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Hardware- und Nachrichten-Links des 3./4. September 2016

HardOCP haben auf einer AMD-Webseite eine recht umfangreiche Liste weitere AMD-Grafikkarten entdeckt, welche bislang noch nicht (offiziell) veröffentlicht wurden: Radeon R5 420, 430 & 435, Radeon R7 430, 435, 440, 450 & 455 sowie Radeon R9 470 & 490 wurden hierbei aufgezählt, hinzu kommen noch einige sich ähnlich nennende Mobile-Modelle. Die Namen der vorgenannten Grafikkarten weichen einigermaßen von AMDs offiziellem Namensschema innerhalb der Polaris/Vega-Generation ab – insofern erscheint als wahrscheinlichste Auflösung, das es sich hierbei um OEM-Produkte handelt, welche ausschließlich in Komplett-PCs eingesetzt werden. Gut möglich im übrigen, das dabei alles, was unterhalb der 450er Nummer liegt, letztlich gar keinen Polaris-Grafikchip in sich trägt, sondern auf Rebranding früherer AMD-Grafikchips basiert. Es gilt hierbei um so mehr, das beim Erwerb von Komplett-PCs mit extra Grafikkarte deren Daten exakt zu studieren sind, um nicht aufgrund eines ähnlichen Namens einem Neppangebot aufzusitzen. Zur Ehrenrettung der Grafikchip-Entwickler kann man allerdings anmerken, das jene Fälle im Einzelhandel der westlichen Welt eher selten geworden sind – solcherart Nepp-Lösungen werden zumeist nur in Schwellen- und Entwicklungsländer eingesetzt (wo die Kundenmacht niedrig und eine Verbraucherschutz-Gesetzgebung faktisch nicht vorhanden ist).

Am Beispiel der Grafikkarten-Performance unter Deus Ex: Mankind Divided kann man sehen, wie derzeit eine frühere Prophezeiung zur Radeon R9 Fury X bzw. natürlich auch zu den beiden anderen Fji-basierten AMD-Grafikkarten zutrifft: Diese eigentlich für die UltraHD-Auflösung gebauten und auch nur dort wirklich schnellen Grafikkarten sind unter solch modernen Hardware-Schockern wie eben Deus Ex: Mankind Divided nur noch in Auflösungen unterhalb von UltraHD wirklich gut dabei: Unter FullHD liegt die Radeon R9 Fury X sogar eine Leistungsklasse oberhalb der GeForce GTX 980 Ti, unter WQHD laufen beide Grafikkarten dann in derselben Leistungsklasse durchs Ziel. Unter UltraHD – früher einmal als die Paradedisziplin der Fiji-basierten Grafikkarten gedacht, liegt dann die nVidia-Lösung sogar deutlich vorn, bei allerdings beiderseits unzureichenden Frameraten. Hier kann man sicherlich schon damit argumentieren, das eine Fiji-Lösung mit gleich 8 GB Speicher viel besser ausgesehen hätte (wenngleich 8 GB Speicher mit HBM1-Speicher technisch fast nicht zu erreichen sind), die Fiji-basierten Grafikkarten hier also auf jeden Fall an ihrer Speichermenge kranken. Diese wie gesagt mal als UltraHD-Beschleuniger gepriesenen Karten erweisen sich immer mehr als praktikable Lösungen rein für die FullHD-Auflösung – viel mehr will man heutzutage bei nur 4 GB Grafikkartenspeicher gar nicht ansetzen, selbst WQHD geht da schon in Richtung des Prädikats "grenzwertig".

Dummerweise ist die ganze Architektur der Fiji-basierten Grafikkarten wenig auf die FullHD-Auflösung ausgelegt, sind jene nur unter UltraHD wirklich schnell. Ganz fix kann man dies an der Performance-Differenz in unserem Performance-Index sehen: Liegen beide Grafikkarten unter dem UltraHD Performance-Index bei jeweils 100%, sieht das Verhältnis unter dem FullHD Performance-Index bei 680% zu 750% einen beachtbar hohen nVidia-Vorteil von ~10%. Auf die konkreten Benchmarks unter Deus Ex: Mankind Divided trifft dies zwar nicht zu, aber in anderen Spielen liegt die GeForce GTX 980 Ti unter FullHD doch gewöhnlich vor der Radeon R9 Fury. Jene Nutzer, welche zum letztjährigen Erscheinen der Fiji-basierten Grafikkarten vor deren knapper Speicherbestückung gewarnt haben, bekommen also letztlich früher Recht als man es allgemein angenommen hatte. Die Fiji-basierten Grafikkarten werden damit nicht unnutzbar, aber rutschen halt in die Kategorie "nur für FullHD tauglich" ab – eine Kategorie, in welcher jene Karten dummerweise niemals besonders schnell waren. Als UltraHD-Lösungen wurden die Fiji-basierten Grafikkarten in jedem Fall – wegen ihrer schwachen Speicherbestückung – am mittel- und langfristigen Bedarf vorbei konzipiert, dies zeigt sich nunmehr auch rein praktisch.

Es ist schon ein klein wenig verwunderlich, wie Teile der "Fachpresse" die Meldung verwurstet hat, das von Intel keine Kaby-Lake-Treiber zu erwarten sein werden. Denn hierbei sieht man sehr oft allein Microsoft in der Verantwortung, die entsprechenden Artikel reden oftmals breit über Microsofts entsprechende Aussagen. Microsoft ist diesbezüglich als Betriebssystem-Hersteller jedoch in keinerlei Bringpflicht – denn Aufgabe eines Betriebssystem-Herstellers ist es, einem neuen Betriebssystem bei dessem Release möglichst alle Treiber für zu dieser Zeit existierende Hardware mitzugeben, gern auch für alle mögliche Alt-Hardware, welche von ihren Herstellern nicht mehr gepflegt wird. Alles darüber hinaus ist ein Bonus – welcher allerdings eher unnötig ist, denn Treiber für neu erscheinende Hardware sind von ihren jeweiligen Herstellern anzubieten und zu pflegen. Jene können natürlich frei wählen, für welche Betriebssysteme man Treiber anbietet – aber im konkreten Fall mit Windows 7 als das mit Abstand am weitesten verbreitete Betriebssystem sollte diese Entscheidung eigentlich eher klar sein. An diesem Punkt patzt dann aber eben Intel – und nicht Microsoft, auch wenn der Betriebssystem-Hersteller in vielen Artikeln zum Thema fälschlicherweise in den Vordergrund gerückt wird (und es Intel damit um so einfacher gemacht wird, die Sache durchzuziehen).

Nebenbei gesagt könnte eine Quelle für Kaby Lake Chipsatz-Treiber für Windows 7/8 womöglich bei den Herstellern von Komplett-PCs und Notebooks liegen. Jene werden von Intel teilweise lange, nachdem Intel den offiziellen Treiber-Support einstellt, doch noch mit entsprechenden Treibern beliefert. Jene Treiber werden dann von den OEM-Herstellern manchmal noch mit eigenem Logo oder/und Installer versehen und nachfolgend auf deren Webseiten für bestimmte Geräte zum Download angeboten, sind aber in aller Regel unveränderte Intel-Treiber, welche sich auch mit den Geräten anderer OEM-Hersteller nutzen lassen. Konkret ist man in unserem Forum bereits über ein Lenovo-Notebook gestolpert, dessen Lenovo-Treiber bereits den Support für Kaby-Lake-Innereien auch für Windows 7, 8.0 und 8.1 mit sich bringt. Allein dieser eine Treiber könnte (sofern fehlerfrei und nicht beschnitten) bereits ausreichend sein, um Kaby Lake ganz generell und unabhängig des Geräte-Herstellers auch auf diesen älteren Microsoft-Betriebssystemen installieren zu können. Die echten Schwierigkeiten fangen erst dann an, wenn es neue Sockel gibt, wo dann solche und andere Tricks nicht mehr funktionieren. Bei Intel dürfte dies im Consumer-Segment anzunehmenderweise mit Coffee Lake der Fall sein (noch unbekannter Sockel), im Enthusiasten-Segment mittels Kaby-Lake-X und Skylake-X (neuer Sockel 2066). Bei AMD ist leider schon Zen betroffen, da jene neue Prozessoren-Architektur einen grundlegend neuen Chipsatz- und Sockel-Unterbau mit sich bringt.