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Hardware- und Nachrichten-Links des 3./4./5. März 2018

In unserem Forum läuft eine angeregte Diskussion über nVidias Turing-Generation – natürlich unter der Annahme, das es sich hierbei um die nächsten Gamer-Grafikkarten von nVidia handeln wird. Derzeit sind zu Turing noch viele Möglichkeiten offen, da faktisch keinerlei Eckdaten vorliegen – insbesondere auf die eingesetzte Fertigungstechnolgie und deren Möglichkeiten bezogen. Aus der Sicht nVidias selber dürfte dies natürlich gänzlich anders aussehen: Was für den Hardware-Enthusiasten in Form von "Turing" ein neuer, so nicht erwarteter Codename darstellt, ist für nVidia einfach nur die langfristig geplante Gaming-Generation nach Pascal. Denn egal welchen Codenamen nVidia hierfür verwendet, dürfte jene sicherlich seit 2-3 Jahren in fester Planung bei nVidia sein – und spätestens vor einem Jahr in eine Finalisierung gegangen sein, nach welcher sich keinerlei beachtbare Änderungen mehr realisieren lassen. Die Vorlaufzeiten neuer Grafikchips unter neuen Fertigungsverfahren liegen nun einmal immer noch bei 6-9 Monaten zwischen Tape-Out und Launch, ergo sollte Turing bei einem Launch im Juli/August 2018 ungefähr zum Jahresende 2017 seinen Tape-Out hingelegt haben. Die Designphase wird man dann schon einige Wochen vorher verlassen haben, vermutlich hat nVidia die Eckdaten der kommenden neuen Gaming-Generation somit spätestens im letzten Sommer final abgenickt. Sofern Turing ursprünglich bereits für diesen Frühling geplant war, kann sich dies alles sogar noch um ein weiteres Quartal nach hinten verschieben

Dabei dürften die Gundzüge der neuen Generation wie gesagt eher denn bereits vor 2-3 Jahren festgelegt worden sein. Eine Möglichkeit, auf kurzfristige Entwicklungen zu reagieren, ist da kaum vorhanden – zum Zeitpunkt der Design-Finalisierung von Turing dürfte für nVidia noch nicht einmal sicher gewesen sein, das AMDs Vega-Projekt derart weit vom Ziel entfernt einschlägt. Vielmehr realisiert man üblicherweise die Anpassungen auf neu eintretende Entwicklungen erst mit der (aus Entwicklersicht) nachfolgenden Chip-Generation, welche sich zu diesem Zeitpunkt erst noch in einem frühen Konzeptions-Stadium befindet. Sofern nVidia also mittels Turing irgendwelche größeren Würfe planen würde, müsste nVidia dies bereits vor gut 2 Jahren gewusst und angegangen haben. Dies gilt insbesondere für alle größeren Architektur-Verbesserungen, welche bezüglich zuerst Ampere und nunmehr Turing gern vermutet werden: Jene kann man sicherlich nicht erst dann aus dem Hut zaubern, wenn man feststellt, das innerhalb der 12nm-Fertigung zu wenig Spielraum für eine wirklich bedeutsame Performance-Steigerung liegt – sondern muß gerade Architektur-Verbesserungen sehr viel langfristiger vorbereiten. Sofern die Turing-Generation also einen ähnlichen Recheneffizienz-Sprung wie seinerzeit die Maxwell-Generation bringen sollte, dann hat nVidia dies langfristig in der Pipeline gehabt – lange bevor der (offenbar neue) Codename "Turing" aus der Taufe gehoben wurde.

Interessanterweise ebenfalls im dritten Quartal passieren soll ein Ende der steigenden Grafikkarten-Preise, wie kürzlich durch einen US-Händler dargelegt. Zum Zeitpunkt dieser Meldung war der neue Stand zu Turing ebenfalls im dritten Quartal 2018 noch nicht bekannt – womit sich auch erst jetzt betrachten läßt, inwiefern zwischen beiden Meldungen bzw. Ereignissen ein Zusammenhang bestehen könnte. Denn natürlich hat die Händler-Meldung zu den Grafikkarten-Preisen irgendeine Basis in der Herstellerindustrie – welche demzufolge also erwartet, das mit dem Turing-Launch sich die Grafikkarten-Preissituation entspannen wird. Damit dürfte nVidia also nicht den wilden Gerüchte über (stark) erhöhte Grafikkarten-Preise bei Turing folgen – und vor allem sollte man davon ausgehen, das nVidia mit überzeugenden Lieferkontingenten bei Turing antritt. Womöglich ergibt sich hieran auch der Verzicht auf den Frühlings-Start (welcher möglicherweise einstmals geplant war) – indem man nunmehr später startet, hat man mehr Zeit, um genügend Chips und Speicher vorzufertigen, um nicht gleich mit dem ersten Kundenansturm nach dem Launch kapitulieren zu müssen. Während all dies vergleichsweise gut zu kalkulieren sein wird (gerade wenn keinerlei Wettbewerb durch AMD zu erwarten ist), muß offenbleiben, wie nVidia bei der Turing-Generation das Problemfeld des Crypto-Minings umschifft.

Denn insbesondere eine stark steigende Rechenleistung würde Turing natürlich umgehend hochinteressant für Crypto-Miner machen – und angesichts der Größe des Crypto-Marktes (ein bedeutender Hersteller von Mining-ASICs nimmt mehr Wafer bei TSMC ab als selbst nVidia) ist es nicht so einfach vorstellbar, gleich derart viele Turing-Karten herzustellen, das auch die Miner ohne Lieferengpässe bedient werden können. An dieser Stelle liegt dann sicherlich die eigentliche Herausforderung für nVidia beim kommenden Turing-Launch – der Gaming-Gemeinde rein praktisch zu beweisen, das man selbige nach wie vor als seine Hauptkundschaft ansieht. Schafft man dies nicht, dürfte ziemlich viel Porzellan zerschlagen werden – nVidias Turing-Generation wird faktisch der erste Lackmus-Test, wie ein größerer Grafikkarten-Launch im Zeitalter des anhaltenden Crypto-Minings zu realisieren ist (AMDs Vega kann diesbezüglich angesichts der zu geringen Chip-Nachproduktion nicht als Beispiel dienen). Die Industrie-nahe Aussage von nicht mehr steigenden Grafikkarten-Preisen nach dem dritten Quartal 2018 deutet allerdings durchaus darauf hin, das nVidia diese Problematik auf dem Schirm hat – und damit rechnet, jener äquivalent begegnen zu können.

Die ComputerBase vermeldet verschiedene Aussagen aus Hersteller-Kreisen, wonach die zweite Welle von Coffee Lake nunmehr Anfang April bzw. direkt nach Ostern zu erwarten sei (Ostern 2018 fällt auf den 1. und 2. April). Der ursprünglich genannte Termin vom 14. Februar hat sich dagegen augenscheinlich nicht bestätigt – aber dies könnte am Ende auch nur der Termin gewesen sein, zu welchem erste Chargen dieser Prozessoren in den Handel gegangen sind, wie wenige Tage später berichtet wurde. Für den echten Launch scheint Intel hingegen die Verfügbarkeit der 300er Chipsatz-Serie abzuwarten, nachdem der bislang verfügbare Z370-Chipsatz nur ein Wiedergänger des Z270-Chipsatzes ist und damit (als einziger der 300er Chipsätze) auch nicht über die Möglichkeit verfügen wird, die nachfolgende Ice-Lake-Generation zu tragen. An den Prozessoren selber kann es sowieso nicht hängen, denn innerhalb der Coffee-Lake-Generation gibt es derzeit sowieso nur ein neues Die, der Rest der Prozessoren läuft auf Kaby-Lake-Dies. Die Lieferbarkeit aller Coffee-Lake-Prozessoren hat sich zudem schon direkt nach Jahresstart entscheidend verbessert, so daß inzwischen sogar absolut vernünftige Preislagen (Euro-Straßenpreis beachtbar unterhalb des Dollar-Listenpreises) geboten werden können. Der Vorteil der zweiten Welle von Coffee Lake wird neben einigen CPU-Ergänzungen primär in den weiteren Mainboard-Chipsätzen liegen, womit sich insgesamt günstigere Systeme aufbauen lassen.