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Hardware- und Nachrichten-Links des 9. Mai 2016

Eine der spannenden Fragen zu nVidias Pascal-Architektur ist immer noch, wie jene mit dem Anwendungsfall "Asynchronous Compute" ungehen kann. Die nVidia-Aussagen hierzu erwähnen eine Verbesserung mit "mehr Effizienz und Gaming-Performance" – allerdings wird das ganze in einem einzelnen Satz ohne weitere Ausführungen abgehandelt, was entweder eine nVidia-untypische Tiefstapelei oder aber einen klarstmöglichen Nebenpunkt der Pascal-Architektur ergibt. Da ersteres dann weniger zu nVidia passt, wäre eher zu befürchten, das nVidia hierbei wirklich nur das Allernötigste getan hat – und demzufolge AMD in diesem Feld weiterhin klar führend ist. Als Gegenargument darf man an dieser Stelle aber gut und gerne anbringen, das sich die (teilweise) hohen Performance-Gewinne von AMD unter Asynchronous Compute primär aus der Ineffizienz des eigenen DirectX-11-Treiber speisen – anders formuliert, AMD mit diesem Feature vornehmlich nur das aufholt, was gegenüber nVidia sowieso noch fehlte. Die eigentliche Aussage hierzu werden die Benchmarks von DirectX-12-Titeln treffen – wenn nVidias Pascal-Boliden hierbei gut aussehen, spielt die konkrete Ausführung bzw. Leistungskraft von Asynchronous Compute bei nVidia keine große Rolle mehr.

In diese Richtung gehen auch die von Videocardz zusammengesuchten Polaris- und Pascal-Benchmarks unter "Ashes of Singularity" – welches wie bekannt sowohl DirectX 12 als auch Asynchronous Compute unterstützt. Der Vergleich von in automatisch kreiierten Benchmark-Datenbanken zu findenden Zahlen ist natürlich gerade bei neuer Hardware mit Fehlermöglichkeiten behaftet – so wurden für die bekannten Grafikkarten Durchschnittswerte verwendet, welche aber natürlich durch Overclocking verzerrt sein können. Gleichfalls liefen einige der neuen Grafikkarten noch als Vorserien-Samples augenscheinlich nicht auf finalen Taktraten, die damit erzeugten Benchmark-Werte sind kaum sinnvoll nutzbar. Am Ende bleiben ein paar Werte zur GeForce GTX 1080 übrig, welche die Karte gegenüber anderen Enthusiasten-Lösungen auf einem guten Weg sehen – manchmal mit kleineren, manchmal mit größeren Unterschiede, in jedem Fall klar als neue Top-Lösung zu erkennen. Für genauere Benchmarks sollte man den unabhängigen Hardware-Testern Zeit geben, ihre Hardwarereviews zur GeForce GTX 1080 bis zum 17. Mai (mit hoffentlich möglichst umfangreichen Benchmarks) abzuschließen.

Nach diesem einigermaßen überraschenden Frühstart von nVidia mit der Pascal-Architektur stellt sich natürlich die Frage, was AMD dem mit deren kommender Polaris/Vega-Architektur nunmehr entgegenzusetzen hat. Von der Produktausrichtung her ist klar, das AMD die Polaris-Chips deutlich niedriger ansetzt – Polaris 11 ist eine klassische Mainstream-Lösung, Polaris 10 eine Lösung an der Grenze zwischen Performance- und HighEnd-Bereich, welcher allerdings dennoch keinerlei Chancen (und Ambitionen) eingeräumt werden, sich mit nVidias GP104-Chip anzulegen. AMD selber dürfte Polaris 10 klar niedriger einordnen, wenn der Polaris-10-Einstiegspreis bei vermutlich 349$ legt, der GP104-Einstiegspreis bei 699$ (oder 599$, nVidias "Empfehlung" zu den Herstellerdesigns beachtend). Selbst an den Chipgrößen läßt sich dies festmachen: AMDs Polaris 10 liegt wohl bei 232mm², während nVidias GP104 bei ~300mm² (vielleicht auch etwas mehr) doch eine gewisse Differenz ergeben, selbst wenn am Ende beiderseits 2560 Shader-Einheiten verbaut sind und AMD sein früheres Effizienz-Problem mit der Polaris/Vega-Architektur in den Griff bekommt.

Doch selbst dann steht noch ein erheblicher Taktraten-Unterschied zwischen beiden Ansätzen, denn nVidia nutzt die größere Chipfläche dazu aus, um auf deutlich höhere Taktraten im Bereich von 1700-1800 MHz zu kommen. AMDs Polaris-Chips sind hingegen eher zu Chiptaktraten von 1100-1200 MHz zu erwarten, dies kann (allein an diesem Punkt) eine Differenz von 50% bei der Rohleistung ergeben. Selbst wenn AMD die Polaris-Taktraten unter dem Eindruck der GP104-Vorstellung nun nochmals nach oben setzt (wie ein Gerücht aus dem SemiAccurate-Forum nahelegt), wird dieser riesige Unterschied nicht zu überbrücken sein – Polaris 10 ist immer der kleinere Ansatz gegenüber dem GP104, letzterer sollte daher ganz automatisch vorn liegen. AMD dürfte eher daran interessiert sein, mit Polaris 10 eventuell das Wirken der kleineren GP104-Lösungen zu stören – ganz sicher dabei der GeForce GTX 1065 als kleinster GP104-Lösung, eventuell auch der GeForce GTX 1070, dies bliebe die genauen Hardware-Daten und entsprechende Benchmarks zu diesen Karten abzuwarten.

Terminlich wird es im übrigen möglicherweise schon vor der Computex (ab 31. Mai) etwas von AMD zu hören geben, denn laut Zolkorn (maschinelle Übersetzung ins Deutsche) hat AMD wohl schon verschiedene Medien zu einer AMD-Veranstaltung zwischen dem 26. bis 29. Mai in Macau eingeladen. So oder so passiert auch bei nVidia vor Mitte Juni nicht wirklich etwas entscheidendes für die Grafikkarten-Käufer: Denn selbst wenn es Hardwarereviews zur GeForce GTX 1080 bereits am 17. Mai geben sollte, der Kartenrelease steht wohl weiterhin auf den 27. Mai und die günstigeren Herstellerdesigns wird es dann erst Mitte Juni geben können. Zu diesem Zeitpunkt wird dann (hoffentlich) längst klar sein, in welche Performance- und Preispunkte Polaris 10 geht, genauso dürfte der Performancepunkt der GeForce GTX 1070 dann genauer feststehen (Launch offiziell am 10. Juni). So gesehen gilt aktuell die Devise "Abwarten" auf diese ausstehenden Grafikkarten-Launches rund um die Computex herum.