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Hardware- und Nachrichten-Links des 27./28. Februar 2017

AMDs "Capsaicin & Cream" Event auf der GDC 2017 hat leider nur wenig erhellendes über die kommende Vega-Generation hervorgebracht. Die einzige wirkliche Neuheit war die Verkündigung des Verkaufsnamens, welcher auf "Radeon RX Vega" lauten wird – und damit am Ende sogar mehr Fragen als Antworten bereithält. Denn es dürfte nicht ganz einfach sein, hierbei potentiell bis zu vier Grafikkarten unterzubringen (2x Vega 11 und 2x Vega 10) – es sei denn natürlich, AMD ordnet Vega-11-Grafikkarten in der normalen "Radeon RX 500" Serie ein, was dann allerdings für deren Käufer auch wieder seltsam aussehen mag. Zur Technik und Terminlage konkreter Vega-Grafikkarte wurde leider gar nichts gesagt, allenfalls wurden wiederum 64 Shader-Cluster (64 NCU) genannt, welche 4096 Shader-Einheiten beim Vega-10-Chip im Vollausbau ergeben sollten. Zudem wurde bestätigt, das die Vega-Generation generell FP16 zu doppelter Rechengeschwindigkeit beherrscht – jenes Feature wandert somit von den Spielekonsolen auch zu den PC-Gamern, selbst wenn die Spieleentwickler erst noch ganz am Anfang von dessen (potentiell erheblich Performance bringendem) Einsatz stehen.

Daneben wurden nur wieder eigentlich schon bekannte Details der Vega-Architektur aufgezählt – deren Wichtigkeit man jedoch erst nach Begutachtung von Benchmarks bewerten könnte, welche derzeit allerdings noch nicht vorliegen. Dabei ist AMD deutlich auf seinem High Bandwidth Cache Controller (HBCC) herumgeritten, welcher sowohl die Speichergrößen-Anforderungen im Zaum halten als auch für deutlich höhere Frameraten sorgen können soll – in einem Demo unter Deus Ex: Mankind Divided gab es glatt 50% mehr fps nur durch Aktivierung von HBCC, was sich regelrecht herausragend anhört. Solcherart "Wunderfeatures" kommen allerdings meistens mit irgendwelchen Haken daher, ergo sollte man derzeit beim Vega-Hypetrain besser noch auf der Bremse bleiben. Die Wahrheit bei Grafikkarten liegt dann doch eben in den (umfassenden) Benchmarks zum Launchtag – und alle einzelnen Features sind als Teilsumme in diesen Benchmarkwerten dann enthalten, ergo kann man ruhig jene entscheiden lassen, anstatt sich auf Einzelfeatures zu konzentrieren (zentrale Punkte wie die Speicherbestückung einmal ausgenommen).

Von der ComputerBase kommen teilweise beunruhigende Meldungen über den Fortgang des dort in Arbeit befindlichen Ryzen-Reviews. So hat man einige Probleme mit den Ryzen-Mainboards: Teilweise sogar reine Betriebsprobleme (sehr lange Bootzeiten), klare Schwierigkeiten mit der Speicherkompatibilität und genauso auch kuriose Benchmark-Werte. Noch kurioserweise sollen sich dabei AMDs eigene Benchmarks gut und mit den von AMD genannten Performancewerten nachstellen lassen, andere Benchmarks jedoch teilweise komplett anders reagieren. Andererseits muß man auch sagen, das wenn ein einzelnes neues Mainboard-BIOS gleich 15% mehr Performance erbringt, dann doch schlicht und ergreifend das Mainboard-BIOS nicht ausgereift ist und sich diese Anfangsprobleme wohl sogar beheben lassen sollten. Im Fall der Speicherkompatibilität will AMD hingegen erst 1-2 Monate nach dem Launch eingreifen – laut einem Asus-Statement hat sich AMD anfänglich rein auf die CPU-Performance konzentriert und wird diesen Punkt somit nachreichen müssen. Nichtsdestotrotz wird es nunmehr wirklich knapp, trotz ständig neuer BIOS-Versionen der Mainboard-Hersteller.

All dies ist natürlich im Extremfall durchaus geeignet, den Ryzen-Launch erheblich zu stören – bleibt zu hoffen, das es nicht so weit kommt, bei anderen Hardwaretestern soll die ganze Sache weitaus problemloser laufen (wobei die allermeisten Hardwaretester vor NDA-Fall sowieso gar nichts sagen, ergo die Menge der belastbaren Aussagen sehr gering ist). Andererseits war die Mainboard-Problematik vorauszusehen, wenn wie bekannt die Mainboard-Hersteller ihre Ryzen-Mainboards derart kurzfristig entwickeln mussten. Dem Ryzen-Launch hätte ein paar Wochen mehr Zeit sicherlich gut getan, AMD bringt sich damit mal wieder in unnötige Schwierigkeiten. Wenigstens sind derzeit keine langfristig wirksamen Probleme abzusehen, alle genannten Probleme sollten sich mittels BIOS-Updates lösen lassen. Problematisch könnte für AMD allerdings werden, wenn einzelne Hardwaretester am Launchtag noch auf unfertigen BIOS-Versionen unterwegs sind und damit schlechte Ryzen-Resulate präsentieren müssen – dies könnte den ganzen Ryzen-Launch nachhaltig stören, da sich die öffentliche Meinung sicherlich zu 90% am Launchtag herausbildet. Es bleibt zu hoffen, das AMD hinter den Kulissen versucht, diesen (unnötigen) Störfaktor in aktiver Zusamenarbeit mit den Mainboard-Herstellern sowie den Hardwaretestern zu verhindern.

Andererseits gibt es daneben auch ernsthafte Bedenken bezüglich der Ryzen-Performance. Angeblich soll wohl der Speicherkontroller höhere Latenzen erzeugen als bei Intel üblich – was in Benchmarks mit viel gleichförmigem Datenfluß keine Rolle spielt (Cinbench & Videocodierer), aber bei einigen RealWorld-Anwendungen für eine klar zurückhängende Performance sorgt. So berichten es in jedem Fall Canard PC und auch die ComputerBase – letztere mit einer sehr deutlichen Warnung, das alle Vorabzahlen bisher nur die Creme gezeigt haben oder auch teilweise einfach falsch sind, und daß das reale Gesamtergebnis klar niedriger ausfallen wird. Dies wäre dann mal ein echter Schock, denn bislang ging man davon aus, das gemäß der vorliegenden Cinebench-Werte sich bei den anderen Benchmarks nur noch etwas in einem gewissen Rahmen ändern kann, jedoch die Gesamtsituation mehr oder weniger schon vorgezeichnet wäre. Oder hat sich die ComputerBase bei ihrer Aussage nur auf unrealistisch hohe Erwartungen bezogen, nachdem Ryzen nun auch noch die schnell taktenden Kaby-Lake-Prozessoren unter Singlethread-Benchmarks überrennen sollen? In jedem Fall heizen diese Meldung die Spannung gegenüber dem Ryzen-Launchtag (2. März 2017, angeblich 16 Uhr deutscher Zeit) nochmals an – und der bislang vorherzusagende fast totale Erfolg von Ryzen steht somit wieder auf der Kippe.

Verschiedene Webseiten berichten groß über deutliche (angebliche) Preisnachläße bei Intel im Zuge des kommenden Ryzen-Launches – welche das Gesamtbild dann natürlich wieder deutlich anders aussehen lassen würden. Allerdings beziehen sich alle Berichterstatter allein auf die Preissenkungen eines einzelnen US-Händlers in Form von "Micro Center", bei anderen Händler ist bislang noch gar nichts in diese Richtung hin zu sehen. Zudem schauen die Preissenkungen auch nur optisch so gut aus, weil Micro Center vorher deutlich über Marktnievau liegende Preise hatte – nun, nach den Preissenkungen liegt man unter Marktniveau, aber eben nur etwas, nicht bedeutsam. Hinzu kommt der interessante Punkt, das jene Spitzenpreise nur für Ladenkunden gelten, die maximal ein Stück zu diesem Preis bekommen, nicht aber für Onlinekunden. Hier wird letztlich der Werbe-Hintergedanke hinter diesen Preissenkungen offensichtlich – und leider ist eine ganze Reihe an "Fachmagazinen" darauf hereingefallen und berichtet nun über angebliche Intel-Preissenkungen. Und da jene vier Tage nach den ersten Meldungen hierzu aber immer noch nicht bei anderen Händlern auftauchen, existiert derzeit schlicht keinerlei offizielle Preissenkung bei Intel. Jene wäre auch sehr ungewöhnlich, da Intel dann die Preise für alle seine Kunden senken würde, auch für jene, die sowieso weiterhin Intel kaufen – und damit massiv an Umsatz einbüßen würde. Eher interessant ist es für Intel, AMD mehr Technik zum selben (hohen) Preis entgegenzustellen, um wenigstens die Prozessorenpreise und damit auch die Umsatzzahlen obenzuhalten.