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Hardware- und Nachrichten-Links des 28. Mai 2021

Ein offensichtlich kundiger Nutzer des Serve the Home Forums (erspäht von VideoCardz) gibt detailliert Auskunft über den Retail-Marktstart der (eigentlich schon im März vorgestellten) Epyc 7003 Prozessoren sowie der (bislang noch vermissten) Zen-3-basierten Threadripper-Prozessoren: Letztere sollen im August vorgestellt und im September verfügbar werden. Dabei soll es auch wieder ein 16-Kern-Modell geben – dass es nach oben hin bis zu 64 CPU-Kernen geht, wurde nicht erwähnt, ist aber Technik-bedingt offensichtlich. Zudem soll die nächste Threadripper-Generation (nach BIOS-Update) mit den bestenden sTRX4-Mainboards laufen, ist also der Upgrade-Weg (diesesmal) noch offen. Allerdings sind Verfügbarkeits-Probleme nicht auszuschließen, denn zu Epyc 7003 wird vor jenen explizit gewarnt – und da beide Prozessoren auf demselben Silizium basieren (sollten), könnte dies trotz des späteren Termins auch auf Threadripper durchschlagen.

Threadripper Zen3:
Launch is expected in August 2021.
Availability is planned for September 2021 for now.
A 16 core model should/will be available.
They will be most likely compatible with the current sTRX4-socket boards (with BIOS update).

Quelle:  lihp @ Serve the Home Forum am 28. Mai 2021

Der vergleichsweise sehr späte Start von Zen-3-basierten Threadripper-Prozessoren läßt im übrigen die Seitenchance offen, dass AMD jene schon auf Zen 3+ basieren lassen könnte. Sobald Zen 3+ für AMD nicht nur Fertigungs-technische Vorteile (6nm) bringt, sondern auch Architektur-Verbesserungen beinhaltet und/oder höhere Taktraten zuläßt, wäre dies zugunsten einer möglichst leistungsstarken Threadripper-Generation zu bedenken. Andererseits hat AMD derzeit nur sich selber in diesem Feld als Kontrahenten, sind von Intel neue HEDT-Ansätze erst im Jahr 2022 zu erwarten (möglicherweise Sapphire Rapids-X). Zudem glänzen HEDT-Prozessoren heutzutage eher durch viele Kerne und die damit erreichte Multithread-Performance, kleinere Vorteile im Bereich Architektur und Taktraten würde da das Kraut nicht mehr Fett machen. Insofern ist es genauso gut möglich, dass AMD im August noch Threadripper 5000 mit den originalen Zen-3-Kernen herausbringt, im Herbst dann Ryzen 6000 mit CPU-Kernen auf Basis von Zen 3+ (Warhol). Jene These bedingt in allen beiden Auslegungen natürlich, dass es überhaupt einen Warhol-Prozessor gibt – was derzeit immer noch unbestätigt ist.

VideoCardz zeigen das Bild einer GeForce RTX 3080 Ti FE – sprich einer "Founders Edition", wie nVidia sie exklusiv über seinen eigenen Online-Shop verkaufen wird. Damit beantwortet sich auch die Frage, ob es zur GeForce RTX 3080 Ti eine solche FE geben wird. Die Frage, ob jene in ausreichender Stückzahl beim nVidia-Shop vorhanden sein wird, bleibt dagegen offen. Besonders wahrscheinlich ist dies nicht, denn aufgrund gestiegener Komponenten-Preise ist der Verkauf zum Listenpreis für nVidia derzeit kein gutes Geschäft (hängt natürlich auch von der Höhe des Listenpreises ab, welcher bei dieser Karte noch nicht feststeht). Interessant ist, dass die GeForce RTX 3080 Ti FE das Karten- & Kühlerdesign der kleineren GeForce RTX 3080 verwendet, nicht jenes der größeren GeForce RTX 3090. Dies könnte im Extremfall – zumindest in diesem Referenzdesign – sogar noch leichte Nachteile bei der Performance ergeben, wenn die Karte ihren höheren Stromverbrauch nicht unterhalb der gesetzten Temperatur-Limits abtragen kann. Andererseits ist der Sprung von 320 auf 350 Watt zwischen GeForce RTX 3080 und 3080 Ti wohl zu klein, um diesbezüglich etwas beachtbares zu bewirken.

Eine sich an der GeForce RTX 3080 Ti FE ergebende Frage wäre dann noch, ob jene nVidia-Karte eine Cryptomining-Bremse erhält – im Gegensatz zu den bisherigen FE-Karten, welche laut nVidia auch weiterhin ohne Miningbremse "ausgeliefert" werden. Aber wahrscheinlich trifft dies eben nur auf die bisherigen FE-Karten zu bzw. will sich nVidia bei diesen nicht die Arbeit einer Neuauflage machen. Die GeForce RTX 3080 Ti dürfte hingegen auch im FE-Gewand nur mit Miningbremse antreten, auch dies reduziert dann wieder die Handlingkosten für nVidia (nur eine Chipversion). Zur Mining-Performance der GeForce RTX 3080 Ti sowie GeForce RTX 3060 LHR notieren VideoCardz erste Benchmarks aus Fernost. Dass sich hieraus ergebende Bild ist wegen nicht gänzlich vergleichbaren Angaben noch etwas unvollständig, im groben Maßstab zeigt sich jedoch die von nVidia versprochene Halbierung der Etereum-Miningleistung. nVidias beste Grafikkarten mit Miningbremse stürzen somit auf das Mining-Niveau von AMDs Radeon RX 6800/6900 Serie ab (62-63 MH/s), allein die von der Miningbremse unbetroffene GeForce RTX 3090 thront weiterhin einsam über allen anderen (mit einer ETH-Performance von 121 MH/s).

ETH default ETH optimiert ETH@Nerf default
GeForce RTX 3080 Ti ? 118,9 MH/s @ 278W 58,04 MH/s @ 299W
GeForce RTX 3060 41,5 MH/s 38,41 MH/s @ 140W 21,77 MH/s @ 119W

Weiterhin betrifft nVidias Miningbremse allerdings nur Ethereum-Mining, sprich den Dagger-Hashimoto-Algorithmus. Augenscheinlich limitiert nVidia mittels der Miningbremse die Speicher-Performance seiner Grafikarten – was wohl das einfachste Mittel war und auch bislang ohne bekannte Kollateralschäden funktioniert. Dies bedeutet aber auch, dass die Cryptominer sich jederzeit anderen Mining-Algorithmen zuwenden können, welche vielleicht etwas weniger profitabel sind, jedoch immer noch mehr Miningertrag einbringen als Ethereum nach der Miningbremse. Die Konzentration nVidias auf Ethereum-Mining wird derzeit auch immer stärker angemängelt, man sieht hierbei die Gefahr eines Nullsummen-Spiels durch den Wechsel der Miner auf andere Coins & Algorithmen. Gegen deren Ausbremsung sprechen jedoch zwei Gründe: Erstens könnte eine Miningbremse gegenüber der reinen Rechenleistung, welche somit möglichst viele Coins umfasst, durchaus zu Kollateralschäden führen – was nVidia unbedingt vermeiden will (und aus Verbraucherschutz-Gründen sogar vermeiden muß).

Und zweitens besteht durchaus die Chance, dass die derzeitige reine ETH-Bremse ihre gewünschte Wirkung auf den Grafikkarten-Markt hat. Hierzu ergibt sich die Frage, ob die Cryptominer unbedingt noch zu Nachkäufen neigen, wenn mit den LHR-Grafikkarten der einfache Weg des ETH-Minings wegfällt, sowie absehbar der vorhandene Bestand an Cryptomining-Beschleunigern wegen des kommenden Wechsels von Ethereum auf "Proof of Stake" sich sowieso andere Mining-Coins suchen muß. Ob jene ihre Lukrativität behalten, wenn plötzlich enorme Mengen an Rechenleistung in Coins mit drastisch kleinerer Marktkapitalisierung gepumpt wird, muß sich sowieso erst noch erweisen. Somit erscheint es als eher schlechter Zeitpunkt für die professionellen Cryptominer, jetzt noch viel Geld in beim Ethereum-Mining ineffektive LHR-Beschleuniger zu investieren. Der nebenbeiher minernde Normalbürger dürfte dies wohl weiterhin tun, aber allein eine Kaufzurückhaltung bei den professionellen Minern könnte ausreichen, auf dass endlich wieder große Teile der Grafikkarten-Produktion tatsächlich auch im Einzelhandel ankommen.

TechPowerUp weisen auf einige interessante Einträge in der Intel Produkt-Datenbank hin, welche nach Tiger-Lake-Prozessoren für den Desktop aussehen. Die dort erspähten Modelle Core i3-11100B, Core i5-11500B, Core i7-11700B und Core i9-11900KB weisen durchaus Desktop-typische Taktraten und mit dem "Thermal Velocity Boost" ein bislang allein im Desktop eingesetztes Boost-Feature auf. Das zuerst bei diesen Datenbank-Einträgen notierte Marktsegment "Mobile" wurde inzwischen durchgehend auf "Desktop" abgeändert. Generell sieht es mit der TDP auf 65 Watt und dem (singulär beim Core i9-11900KB) notierten Sockel "FCBGA1787" nach einer OEM-Serie für Klein-PCs aus – was sich über ein seitens Tom's Hardware eingeholtes Intel-Statement bestätigt. Auf Desktop-Taktraten hochgezogen, würde sich natürlich der direkte Vergleich gegenüber Rocket Lake anbieten – bei welchem man allerdings auf gleiche Vorausetzungen beim Power-Limit achten müsste, denn die Tiger-Lake-basierten Desktop-Modelle sind wie gesagt allesamt (und trotz ihrer hohen Taktraten) nur für 65 Watt TDP ausgelegt.

Kerne Taktraten L2+L3 Speicher iGPU TDP
Core i9-11900KB 8C/16T 3.3/4.9 GHz (TVB 5.3 GHz) 10+24 MB 2Ch. DDR4/3200 UHD: 32EU @ 350/1450 MHz 65W (55-65W)
Core i7-11700B 8C/16T 3.2/4.8 GHz (TVB 5.3 GHz) 10+24 MB 2Ch. DDR4/3200 UHD: 32EU @ 350/1450 MHz 65W (55-65W)
Core i5-11500B 6C/12T 3.3/4.6 GHz (TVB 5.3 GHz) 7.5+12 MB 2Ch. DDR4/3200 UHD: 32EU @ 350/1450 MHz 65W
Core i3-11100B 4C/8T 3.6/4.4 GHz (TVB 5.3 GHz) 5+12 MB 2Ch. DDR4/3200 UHD: 16EU @ 350/1400 MHz 65W
Hinweis: Alle diese Tiger-Lake-Prozessoren für den Desktop-Einsatz dürften nicht auf normalen Sockeln daherkommen und kaum jemals im Einzelhandel verkauft werden.