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Hardware- und Nachrichten-Links des 9./10. November 2019

Notebookcheck haben die ersten Benchmarks zu einem Ultrabook-Sechskerner von "Comet Lake" in Form des Core i7-10710U aufgelegt. Der Test darf wohl nur als Preview verstanden werden, weil hierbei auf Basis einzelner Notebooks und nicht von Durchschnittswerten verglichen wurde – hinzu kommt, das die konkrete TDP-Einstellung der Testgeräte nicht bekannt ist, wobei HWiNFO auch oftmals leider nur unzusammenhängende bis unwahrscheinliche Daten ausgibt. Das zieht dann auch die Glaubwürdigkeit von scheinbar vernünftigen Daten herunter – für das Testgerät mit dem Comet-Lake-Sechskerner wurde beispielsweise PL1 mit 15 Watt und PL2 mit 64 Watt angegeben. Mit dieser Auslangslage schlug sich der Comet-Lake-Sechskerner ganz gut und legte auf das Whiskey-Lake-Topmodell mit vier CPU-Kernen immerhin +36,1% Anwendungs-Performance oben drauf, auf das Ice-Lake-Topmodell mit ebenfalls vier CPU-Kernen dann noch +14,4%. Wegen der wahrscheinlich nicht genau deckungsgleichen TDP sind diese Werte im einzelnen nicht auf die Goldwaage zu legen, können aber zumindest grob eine gewisse Richtung vorgeben.

Ryzen 7 3750H Core i7-8565U Core i7-1065G7 Core i7-10710U
Technik Zen+, 4C/8T, 2.3/4.0 GHz, verbaut in Asus ROG GA502DU, nominell 35W TDP Whiskey Lake, 4C/8T, 1.8/4.6 GHz, verbaut in Lenovo ThinkPad T590-20N4002VGE, nominell 15W TDP Ice Lake, 4C/8T, 1.3/3.9 GHz, verbaut in Dell XPS 13 7390, nominell 15W TDP Comet Lake, 6C/12T, 1.1/4.7 GHz, verbaut in Dell XPS 13 7390, nominell 15W TDP
Anwendungs-Performance  (9 Tests) 102,0% 100% 119,0% 136,1%
Cinebench R15: erster Lauf vs. Ø 25 Läufe 796 vs. 790 (-1%) 694 vs. 624 (-10%) 837 vs. 672 (-20%) 1062 vs. 886 (-17%)
gemäß den Ausführungen von Notebookcheck

Dabei scheint der Comet-Lake-Sechskerner sehr deutlich von seinem PL2 zu profitieren, denn viel von dieser Mehrperformance fällt wieder ab, wenn man die Benchmarks einfach länger laufen läßt: Notebookcheck haben dies anhand des Cinebench R15 demonstriert, wo der Comet-Lake-Sechskerner von seinem Spitzenwert von 1062 Punkten im Schnitt von 25 Benchmark-Durchläufen auf einen wieder eher irdischen Wert von 886 Punkten herunterfällt – zwar immer noch besser als die Spitzenwerte der drei anderen Prozessoren, aber dann nicht mehr weit entfernt vom Ice-Lake-Vierkerner (mit 837 Punkten in der Spitze). Vor allem das Delta zwischen Spitzenwert und Durchschnitt ist beim Comet-Lake-Sechskerner ist mit -17% erheblich, da kommt der Whiskey-Lake-Vierkerner mit -10% wesentlich besser weg (der Ice-Lake-Vierkerner mit -20% allerdings genauso schlecht). Aber dies ist dann wohl der Fluch von Sechskern-Prozessoren der 14nm-Fertigung unter einer TDP-Grenze von nur 15 Watt – da läßt sich prinzipbedingt nur noch für eine gewisse Zeit eine erhebliche Mehrperformance generieren, im Dauereinsatz ist diese dann wahrscheinlich weitgehend weg. Käufer dieser Geräte sollten sich über diese Eigenschaft im klaren sein – wer wirklich die dauerhafte Leistung eines Sechskerners benötigt, schaut besser bei den vollwertigen Notebook-Prozessoren der H-Klasse mit TDPs von 35-45 Watt.

Ein Punkt, der im Zuge der Taktraten-Diskussion zu Ryzen 3000 noch anzusprechen wäre, ist eine Neuausrichtung der nominellen Taktraten-Angaben. Denn wenn AMD ab Ryzen 3000 faktisch nur noch maximal erreichbare Boost-Taktraten (und keinen garantieren Boost-Takt) mehr angibt, sollte man der Fairness halber auch bei Intel die jeweiligen Spitzen-Taktraten notieren – und nicht mehr den nominellen Boost-Takt. Bei den Consumer-Modellen gibt es diesbezüglich keine Differenzen (bis auf den Core i9-9900 mit seinem "Thermal Velocity Boost"), aber die HEDT-Modelle haben schließlich allesamt noch einen Turbo Boost Max 3.0, welcher auf bis zu zwei CPU-Kernen je nach den konkreten thermischen Bedingungen noch einen gewissen Taktraten-Zuschlag bietet – und daher der maximalen Boost-Taktrate durchaus zugerechnet werden darf. Gleichzeitig gewinnt schon seit einiger Zeit die Frage nach dem AllCore-Turbo am Gewicht hinzu – logisch bei maximalen Boost-Angaben, welche (bei AMD wie bei Intel) zumeist nur für die geringste Kern-Anzahl gelten.

Skylake X Skylake X Refresh Cascade Lake X
18-Kerner Core i9-7980XE: 2.6/3.4/4.4 GHz Core i9-9980XE: 3.0/3.8/4.5 GHz Core i9-10980XE: 3.0/3.8/4.8 GHz
16-Kerner Core i9-7960X: 2.8/3.6/4.4 GHz Core i9-9960X: 3.1/4.0/4.5 GHz -
14-Kerner Core i9-7940X: 3.1/3.8/4.4 GHz Core i9-9940X: 3.3/4.1/4.5 GHz Core i9-10940X: 3.3/4.1/4.8 GHz
12-Kerner Core i9-7920X: 2.9/3.8/4.4 GHz Core i9-9920X: 3.5/4.2/4.5 GHz Core i9-10920X: 3.5/4.3/4.8 GHz
10-Kerner Core i9-7900X: 3.3/4.0/4.5 GHz Core i9-9900X: 3.5/4.1/4.5 GHz
Core i9-9820X: 3.3/4.0/4.2 GHz
Core i9-10900X: 3.7/4.3/4.7 GHz
8-Kerner Core i7-7820X: 3.6/4.0/4.5 GHz Core i7-9800X: 3.8/4.1/4.5 GHz -
6-Kerner Core i7-7800X: 3.5/4.0/4.0 GHz - -

Insofern sollte man zukünftig versuchen, eher gleich drei Taktraten-Angaben zu pflegen: Basetakt, AllCore-Boost und maximalen Boost-Takt – wobei letztere dann auch durchaus weitere Booster wie den "Turbo Boost Max 3.0" oder auch den "Thermal Velocity Boost" enthalten darf. Bei AMD wäre dies äquivalent den früheren XFR-Zuschlägen, die man an dieser Stelle genauso notieren könnte – wobei AMDs Prozessoren aufgrund der generell eigentlich undefinierten Boost-Grenzen (jede CPU taktet sich individuell so hoch, wie sie kann) diesbezüglich viel schwerer zu bewerten sind. Da es bei AMD (derzeit) auch keinen definierte AllCore-Turbo gibt, fällt diese Angabe bei AMD (derzeit) weg – was schade ist, denn damit entfällt ein relevanter Bewertungsmaßstab. Generell gehen wohl die CPU-Taktraten in diese Richtung, ähnlich wie bei Grafikkarten nur noch als generelle Richtwerte zu dienen und nur zum Familien-internen Vergleich zu taugen, aber keine belastbare Aussagen zur Performance dieser Prozessoren zu liefern. Der Bruch mit den früher einmal klaren und verbindlichen Taktraten-Angaben mag bedauerlich sein, ist aber wohl unvermeidlich, sofern man auf moderne Boost-Mechanismen setzt.