger zu einem Preisbereich bis unterhalb 400 Dollar). In jedem Fall lautet AMDs These hierbei, das nVidia mit seiner Hochpreisstrategie wenig dazu beitragen wird, die Masse der VR-fähigen PC-Systeme (ab Leistungsklasse Radeon R9 290X & GeForce GTX 970) signifikant zu erhöhen, während AMD mit seiner niedriger angesetzten Preisstrategie bei Polaris für eine deutliche Zunahme der VR-fähigen PC-Systeme sorgen will. Eine ähnliche Argumentation hatte AMD schon zu einem früheren Zeitpunkt angebracht, wie folgende Präsentationsfolie von der VRLA Winter Expo 2016 zeigt:

Unabhängig davon, ob jene AMD-These passt, sehen viele Beobachter hierin eine gewisse Zielpreisvorgabe seitens AMD bezüglich Polaris 10 bzw. dessen größter Grafikkarten-Lösung – eben die seinerzeit schon genannten 349 Dollar. Die GeForce GTX 970 kam bekannterweise für 329 Dollar in den Markt, auch dies wäre dann noch ein denkbarer Preispunkt für Polaris 10. Damit würde AMD in der Tat nVidia einigermaßen ausstechen, denn nVidias GP104-Chip ist eher weniger für solche Preispunkte gemacht. Mit einer abgespeckten GP104-Lösung wird nVidia einen solch niedrigen Preispunkt wohl doch mitgehen können – aber die große Aufmerksamkeit wird erst einmal AMD ernten bis einer Strategie, welche nicht auf "billig", sondern vielmehr auf das Erreichen von bekannten "Sweet Spots" setzt. Zudem dürfte es interessant werden zu sehen, ob nVidia seine eigene Preislage daraufhin nicht eventuell anpassen muß – was natürlich nur zum Vorteil der Grafikkarten-Käufer wäre, wenn die kommende 14/16nm-Generation ihre Mehrleistung nicht auf höheren Preispunkten entfaltet, sondern es entweder Mehrleistung zum gleichen Preispunkt oder niedrigere Preispunkte bei Leistungsgleichheit gibt.

Mit einem Editorial auf Intels Webseiten hat Intel-CEO Brian Krzanich skizziert, wie man sich (derzeit) die mittel- bis langfristige Intel-Zukunft vorstellt – welche man mit einem Schlagwort überschreiben kann: "Weg von der PC-Zentrierung". Wenn man genauer nachliest und vor allem das Gesagte in Relation zu den von Intel angebotenen und erforschten Produkten setzt, dann geht es bei diesem Schlagwort allerdings nur um die jeweils angestrebten Märkte – nicht um die dahinterstehenden Produkte und Technologien. Sprich: Für seine Cloud- und Datacenter-Sparte wird Intel weiterhin kräftige Prozessoren benötigen, welche selbst im allerschlimmsten Fall immer als "Abfallprodukte" entsprechende PC-Prozessoren abwerfen werden. Auch die IoT-Sparte ist letztlich ein Prozessoren-Geschäft, nur das es sich hierbei um Klein- und Kleinstchips handelt – nichtsdestotrotz, hierbei ist massig Prozessoren-Knowhow vonnöten, dies ändert für Intel wenig. Etwas abweichend hiervon sind nur die Zukunftspfade in Richtung Speicherchips (3D XPoint), FPGA und 5G-Funktechnologie – aber hier darf man auf dem Teppich bleiben, jene werden selbst in weit absehbarer Zeit keinerlei größere Umsatzbrocken für Intel abwerfen. Intel bleibt primär ein Prozessoren-Entwickler – nur eben mit verändertem Marktfeld, nachdem der PC nicht mehr die ganz große Nummer im IT-Business ist.

Golem vermelden einen offiziellen Termin zur Nintendo NX von März 2017, entnommen Nintendos aktuellem Geschäftsbericht. Gemäß eines Nachtrags zu dieser Meldung hat Nintendo dann sogar ein erstes Spiel für die NX angekündigt (The Legend of Zelda) – und damit die Existenz dieser Konsole erstmals abgesehen von früheren Gerüchten und den trockenen Zahlen des Geschäftsberichts bestätigt. Der März-Termin mit zugleich der kürzlichen AMD-Aussage, einer der drei kommenden neuen SemiCustom-SoCs von AMD würde bereits im zweiten Halbjahr 2016 in Produktion gehen, ergibt natürlich die hypothetische Möglichkeit, das zumindest Sonys PS4K vielleicht sogar schon früher als Nintendos NX dran ist. Schließlich hat Sony die komplette Hardware-Infrastruktur schon stehen, benötigt nur noch den verbesserten PS4K-SoC – was wohl die einfachere Aufgabe ist als das Erstellen und Austesten einer komplett neuen Plattform wie bei Nintendo. Ist hingegen der schon dieses Jahr in Produktion gehende neue AMD-SoC für die Nintendo NX bestimmt, würde sich dieses Verhältnis umkehren: Dann hätte die NX denselben Zeitvorteil – und würde Sonys PS4K vielleicht erst im Sommer 2017 antreten. Wer hier zuerst kommt, wird noch eine interessante Frage – weil Nintendo die Chance hat, das Marktgeschehen vorzugeben, alternativ Sony die Chance hat, Nintendo noch vor dem NX-Launch den Wind aus den Segeln zu nehmen.